Beiträge der Vereine

  • Wir haben über 300 Mitglieder und einen Jahresbeitrag von 35 Euro.

    Du hast natürlich Recht.... mir wären 35 Euro im Jahr auch viel lieber.... aber das funktioniert leider nicht. Das wären bei uns dann gerade mal 1225 € Jahresbeiträge.... bei Euch sind es hingegen 10500€.

    Vielleicht sind wir in 20 Jahren mal soweit, dass wir den Beitrag reduzieren können. Mich würde es freuen...

    Beste Grüße
    Dagmar

  • dingo

    Hast du dir mal das rechenbeispiel angesehen das ich hier als Datei angehängt habe?
    Das könnte bei euch gut passen.


    Dagmar
    Wie schaut eure Vereinsstruktur denn aus? Eigener Schießstand? Wie lange in der Woche geöffnet?
    Wie groß ist die Ortschaft bei euch?

  • Ich denke es kommt darauf an was alles geboten wird. Bei uns in Wiesloch wir haben 15 LG Stände 15 Pistolen Stände ,10, 50 Meter Stände,4 100 Meter Stände , Eine Bogen wiese 90 Meter .Wir Zahlen 90€ im Jahr . Irgenwie müssen auch die kosten zur Reparatur eingespielt werden

  • Ich denke es kommt darauf an was alles geboten wird. Bei uns in Wiesloch wir haben 15 LG Stände 15 Pistolen Stände ,10, 50 Meter Stände,4 100 Meter Stände , Eine Bogen wiese 90 Meter .Wir Zahlen 90€ im Jahr . Irgenwie müssen auch die kosten zur Reparatur eingespielt werden

    Guter Gedanke hennes.

    Aber auch bei dir mal eben ein paar Fragen:
    Wie lange ist euer verein in der Woche auf?
    Wieviele Mitglieder habt ihr? Wie gestaffel?
    Altersdurchschnitt?

  • Also bei meinen verein lauft die sache so ab: Jahresbeitrag liegt bei Erwachsenen 25 euro und kinder glaub 12 oder 15 euro. Dann kann jeder am anfang vom jahr ein jahresstandgeld von 60 euro zahlen und kann soviel er will schiessen. Ansonst liegt das tagesstandgeld bei 2 euro, und bei 3 euro für nichtmitglieder.
    Mitglieder haben wir zurzeit 202 aber waren aber schon nur 190 davon aktive ca. 50-60 schützen.
    Zu bieten haben wir 6 luftdruck anlagen von meyton 5 kk anlagen von meyton 3 kk bahnen auf scheiben, 4 Zistu stände, 14 Lg stände aussen(nutz aber keiner) 3 100 meter bahnen 14 25 meter pistolen stände ist aber hälfte duell und normal. Unser altersdurchschnitt ist eher hoch, aber es gibt natürlich auch junge schütze so wie ich einer bin oder junger.

    Der PC rechnet mit allem, nur nicht mit seinem Besitzer
    Atomkraft, ja bitte!

    Einmal editiert, zuletzt von Sacky13 (3. Juni 2010 um 03:57)

  • Zitat von »Hennes«


    Ich denke es kommt darauf an was alles geboten wird. Bei uns in Wiesloch wir haben 15 LG Stände 15 Pistolen Stände ,10, 50 Meter Stände,4 100 Meter Stände , Eine Bogen wiese 90 Meter .Wir Zahlen 90€ im Jahr . Irgenwie müssen auch die kosten zur Reparatur eingespielt werden

    Guter Gedanke hennes.

    Aber auch bei dir mal eben ein paar Fragen:
    Wie lange ist euer verein in der Woche auf?
    Wieviele Mitglieder habt ihr? Wie gestaffel?
    Altersdurchschnitt?


    wir sind ca 280 Mitglieder Kinder sind frei , Jugend zahlt 20€ Ehepartner zahlen auch 20€ , Training kostet keine Extra gebühr . Scheiben 0,50€
    In der Woche haben wir 3 mal geöffnet. Der Altersdurchschnitt ist leider zu hoch

  • Dann kann jeder am anfang vom jahr ein jahresstandgeld von 60 euro zahlen und kann soviel er will schiessen.


