Anfänger-Probeschüsse mit SCATT: welche Erkenntnisse könnt Ihr daraus ziehen???

  • Hallo zusammen,

    mit 53 Jahren bin ich quasi als "Spätberufener" doch noch bei der Luftpistole gelandet. Ich bin jetzt circa sechs Monate dabei und habe ausser bei der Bundeswehr in den 80ern nicht mehr geschossen. Werde sicherlich keine Rekorde mehr aufstellen, aber das Schiessen mit der LUPI macht mir einfach unheimlich viel Spaß.

    Heute hatte ich die Gelegenheit, einmal ein paar Probeschüsse mit einem SCATT abzugeben, die Exportdatei und das PDF dazu findet ihr in diesem Thread.

    Welche Erkenntnisse könnt Ihr für mich als Anfänger daraus ziehen? Ausser, dass ich mir vielleicht ein anderes Hobby suchen sollte ;)

    Ich weiss (auch ohne SCATT), dass ich nicht konsequent nachziele und mit meiner Halteruhe ist auch noch nicht viel los.

    Vielen Dank schon einmal vorab

    VG Wolfgang

    2020-05-18.pdf

    2020-05-18.scatt-expert.zip

    Feinwerkbau AW 93

    Morini CM 84 E

    Steyr EVO

    Steyr LP 50 RF

    Walther GSP 500 (.22 & .32)

  • Du reißt offensichtlich durch.

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Du schießt etwas schnell.

    Du meinst den Zeitabstand zwischen den Schüssen? Wie lange sollte man sich da Zeit lassen?

    Du reißt offensichtlich durch.

    Was meinst Du genau? Woran lässt sich das erkennen?

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  • Du meinst den Zeitabstand zwischen den Schüssen? Wie lange sollte man sich da Zeit lassen?

    Das lässt sich so pauschal nicht beantworten.

    Gerade als Anfänger sollte man sich für jeden einzelnen Schuß Zeit nehmen den Schuß zu analysieren um eine möglichst fehlerfreie Ausführung der Schießtechnik zu entwickeln. Erfolgreiches schießen, und damit meine ich nicht oft zufälliges treffen der 10, ist ein Lernprozeß.

    Ursachen erkennen und Abhilfe schaffen, ich weis das hört sich einfach an. Wenn möglich, hänge dich an einen guten erfahrenen Schützen dran, vielleicht gibt es auch einen Trainer in der Nähe und besorge Dir Literatur zum Thema Pistolenschiessen. Ganz wichtig sind auch Trainingsaufzeichnungen.

  • Was meinst Du genau? Woran lässt sich das erkennen?

    "Durchreißen" bedeutet, dass du den Abzug nicht sauber auslöst.

    Also einen oder mehrere der folgenden Fehler machst:

    - Sobald das Ziel "vorbeikommt", ruckartig den Finger durchziehen (das klassische Durchreißen)

    - Nicht gerade nach hinten abziehen - dazu muss der Abzug bezüglich Länge gut auf deine Gand-/Fingergröße eingestellt werden, so dass der Abzug genau von der Fingerbeere gedrückt wird und der Finger auch Platz zum "arbeiten" hat. Ggf. hilft hier Lottes Putter, der aus Schrägem Gerades macht.

    - Sonstige Haltungsfehler

    - Unkonzentriertheit

    - Fehlende Armkraft

    Der gesamte Abzugsvorgang sollte kontrolliert - also zügig, aber nicht hektisch - erfolgen. Das saubere Auslösen (sog. Abzugskontrolle) macht meiner Erfahrung nach 80% des Treffens aus. Als ersten Schritt dahin sollte man "unbewusst" auslösen: Sobald man im Zielraum steht, den Drück auf das Züngel kontinuierlich steigern (das Wackeln dabei ignorieren, solange es nicht zu stark ist - dann absetzten!) - und die Waffe "von selbst" auslösen lassen. Bricht der Schuss nicht in angemessener Zeit (2-4 Sekunden nach dem Erreichen des HalteRAUMES), absetzen. Nichts erzwingen.

