Visierlinienerhöhung XXL

  • Hallo miteinander,

    mich würde einmal interessieren, ob jemand Erfahrung mit den "XXL"-Erhöhungen hat. Es gibt ja mittlerweile Erhöhungen, die ca. 20mm haben und Vorteile bei der Kopfhaltung bringen sollen (gerader Kopf, weniger Verspannungen)..

    Sind die Teile von der Sportordnung her erlaubt und auch auf Meisterschaften zugelassen? Wie wirken sich Zielfehler (Verkantung) auf die Trefferlage aus? Ich selber schieße schon seit Jahren mit einer "normalen" Erhöhung, würde die größeren schon gerne einmal ausprobieren.

    Bringt das was?

    Danke für Euer Feedback..

  • Hallo,
    es gibt seit einigen Jahren eine Regeländerung in der ISSF die eine höhere Visierlinienerhöhung erlaubt.
    Sprich von Laufmitte zu Kornmitte 60 mm (früher 40 mm).
    Ich selbst schiesse seit geraumer Zeit mit der hohen Visierlinie.
    Folgende Vorteile: weniger Spannungen im Nacken, Kopf ist aufrechter (besseres Gleichgewichtsgefühl), nach Kontrolle des inneren Anschlages (Kopf liegt noch nicht auf der Schaftbacke) ist das Absenken des Kopfes auf die Schaftbacke ein kurzer Weg.
    Nachteil: Beim Verkanten etwas mehr aufpassen, obwohl es ja auch bei normaler oder keiner Visierlinienerhöhung, immer die selbe Verkantung des Gewehres beim Schuß eingehalten werden sollte. Somit nicht wirklich ein Nachteil, sondern ein Erfordernis bei jedem Schuß, die Verkantung zu kontrollieren, egal wie hoch die Visierlinie ist.

  • ich selbst verkannte mein Gewehr leicht nach innen, als ich die Erhöhung raufgegeben hatte, war das Schußbild tief und leicht rechts. Somit ist es mir nicht ganz klar, dass Du soviel bei rechts/links schrauben mußt, dass der Diopter ansteht.
    Hast Du ev. eine Erhöhung, die auch seitlich verstellbar ist?
    Eine andere Möglichkeit wäre noch, dass die Erhöhung nicht auf dein Gewehr passt und der Korntunnel sich dadurch verkantet und so aus der Mitte des Gewehres befindet.

  • Danke Eduard und Feiny für die Antworten, aufrechterer Kopf und besseres Gleichgewichtsgefühl sind genau die Punkte die ich verbessern möchte ;) . Saubere und gleichmäßige Verkantung sind natürlich immer anzustreben, klar. Kennt jemand TOP-Schützen, die eine solche Erhöhung verwenden und gibt es auch welche die sie wieder abgebaut haben?

    Bezüglich Feinys Argument mit dem "Bei Rechts"-Verstellen kann ich mir theoretisch vorstellen, dass ein Diopter ab einer bestimmten Entfernung zum Lauf (ist ja 20mm weiter als normal entfernt) UND einer relativ starken Verkantung zum Oberkörper hin nicht mehr passend auf das Ziel eingestellt werden kann. Einen ähnlichen Effekt kann man beim 50m und 100m KK-Schießen bewundern. Ich habe für beide Disziplinen nur einen Diopter und mir die Differenz der Rasten immer genau notiert. Mein Diopter deckt den Bereich gerade noch so ab...

    Ich werde die Erhöhung aber auf alle Fälle mal testen!

  • Betreffend Topschützen, ich kann hier nur aus österreichischer Sicht berichten.
    Thomas Farnik und Christian Planer verwenden sowohl bei LG als auch KKG Erhöhungen bis zum erlaubten Maximum.
    Thomas Farnik (Weltschütze des Jahres 1997, mehrfacher Weltcupsieger LG und KKG, Weltcupfinalsieger, Weltmeister KKG und GK, Weltrekordinhaber in mehreren Disziplinen gewesen)
    Christian Planer (Olympiadritter 2004 im Stellungsbewerb 3x40, Weltmeister KKG, Weltrekordinhaber)
    Kann mir auch nur durch zu starke Verkantung das Problem mit dem Diopter erklären bzw. wenn die Erhöhung auch seitlich verstellbar ist, das diese nicht gleich eingestellt ist.