    Dann wär es ja für einen aktiven Schützen 85 Euro. Wär es nicht besser bei den Nicht-Schützen einen höheren Beitrag zu verlangen und die Schützen mit weniger auskommen zu lassen?
    So könnte man mehr Leute zum schießen bekommen.

    Nicht alle seine Fähigkeiten und Kräfte soll man sogleich und bei jeder Gelegenheit anwenden. - Baltasar Gracián


  • Ich denke es kommt darauf an was alles geboten wird. Bei uns in Wiesloch wir haben 15 LG Stände 15 Pistolen Stände ,10, 50 Meter Stände,4 100 Meter Stände , Eine Bogen wiese 90 Meter .Wir Zahlen 90€ im Jahr .

    ...

    wir sind ca 280 Mitglieder Kinder sind frei , Jugend zahlt 20€ Ehepartner zahlen auch 20€ , Training kostet keine Extra gebühr . Scheiben 0,50€
    In der Woche haben wir 3 mal geöffnet. Der Altersdurchschnitt ist leider zu hoch

    Altersdurchschnitt zu hoch? also maximal noch 20 Jahre überlebenschancen für den Verein oder??

    an drei tagen, wieviele stunden sind das etwa? 9 - 12 Stunden?
    Wieviele Einwohner hat denn deine Ortschaft?


    Habe da ein kleines Beispiel über das man mal nachdenken kann/sollte. Stammt nicht von mir sondern von einem Schützenkolegen und so ganz unrecht hat er damit nicht.

    Erstmal der schock in dem Beispiel, eine Erhöhung des Jahresbeitrages für Erwachsene auf 250€ + x. Kinder und Jugendliche natürlich weniger, sagen wir mal die hälfte davon. Mögliche sind auch noch Sonderregelungen für Finanzschwache Mitglieder.

    (Pause zum sacken lassen!)

    ABER damit wird dann der Stand Montags bis Freitags ab 15 Uhr geöffnet. Es wird ein Trainer/Übungsleiter eingestellt der sich ab 15 Uhr um die Kinder und Jugendlichen kümmert, sprich das training übernimmt, dazu kommt dann noch eine Gymnasiatin die den Kindern nachmittags bei den Hausaufgaben hilft auf 400€ Basis. Ebenso ist in dem Jahresbeitrag für alle Jugendlichen ein kostenloser Ausflug von ein bis zwei wochen an die Ostsee/Nordsee oder so inbegriffen.

    Und bevor man jetzt über den mitgliederschwund wegen des hohen Beitrages meckert. Man ist 1. die ganzen Meckerer los (incl schriftlicher Mitteilung das sie nicht wieder zurückkommen), dazu bekommt man dann mit der Zeit auch eine menge mehr Jugendliche dazu, sobald es sich rumspricht und keine Sorge, fast jeder Großelternteil zahlt den neuen Beitrag mit freuden wenn sie ihren Enkel in guten Händen wissen.

    Als Beispiel anhand eurer Mitgliederzahlen:
    ca 280 Mitglieder Wenn alle davon 90€ Jahresbeitrag zahlen wären das 25200€
    sagen wir mal 10% sind davon Beitragsfreie Kinder und Jugendliche also abzug von 720€
    Ehepartner zahlen nur 20€. Von den noch ca 250 Mitglieder sind sagen wir mal 100 Ehepartner also nochmal 7000€ abgezogen.
    Bleibt ein Jahresbeitragseinkommen von 17480€. Abzüglich Versicherungen, Verbandsbeirtäge, usw
    Da bleibt am ende nicht mehr viel übrig.

