Hallo Freunde,
ich teile die hier geäußerten Sichtweisen bezüglich der Bedrohung unseres Sports durch bestimmte Kräfte in unserer Gesellschaft. Zum Thema Verdachtsunabhängige Kontrollen wurde ja auch schon hier im Forum einiges gesagt. Daher finde auch ich es etwas erstaunlich, dass es immer noch Schützen gibt, welche die Auffassung vertreten, diese Kontrollen seien sinnvoll, tolerabel und sogar nötig. Auch die geäußerte Zustimmung zur verschärften Bedürfnisüberprüfung und die damit verbundene enge Knüpfung an die aktive Sportausübung zeugt in meinen Augen nur von einer sehr kurzsichtigen, vielleicht aber auch nur jugendlichen Denkweise. Des Weiteren, um die Fragen nach den gesetzlichen Einschnitten zu beantworten, wurde mit dem neuen Waffenrecht ein Gesetz geschaffen, dass in etlichen Positionen aufgrund der konfusen und uneindeutig formulierten Paragraphen und der Struktur viele Fallstricke bietet, in denen sich auch Schützen und Besitzer erlaubnisfreier Waffen ganz leicht nur aus Ahnungslosigkeit oder aus Unverständnis verfangen können. Selbst kleinste Verfehlungen können hier fast immer strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Soviel hier zu den bisherigen Verschärfungen, bei denen man ja immer berücksichtigen muss, dass es Anlassgesetzgebungen als Folge weniger einzelner Verbrechen waren. Die Verhältnismäßigkeit und die Fakten der tatsächlichen Bedrohungen und Gefahren wurden dabei nie als Maßstab genommen.
Wenn jetzt Grün/Rote-Koalitionen in mehren Bundesländern weitere Verschärfungen fordern bis hin zum Privatverbot aller Schusswaffen und sogar zum Verbot des Zielsports mit Lichtgewehren und diese Forderungen sogar in Verträgen festhalten, dann stellt das wohl nicht nur in meinen Augen eine weitere massive Bedrohung unseres Sports da. Es ist nicht abwegig, dass, sollten sich die Mehrheitsverhältnisse auch im Bund wieder ändern, diese Verbotsforderungen durch weitere Verschärfungen im Waffengesetz verankert werden.
Leider ist es aber so, das dieses Bedrohungsszenario bisher von vielen Schützen so noch nicht bewusst wahrgenommen wird. Hier kann nur ein aufrichtiger und kameradschaftlich geführter Dialog Verbesserungen hervorbringen und auch zu mehr Verständnis der jeweiligen Positionen führen. Gegenseitige Beschimpfungen, Verächtlichmachungen und Polemiken helfen hier aber auf keinen Fall weiter und führen nur zur Verfestigung der unterschiedlichen Sichtweisen. Daran schließt sich auch sofort ein weiterer wichtiger (der wichtigste) Punkt an. Wie können wir mit der Bedrohung umgehen und was und in welcher Form können und sollten wir etwas dagegen tun?