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  • Vielen Dank schon einmal für Eure Hinweise!

    Woran hast Du das erkannt? An den SCATT-Linien? Oder am Trefferbild?

    Wie kann ich kontrollieren, dass ich diesbezüglich besser werde?

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  • Am Trefferbild. Auf meinem PC zu Hause habe ich das SCATT-Programm nicht drauf, um die Verläufslinien anzeigen zu können.
    Aber das Trefferbild sieht sehr lehrbuchmäßig aus.

    Kontrolle:

    Trainer stellt sich mal hinter dich und beobachtet das Korn und dann seitlich und beobachtet den Zeigefinger bei seiner Arbeit.

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  • Also auf "Durchreissen" wäre ich bei dem Schußbild so schnell nicht gekommen.

    Bei den Tiefschüssen hätte ich auf "Zielfehler", sprich hängendes Korn, oder auf "Durchsacker", Arm sackt während der Schußabgabe nach unten durch, getippt.

    Bei den Schüssen nach Links Tief läge meine Vermutung auf abziehen mit der "ganzen Hand", sprich beim Krum machen des Zeigefingers werden auch Ring- und kleiner Finger noch etwas fester an den Griff gedrückt, das die Waffe nach unten Links wandert.

  • Hmmmm,.....tiefschüsse können auch mit zu viel Duck auf dem kleinen Finger einher gehen. Dabei senk sich im Schuss durch den kleinen finger die gesamte waffe ab. Gleiches gilt für links unten,... Falsche Fingerlage oder einen Griff der ungleichmäßig umfasst wird...schon haben wir den Salat......

    Zu viel in eine Schussbild zu interpretieren ist genauso Kontraproduktiv wie zu wenig.

    Eine genauere Betrachtung von aussen und eine Begutachtung der Hand im Griff machen mehr sinn als über die 5 Möglichkeiten von Tiefschüssen zu sinnieren. Ich mache gern Griffe,...aber dann sollten mehr Daten da sein. Ich hab mir übrigens die Schussbilder nicht angeschaut.....trotzdem hat niemand recht oder unrecht. Alles mögliche Ursachen.

  • Ich habe mir nur die ersten 10 Schuss etwas genauer angeschaut.

    Der Mittelwert von Beginn der Abwärtsbewegung in der Messung bis auf Höhe der Zehn beträgt 0,88s in den ersten 10 Schuss. Der Halteraum wird zu schnell erreicht. Durchsacken durch den Halteraum ist die Folge. Bei Schuss 7 und ansatzweise auch bei Schuss 8 passiert das nicht. Sonst teilweise sehr deutlich. Die schnelle Annäherung ist sicherlich auch nicht ganz unbeteiligt bei den deutlichen Abweichungen des senkrecht nach unten verlaufenden Zielwegs. Gut zu sehen bei Schuss 4. Temporeduktion mit sich parallel entwickelnder Steuerung der Feinmotorik in diesem Teil der Arbeitsphase führt zu deutlich besser kontrollierbaren Annäherungen an den Halteraum.

    Beim Zielverhalten sehe ich für einen Anfänger keine gravierenden Probleme. Der Mittelpunkt des Zielens liegt bei den ersten Zehn Schuss in der 8. Vom Trend etwas zu tief, dass kann aber auch an der Scattkalibrierung liegen.

    Das Auslöseverhalten ist bei der Scatt-Expert-Software eher bescheiden zu beurteilen. Interessant wäre es wie bei Scatt-Professional möglich, den Zielweg der letzten Zehntelsekunden farblich darzustellen. Ich kann bei mir nur die Farbe für die letzten 3 Zehntel festlegen. Die sind aber nicht so ausagekräftig. Auch der Vergleich der Kontrollzeiten von 1s zu 0,1s ist nicht möglich, da sich die Zeit nur auf 0,25s reduzieren lässt.