    Selbst wenn von den jetzt 280 Mitgliedern 100 Austreten hat man noch immer 180 Mitglieder.
    Abzüglich von 10 Jugendlichen die dann erstmal bleiben zahlen die Erwachsenen (ohne sonderregelungen) zusammen einen jahresbeitrag von 42500€. Selbst nach Abzug von Versicherungen, Verbandsbeirtäge, usw bleibt noch mehr wie vorher ohne abzüge.
    Damit ist euch als Verein sicherlich sehr geholfen. Die Jugendlichen haben nachmittags betreuung, sind von der straße, machen ihre Hausaufgaben, lernen schießen, sind in den Sommerferien ein bis zwei wochen beschäftigt, der Verein fängt wieder an zu wachsen und braucht nicht in 15 - 20 jahren die Türen schließen weil niemand mehr da ist der alles bezahlen könnte bzw machen würde.

  • @DagmarWie schaut eure Vereinsstruktur denn aus? Eigener Schießstand? Wie lange in der Woche geöffnet?Wie groß ist die Ortschaft bei euch?


    Wir haben 35 Mitglieder, der Altersdurchschnitt liegt etwa bei 52 Jahren. Wir haben 3-4 aktive Schützen, die einmal in der Woche trainieren... zusätzlich eine Hand voll, die hin und wieder mal vorbei schauen. Dem Verein gehört ein Trap-Stand und dann die 15 Bahnen Kugelstand. Das will alles gepflegt werden. Da wir aufgrund der Entfernung nichts auf den Ständen lassen können (außer ein paar Scheiben) gibt es eine angemietete Garage und ein vereinseigenes Auto. Dies wird benötigt, um die Wurfscheibenanlage samt Zubehör zum Training und zu den Wettkämpfen auf den Stand bringen zu können. Die Stände dürfen täglich von 8:00 bis 20:00 Uhr betrieben werden. Wenn man sich also mit den Verantwortlichen einig wird, hat man viele Möglichkeiten. Grundsätzlich gibt es einmal im Monat ein Übungsschießen auf der Trap-Anlage und der Kugelstand ist jeden Sonntag von 10:00 bis 13:00 Uhr offen.

    Loburg hat etwa 2.200 Einwohner und es gibt ein paar kleinere Ortschaften in der Umgebung.

    Beste Grüße
    Dagmar


  • Dann wär es ja für einen aktiven Schützen 85 Euro. Wär es nicht besser bei den Nicht-Schützen einen höheren Beitrag zu verlangen und die Schützen mit weniger auskommen zu lassen?
    So könnte man mehr Leute zum schießen bekommen.


    Da geb ich dir recht, genau den plan hatte der vorstand auch das man bei aktiv und passiv mitglieder einen anderen beitragsatz nimmt. Nur da spielt unser verband nicht mit. Für den verband gibts nur aktive schützen, früher wars mal anderst haben die jetzt geändert, ich weis es jetzt grad nicht mehr so genau wie es richtig war oder ist aber in die richtung gehts! Jahresstandgeld haben wir auch nur eingeführt weil: ein auflage schütze in der regel gleich 2-3 serien am stück
    Schiesst. Und ein eher nicht ganz so training verrückter im jahr evtl. Auf 20 euro kommt, sind 10 trainings einheiten. Ist halt noch eine sparmaßnahme wurde in den letzten 10 jahren fast alles neu gebaut und die meyton anlagen kosten halt auch ganz schön.
    Und das nächste projekt steht auch vor der tür eine größere luftdruckhalle muss her. Aber das dauert halt noch en bissle.

    Der PC rechnet mit allem, nur nicht mit seinem Besitzer
    Atomkraft, ja bitte!

  • Hallo Erzwo,

    dein Beispiel klingt sehr schön und ist in einer Großstadt sicherlich auch zu realisieren, doch bei uns auf dem Land mit ca.2000-3000 Einwohnern schlicht unmöglich. Wir haben Mitglieder aus einem Umkreis von 20-30 Kilometern, da wir 50 und 100 Meter Stände haben und das nicht so häufig ist. Diese Mitglieder würden von dieser Betreuung usw. nicht profitieren und daher höchstwahrscheinlich austreten. Dies sind aber kein Nörgler oder sonstiges, sondern fleißige und erfolgreiche Schützen, die auch mal mithelfen wenn jemand gebraucht wird.
    Außerdem sind z.B. die Kids aus meinem Verein nicht nur bei den Schützen, sondern auch bei der Wasserwacht, dem Kirchenchor, Fußballverein, Trachtenverein, spielen Musik und gehen zur Schule und ins Schwimmbad. Daher sind sie eh schon sehr gut ausgebucht und haben fast die ganze Woche zu tun. Wann würden sie dann Zeit finden, um die zusätzlichen Angebote im Schützenverein zu nutzen?