Ich halte es es jedenfalls nicht für sinnvoll und auch der Sache nicht förderlich, ich halte es sogar für schädlich - und damit richte ich mich in erster Linie auch an Michael Kuhn - wenn zwar permanent der Schulterschluss und die Solidarität der Verbände und Schützen eingefordert wird, gleichzeitig aber bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit auf den großen Bruder DSB und die jeweiligen Landesverbände eingedroschen wird. Es mutet schon etwas seltsam an, wenn Schreiben vor Abneigung gegen die Strukturen des DSB und der Landesverbände nur so triefen, Stichwort "Grüne Jacke, roter Kopf", aber gleichzeitig diesen und nur diesen Verband nebulös zu mehr Aktivität in Sachen Waffenrecht auffordern. Lautstarke Forderungen nach Rücktritten von demokratisch gewählten Vorständen nach unbedachten oder unglücklichen Formulierungen zeugen nicht gerade von einem guten Demokratieverständnis und führen fast immer zu verfestigten Positionen und hinterlassen regelmäßig nur verbrannte Erde. Auch wilde Forderungen an eigenständige Fremdvereine nach Rausschmissen bestimmter Mitglieder wie dem neuem Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg sind unangemessen, nicht konstruktiv und nützen auch der gemeinsamen Sache nicht, auch wenn dieser neue Ministerpräsident zweifelsfrei ein politischer Gegner ist. Mit krawalligen Aktionen wie Aufrufen zur Flutung der E-Mail-Postfächer von DSB-Funktionären erreicht man gar nichts außer eine weitere Spaltung und auch Schwächung und von solchen Aktionen distanziere ich mich als Schütze auch ausdrücklich. Auch diese Überschrift hier halte ich für völlig unpassend und stufe sie auch als rhetorisches Spielchen Richtung Stimmungsmache ein. Was ist daran auszusetzen, wenn eine Präsidentin wie Frau Lange anmerkt, dass der Schützenverband mehr als nur eine Art Waffen-Lobby ist. Die Schützenverbände sind wirklich nicht nur reine Sportschützenverbände, sondern sind auch die Heimat vieler traditioneller Schützenvereine. Diese Konstellation ist sehr wichtig und wer das nicht versteht oder verstehen will, der wird auch keinen Zugang und damit auch möglicherweise kein Gehör finden. Dabei stellen gerade die traditionellen Schützenvereine die wirkliche Macht in unsrem Land dar (in Bezug auf die Schützen) und ohne diesen vielfältigen Einfluss und das Wirken dieser traditionellen Vereine gäbe es möglicherweise schon gar keinen Schießsport wie in der jetzigen Form und Breite mehr. In diesem Zusammenhang sind auch Anmerkungen wie "im DSB sind ja gar nicht so viele aktive Schützen" mehr als nur dämlich. Manchmal frage ich mich wirklich, was solche Aktionen bringen sollen. Geht es hier wirklich um die gemeinsame Sache und den Schulterschuss oder doch vielleicht nur um Stimmungsmache gegen den DSB? Nach meinen Erfahrungen erreicht man damit gar nichts außer Frontenbildung bis hin zur letztendlich massiven Schädigung und sogar Zerstörung der bestehenden Strukturen.
Aber mal abgesehen davon, dass krawallige Aktionen nie Sache der Schützen waren und sind, so bin ich auch nicht davon überzeugt dass solche Aktionen bei den Verhältnissen in unserem Lande wirklich etwas bringen. Nur ein geduldiger Dialog auch mit allen politischen Gegnern, insbesondere aber auch mit den Medien und die dabei immerwährende Nennung der Fakten ohne rhetorische Tricks und Manipulationen können unsere Situation nach meiner Überzeugung verbessern.
Sollte jetzt der Einwand kommen, dass genau diese Art der Verbandspolitik insbesondere durch den DSB erst zu der jetzigen Situation geführt hat, verkennt nach meiner Auffassung erstens die Machtverhältnisse, verkennt, wie Politik wirklich gemacht wird und verleugnet die Möglichkeit, dass es ohne die besonnene und diplomatische Einflussnahme auch deutlich schlechter um die freie Ausübung des Schießsports in Deutschland bestellt sein könnte. Die restlichen Verbände waren jedenfalls schon wegen ihrer Größe nie wirklich in der Lage, auch nur ansatzweise auf Augenhöhe mit der Politik zu verhandeln und zumindest einige der Kapazitäten in den früheren Vorständen dieser Verbände wären dazu selbst mit der Größe des DSB auch nicht konstruktiv in der Lage gewesen.
Wer jetzt aber trotzdem der Auffassung ist, im DSB (und in den Landesverbänden) laufe vieles schief, dem empfehle ich, sich einzubringen, für seine Positionen und Überzeugungen Mehrheiten zu gewinnen und und sich dann an entsprechende Positionen wählen zu lassen und von dieser Position aus im Auftrag der Schützen zu handeln.
Mit bestem Schützengruß
Frank
Ach ja, lieber Michael Kuhn, ob deine Bemerkung "Schockstarre" so ganz angemessen ist, wenn in einem, wir Du sagst, DSB-lastigen Forum durch beredetes Schweigen Ablehnung auf krawallige Aktionsaufrufe signalisiert wird, wage ich zu bezweifeln.