Ehrenamt früher und heute

  • Ehrenamt früher und heute

    Immer wieder sind die Klagen über ein mangelndes Interesse der Bevölkerung, ein sog. „Ehrenamt“ zu übernehmen, zu hören. Diese These wird zwar von allen Bevölkerungsschichten, vielen öffentlichen und privaten Einrichtungen kommuniziert, was m. E. jedoch so nicht stimmen kann, wenn erneut festgestellt wurde, dass sich weiterhin rund ein Drittel der Bevölkerung freiwillig für das öffentliche Gemeinwohl einsetzt.

    BMFSFJ - Publikationsliste - Hauptbericht des Freiwilligensurveys 2009 - Zivilgesellschaft, soziales Kapital und freiwilliges Engagement in Deutschland 1999-2004-2009


    Seit der Entstehung des Ehrenamts zur Milderung der sozialen Folgen der Industrialisierung im 1871 neu gegründeten
    Deutschen Reich hat das bürgerschaftliche Engagement bis heute einen Bedeutungswandel durchlaufen. Der Unterschied zwischen „altem“ und „neuem“ Ehrenamt kann mit „Aufopferung“ versus „Selbstverwirklichung“ charakterisiert werden.

    Neben dem traditionellen Ehrenamt bestehen heute daher auch vielfältige weitere Formen bürgerschaftlichen Engagements, welches zeitgemäßer m. E. „FreiwilligenHelfer“ heißen sollte und die Vorstellung von verstaubten Amtsstuben und Pflichterfüllung bis zum Tode nicht mehr aufkommen lässt.

    Ich durfte einmal ein zweitägiges Seminar zur Öffentlichkeits- und Nachwuchsarbeit unter Einsatz der Lichtpunktgeräte für den NWDSB leiten, in dem auch zum Thema Mitgliedergewinnung das Ehrenamt thematisiert wurde. Wichtig war und ist mir immer mehr die Erkenntnis zu vermitteln, dass das, worüber wir (Schützen) uns unterhalten in einer sich immer schneller verändernden Gesellschaft bewusst hinterfragt, analysiert und evt. zeitgemäßer beschrieben und angewandt werden muss. Beim sog. Ehrenamt kann „früher“ und „heute“ danach so beschrieben werden:

    1.) Traditionsverpflichtet >>> Gegenwartsbezogen
    2.) Aufopferung, Selbstlosigkeit >>> Selbstverwirklichung, beruflicher und sozialer Nutzen
    3.) Fremdbestimmung, Milieuabhängigkeit >>> Selbstbestimmung
    4.) Orientierung am Gemeinwohl >>> Orientierung an eigenen Bedürfnissen
    5.) traditionelles Dienst- und Verpflichtungsgefühl _ Ansatz an eigenen Erfahrungen und Betroffenheit
    6.) keine oder wenig Professionalität >>> Halb-Professionalität
    7.) keine Bezahlung („Arbeit für Gottes Lohn“) >>> pauschale
    Aufwandsentschädigung möglich
    8.) kontinuierliches Engagement, lebenslang >>> zeitlich begrenzt, lebensphasenabhäng
    9.) homogene Gruppe: vorwiegend Männer >>> heterogene Gruppe: Rentner, Frauen und Männer, Jugendliche!

    Die Aufstellung kann sicherlich noch erweitert werden.

    Die Ergebnisse der Veränderungen sind regional und vereinsindividuell unterschiedlich ausgeprägt. So kommt es vor, dass es Vereine gibt, die noch das alte Ehrenamt „pflegen“ und Vereine, die nach meiner Auffassung nicht mehr die Rahmenbedingungen für das neue Ehrenamt bieten und damit existenzielle Probleme bei der Entwicklung ihrer Zukunftsfähigkeit haben.

  • Das liebe Ehrenamt....

    Ich verstehen zwar nicht warum schon wieder ein Thread dazu aufgemacht, wird, aber sei es drum.

    Ich will mal versuchen es einfach zu erklären:

    Meine folgenden Ausführungen können durchauch rein regional bezogen sein und sollen nicht der Pauschalisierung dienen!

    Also, warum ist es heute scheinbar schwieriger jemanden in ein Ehrenamt herein zu bekommen?