    Also wie gesagt: Schöne, idealtypische Idee, die evtl großstadttauglich ist, aber für uns Dorfvereine nicht umsetzbar ist.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Ein sehr inhaltsreicher Thread mit viel Material zum Nachdenken und Vergleichen. Er verdient eine Fortführung.

    1. Ich verstehe den Vorschlag bzw. die Musterrechnung von Erzwo nicht als postuliertes "Allheilmittel" (ein Rezept als das beste für alle), und ich denke, dass er es auch überhaupt nicht so verstanden wissen will; dazu kann er sich aber selbst noch äußern, wenn er das zur Klarstellung für nötig hielte.
    Vielmehr sehe ich es so, dass er die denkbaren Vorzüge und Vorteile eines bestimmten Vereinsmodells und einer bestimmten eher hohen Mitgliedsbeitragsansetzung einmal werbend vorstellen will, um damit auch andere Vereine zumindest zum Nachdenken und Überlegen anzuregen, "ob nicht vielleicht doch"...

    2. Es gibt ganz verschiedene Ausgangslagen. Meist sind sie ursprünglich historisch geprägt und entstanden. Nicht selten existieren die historischen Lagen gar nicht mehr, werden aber noch fortgeschleppt und man kann oder will sich von den zunehmend drückenderen zund einschränkenden Fesseln und Ketten nicht befreien, weil es "doch schon immer so war..." -- aber heute nicht mehr so ist!

    a) Der Angesehene Nobelverein. In ihm waren vor über einem Jahrhundert mal die Honoratioren, Inhaber des Großen Bürgerrechts, Patrizier, Notablen, Wohlhäbigen versammelt. Bedingung war eine "angesehene soziale Stellung" (nach dem Maßstab von 1880 oder 1912 ! :P ), zum Beispiel Selbständigkeit, Akademikertum, Reserveoffiziersrang, Besitz mindestens zweier Häuser in der Stadt (doch wirklich) etc. pp. Solche Vereine haben bisweilen immer noch ein prachtvolles Vereinsheim, ach was, einen echten Palast (München, Wiesbaden; früher mal Gotha; tendenziell auch Heidelberg), leisten sich heute aber nicht selten eine von der ursprünglichen bürgertümlichen Selbstbespiegelung ziemlich unabhängige leistungssportlich orientierte Sportschützenkomponente. Das gibt es im Großen, aber auch im ganz Kleinen. Auf die niederen Zimmerstutzler (Häusler, wohl gar noch Arbeiterschützenvereine? soweit kommt's noch!) mit ihren Wirtshausnebenzimmerbahnen sah man als solcher respektabler Feuerschütze traditionell mit Selbstgefühl und einem gewissen Hochmut herab.
    Typisch für solche Vereine waren früher hohe formale Anforderungen, Bürgen oder Ballottage für die Aufnahme, ein hoher Aufnahmebeitrag, und durchaus gewichtige Jahres-Mitgliedsbeiträge, sowie die verpflichtenden oder als unabweisbare soziale Verpflichtung empfundenen Umlagen. Heute sind solche Aufnahmebeiträge oft immer noch als Residuum der alten Zeit vorhanden, selbst dort wo die inhaltlichen Anforderungen längst nicht mehr so exklusiv sind. Zunehmend wird diesen Vereinen aber bewusst, das inzwischen durchaus interessante Mitglieder davon abgeschreckt werden, auch Leistungsschützen und Jugendliche, die man gerne hätte.

