Verbandsstrukturen von morgen?

  • Wie wir vill. alle wissen oder es schon mal gehört haben, sind die Mitgliederzahlen im Deutschen Schützenbund rückläufig.
    Doch warum? Wie stark im Vergleich zu anderen Sportarten? und was können wir da gegen tun?

    Ja das "Warum" nicht ganz einfach dieses Thema zu fassen. Viele Faktoren, viele Menschen = gleich viele Meinungen.
    Ich sehe unsere Strukturen doch sehr von älteren Menschen beeinflußt, die oftmals eine andere Richtung haben wollen als Jüngere. So lange sich die beiden Altersgrunppen gegenseitig fördern und stützen kann man nur von einem guten Beispiel reden. Doch was passiert, wenn eine Seite nicht bereit ist die andere zu stützen? Wir rennen, dann nur noch in eine Richtung. Ich habe mal auf einem Schützentag in Lübeck eine Disskusion mit einem älteren Vereinsvertreter (Ich schätzte Ihn auf ca. 60-70) geführt, in der er die absolute Förderung der älteren Generationen im Deutschen Schützenwesen forderte, unter vernachlässigung der Jugend. Dieser Mann verstand gar nicht das er leider nur für einen Zeitraum von 10-15 Jahren gedacht hatte. Er hat somit, durch die totale Vernachlässigung der Jugend, seinem Verein das Todesurteil auferlegt. Leider finde ich sehr oft eine solche Meinung - Was in meinen Augen nicht richtig sein kann, da wir doch alle ein und das selbe Ziel haben. Wie aber können wir das ändern oder mindern? Ich denke je höher die Mitgliederverluste sind, desto stärker wird der Ruf nach Generationenwechsel in den Ehrenämtern, doch muss es erst soweit kommen? - Nein, wir müssen uns zusammen raufen, uns nach Außen als Einheit darstellen und unseren Sport mit Herzblut unterstützen. Wenn wir das eher machen würden, als uns Gegenseitig auseinander zu nehemen, würde es unserem Sport gut tun und sicherlich auch den Mitgliederschwund mindern oder ihn stopen.

    Vergleiche zu anderen Sportarten,
    zeigen das es noch viel größere Verlierer gibt. Der Deutsche Tennis Bund (Hoffe das schreibt sich so) hat nach dem Steffi Graf und Bobbele nicht mehr Tennis spielten ca. 1/3 seiner Mitglieder eingebüßt. Der DTB würde an unserer Stelle von "goldenen Zeiten" sprechen, wenn es denen so ginge wie es uns jetzt geht. Heißt somit unser Sport ist vielen mehr wert als andere Freizeit-Beschäftigungen, was wir um jeden Preis halten müssen.

    und was können wir da gegen tun?
    Ja da seit jetzt mal Ihr gefragt, wie Ihr Euch die Verbands-Strukturen in der Zukunft vorstellt.

  • Wie es den Schützenvereinen in 20 Jahren geht hängt davon ab, ob sie noch Mitglieder haben.
    Möglicherweise hast du den älteren Herren auch ein bisschen falsch verstanden. Wenn man sich die demographische Kurve der Bevölkerung in Deutschland jetzt und die Prognose für 2030 ansieht, dann ist klar was zu tun ist. Jugendförderung ist wichtig, aber das wird nicht ausreichen um die Mitgliederzahlen zumindest zu halten. 2030 wird die Gruppe der 40-65 jährigen die größte in der Bevölkerung sein. (Beim stat. Bundesamt gibts die Grafik)
    Das heißt, die Mitgliederwerbung kann sich nicht nur auf Kinder und Jugendliche beschränken. Wir müssen zunehmend alle Altersgruppen werben und natürlich auch deren Aktivitäten im Verein fördern. "Lichtgewehr für die kleinen, Ausrüstung für die Jungen und Auflageböcke für die alten." Auch das Vereinsleben, Feste und gesellige Veranstaltungen sollten auf diese Mischung ausgelegt sein.

    Die Verbandsstrukturen finde ich garnicht so übel. Die Landesverbände und der DSB müssten enger zusammenarbeiten, ansonsten würde es nicht schaden wenn etwas mehr Mitbestimmung von "unten" möglich wäre - liegt ja im Trend.