    Ganz einfach: Die Leute haben keine Lust!
    Die Erwachsenen von heute, sind nicht mal mehr in der Lage, Interesse an den Hobbies ihrer Kinder zu zeigen, wie sollen sie da ein Amt führen können und ein Vorbild sein.

    Hinzu kommt der Beruf. Viele Menschen haben alleine aus beruflichen Gründen immer weniger Zeit sich mit solchen Themen zu beschäftigen. UNd das ist kein Phänomen des Schützenwesens, sondern zieht sich durch alle Sportarten hindurch.

    Früher war das anders. Da waren Begriffe wie Kameradschaft, Loyalität oder Gemeinschaft noch etwas wert. Heute kümmert sich jeder nur noch um sich selbst.

    So einfach ist das!

  • Das liebe Ehrenamt....
    Ich verstehe zwar nicht warum schon wieder ein Thread dazu aufgemacht, wird, aber sei es drum.

    Das Problem - dazu musst Du nicht einmal dem interessanten Link nachgehen, was dennoch zu empfehlen ist - ist nicht das Thema als solches, sondern dessen grundfalsche und pervertierte Etikettierung.
    Der konkrete Beitrag von Wilhelm ist es, der ist unter aller Sau ist; nicht die Erörterung der Zukunft freiwilligen Engagements, denn das ist unverzichtbar und wird es weiterhin sein. Auch in unserem Sport.

    Carcano

  • Hallo Dan More,

    während sich der von Dingo eingestellte Thread

    Förderung der jugendlichen Ehrenamtlichen - was macht ihr? - Organisation und Verwaltung - meisterschuetzen.net

    um die „Förderung der jugendlichen Ehrenamtlichen – was macht ihr?“ beschäftigt,

    darin mehrfach vom Thema abgewichen wurde und Verweise auf alte Threads hinzukamen

    Verbandsstrukturen von morgen? - Seite 3 - Organisation und Verwaltung - meisterschuetzen.net


    Jugendsprecher.....Jugend...was? - Organisation und Verwaltung - meisterschuetzen.net

    sich der letzte Beitrag mit § 27 Waffenrecht beschäftigt, habe ich mit dem neuen Thread, die Absicht, mich mit euch über das Ehrenamt allgemein auszutauschen.

    Mit den Argumenten die für „das Ehrenamt“ für früher und heute stehen, zeige ich auf, dass der Begriff „Ehrenamt“ und die Inhalte einem Wertewandel unterliegen, was ja auch in allen bisherigen sachdienlichen Beiträgen nur anders formuliert zum Ausdruck kommt.

    Dabei will jeder „trotzig“ und/oder mit „Vereinsuntergangstimmung“ Recht haben – mit Blick bis zum horizentalen und vertikalen Tellerrand. Viele setzen ihre Sicht dann auch bei den anderen voraus, was ich verhindern möchte und du ja auch richtig anmerkst, wenn du von regionalen Ausführungen schreibst.


    Mit dem Link BMFSFJ - Publikationsliste - Hauptbericht des Freiwilligensurveys 2009 - Zivilgesellschaft, soziales Kapital und freiwilliges Engagement in Deutschland 1999-2004-2009

    möchte ich zu den professionellen Auswertungen/Erkenntnissen lenken – auch oder gerade für uns Schützen eine Fundgrube für neue Sichten, Hoffnungen und Neuanfängen. Dort liegen m. E. Begründungen und Anleitungen für die Vereine, ihre Situation hinsichtlich Zukunftsfähigkeit zu bestimmen.

    Wenn Du deine Einschätzung darüber abgibst, warum das mit dem Ehrenamt schwieriger geworden ist

    „Ganz einfach: Die Leute haben keine Lust!
    Die Erwachsenen von heute, sind nicht mal mehr in der Lage, Interesse an den Hobbies ihrer Kinder zu zeigen, wie sollen sie da ein Amt führen können und ein Vorbild sein.

    Hinzu kommt der Beruf. Viele Menschen haben alleine aus beruflichen Gründen immer weniger Zeit sich mit solchen Themen zu beschäftigen. UNd das ist kein Phänomen des Schützenwesens, sondern zieht sich durch alle Sportarten hindurch.

