Ich habe mir selbst (und früher auch meinem Landesschützenverband) eine simple Frage gestellt, und stelle sie nun auch öffentlich. Und wenn man sie erst einmal stellt, und dann auch noch nachfragt, worauf sich etwaige Zahlen denn stützen...
Die Frage ist: "Wieviele Trainer haben wir eigentlich im Deutschland im Schießsport?"
Einfach, nicht? Aber ihr werdet euch wundern, wie schwierig sie zu beantworten ist.
Ich habe nämlich den starken Eindruck, dass in einigen, vielleicht sogar in vielen Landesverbänden das gar nicht bekannt ist. Und schon gar nicht einfach aus einer à jour gehaltenen Statistik abfragbar ist. Dazu kommt noch, dass alte Lizenzen verfallen, wenn sie nicht durch Fortbildung aktualisiert werden. Die Verbände machen aber keinen der betroffenen Trainer darauf aufmerksam, die müssen sich selbst darum kümmern. Selbst ein Verband, der wüsste (beispielsweise aufgrund ausgegebener Trainerausweise mit fortlaufenden Nummern), dass man jetzt gerade den 587sten C-Trainer-Ausweis ausgestellt hat, weiß dann nicht, wieviele der von ihm seit 30 Jahren Ausgebildeten noch "gültig" und anerkannt sind, ja überhaupt noch leben.
Vom DOSB gibt es hierzu eine schöne und wie zumeist getürkte Untersuchung und Statistik. Getürkt ist sie nicht deshalb, weil man da bewusst hätte fälschen wollen, das unterstelle ich gar nicht, sondern weil in vielen Fällen die Angaben der Fachverbände reine Raterei sein dürften, und man die geratenen Zahlen brav und kooperativ nach oben weitergemeldet hat.
Für den Deutschen Schützenbund werden zum Beispiel als Bundesqualifikationen nach DOSB-Qualifizierungsplan angegeben (auf S. 19 des Berichtes):
7.174 C-Trainer / 1.345 B-Trainer / 241 A-Trainer. Sowie noch 21 Diplom-Trainer (diese auf S. 42).
Wie bitte?! Zweihunderteinundvierzig A-Trainer im Deutschen Schießsport? Das hätte man aber merken müssen. Und dabei sollte diese Zahl noch eigentlich am leichtesten erfassbar und glaubhaft sein. Auch das relative Verhältnis von C- zu B-Trainern kann nicht stimmen, wie jeder Schütze weiß.
Wobei dann auch noch von diesen (angeblich) 7174 C-Trainern nur 1540 mit Breitensport-Qualifikation sein sollen, und 5634 mit Leistungssportqualifikation (S. 21). Da stimmt doch auch etwas nicht mit der nominellen Zuordnung und Schwerpunktsetzung?
Die Zahl von nur 1190 Jugendleiter-Lizenzen nach DOSB im gesamten Deutschen Schützenbund ("JuBaLi" zählt nicht) mag dagegen stimmen (S. 31). Dann stellt sich aber bei einer so katastrophal niedrig erscheinenden Präsenz die Frage, ob nicht vielleicht die Anforderungen an den Erwerb dieser Lizenz viel zu hoch geschraubt worden sind; im Deutschen Fußballbund sind es nämlich sogar nur 333 Inhaber. Offenbar braucht man für erfolgreiche Jugendarbeit diese komische Lizenz in der Sache gar nicht ?
Eine wesentliche Struktur- und Erfassungsschwäche des ganzen Berichts liegt dann vor allem noch darin, dass die unterhalb der stark formalisierten DOSB-Ebene liegenden Qualifikationen der Landes[schützen]verbände, auf denen ja die gesamte alltägliche Vereinsarbeit, 90 % des Breitensports, und 98 % der Talentsuche liegen, überhaupt nicht erfasst werden: nämlich diejeigen der D-Trainer und Vereinsübungsleiter (die Terminologie differiert). Das ist z.B. in Frankreich ganz anders und wesentlich besser.
Quelle: DOSB I Bildung und Qualifizierung - Qualifizierungsbericht der Sportorganisationen 2010
Qualifizierungsbericht_2._Aufl..pdf
Carcano