    Mein Trainingsmotto:
    Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein. (Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916)

  • Deine Ausführungen finde ich richtig, aber nur auf die Jugend zu setzen, ist, meines Erachtens, auch der falsche Weg. Man braucht eine gesunde Mischung, da von den Jugendlichen immer wieder sehr viele im Alter von 16-20 Jahren vom Verein abspringen (wegen Beruf, Freunde, Partner, anderen Hobbies). Man muss also auch versuchen Mitglieder in der "Mittelschicht" neu hinzuzugewinnen. Bei uns finden diese Neuzugänge meistens in den größeren Kalibern statt, aber auch im Luftdruckbereich kommt der ein oder andere neu hinzu.
    Vor allem aber auch den Seniorenbereich darf man nicht vernachlässigen, denn die neuen Disziplinen wie LG oder LP Auflage bieten da ganz gute Chancen. Die Senioren haben oft mehr Zeit und finanzielle Mittel als die Jungschützen und können so einen Verein nachhaltig voranbringen und ein optimales Umfeld für die Jungschützen schaffen. Außerdem bringen die "Opas" dann auch gerne mal die Enkel mit, womit wir wieder beim Nachwuchs wären.

    Natürlich muss das Hauptaugenmerk dann auch auf dem Nachwuchs liegen, denn hier liegt nun mal die Zukunft. Aber man muss auch die Gegenwart und die nahe Zukunft betrachten, denn sonst hilft der ganze Nachwuchs für die mittel- bis langfristige Zukunft nichts, wenn es schon im hier und jetzt zu Ende ist.

    Unser Verein ist da wirklich gut aufgestellt und ich erhalte viel Unterstützung als Jugendleiter. Bei Vereinsausflügen bekommen die Jungschützen viel bezahlt (aus der Vereinskasse), wir haben 9 Pressluftgewehre für die Nachwuchsabteilung und nun bekommen wir auch noch 2 elektronische Anlagen, damit wir für die weiterführenden Meisterschaften (alle auf elektronischen Ständen) gut gerüstet sind.
    Hier konnten wir auch die zuerst etwas skeptische Vereinsführung überzeugen, vor allem als sie selbst auf solchen Anlagen mal geschossen haben. Es freut mich, dass bei uns der Spagat zwischen alt und jung zur Zeit ganz gut gelingt.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Wie wir vill. alle wissen oder es schon mal gehört haben, sind die Mitgliederzahlen im Deutschen Schützenbund rückläufig. Doch warum? Wie stark im Vergleich zu anderen Sportarten? und was können wir da gegen tun?

    Eine besondere Herausforderung des Deutschen Schützenbundes ist sicherlich der Spagat zwischen Sportverein (Breitensport und Leistungssport), Trachtenverein (Lederhose, Lodenjacke und Charivari) und Faschingsgesellschaft (Pseudouniformen, Schützenumzüge und Schützenfeste). Das erschwert jede gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit.

    Wir wissen doch selbst: Jede dieser kleinen Facetten ist Vorurteil und (!) Wirklichkeit.

    Vergleiche zu anderen Sportarten, zeigen das es noch viel größere Verlierer gibt. Der Deutsche Tennis Bund (Hoffe das schreibt sich so) hat nach dem Steffi Graf und Bobbele nicht mehr Tennis spielten ca. 1/3 seiner Mitglieder eingebüßt. Der DTB würde an unserer Stelle von "goldenen Zeiten" sprechen, wenn es denen so ginge wie es uns jetzt geht. Heißt somit unser Sport ist vielen mehr wert als andere Freizeit-Beschäftigungen, was wir um jeden Preis halten müssen.

    Wo bleiben aber unsere Symbolfiguren? Klar, Magdalena Neuner und Sonja Pfeilschifter. Wer kennt denn schon unsere Vereine und Schützen der Bundesliga? Da erntet man fragende Blicke. Wer verfolgte die Weltmeisterschaft? Die haben leider sogar die meisten Sportschützen nicht wirklich wahrgenommen. Man hatte wohl bereits damit gerechnet und kurzerhand die notwendigen Besucherparkplätze eingespart.

    Ja da seit jetzt mal Ihr gefragt, wie Ihr Euch die Verbands-Strukturen in der Zukunft vorstellt.

    Ich hoffe die Sportschützen vernetzen sich unabhängig von Vereinen und Verbänden.

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Ich glaube die Entwicklung wird davon abhängen, wie unser Sport in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Einerseits gibt es immer wieder die Stimmungsmache gegen unseren Sport, andererseits tun sich die Vereine selber schwer damit, neue Mitglieder zu generieren und somit auch zu einem positiven Bild beizutragen.

    Bevor ich in den Verein eintrat, hatte ich nur das Wissen, dass es sich bei den meisten Schützenvereinen um Kneipen handelt, die anstelle einer Kegelbahn über einen kleinen, primitiven Luftgewehrstand verfügen. Ansonsten hört man immer wieder vom Vogelschießen, bei dem mit (auf einem Gestell montierten) Gewehr auf den Vogel geschossen wird, der "Gewinner" eigentlich der "Verlierer" ist und das nächste Jahr die Feiern für alle Mitglieder organisieren muss...

