Klar, die positive Wirkung ist vielen Eltern wohl bewusst, nur stellen sehr unruhige Kinder für unser Jugendtraining eine größere Herausforderung dar, denn oftmals kommen dadurch unsere konzentrierten Schützen zu kurz. Schießsport als ADHS-Therapie zu verkaufen ist größtenteils eher maßlose Selbstüberschätzung.
Sehe ich nicht als Selbstüberschätzung, denn Schießsport kann auf verhaltensauffällige Kinder wirklich gute Einflüsse haben. Habe damit schon einige Erfahrung gemacht, positive, wie negative.
Der erste ADHS-Schütze war sogar auf einer Schule für Schwererziehbare. Wenn er jedoch bei uns im Verein war, befolgte er unsere Anweisungen und man konnte gut mit ihm auskommen. Er war weder aufmüpfig, noch sonst irgendwie unbeherrscht. Seine Therapeutin wollte ihm das Sportschießen immer ausreden, wobei sie sehr viel herumbrüllte (wie wir später erfuhren, anscheinend half die ganze Ausbildung dieser Therapeutin nichts), er blieb aber dabei. Mit 12 Jahren schaffte er sogar schon Ergebnisse über 370 Ringe (dabei schoss er erst eineinhalb Jahre). Leider kam mit 14-15 ein Einbruch - falsche Freunde, Abkehr vom Schießsport und ein Abdriften, das auch wir leider nicht mehr aufhalten konnten. Aber immer wenn er bei uns im Verein war, verhielt er sich komplett ruhig und aufmerksam (während er bei uns schoss, wechselte er sogar wieder auf die Regelschule).
Zwei weitere hyperaktive Kids waren bei uns dabei. Es war ihnen schwer beizubringen, worauf sie achten sollten. Schossen aber doch teilweise ganz passabel. Aufgrund ihres Wankelmuts und eines Vorfalls im Verein waren sie relativ schnell wieder weg. Obwohl es mit ihnen anstrengend war - am Stand selbst wurden sie wirklich ruhig und konzentriert.
Von 2 weiteren Schützen kann ich berichten, die zwar anstrengend in der Betreuung sind, aber am Stand sich wirklich gut konzentrieren, ihre Leistung auch bringen (man muss ihnen zwar alles ein bisschen öfters sagen, aber es ist machbar) und so wirklich keine Probleme machen - ganz im Gegenteil.
Somit kann man Schießsport zwar nicht als alleinige ADHS-Therapie ansehen, es kann aber einen sehr positiven Beitrag dazu leisten.