    b) Der Sozialverein im Schützenrock. In etlichen Regionen Deutschland ist "der Schützenverein" eben gerade kein Schießsportverein, sondern versammelt die Mehrzahl der (männlichen) Einwohner. Er ist ein allgemeiner Nachbarschaftsverein (in Höxter z.B. entsprechen die 4 "Kompanien" den alten vier Stadtvierteln, in die die Stadt im Mittelalter gegliedert war). Wichtig sind Schützenrock, Feste, Ehrungsordnung, Umzüge, Schützenfest, Schützenkönigskrönung samt Königin, Ritter, Knabenkönig etc., Schützenball, pseudo-militärische Titel und Beförderungen nach Anciennität, die parallel zu den eigentlichen Vereinsämtern laufen, Schützenschnurordnung mit genau geregelten Farben und Zahl der Eicheln an der Schnur (kein Scherz).
    Etwaiges Schießen geschieht - abgesehen vom verpflichtenden Königsschuss - vierteljährlich, in den besonders aktiven Vereinen sogar als "Monatsabschießen" mit fünf Schuss KK 50 m stehend aufgelegt mit den Vereinsgewehren von 1964 auf maroden Zugbahnen. Daran nehmen dann 5 bis 10 Leute teil, und die mangelnde Beteiligung bei 800 Mitgliedern wird regelmäßig formal beklagt, ohne dass man eigentlich jemals ernsthaft etwas daran ändern wollte ("das ist doch kein Ballerverein hier!").

    c) Der Kommerzbunker. Er ist (zumindest in den alten Bundesländern) fast immer ein Indoorstand, in der Regel mehrdistanzfähig. Meist reicht er bis 25 Meter, selten einmal weiter (wie in Ulm: 300 m). Er ist aus Prinzip betoniert und häufig schummerig. Die Hauptsorge des Betreibers ist die Absauganlage mit ihren alle acht Monate wieder mal verschärften Umwelt- und Arbeitssicherheitsauflagen. Unter anderem auch darum ist das Schießen in ihm nicht billig. Hin und wieder gibt es Tote, nämlich wenn länger nicht gereinigt wurde.
    Einige IPSC-Vereine und BDMP-SLGs haben sich stundenweise in ihm eingemietet, Gäste bekommen bereitwillig Leihwaffen, gerne groß- und größtkalibrig; manchmal gibt es auch einen Betreiberverein mit Mitgliedern, wenn der Schießstättenbetreiber darin einen Steuersparvorteil sieht. Die Kunden tragen weder Schützenrock noch sonst historisches Outfit; Cargo-Hosen und 5-11-Chinaschrott dominieren das optische Bild. Manche Besucher versuchen in schwarz und mit däggtikkel Schnürstiefeln, "range bags" (nicht etwa Sporttaschen) und uniformer taschenreicher Oberbekleidung sehr währschaft und hardboiled auszusehen; wenn da nur nicht Wampe und Doppelkinn und breites Hessisch das männliche Erscheinungsbild gelegentlich etwas konterkarierten. Man liest Caliber, verwendet aus Prinzip nur englischsprachige Bezeichnungen für Waffenteile ("wat fürn Diameter hatt'n der Barrel da?") und bezeichnet sich als erfahrenen Wiederlader; deshalb erschnorrt man sich auch die Ladedaten durch Nachfrage bei einem Quickload-Besitzer. Über "die Weiber" ist man sich ebenfalls im Grundsatz gerne einig: große Ohren sind jedenfalls wichtig.
    Außenstehende munkeln gerne und mit einem Mischung aus Mißtrauen und verstohlenem, leicht lüsternem Neid, "da drinnen" gingen "die Rechten" ein und aus; oder die Luden der Stadt besorgten sich hier hier die Bedürfnisbescheinigungen für ihre Kurzwaffen; oder die örtlichen Hells Angels übten hier Schießen für ihre Bandenkriege mit den Bandidos; oder da gäbe es [zu] viele "Mitbürger mit ausländischem Namen" (du weißt schon...!).
    Zu einem kleinen Teil stimmt das sogar, weil Betreiber Heinz Piepenkötter gerne für die Stammkunden mit VIP-Card und club membership jede gewünschte Waffe über seine Waffenhandelslizenz besorgt (mit bescheidenen 30 bis 50 % Aufschlag) und so lange im Club lagert und bei Besuch dem neuen Eigentümer jeweils ausgibt - zum alleinigen Zweck des Schießens auf der Schießanlage -, "bis irgendwann die eigene WBK erteilt worden ist". Was natürlich dauern kann.
    Aber in aller Regel ist das Publikum sehr harmlos. Nur das zuzugeben wäre natürlich zu langweilig.