    Nun bin ich in einem Verein und habe für das Schützenwesen einen neuen Blickwinkel erhalten. Ich finde das gut.
    Aber in dem Verein fällt mir auf, dass man sich nicht großartig um die Zukunft sorgt - ein wenig naiv, meiner Meinung nach. Gut der Verein leidet unter Fluktuationen, da ständig irgendwelche Mitglieder (die mit der Uni fertig sind) den Verein verlassen, da sie umziehen. Aber man geht nicht hin und versucht mehr Leute anzulocken um diese Fluktuation zu kompensieren, nein man begnügt sich mit der Aussage "Wer einen Verein sucht, der findet uns auch!" und weint gleichzeitig der "guten alten Zeit" nach und lässt auch die Ausrüstung -, nicht verkommen, aber man bemüht sich nicht um Verbesserungen... Der Pistolenstand ist ganz okay, aber bei den Gewehrständen sieht es schlecht aus - die Automaten funktionieren nur bedingt. Luftdruckwaffenstände gibt es gar nicht, man schießt nur KK (25+50m) bzw. GK-Kurzwaffe 25m. Dieses Jahr können wir wohl seit 15+X Jahren mal wieder eine Mannschaft zur LM schicken (Gewehr), aber auch nur, weil ich einen Bekannten zu den Gewehrschützen lotsen konnte.
    Der Verein hat keine Jugendabteilung, bekommt hierfür aber jedes Jahr Zuwendnungen und Gutscheine von der Stadt. Diese Gutscheine werden dann aber nicht an uns (junge) Studenten vergeben, nein, die bekommen andere Leute, die nichts mit der Jugend zu tun haben, sich aber so für den Verein engagieren. Sie verdienen aber gutes Geld. X( Ich will diese Gutscheine nicht haben und bin auch nicht neidisch, aber Studenten sind nun mal eher "Jugend" als Leute im Alter 45+, und uns fehlen vernünftige Schießjacken etc. Ich habe z.B. eine viel zu kleine, der Bekannte gar keine. Dafür könnte man diese Gutscheine prima verwenden und dann in Vereinseigentum übergehen lassen. Aber das macht man ja nicht.
    Auf vorsichtiges Nachfragen, ob man nicht mal ein wenig Werbung in der Uni machen sollte (Flyer etc.), kam nur die Antwort "Nein, das brauchen wir nicht!"...

    Wie ihr seht, machen wir / die Vereine uns den Sport und die Zukunft schon genug selbst kaputt. Da brauchen wir keine negative Presse für. Was hilft? Mitglieder generieren, egal welchen Alters und mehr Präsenz in der Öffentlichkeit! :thumbup:

  • Unser Sport ist interessant, nur sehen das die Medien nicht und unsere Marketingmaschinerie ist dafür einfach zu schwach, um das Sportschießen ins Fernsehen zu bringen. Immerhin sind wir bei den Damen Weltspitze. Da würde sogar der Lokalkolorit ziehen und bestimmt einige Zuschauer anlocken.

    Wenn man bedenkt, dass in Ruhpolding 14.000 Zuschauer alleine auf der Haupttribüne stehen, nur um das Schießen und den Zieleinlauf zu sehen, dann sieht man wie interessant Schießen sein kann. Ich habe mir diese Woche das Einzelrennen der Herren und der Frauen in der ARD angesehen. Da bei diesen Rennen ein Fehlschuss eine Strafminute gibt, fällt hier die Entscheidung meist am Schießstand. So zeigten sie jeweils fast durchgehend 50 Minuten lang nur das Schießen des Biathlons. Und da wurde nur auf eine Klappscheibenanlage geschossen (somit nur Treffer oder nicht zu sehen). Trotzdem ist der ARD hier das Schießen eine 50-minütige Übertragung wert gewesen. Wenn man nun Neuerungen einführen könnte, wie das von DISAG entwickelte Shoot-off oder interessante Finalkämpfe, dann hätte unser Sport bestimmt auch mehr Medienpräsenz.