    Als Anhaltspunkt lässt sich aber der DA-Wert nehmen, der den Abstand zwischen Mittelpunkt des Zielens und dem Treffer anzeigt. Große Werte weisen auf Probleme beim Abziehen hin. Schuss 1 und 7 würde ich da einordnen. Die anderen Schüsse aus der ersten Serie sehe ich bei einem Anfänger unkritisch. Die liegen passabel nah am Mittelpunkt des Zielens wo sie sein sollen.

    Die Auslösephase liegt mit 3,26s im Mittel eigentlich im vom Technikleitbild DSB für LP vorgesehen Zeitfenster 3-5s. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie oft von den Korrekturen aus der zu schnellen Annäherung geprägt sind und die Zeit nicht für die gefühlvolle und kontrollierte Restdruckgverstärkung verwendet wird. Bei kontrollierterer Annäherung ließen sich die Auslösezeiten ohne Qualitätseinschränkungen auf 2-3s reduzieren.

    Gute Werte und gute Ansätze Wolfgang! Scattdaten zu interpretieren, finde ich viel sinnvoller als die hier oft eingestellten Schussbilder.

    Wenn Du auf ein Scatt MX-02 Zugriff hast, solltest Du die Verwendung der Scatt-Professional-Software in Erwägung ziehen. Die lässt sich meines Erachtens nach besser auswerten.

  • Das ist mal eine super Analyse 👍🏻

    Gruß Mike

    ohne Training kein Vorankommen ;)

    Erfolg muss man sich erarbeiten, Neid kommt von allein :)

    KK 500 E Auflage, LG500itec Auflage :)

  • bin dabei, von so etwas kann ich als Anfänger auch nur profitieren, selbst wenn ich keinen Zugriff auf Scatt habe.

  • Du meinst den Zeitabstand zwischen den Schüssen? Wie lange sollte man sich da Zeit lassen? ...

    Drei bis vier ruhige Atemzüge. Da man in den letzten Sekunden des Zielens und des Abziehens normalerweise den Atem anhält, reichen ein paar ruhige Atemzüge, um den Kreislauf wieder mit Sauerstoff zu versorgen und die Augen können sich ebenfalls erholen.

    Klaas

  • Lanfear: Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Damit bin ich ja die nächszte Zeit mit Anregungen versorgt :)

    Ergibt es Deiner Meinung nach Sinn, als Anfänger in ein Scatt zu investieren? Oder ist man damit überfordert?

    Feinwerkbau AW 93

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    Steyr EVO

    Steyr LP 50 RF

    Walther GSP 500 (.22 & .32)

  • Ergibt es Deiner Meinung nach Sinn, als Anfänger in ein Scatt zu investieren? Oder ist man damit überfordert?

    Ein Zielweganalysesystem wie Scatt ist oft die einzige Möglichkeit, die Details im spannenden Teil des Schussablaufs erkennbar zu machen. Ohne den Willen, sich mit den aufgezeichneten Messwerten und Zielwegen auseinanderzusetzen, braucht man sich sowas nicht anschaffen. Das ist unabhängig, ob Du Anfänger oder Fortgeschrittener bist. Scatt lässt sich seit der MX-02-Version ohne Rahmen gut in das Training integrieren. Das System kann Dir im Training ein direkte Rückmeldung zu den gestellten Trainingsaufgabe geben. Meine Erfahrungen beschränken sich auf den Einsatz 10m Luftpistole. Ich weiß, dass Scatt auch für 25m eingesetzt werden kann, habe da aber keine eigenen Erfahrungen.

    Wenn Du die Anschaffung eines Scattsystems in Erwägung ziehst, solltest Du folgendes berücksichtigen:

    Scatt Basic (739 EUR)

    • Geht nur auf 10m
    • Eingeschränkte Version der Scatt Expert Software
    • Kabel vom Scatt Sensor zum Notebook
    • Wenn es nur um die Beurteilung von Zielwegen geht, ist das System ausreichend
    • Habe ich persönlich noch nicht getestet

    Scatt MX-02 (1.595 EUR)

    • Keine Beschränkungen in der Entfernung
    • Geht mit Scatt Expert Software und vor allen auch mit der Scatt Professional Software
    • Kabel vom Scatt Sensor zum Notebook
    • Mein persönlicher Favorit. Kann alles. Allerdings nur mit Kabel