    Früher war das anders. Da waren Begriffe wie Kameradschaft, Loyalität oder Gemeinschaft noch etwas wert. Heute kümmert sich jeder nur noch um sich selbst.“

    dann kann ich das auch unterschreiben. Es gibt nur viel mehr Faktoren, die „Ehrenamt“ heute anders definieren und zur Praxis/Realität werden lassen. Da ich nicht nur darüber nachdenken möchte, was alles "nicht geht", sondern was uns über alle Generationen hinweg in der Vereinsarbeit weiterhilft, würde ich mich über weitere Ideen, positive Kritik, freuen - wenn möglich ohne Weltuntergangstimmung!

  • Da ich nicht nur darüber nachdenken möchte, was alles "nicht geht", sondern was uns über alle Generationen hinweg in der Vereinsarbeit weiterhilft, würde ich mich über weitere Ideen, positive Kritik, freuen - wenn möglich ohne Weltuntergangstimmung!

    Ich finde Professonalisierung, Konsolidierung (inklusive der Zentralisierung) und Kommerzialisierung sind kein Weltuntergang sondern etwas positives.

    BBF

  • Berichte, Erfahrungen aus anderen Vereinen zum Thema „Ehrenamt“


    Sport braucht Dein Ehrenamt! - Mein Verein und Ehrenamt


    TV Rembrücken: Gesprächsstrategie für Mitarbeitergewinnung
    Burger Schützenverein: Verstehen und miteinander Sport treiben
    SG Ihn-Leidingen: Ein ganzes Dorf baut ein Vereinshaus
    Haaner Turnverein: Engagement in euro und Cent aufgerechnet
    Hamburger Turnerschaft von 1816: Engagement fördern
    TG Osthofen: Mitgedacht & dann immer mitgemacht


    Ein Fragebogen, der helfen könnte:
    Mein_Verein_und_Ehrenamt.pdf


    zum Thema Freiwilligen-Management:
    FwManagement.pdf

  • Zitat von Haaner Turnverein: Engagement in euro und Cent aufgerechnet

    Allein um den Sportbetrieb mit 120 Gruppen und Mannschaften zu leiten, sind 63 Übungsleiter und 40 Helfer im Einsatz. Der Vereinsvorsitzende hat für ein zurückliegendes Jahr errechnet, dass durch ehrenamtliche Tätigkeit eine Wertschöpfung pro Mitglied und Jahr von 193 EUR erreicht wird. Anders ausgedrückt: Jedes Vereinsmitglied müsste bei einem bezahlten Vorstand mit hauptamtlichen Mitarbeitern einen Jahresbeitrag von fast 200 EUR zahlen, statt durchschnittlich rund 35 EUR bisher.

    Also ich finde 200Euro Betrag/Jahr durchaus für angemessen und auch bezahlbar. Wenn man dafür das Gejammer der "Ehrenamtlichen" nicht ertragen muss und nicht jeder alten Sperrmüll ins Vereinsheim geschleift wird (Das ist doch noch gut!).

    BBF

  • Also ich finde 200Euro Betrag/Jahr durchaus für angemessen und auch bezahlbar.

    Das ist schlichtweg FALSCH- ich halte es nicht für bezahlbar!
    Wer kann und möchte sich heute einen Vereinsbeitrag von 200€ leisten?
    Wenn ich da am meine Family denke...
    Drei Schützen- das macht 600€
    Hundesportverein 200€
    Fischereiverein bei 3 Anglern- 600€

    DAS macht 1400€ an Vereinsbeiträgen im Jahr, welche Familie kann/möchte sich das heute noch Leisten????
    Mit solchen unüberlegten Äußerungen richtet man das Vereinswesen zu grunde- es sind die Schranken in den Köpfen und die mangelnde Kreativität bzw. Flexibilität der Menschen. Nicht das Ehrenamt, denn das Ehrenamt geht mit der Zeit, man darf nur nicht verpassen SELBST mit der Zeit zu gehen!