    Und wenn man bedenkt, dass unseren Sport jeder machen kann, egal ob groß oder klein, jung oder alt, dick oder dünn, dann könnten wir bestimmt einen großen Zulauf verzeichnen, wenn wir stärkere Medienpräsenz erreichen könnten. So eine Sportart gibt es sonst eigentlich fast nicht, wo jeder dabei sein kann. (außer vielleicht Billard, Schach oder Darts)

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Und wenn man bedenkt, dass unseren Sport jeder machen kann, egal ob groß oder klein, jung oder alt, dick oder dünn, dann könnten wir bestimmt einen großen Zulauf verzeichnen, wenn wir stärkere Medienpräsenz erreichen könnten. So eine Sportart gibt es sonst eigentlich fast nicht, wo jeder dabei sein kann. (außer vielleicht Billard, Schach oder Darts)

    Die Medien sind im Schießsport überbewertet und ich glaube dass wir sie nicht so sehr brauchen (besonders das Fernsehen). Nur weil Skispringen in den Medien überpräsent ist, haben sich nicht in jedem Dorf Skisprungvereine gegründet. (OK, der Vergleich hat ein Holzbein)
    Die Medien berichten gerne auch über den Schießsport, nur vielerorts werden diese Möglichkeiten von Vereinen und Verbänden nichtmal genutzt. Es fehlt extrem an "Selbstinszenierung". Wenn ich die Zeitung aufschlage, dann sehe ich tolle Fotos vom Fußball und Seitenweise Berichte und ich meine nicht die Bundesliga, sondern die unterste Idiotenliga.

    Es gibt auch noch eine Reihe anderer Sportarten, die bis ins hohe Alter betrieben werden können. Da sind wir nicht die einzigen. (Kegeln, Eisstockschießen etc.) Allerdings gibt es einen großen Unterschied. Wir sind nicht so offen nach außen.
    Wenn ich Billard spielen will, dann geh ich einfach irgendwo in eine Billardhalle, zahle ein paar Euro und kann spielen.
    Bei uns im Verein kann auch jeder kommen und schießen - kein Problem - tut aber niemand.

    Mein Trainingsmotto:
    Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein. (Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916)

  • Wenn ich Billard spielen will, dann geh ich einfach irgendwo in eine Billardhalle, zahle ein paar Euro und kann spielen.
    Bei uns im Verein kann auch jeder kommen und schießen - kein Problem - tut aber niemand.


    Billard ist ja auch ein "friedlicher" Sport, der nichts mit unserem "Menschenverachtenden, womöglich noch Rechts orientierten" Sport zu tun hat, der die "nächsten Amokschützen" ausbildet... Dieses Bild hat man ja auch ganz oft... :(

    So zeigten sie jeweils fast durchgehend 50 Minuten lang nur das Schießen des Biathlons. Und da wurde nur auf eine Klappscheibenanlage geschossen (somit nur Treffer oder nicht zu sehen). Trotzdem ist der ARD hier das Schießen eine 50-minütige Übertragung wert gewesen.


    Ist doch auch für Zuschauer interessanter, als unsere Papierscheiben, bei denen man nur guckt ob der Eine die Zehn besser getroffen hat, als der Andere. Ich meine das ohne Flax - wer diesen Sport nicht selbst ausübt, der findet das stinklangweilig. Man müsste dann eher Disziplinen à la "Laufender Keiler" oder IPSC bzw. diese BDS-Disziplin, wo auf 300m Klappscheiben umgeschossen werden, in den Vordergrung rücken.
    Wenn man Vorderladerschützen im Verein hat, dann kann man die natürlich auch in den Vordergrund stellen, denn diese "alten" Waffen findet die Allgemeinheit wieder ganz toll...

  • Wir versuchen in unserer Region, den Schießsport immer gut darzustellen und Werbung zu machen. In der Region sind sehr viele Vereine tätig, in unserm 2000 Einwohner-Dorf sogar 2 ;). Der Schießsport hat bei uns auch noch bisschen Tradition und wird deswegen noch von den Leuten "wahrgenommen".

    Als ich nach der Deutschen Meisterschaft in die Zeitung gekommen bin, haben wir, der Verein, nach 3-4 Wochen 5 Jugendliche neu dazubekommen. Schaden kanns also nicht. ;)

    Klar, dass manche diesen Sport nichtmal als Sport bezeichnen. Die Leute vergleichen Schießen dann gleich mit Amokläufen oder so. Deswegen denke ich, dass viele Vereine auch nicht in die Medien "wollen", weil sie denken, dass es eh überlesen/übersehen wird und sie umsonst irgendwelche Kosten zahlen müssen.

    Aber wenn wir, die Schützen, bei Olympia Medaillen holen, sind wir aber scho wieder recht.

  • Klar, dass manche diesen Sport nichtmal als Sport bezeichnen. Die Leute vergleichen Schießen dann gleich mit Amokläufen oder so. Deswegen denke ich, dass viele Vereine auch nicht in die Medien "wollen", weil sie denken, dass es eh überlesen/übersehen wird und sie umsonst irgendwelche Kosten zahlen müssen.

    So gesehen sind Metzger, Chirurgen und Hausfrauen verkappte Messerstecher. Ich denke die vielen Vorurteile können wir einfach durch gelungene Öffentlichkeitsarbeit aufklären. Die meisten Tageszeitungen bezahlen sogar für Berichte und Fotos der Vereine. Für meinen Weihnachtsfeierartikel beispielsweise 8,49 Euro (Text und Foto).