    Scatt MX-W2 (1.795 EUR)

    • Keine Beschränkungen in der Entfernung
    • Geht nur mit Scatt Expert Software
    • Kein Kabel vom Scatt Sensor zum Notebook erforderlich. Kann aber auch mit Kabel betrieben werden
    • Funkverbindung ist eine ständige Herausforderung. Fällt manchmal aus nicht erkennbaren Gründen aus. Der Energiesparmodus greift recht schnell und die Verbindung muss neu aufgebaut werden.
    • Vergleichsweise hohes Gewicht für Pistole
    • Habe ich getestet. Ist genauso genau wie das MX-02. Wäre trotz der kleineren Funkprobleme eine echte Alternative, wenn es denn mit der Professional Software laufen würde.

    Scatt USB (1.075 EUR)

    • Rahmen mit Infrarotsender muss als Ziel oder zumindest neben das Ziel aufgebaut werden.
    • Dadurch Beschränkung auf 10m. Upgrade auf 25m/50m mit zusätzlicher Hardware möglich
    • Funktioniert nur mit Scatt Professional Software (Aus meiner Sicht kein Nachteil, sondern eher ein Vorteil)
    • Nicht immer genau. Beim Gebraucht-Kauf Augen auf!
    • Für eine Festinstallation, bei getesteter Genauigkeit und Gebrauchtkauf durchaus noch eine Alternative
    • Würde ich heute nicht mehr neu kaufen.

    Scatt USB WS (1.360 EUR)

    • Siehe Scatt USB
    • Dafür aber mit kabellosem Sensor an der Waffe. Die Daten werden via Infrarot an den Rahmen übertragen. Keine Verbindungsprobleme bekannt.
    • Generiert aufgrund der kabellosen Übertragung nur 50 Zielwegkoordinaten pro Sekunde. Das Scatt USB und MX-02 liegen bei 100 Hz. MX-W2 kann ich nicht sagen.
    • Ganz nebenbei: Suche ich aktuell für den Bau eines Halteruhemessgeräts

    Scatt Solution (Nur noch gebraucht)

    • Im Prinzip wie Scatt USB, allerdings über die serielle Schnittstelle. Die gibt es heute meistens nicht mehr als Notebooks. Lässt sich mit einem passenden Seriel2USB Adapter lösen. Allerdings ist da Geduld erforderlich bis man einen passenden gefunden hat.
    • Senderahmen ist aus Metall und nicht aus Plastik
    • Befestigung des Sensors an der Waffe ist fummeliger als mit den neueren Versionen
    • Löst mit 200 Hz auf
    • Würde ich nur noch für ganz schmales Geld oder geschenkt nehmen

    Aus meiner Sicht eine klare Empfehlung für das MX-02. Damit ist man am breitesten und funktionssicher aufgestellt.

    Anfänger, Fortgeschrittener oder Profi. Von einem Zielweganalysesystem profitiert man bei entsprechendem Einsatz immer. Allerdings lassen sich Leistungsreserven auch ohne sowas mobilisieren. Eine zu schnelle Annäherung an den Halteraum, erkenne ich als Trainer auch mit bloßen Augen. Ob der Annäherungsweg links oder rechts versetzt ist und erst auf Höhe des Halteraums die Seitenkorrektur stattfindet, dann allerdings nicht mehr.

  • Lanfear:
    Es ist nur begrenzt hilfreich, wenn Du hier - wie auch schon in früheren Postings - zwar wiederholt und lobend von einem "Scatt Professional" als mysteriöser Entität sprichst, diese dann aber im beschreibenden Teil nirgendwo auflistest.

    Bitte Posting nacharbeiten. Danke.

  • ..........lobend von einem "Scatt Professional" als mysteriöser Entität sprichst, diese dann aber im beschreibenden Teil nirgendwo auflistest.

    Scatt Professional ist eine der Softwaren, Lenfear hat nur die Hardware aufgeführt