    MfG
    Joker

    Einmal editiert, zuletzt von Joker (17. August 2011 um 19:45)

  • @ Joker

    Das Beispiel zeigt auf, dass wir in den Vereinen ohne die vielfältigen Leistungen der Ehrenamtlichen (egal, ob sie der alten oder neuen Ausrichtung angehören, das wurde auch nicht beschrieben) als Solidargemeinschaft nicht aufs "Ehrenamt" verzichten können.

  • Wer kann und möchte sich heute einen Vereinsbeitrag von 200€ leisten?

    Nun, ich! Ich bezahle bereits jetzt 150€/Jahr schlicht und ergreifend weil ich keine Arbeitsstunden in meiner Freizeit leiste. Und wenn ich in der Zeit wirklich arbeiten würde, würde ich mehr als 10€/h verdienen. Was auch den Unterschied macht, ich habe nur ein Vereinsmäßig betriebenes Hobby.

    Es ist natürlich keine Lösung für alle Vereine
    BBF

  • Eines der Probleme, die mit dem Ehrenamt zusammenhängen, sind von Alters her mitgewandert.
    Wie ich schon sagte, fehlt vielen die Zeit,aus beruflichen Gründen. Sie sind teilweise froh, wenn sie es mal pünktlich ins Training schaffen (egal welche Sportart).
    Wo früher kaum ein Chef mal etwas sagte, wenn man mal tagsüber vom Büro aus mal für den Verein telefoniert hatte, oder ein paar seiten ausgedruckt oder kopiert haben, so ist das heute mit Vorsicht zu geniessen.
    Im Zeitalter des Sparens in Firmen, wo private Telefonate vom Lohn abgezogen werden, bei uns ist das so, etc. wird die Ausführung immer schwieriger. Das sieht man alleine schon, wenn man Elternbeirat in der Schule ist.
    Ich werde regelmässig tagsüber auf dem Handy angerufen, vom Vorsitzenden. Gestern erst wieder, als ich im Serverraum unterwegs war.

    Viele wollen das einfach nicht mehr.
    Dann wollen die Frauen, dass man sich um die Familie kümmert. Die wollen nicht mehr, dass man bald jeden Tag etwas mit dem Sport machen muss. Training, Wettkämpfe, Veranstaltungen planen, Einladungen schreiben, Termine verwalten, nebenbei noch ein wenig dem Job nachgehen und der Familie zumindest mal Hallo sagen.
    Wenn dann ein oder zweo weitere Hobbies dazu kommen, wie bei mir, dann ist irgendwann Schicht im Schacht. Da gibt es nur noch Feuer zu Hause.

    Es ist viel eine Frage der Generationen. Wo früher die Frau per Grundsatz immer hinter den Hobbies der Göttergatten standen, ihnen dabei sogar halfen und Arbeit abgenommen haben, so ist das bei den heutigen Generationen nicht mehr der Fall.
    Die Frauen gehen selber arbeiten und das macht es den Männern eben schwieriger, solche Ämter voll und ganz ausüben zu können.

    Aber auch hier muss ich mich wiederholen. Das kann durchaus regional unterschiedlich sein.
    Und wie das im Innerdeutschen Ausland aussieht, also in Bayern, keine Ahnung....duckundwech

  • Ich denke der Zeitfaktor ist sicherlich sehr entscheidend. Ich hatte auch schon das Vergnügen zum Training um 18:30 Uhr gegen 18:45 Uhr aufzuschlagen nur weil die zuverlässige Bahn mal wieder aus 30 Minuten satte 80 Minuten gezaubert hat. Da versucht man dann noch die eine oder andere Minute bei den restlichen Autokilometern rauszuholen aber man kommt halt trotzdem etwas verspätet und völlig geschafft zum Jugendtraining. Inzwischen habe ich glücklicherweise den Vorteil in der Nähe zu arbeiten. Dafür gab's früher eine einfache Lösung: Schießsport war Wintersport, also gesellige Beschäftigung für arbeitsfreie Winterabende. Die Alternative zur Kegelbahn. Man benötigte nur geeignete Räumlichkeiten und Luftgewehre oder Zimmerstutzen. Wir machen noch heutzutage eine dreimonatige Sommerpause. 8)

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Ja ich weis das passt nicht zum Thema. :whistling:

    Also Gero echt mal, ihr habt so nen riiiiiiiiiiiesen Schießstand und dann 3 Monate Sommerpause, bei sowas blutet mir das Herz.