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Aus meiner Sicht sind die Medien sehr wichtig für Vereine, egal welche Sportart diese betreiben.
    Über regelmäßige Medienpräsenz können sowohl neue Mitglieder gewonnen, als auch Sponsoren angesprochen werden. Wer will einen Verein oder eine Mannschaft unterstützen, wenn er nichts davon hat? Es ist ja toll, dass kleine Metzgereien am Ort einen unterstützen, aber viel kommt dabei nicht rum. Wenn ich mir da die Fußballvereine in den unteren Ligen anschaue ist das da anders - die bekommen nicht 50 Euro, sondern für 20 Mann einen Satz Triktos mit Wechselhose, Ersatzshirt, etc...

    Und genau da sind die Medien udn die Außenwirkung wichtig. Und da kann ich nicht sagen: Die Zeitung berichtet nichts. Da muß sich einer hinsetzen und darüber schreiben. Die Lokalen Zeitungen sind meistens sogar dankbar, wenn sie Artikel zugeschickt bekommen, damit sie ihre Seiten vollbekommen und gleichzeitig über das Tagesgeschehen berichten können. Sie sind deshalb auch gerne bereit dafür zu zahlen, damit sie etwas bekommen. Sollte in einem Verein keiner bereit sein eine solche Tätigkeit zu übernehmen, müssen sich eben mehrere Vereine zusammentun. Dann wird es auch leichter einen freiwilligen zu finden, weil der dann mehr, bzw. öfters dafür gezahlt wird!

  • Gute Öffentlichkeitsarbeit fängt damit an das man endlich mal aufklärt und die Disskusion mit Gegnern des Schiesportes aufnimmt. Wenn wir uns immer nur verstecken und uns auf den Schützentagen eine schöne Welt reden, werden wir uns irgendwann wundern das wir so wenige geworden sind.
    Doch wie ist es möglich das alles zu ändern, wenn man in den jetzigen Strukturen dazu nicht bereit ist?

    Da habt ihr mich am Anfang etwas falsch verstanden. Wichtig ist beides gleich zu fördern, die Jugendabteilung und die Seniorenabteilung.

    @ Dingo: Es wird immer einfacher sein Jugendliche zu aquirieren, als 30'jährige. Klar offen halten muss sein, wir wollen jeden der mitmachen will, ob 12 oder 40. Doch sind Jugendliche noch nicht so gebunden und treten einfacher nur aufgrund des Sportes in einen Verein ein. Ein 30 Jähriger tritt in einen SV nur ein, weil er dort Bekannte hat und nicht erst finden möchte.

  • Bei uns im Verein suchen wir nicht direkt nach neuen Mitgliedern ab 25 oder 30 wie oben genannt. Sie kommen zu uns, weil Schießen ein Sport ist, den ich trotz Schichtarbeit machen oder als Bäcker unmögliche Arbeitszeiten habe. Es kommen zu uns auch viele junge Familienväter, die ein Hobby und gleichzeitig einen Grund suchten wieder alleine abends aus dem Haus gehen zu können ohne dass die Frau gleich mault.

    @ kawiJS:
    Fängt gute Öffentlichkeitsarbeit wirklich damit an die Diskussion mit Gegnern aufzunehmen? Für mich findet in vielen Vereinen und Gauen überhaupt keine Öffentlichkeitsarbeit statt - egal in welche Richtung! Wichtig ist es, dass wir uns mit unserem Sport überhaupt in der Öffentlichkeit platzieren und ihn transparent darstellen. Ein Rundenwettkampf im Ligamodus ist da vielleicht besser geeignet als Laufender Keiler...

  • Ich denke niemand lässt sich gerne aufklären. Die immer gleichen Diskussionen bringen niemanden weiter. Wir sollten der Öffentlichkeit endlich einen wirklichen Einblick gewähren und aufhören den Schießsport als Eventsportart zu verkaufen. Der wirkliche Schießsport ist größtenteils der 60er-Jahre-Keller. Und? Was zählt ist unser Sport. Wir sollten ihn - so wie er ist - in allen seinen Facetten zeigen, damit sich jeder unbeeinflusst seine Meinung darüber bilden kann. Und wenn diese Meinung „Waffennarren“ oder „Amokläufer“ lautet? Bitteschön. Das müssen und können wir verkraften. :)

