Grundsätzlich ist es ja das Recht - und auch die Pflicht - jedes Landesverbandes, zu überlegen, wie und ob er seine Landesmeisterschaften 2021 durchführen kann. Der DSB hat sich selbst schon Ende vorigen Jahres sehr zurückgenommen, und hat das den LVs weitgehend selbst überlassen, mit der ausdrücklichen Option, andere Qualifikationsarten für die Deutschen Meisterschaften aufzustellen bzw. anzuerkennen. Für Ideen, Findigkeit, praxisnahe Lösungen im Interesse der Sportlerinnen und Sportler war und ist also sehr viel Platz.
Nur muss man als Verbandspräsidium und/oder Landessportleiter natürlich für Ideen offen sein, das eigene Hirnlein mit der Anlasskurbel in Bewegung setzen, falls die geistige Batterie sich im "Lockdown" tiefenentladen hat, die Betroffenen gar fragen (horribile dictu - das haben wir doch noch nie gemacht), und generell eben die Interessen des SPORTS im Auge haben. Und nicht nur die eigene Bequemlichkeit oder Angst.
Es gibt einige Landesverbände, die genau das tun oder schon getan haben. Es gibt andere, die lieber auf Nummer Sicher gehen wollen, oder das, was sie fälschlich dafür halten. Und dann gibt es auch noch gaaanz besondere Pflegefälle. Wie zum Beispiel den Norddeutschen Schützenbund. Dieser kleine Verband ist im wesentlichen (es mag kleine Grenzunregelmäßigkeiten geben) der DSB-Landesverband für Schleswig-Holstein.
Dieser NDSB (nicht zu verwechseln mit dem großen NWDSB) ist nicht eben der leistungsstärkste unter den DSB-Verbänden. Auch nicht der innovativste oder modernste. Auch nicht gerade der mit der tollen Jugend- und Kaderarbeit, den bekannten TrainerInnen oder den international erfolgreichen SpitzenschützInnen (außer vielleicht eine oder zwei mit dem Bogen). Aber, na ja, es gibt ihn, und das ist ja schon einmal nicht verkehrt.
Und man kann in ihm durchaus einmal Ergebnissen LandesmeisterIn werden - in der richtigen Disziplin und Altersklasse -, mit denen man in anderen Verbänden bei einer beliebigen Kreismeisterschaft achte oder zwölfter geworden wäre. Soweit zum Verband als solchen. Hätte man ihn nicht, wäre das noch schlimmer.
Und jetzt musste ausgerechnet dieser Verband sich mit Corona auseinandersetzen. Wo man doch schon vorsorglich die Geschäftsstelle "für den Publikumsverkehr geschlossen" hatte (klar, da drängeln sich sonst bestimmt jeden Tag huuuuunderte von Schützen und kämpfen um die drei Besucherstühlchen - die Frankfurter U-Bahnstation Konstablerwache im Berufsverkehr ist da gar nix dagegen).
Und welchen Geniestreich hat sich der NDSB nun zum Thema einfallen lassen? Folgenden:
Zuerst sagt man die Kreismeisterschaft ab. Also, jedenfalls mindestens eine davon (Pinneberg). Na gut, ist ja nachvollziehbar. Corona-Beschränkungen. Dann qualifiziert man sich eben auf einer höheren Ebene.
Und danach sagt der Verband (durch Präsidenten Kröhnert und 1. stv. Landessportleiterin Dollerschell) mit Schreiben vom 22.2.2021 die Landesmeisterschaften ab (man hätte sie ja auch verschieben können, aber nein...). Und erklärt ZUGLEICH, in demselben Schreiben, mit dem lauten Brustton der bräsigsten Ignoranz, man werde den Sportler KEINE andere Qualifikationsmöglichkeit einräumen, für die DM müsse man sich dann eben auf den (abgesagten !!!) KM qualifiziert haben. Zugleich spare man damit die Kosten u.a. für Aufkleber bei Waffenkontrollen (wörtlich !!!).
Hallo? Ist da oben denn überhaupt noch ein einziges Neuron zwischen den Ohren am Arbeiten? Oder will man öffentlich mitteilen, dass man sich entschlossen hat, den eigenen Sport zu beerdigen? Selbstmord aus Angst vor Krankheit?
Carcano