    d) Der Sportleistungsträger. Er hat häufig einen komischen oder fast irreführenden Namen. Aber hinter der "Schießsportabteilung des Eisenbahnersportvereins Weil am Rhein" verbirgt sich vielleicht einer der führenden deutschen Pistolenvereine überhaupt, mit Nationalkaderschützen und Olympiateilnehmern. Oft ist er in der halben oder gazen Provinz angesiedelt; manchmal ist er durch Metamorphose aus einen Dorfschützenverein herausgewachsen, dessen weiter vorhandener Gastraum Loriots Entzücken wäre (SV Eisental). Er hat fast durchweg moderne und modernste Schießanlagen (elektronische Scheiben sind eh' de rigeur, die 50 m Pritschen sind beheizt und werden über eine zentrale Schalttafel gesteuert, der eigene Umkleideraum reicht für eine kleinere Mehrzweckhalle), die Vereinswaffen sind vom Neuesten und Teuersten, und ohne bunte Ritterrüstung kommt mensch genauso wenig in die Luftgewehrhalle wie mit Straßenschuhen in eine Schulsporthalle. Besitzer von Knickläufen, Seitenspannern und CO2-Kartuschen werden höflich ignoriert; nach der dritten Frage erhalten sie vielleicht eine einsilbige Anwort. Beim Training herrscht entweder peinliche Totenstille (alle Luftdruckschützen tragen zusätzlich noch Kapselgehörschutz), oder es dröhnt laute Musik, weil das ja bundesligagemäß ist. Und die Teilnahme an dieser höchsten Liga ist selbstverständlich eine Frage der Ehre.
    Die Jugendabteilung ist groß; ihre Fluktuation auch, was aber nur an den flatterhaften und einfach zu wankelmütigen Jugendlichen liegt, denen trotz 370 Ringen noch die richtige Einstellung fehlt. Sportlicher Erfolg ist eine ernste Sache, verlangt Einsatz und Opfer, und zu viel Spaß ist verdächtig. Wer den Sport vernachlässigt (also zweimal hintereinander im Training fehlt) gegenüber Flausen wie Schule, Freund(in) [samt Sex], und Familienfeiern, darf ein ernstes Unterstützungsgespräch mit dem Trainer und dem Zweiten Vorstand führen. Pressearbeit wird ganz groß geschrieben, die Lokalzeitung ist voll von Berichten; der Verein ist der Stolz des Dorfes, und zu auswärtigen Ligakämpfen reisen die Unterstützer in gemieteten Kleinbussen mit. Und mit Vuvuzelas.

    Carcano

  • Es gibt ganz verschiedene Ausgangslagen. ...


    Danke für diese Situationsanalyse. Je nach Sichtweise könnte sie einen Anreiz liefern, sich darüber aufzuregen, aber ich werde das ganz sicher nicht tun.

    Mir tut es gut, mir der Vielfalt bewusst zu sein und dabei hilft mir der Beitrag. Er trägt zur Erkenntnis bei, dass nicht jedes 'Rezept' auf jede Ausgangslage passen kann. Er kann allerdings auch dazu anregen, durch Blick über den eigenen Tellerrand Ansätze zu identifizieren, mit denen andere auf ihre Weise erfolgreich sind. Wenn sich davon etwas im eigenen Umfeld adaptieren lässt, wächst vielleicht der eigene Erfolg und/oder die Zielgruppe vergrößert sich. Neuhochdeutsch 'best practice' genannt ...

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Hallo Carcano,

    herrliche und humorvolle Beschreibung der Realität!

    Auch wenn man im ersten Augenblick wegen der stellenweise bewusst eingebauten Überzeichnungen gewillt sein könnte, Satire zu vermuten, so kommt deine Beschreibung der Realität der deutschen Schützenwirklichkeit doch ziemlich nahe, wobei die Übergänge zwischen den Modellen in der Wirklichkeit natürlich oft fließend und nicht immer so plakativ ausgeprägt sind.