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Lieber Gerhard,

    auch wenn deine Anmerkungen sicher - auch von vielen Schützen - kontrovers gesehen werden, ich teile deine pointierte Sichtweise. Unser Schießsport hat immer vom Mitmachen gelebt, weniger vom Zuschauen und noch weniger von irgendwelchen Fans. Daher sehe ich auch die immer wieder vorgebrachten Forderungen nach Veränderungen (Verbesserungen) hin zu vermeintlich mehr Massen- und Medientauglichkeit, also um es mal auf den Punkt zu bringen, hin zu mehr Deppentauglichkeit, hin zu einer Art Zirkus, wo dann ein paar (Profi)sportler für Unterhaltung sorgen und womit dann auch (wenige) ordentlich Geld verdienen können, bisweilen kritisch. Ludwig hat das schöne Beispiel mit dem Skispringen ja schon gebracht und so groß ist das Holzbein aus meiner Sicht gar nicht. Biathlon wäre hier, bei aller Sympathie, auch nicht so ganz unpassend.

    Selbst wenn wir es schaffen sollten, die Bundesliga mal im Fernsehen zu platzieren, was sicher wünschenswert wäre, so könnten wir dadurch zwar sicher unser Image aufbessern und wohl auch im Bereich Sponsoring profitieren, aber ob wir nur dadurch wirklich mehr Zulauf in unseren Vereinen bekommen würden, wage ich zu bezweifeln. Wir hätten dann vielleicht auch mehr Zuschauer. Aber wir sollten dabei auch immer bedenken, dass so ein Publikum auch immer sehr launisch sein kann. Was heute noch ganz toll ist und die Massen lockt, kann morgen schon total abgesagt sein. Wenn der Sport dann aber keine aktive Basis mehr hat, dann kommt das Ende möglicherweise um so schneller.

    Wie sind den bisher und wie kommen denn auch heute noch neue Schützen in unsere Vereine?. Doch fast immer durch die Familie oder durch persönliche Kontakte und Bekanntschaften. Selbst beim Nachwuchs ist es doch so, dass jemand in der Schule oder im Freundeskreis über seinen Sport berichtet und dann andere mitzieht. Veranstaltungen wie Tage der offenen Tür können zwar etwas bringen, aber oft ist es doch so, dass die so gewonnen Mitglieder oft schon nach kurzer Zeit wieder verschwinden.

    Der Schießsport ist speziell, aber darin liegt doch auch gerade für uns der Reiz. Es ist müßig, allen anderen diesen Reiz und diese Faszination vermitteln zu wollen. Wir sollten daher gezielt nach den Menschen Ausschau halten, für die der Schießsport möglicherweise auch auf längere Sicht interessant sein könnte. Ich schaue mir die Jugendlichen, aber auch Erwachsene, in dieser Hinsicht genau an und versuche dann einzuschätzen, ob der Schießsport für diejenigen interessant sein könnte. Das mit der Einschätzung klappt natürlich nicht immer, ist aber nach meinen Erfahrungen deutlich effektiver, als wahllose Rekrutierungsversuche über die Medien oder durch sogenannte Events.

    Noch mal kurz zur Liga: Manchmal frage ich mich schon, ob es für den Breitensport wirklich so gut war, die Liga auch bis auf die unteren Ebenen auszuweiten. Zumindest hier in meiner Region haben die Rundenwettkämpfe dadurch doch etwas gelitten. Da fehlen jetzt einerseits Schützen, die mitziehen und auch Hilfestellung leisten, andererseits haben sich andere Schützen zurück gezogen, weil sie sich den doch deutlich härteren Herausforderungen der Liga nicht stellen wollen oder nicht können, aber die RWKs nicht mehr richtig gepflegt werden bzw. keinen Stellenwert mehr haben. Dabei hat früher für viele die gemeinsame Fahrt zu befreundeten Vereinen und danach dann das gepflegte Pils in gemütlicher Runde einen hohen Stellenwert gehabt. Ich hoffe, das gerade dieser Punkt hier nicht falsch verstanden wird. Ich finde die Liga toll und habe diesen Modus selbst aktiv geschossen, ich bin auch kein genereller Bremser und Konservativer um des Prinzips willen. Aber es gibt auch so etwas wie das Wesen des Schießsports und das sollten wir auch immer etwas im Auge behalten.

    Wo wir eher, und nicht nur wir Sportschützen, ein Problem haben, ist die Gewinnung geeigneter Mitarbeiter für die vielfältigen Aufgaben in unseren Vereinen und Verbänden. Die Generation der Menschen, die das bisher gemacht haben, ist mittlerweile in die Jahre gekommen. Leider haben aber aus der mittleren und jüngeren Generation, auch wenn dieses Forum gute Gegenbeispiele liefert, immer weniger Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen Lust und Interesse, solche Aufgaben zu übernehmen. Gerade bei denjenigen, welche gut geeignet wären, kann man dieses Desinteresse oft besonders feststellen. Das Resultat ist dann oft, das wichtige Positionen, wenn überhaupt, mit Leuten besetzt werden, die es zwar gerne wollen, aber nicht wirklich können. Wie wir dieses Problem lösen können, weiß ich auch nicht. Aber wir alle sind hier letztlich gefordert. Und denjenigen, die zwar immer alles fordern, aber selbst nie dazu bereit sind, selbst mit anzupacken und die Vereine eher als billige Dienstleistungsunternehmen sehen, sollten wir ab und zu mal den Wind aus den Segeln nehmen.