  • Hallo Geronimo,

    ist es aber nicht so, dass du trotz der Unwegbarkeiten deiner freiwillig angenommenen Aufgabe/deinem Amt nachkommst und die Jugendlichen nicht im Stich lässt? Du könntest auch sagen, ich lasse das Training ausfallen oder du erweiterst den Zeitpuffer, verlegst das Training nach hinten.
    Das machst du aber nicht, weil ich vermute, dass der Gegenwert den Du für deine Arbeit direkt und indirekt erhältst, Anerkennung, Erfolg deiner Jugendlichen, Selbstbestätigung usw. , größer als der zeitliche, persönliche Aufwand.

    Die Kunst eines Freiwilligenmanagements in einem Verein ist es, ein entsprechendes "Wertangebot" vorzustellen, aufzubauen oder - wahrscheinlich wie in eurem Fall - zu pflegen.

    Ein "Ehrenamt" auszuüben bedeutet für mich ganz einfach auch "Wertetausch".

  • @ Wilhelm,

    es wird immer Menschen geben, die für diese Ämter wie gemacht sind und diese auich mit Herz und Seele ausüben.
    Aber es gibt eben auch die Menschen, die die Ämter liebend gerne mit Leib und Seele ausüben würden, es aber einfach nicht können, weil sie z.B. im Wechseldienst arbeiten, ihre Arbeitsstätte, wie in meinem Fall, eben nicht um die Ecke ist, sondern über ne Stunde zu fahren ist, eine Strecke, wo die Frau nicht mitspielt, weil der Mann eh schon genug Zeit mit seinen Hobbies verbringt, etc.

    Bei sehr vielen der Alten (ist nicht negativ zu werten), ist das anders. Die hatten die Zeit, da das Thema Globalisierung und Gewinnmaximierung durch Mitarbeiterentlassung noch kein Thema war, wo man nich Freitags um 14:00h pünklich den Hammer fallen lassen konnte und ins Sochenende ging, etc.

    Die Zeiten haben sich geändert.
    Die Männer haben immer weniger Zeit, dei Arbeit bringt im Vergleich zu den Ausgaben immer weniger Geld ein, weswegen die Frauen auch arbeiten gehen müssen und somit auch vom Mann erwarten, dass er im Haushalt mithilft, etc.

    Das sind in der heutigen Zeit die Hauptkriterien, warum es im Ehrenamt immer dünner wird. Warum es immer schwieriger wird geeignete Trainer zu finden, Ehrenamtlich versteht sich, die die Zeit haben, bereits um 17:30h mit den Jugendlichen zu trainieren und an Wochenenden auf Wettkämpfe zu fahren.

    Das ist im Schießsport so, genauso wie im Fußball, Handball, etc.
    Deswegen muss die Frage auch erlaubt sein, ob das Eherenamt langfristig so noch zu halten sein wird, oder ob es in großen Teilen aussterben wird.

  • Ich glaube nicht, dass das Ehrenamt aussterben wird.

    Laut einiger Studien würden sich viele Menschen für ein Ehrenamt engagieren, auch wenn sie ein garantiertes Grundeinkommen bekämen.

    Als Frau glaube ich aber, dass es Schießsportvereine schwer haben werden. Wo engagieren sich die Frauen/Mütter ? (oft Teilzeit, steigen entweder nie wieder in ihren Beruf ein oder hören schon mit 50 wieder auf). Ich war im Fußballverein aktiv, als mein Größter 4 Jahre alt war und anschließend eine längere Zeit in der Kirche (bis meine Jungs beide konfirmiert waren). Seit zwei Jahren mache ich beruflich die Waffenlobby (ohne Verein, weil so allübergreifend für jeden), weil mir meine Kinder die Zeit dafür geben (sind beide über 16 Jahre).

    Welche Frau mit ähnlicher Erzieherarbeit ist im Schießsportverein aktiv? Bei meinen GK-Schützen sind einige "Partnerinnen", die es sich nie trauen werden, die Fußstapfen ihrer Anlerner (=Lebenspartner) zu verlassen. Ihre Kinder können sie nicht anlernen, weil diese den Sport erst mit über 25 Jahren ergreifen werden, wenn die Bindung zur Mutter schon längst nicht mehr existent ist.