  • Ich werde auf meine Visierung auch noch eine zusätzliche Erhöhung draufbauen von 1cm. Ich hab schon eine, aber da ich zu den Menschen gehöre, die einigermaßen groß sind/einen langen Hals haben, ist es empfehlenswert. Liege momentan bei 47mm. Ist aber auf jeden Fall ratsam, auf dem Gebiet was zu verändern, da man dann weniger Muskeln im Hals anspannen muss etc.

    edit: War gestern bei meinem Waffenhändler, der auch Bundesliga schießt bei der SG Coburg (Jürgen Wallowsky für die Interessierten). Der hat mir total davon abgeraten, noch mehr draufzubauen. Er meint, bei so einer Entfernung Visierlinine - Gewehrlauf würde es extrem schwer werden gut zu schießen. Er hat auch einen Kunden, der 2,02m groß ist und seine zusätzliche auch wieder heruntergebaut hat, da man bei nur leichtem Verkanten schon aus der 10 draußen ist. Außerdem hat er's schon selber ausprobiert und sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Ich hab mal auf ihn gehört, da er ja wirklich viel Erfahrung vorzuweisen hat und auch wirklich nicht der Mensch ist, der einem einen schlechten Rat gibt.

    SG 1850 Wirsberg e.V.
    2. Mannschaft, Gauliga Ost

    Einmal editiert, zuletzt von Mario (10. Dezember 2008 um 17:54)

  • Nun ja ich denke es kommt immer darauf an, wie hoch deine Visierlinie derzeit ist und wieviel du aufbauen möchtest.

    Sicherlich ist was dran, an dem was Wallo sagt, wird auch bestimmt seine Gründe haben, aber auf deine Verkantung solltest du immer genau achten, egal wie hoch die Erhöhung is. Und wenn dieses genauere Arbeiten zu müssen hiflt, weniger Verspannung im Halsbereich und eine für dich angenehme Kopfhaltung zu haben, was sich natürlich auch positiv auf die muskulären Spannungen im Lendenbereich auswirken "kann", solltest es einfach mal versuchen und dann selber entscheiden wie du damit klar kommst...

    Ich hab bei mir mittlerweile knapp an die 60mm Grenze ran aufgebaut...und komme größtenteils gut damit klar...und habe auch kein Problem mit der Verkantung.

    "Die Logik der Praxis ist (...) logisch bis zu jenem Punkt, an dem Logischsein nicht mehr praktisch wäre." Pierre Bourdieu (1930-2003)

    Klick mich!!

  • Hm, kann natürlich auch sein. Ich denke, ich übe erst noch etwas mit dem veränderten Anzug und schieße die neuen Klamotten ein, dann kann ichs mir ja mal noch überlegen.

    SG 1850 Wirsberg e.V.
    2. Mannschaft, Gauliga Ost

  • also ich hab mir jetzt die Erhöhung gekauft und maximal ausgereizt (60mm). Ich hab sogar noch die Visierung um ca. 5mm nach links versetzt. Die Erhöhung von Gehmann bietet diese Möglichkeit an, muss man ja alles mal testen, oder? Vom Ergebnis her komme ich nach anfänglichen Startschwierigkeiten an meine normale Leistung ran. Es ist angenehmer für mich zu schießen (bin auch 1,93m groß). Der Effekt mit der Versetzung der Visierung nach links war leider der falsche (bin Rechtsschütze), weil damit das Gewehr nach rechts (außen) vom Schwerpunkt her verlagert wird. Ich wollte eigentlich genau den anderen Effekt erzielen. Nun hab ich mal die Visierung nach rechts auf der Erhöhung versetzt, was ja dazu führen sollte, dass ich das Gewehr mehr zum Körper hin anlegen könnte, der Schwerpunkt mehr zur Körpermitte verlagert würde... Aber leider: Ich kann dann meine Büchse (FWB 700) nicht mehr spannen, der Ladebügel liegt an der Visierung an, ich kann nicht komplett aufziehen. Bullshit! Sorry..

    Bezüglich dem Argument von Jürgen Wallowsky: Mir hat das gleiche auch schon mal ein B-Trainer gesagt. Es ist ein zweischneidiges Schwert, das war auch der Grund warum ich das Thema gestartet habe.

    Frohe Weihnachten Euch alle...