    Zu guter Letzt, eine Anmerkung sehe ich etwas kritischer. Ob wir für "Waffennarren" oder "Amokläufer" gehalten werden, ist zwar wirklich erstmal Wurst, wir wissen es ja schließlich besser. Aber leider werden durch diese Sichtweise auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen beeinflusst, in denen wir uns bewegen können. Weitere Einschnitte können hier sehr schnell zu massiven Problemen führen. Ich habe hier schon länger den Eindruck, dass die maßgeblichen Stellen längst zur Strategie der kleinen Nadelstiche übergegangen sind, da sie uns frontal auf einmal nicht "erledigen" können. Man denke hier nur an Herrn Brennecke. Ich denke dabei auch nicht nur an das Waffengesetz. Man bedenke auch die massiven Auflagen beim Schießstandbau. Ein Neubau eines offenen Standes auch mitten in der Pampa ist de facto heute kaum noch möglich und auch der Unterhalt bestehender Stände verschlingt heute durch immer neue und höhere Auflagen teilweise immense Summen. Klar, ich vergaß, dabei geht es natürlich immer nur um die Sicherheit oder die Umwelt. Daher ist die öffentliche und veröffentlichte Meinung schon nicht ganz unwichtig.

    Ich weiß, ich habe mich hier mit einigen Thesen sicher etwas weit aus dem Fenster gelehnt. Ich möchte daher zum Schluss auch anmerken, dass auch ich in dieser Hinsicht die Weisheit sicher nicht alleine gepachtet habe und dass man einige meiner Punkte sicher auch ganz anders sehen kann.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

  • Schöne Meinung im großen und ganzen.

    Aber das mit der Fernsehübertragung sehe ich doch eher positiv, als alles andere. Image aufpolieren und dann was richtiges damit anfangen. Du hast recht nur, weil Schießen im TV ist werden wir noch lange keine Mitglieder mehr bekommen, aber die Grundlage ist da. Wir können uns präsentieren und wo geht das besser als positiv im TV.
    Der Fußball macht es uns vor - Große Stars bringen hier eine große Basis. Vill. auch weil man in der Schule, bei Freunden, usw. (Leute die nichts mit Fußball zutun haben) Anerkennung bekommt. "Ah der kleine ist aber sportlich, geht schon seit ....zum Training" ich glaube man kann sich die Aussagen vorstellen.
    Bekennt sich aber ein Schütze vill. unter seinen Schulkumpels als Schütze. Könnte erstmal die Frage kommen: Ist das überhaupt Sport? Es muss ja nicht negativ sein, aber die Aufklärung in der Masse der Bevölkerung fehlt.

  • Hallo,

    ich habe aufmerksam eure Meinungen gelesen und jeder von euch hat sich Gedanken gemacht, was man alles machen sollte um das Schützenwesen wieder aktraktiv zu machen. Ich glaube so lange wir durch die Presse und Fernsehberichte schlecht da gestellt werden auf Grund der Amokläufe haben wir es sehr schwer vor allem junge Mitglieder zu bekommen. Im Süden unserer Republick wird das Schießen ja noch von den Schulen unterstützt, was in unseren Gefilden kaum vorstellbar ist. Es bedarf wirklich sehr viel Überzeugungskunst die Eltern vom Schießsport zu überzeugen und das sie kapieren wir üben einen Sport aus, der volle konzentration verlangt. Wir versuchen auch die Generationen in unserem Verein zu einem Miteinander zu bewegen, durch gemeinsame Veranstaltungen was uns auch gut gelingt. Eins ist gewiss, die Jungen und die Alten müßen gefördert werden in den Vereinen und genug Anreize gibt es ja. Wichtig ist, das man die Tradition pflegt und den Leistungssport fördert und das auf gleicher Ebene.

    Kogge

  • Ich weiß nicht was man sagen soll bzw was ich sagen soll ohne das zu wiederholen das ich schon seit ein paar jahren sage.

    Grade bei uns hier oben im Norden fehlt es an der Schützenklasse.

    Kogge, du hast ja sicherlich auch die zahlen für die anzahl der Mitglieder unseres Kreisverbandes in der nähe.