    Ich kann BBF und Dan More verstehen. Der Status des "Alleinverdieners" ist passé. Wenn die Frau nicht hinter dem Mann steht, darf er während der Kleinkinderzeit kein Ehrenamt übernehmen, das den Zöglingen nicht entgegenkommt. Wenn er sein zusätzliches Geld für sein Hobby ausgeben will (was der Familienkasse fehlt), wird sie das Hobby nicht unterstützen, sondern eher boykottieren. Die Anhebung der Altersgrenzen spricht zudem gegen ein Ehrenamt im Sportschützenkreis.

    Mein Fazit: Ohne Altersabsenkung und ohne Einbindung der Mütter in den Schießsport wird das Ehrenamt - insbesondere in der Jugendarbeit - beim Schießsport extrem gefährdet sein. (Bundesländer mit starken Brauchtums-Schützenfesten mögen davon noch ausgenommen sein - ich spreche hier von zwei Bundesländern ohne Schützenfesten: B und Umland)

  • Hallo Katja, hallo Dan More,

    die von euch vorgetragenen Argumente sind gut nachvollziehbar und kann ich/können meine Frau nur bestätigen.

    Ein Idealfall wäre, wenn sich die gesamte Familie für den Sport und freiwillige Mitarbeit begeistern könnte.

    Diese Idealfälle gibt es allerdings auch hin und wieder, insbesondere bei den Bogensportlern zu beobachten - eben auch deswegen, weil dort das Einstiegsalter wesentlich früher beginnt.

    Einkommens- und Existenzabsicherung sowie Familienaufgaben haben in jedem Fall Vorrang vor der Annahme eines „Ehrenamtes“ oder bürgerschaftlichem Engagements.

    Alles miteinander zu verbinden oder in Einklang zu bringen halte ich allerdings auch für möglich. Das fängt damit an, dass wir unseren Sport auch als Familiensport anbieten, dafür nachvollziehbare Beispiele bringen (Aufgabe der Verbände), es in der ÖA auch jedermann so präsentieren. Wir wären mit dieser Aufgabe nicht alleine, da der Staat mit Hilfe von Wissenschaft, Spitzenverbänden auch darauf angewiesen ist, Sozialkapital aufzubauen, was dort eingesetzt wird, wo sich der Staat mangels Finanzmittel aus bisherigen sozialen Betätigungsfeldern sukzessive zurückzieht.

    Sehr anschaulich ist die Beschreibung der Frau, Mutter, Abeitnehmerin/Unternehmerin und Erzieherin im Zusammenhang mit den Möglichkeiten und Einschränkungen bei der Übernahme von zusätzlichen „Aufgaben für das Gemeinwohl“. Auch hier könnte es aber Lösungen geben, z.B. durch gemeinschaftliche Aufgaben wie Kinderbetreuung, Hausaufgabenhilfe, Spielenachmittage, Kinderfeste … Wo? – In einem dafür geeigneten Sport-/Schützenhaus. Wo gibt es diese Schützenhäuser? Wer hat sich darüber Gedanken gemacht, wie dieses Kapital geeignet eingesetzt werden kann, einen Gewinn abwirft?

    Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt, und von irgendwo müssen ja auch die immer noch leicht ansteigenden Zahlen der aktiven und bereitwilligen Helfer herkommen: Neben den hier beschriebenen Menschen im aktiven Berufsleben gibt es noch die möglichen Ehrenamtlichen ohne Arbeit und Beruf sowie Schüler/Studenten und Rentner die für „Ehrenamtaufgaben“ in Frage kommen.

  • Deswegen muss die Frage auch erlaubt sein, ob das Eherenamt langfristig so noch zu halten sein wird, oder ob es in großen Teilen aussterben wird.

    Die Frage wurde schon im ersten Posting ausführlich erörtert und eingehend beantwortet. Allerdings wollen die dort gegebenen Verlinkungen auch gelesen werden. Es stirbt bereits aus, auf breiter Front und es ist *so* unhaltbar. Fertich. Das ist _Fakt_, und deshalb ist der ganze Thread von Grund auf verfehlt und falsch angelegt worden.