    Dieses Bild offenbart sich aber auch nur denjenigen, welche in Sachen Schützenwesen etwas rumkommen, über den eigenen Tellerrand schauen können und sich auch den bei aller Begeisterung für die Sache immer noch hilfreichen kritischen und manchmal auch etwas distanzierten Blick bewahrt haben.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

  • herrliche und humorvolle Beschreibung der Realität!
    (...)
    kommt deine Beschreibung der Realität der deutschen Schützenwirklichkeit doch ziemlich nahe, wobei die Übergänge zwischen den Modellen in der Wirklichkeit natürlich oft fließend und nicht immer so plakativ ausgeprägt sind.

    Ja, so ist es. Das ist eben das Wesen einer "Typik" - weshalb diese Genrebezeichnung auch gleich in der Überschrift steht.
    :thumbup:
    Ähnliche Typiken gibt es ja vielfach, es ist ein beliebtes Genre. "15 Männertypen und wie man mit ihnen umgeht" -- "Die 5 Typen des deutschen Autofahrers", etc. pp.
    Wichtig ist dort immer, dass solcher Typus nicht krass überzeichnet wird, wie etwa in den Klavinius-Karikaturen, oder wie bei Deix (und früher Grosz), sondern dass er immer noch realitätsnah bleibt; nur halt etwas purer und prägnanter, als es die gemischte Realität oft ist, worauf Du ja ganz richtig abstellt. Leuchtend positive Typen dagegen wirken schwächer, flau und oft nicht überzeugend. Man sieht dieses Phänomen auch in den beiden oben in Anführungszeichen zitierten Beispielen.

    Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass es auch innerhalb der obigen (sehr realitätsnahen, nicht konstruierten, sondern durchweg nur aus RL-Beobachtungen zusammengesetzten und gerade daher überzeugenden) Typik von Schützenvereinen einen kleinen inneren Bruch gibt. Fall a) beschreibt einen historischen Befund, also eine Geschichte oder ein Herkommen, während Typen b ), c) und d) Aktuelles widerspiegeln. Im alltägliches Vereinsleben kann ein Verein a) durchaus sportliche Züge von d) aufweisen oder pflegen, das steht aber genau dort auch schon drin. :)

    Carcano

  • Noch eine Beobachtung zum Typus a):

    Zitat

    Heute muss nicht jeder Bürgerschütze mindestens 12 Morgen Land haben und auch nicht jeder Bürgerschütze hat ein Pferd zu Hause, so wie es früher in der Ackerbürgerstadt XY üblich war. Darum ist es in der heutigen Zeit auch nicht mehr selbstverständlich, dass jedes Mitglied der Bürgerschützengesellschaft reiten kann.
    Infolgedessen beschloss im Jahr 2006 die Generalversammlung der Bürgerschützengesellschaft nach langer Diskussion die Vorstandsarbeit und die berittenen Chargen zu trennen. Damit änderte sich die jahrhundertalte Tradition dass der Vorstand der Bürgerschützengesellschaft als berittene Generalität den Schützenfestumzug anführt.
    Bereits das Schützenfest 2007 hat gezeigt, dass hier eine gute Lösung gefunden wurde.

    Carcano

  • Hallo zusammen,
    mit den Mitgliedsbeitägen ist es so eine Sache, ich bin bei uns im Verein Vorstand. 180,00€ Jahresbeitag sind voll ok. da hat man die Betriebskosten der Anlagen im Griff, aber bei uns wahrscheinlich keine Mitglieder mehr.
    Ein aktives Mitglied zahlt bei uns 75,00€ und ein passives 35,00€ pro Jahr
    Reicht leider nicht aus um die Betriebskosten zu decken, leider ist die Bereitschaft Arbeitsdienste zu leisten um die Betriebskosten zu decken auch nicht immer all zu hoch. Wie gesagt mit den Mitgliedsbeiträgen ist es so eine Sache

    Gruß
    ROI