    Schau dir die Zahlen mal ganz genau an, da steht was von insgesamt 1021 Mitgliedern die unser Kreisverband hat.
    154 Mitglieder davon sind im Jugendbereich zu finden, 218 im bereich der Schützen-/Damenklasse.
    Der rest verteilt sich auf 219 Mitglieder Altersklasse und sage und schreibe 430 Mitglieder in der Seniorenklasse.

    Jetzt vergleich das nochmal mit den Ergebnislisten für die Kreismeisterschaft, wieviele aus dem altersbereich der Schützen oder Jugendklasse schießen Gewehr oder Pistole Freihand? Das sind im höchstfall 45% der rest schießt das rahmenprogramm Auflage mit.
    Da ist irgendwas die letzten 20 jahre nicht so gelaufen wie es hätte laufen sollen.

    Und jetzt will auch noch unser Bezirksverband den Landesverband wechseln, weil der Präsi des Bezirksverbandes nicht mit dem einverstanden ist was auf dem Landesschützentag vor 2 oder 3 jahren (bin mir da grad nicht ganz sicher) mit mehrheit beschlossen worden ist von den Delegierten.

  • Danke Erzwo! Du bringst es auf den Punkt.
    Genau das ist es was ich an unseren Strukturen nicht mag. Teilweise übertriebene "Vereinsmeyerei" wo man eher verwaltet als den Sport zu betreibt. Und dann noch die klein-Kriege auf den Schützentagen.
    Was dann dabei immer in vergessenheit gerät ist das die Mitglieder immer weniger werden.

  • Hallo erzwo,

    Du sprichst da aus meiner Sicht ein wirkliches Problem an. Ich gönne ja den Senioren ihr Auflageschießen. Diese Disziplin boomt und die Senioren sind da mit großer Begeisterung dabei, haben oft auch das nötige Kleingeld für eine tolle Ausrüstung und schießen oft auch auf sehr hohem Niveau. Aber dieser Boom hat auch mittlerweile eine aus meiner Sicht ganz üble Erosion auf die jüngeren Klassen insbesondere im Breitensport ausgeübt. Da wird halt der Eindruckt erweckt, dass man doch ganz ohne große Anstrengung auch hohe Ringzahlen schießen kann. Man steht doch vermeintlich mit 290 Ringen ganz toll da, wo hingegen der "Looser" da Stehend doch schon mit 360 bzw. 270 kämpft. Das ist halt ein Stück weit auch der Glaube an große Zahlen. Dagegen ist doch auch Freihand vermeintlich viel zu schwierig und zu langwierig und zu mühsam und mühen will man sich ja schließlich nicht auch noch in seiner Freizeit. Ein Freund von mir hat das mal etwas sarkastisch mit "Deutschland schafft sich ab" umschrieben.

    Man muss dazu aber auch sagen, dass heute insbesondere in den kleineren Vereinen oft die Vorbilder fehlen und mittlerweile auch schon oft das Wissen um Anschläge, Training und Ausrüstung verloren gegangen ist. Da ist in der Tat schon länger etwas schief gelaufen. Aber es ist erstmal, abgesehen von bestimmten Entwicklungen in unserer Gesellschaft, ein internes Problem. Es hängt wieder hauptsächlich damit zusammen, das der Mittelbau und hier insbesondere viele der ehemals aktiven Schützen nicht bereit waren und sind, in den Vereinen Aufgaben als Trainer und Betreuer zu übernehmen.

    Leider ist das Kind hier aber schon sprichwörtlich in den Brunnen gefallen und es ist jetzt sehr schwer, da noch gegenzusteuern. Fährt man hier eine harte Linie, muss man mit weiteren Verlusten rechnen. Lässt man aber den Trend hin zum Auflageschießen so weiterlaufen, dann bekommen die klassischen Disziplinen über kurz oder lang massive Probleme. Wir sehen das ja schon beim KK, hier insbesondere beim Dreistellungskampf. Das mag auch andere Gründe wie mangelnde Stände und Kosten als Ursache haben, aber ein gut Teil geht auch auf die oben angesprochene Entwicklung.

    Vielleicht sehe ich oder wir das aber auch zu kritisch und man sollte solche Entwicklungen lieber hinnehmen und fördern, statt an den alten Zöpfen kleben zu bleiben. Es gab und gibt in vielen Ländern schon immer eine funktionierende Schießsportszene mit großer Anhängerschaft jenseits der ISSF-Disziplinen. In manchen Länder mit großer Schießsporttradition hat der olympische Schießsport nur einen sehr untergeortneten Stellenwert und wird dort jeweils nur von einer kleinen Minderheit betrieben.

    Mit bestem Schützengruß

    Frank