Viertes Kontrollweiß

  • Hallo Bastian,

    Was heißt abtrainieren? Ich denke, dass es unvermeidbar ist, dass das Auge zwischen Korn und Spiegel hin und her switched. Schließlich sind Korn und Spiegel schwarz. Für das Auge gibt es praktisch keinen wirklich markanten Punkt trotz Kontrollweiß.

    Califax & Pistolfan haben eigentlich schon alles Erforderliche dazu geschrieben: einfach weglassen. Es ist doch so, dass Du den Spiegel sowieso immer mitsiehst, sobald du im unteren Halteraum bist, wenn auch nur unscharf. Letzteres genügt aber völlig. Alles Andere verbraucht unnötig Zeit, Kraft und Akkomodation.

    "Wie bereits angedeutet wird der Zielvorgang wesentlich von der Tatsache beeinflusst, dass unser Auge jeweils nur einen Gegenstand in einer bestimmten Entfernung scharf sehen kann. Da das Auge bestrebt ist, sich einer ständigen lang anhaltenden Tätigkeit zu entziehen und dementsprechend dem Bedürfnis nachgibt sich auszuruhen, sich zu entspannen (siehe Abflachung der Linse durch Muskelentspannung), muss der Schütze einen ständigen Kampf führen gegen das Bestreben, den Blick nach vorn, zur Scheibe zu richten. Die Situation wird erschwert, wenn die Scheibe zusätzlich von hellem Sonnenlicht bestrahlt wird.

    Die unabdingbare Forderung für maximale Schießergebnisse besteht jedoch in der Fixierung des Korns. Nicht einmal der Begriff "Visiereinrichtung" ist korrekt für den Zielvorgang, auch Kimme und Korn sind unterschiedlich vom Auge entfernt. Denken Sie daran: nur ein Gegenstand kann in einer bestimmten Entfernung optimal fixiert werden (...)"

    Aus: "Sportschießen Pistole" von Heinz Joseph, 1994, S. 58-59

    Gruß: Uwe

  • Hallo Uwe,

    Auch wenn mir aus oben genannten Gründen die Irisblende nicht so gefällt, werde ich sie nun nehmen. Ich bin halt faul:). Jedenfalls sehe ich nun alles scharf.

  • Hallo Bastian,

    Auch wenn mir aus oben genannten Gründen die Irisblende nicht so gefällt, werde ich sie nun nehmen. Ich bin halt faul:). Jedenfalls sehe ich nun alles scharf.

    wie bereits geschrieben: es ist nicht notwendig, den Spiegel scharf zu sehen (daher wird ja gelegentlich mit künstlich unscharfem Spiegel trainiert). Der Grad der Unschärfe, den Du tolerieren kannst, musst Du natürlich selbst herausfinden.

    Hier noch eine Textstelle, die ich im obigen Zusammenhang sinnvoll finde:

    "Wird dagegen ein sehr breites Korn verwendet, z. B. über die gesamte

    Breite des Spiegels, besteht die Gefahr, dass zum einen die

    noch weiter entfernten Lichthöfe weniger wahrgenommen werden,

    und dass zum anderen das Auge kontrolliert, ob die rechte

    und linke Begrenzung des Spiegels mit der Kombreite genau

    übereinstimmt. Der Blick zum Spiegel und wieder zurück zum

    Korn kostet wertvolle Zeit und belastet zudem das Auge durch

    die ständige Akkommodation. Es ermüdet schneller. Die Trefferlage

    verschlechtert sich.

    (...)

    Grauschleier können auch auftreten, wenn bereits vom Anheben

    der Waffe an auf die Visierung geschaut wird. In der Haltefläche

    angekommen, verschwimmt die Visierung. Der Grund liegt darin,

    dass sich das Auge nicht so lange auf eine so kleine Fläche konzentrieren

    kann. Deshalb wird erst am oberen Scheibenrand grob

    auf die Visierung gesehen und erst ab Spiegelmitte wird das Kom

    immer mehr fixiert."

    Aus: Elfe Stauch: Sportliches Pistolenschießen, 1997, S. 76-77

    Gruß und schönen Ostermontag wünscht: Uwe

  • Meine Erfahrung:

    Auch wenn ein unscharfer Spiegel verwendet wird kann das (junge, dynamische) Auge zum Kugelfang oder dessen Umfeld (Standnummer) fokussieren.

    Ich hab früher -obwohl ich keine Brille benötigte- eine Schießbrille mit einem leichten +Glas (0,25) zugelegt. Das Zielende Auge konnte die Scheibe nicht mehr fokussieren (Spiegel leicht unscharf) und lag somit automatisch auf dem Korn.

    Gruß HdR

  • Hallo Uwe,

    Auch wenn mir aus oben genannten Gründen die Irisblende nicht so gefällt, werde ich sie nun nehmen. Ich bin halt faul:). Jedenfalls sehe ich nun alles scharf.

    Alles scharf zu sehen, ist nicht automatisch besser, weil kleinste Abweichungen vom idealen Zielbild übertrieben gut sichtbar werden. Dabei sind die unwichtig. Die Aufmerksamkeit wird vom überragend wichtigen Schwerpunkt " Ausrichtung Kimme-Korn" auf die Scheibe gezogen. Damit wird die Ausrichtung Kimme- Korn schlechter und weil Winkelfehler dramatische Auswirkungen haben, gibt es heftige Ausreißer. Um die zu vermeiden, wird dann noch mehr Gewicht auf das Zielbild gelegt, was zu noch mehr Ausreißern führt. Das kann sich zu einem Teufelskreis verstärken. Ist mir auch so gegangen wie vielen Anderen auch.

    Abhilfe: Weglassen der Irisblende bei LuPi. Ich schieße sogar mit beiden Augen offen ohne Abdeckung mit einer Müller Dynamik. Das muß nicht sein, aber ich verwende die Brille auch für GK. Und dabei sind die Gläser genau wie bei @HdR gegenüber der Standardauslegung auf meinen Wunsch ganz leicht in Richtung Kurzsichtigkeit verschoben. Ich hätte jetzt nicht gedacht, daß noch jemand den gleichen Trick anwendet, um den Fokus auf die Scheibe zu verhindern.

    Früher standen die Menschen einander näher. Was blieb ihnen auch übrig, so ganz ohne Feuerwaffen.

  • Hallo CoolMint,

    danke für Deine ausführliche Erläuterung der Zusammenhänge!

    Die Aufmerksamkeit wird vom überragend wichtigen Schwerpunkt " Ausrichtung Kimme-Korn" auf die Scheibe gezogen. Damit wird die Ausrichtung Kimme- Korn schlechter und weil Winkelfehler dramatische Auswirkungen haben, gibt es heftige Ausreißer.

    Wichtiger Satz, imho. Werde ich mir einrahmen.

    Gruß: Uwe

  • Alles scharf zu sehen, ist nicht automatisch besser,

    Langwaffe mit Kimme/Korn schieße ich grundsätzlich nur mit Irisblende. Die Ergebnisse sind einfach besser, da ich so alle Visierelemente halbwegs sauber sehen kann (mein Alter: 50+) .

    Kurzwaffe mit Kümmel/Korn nur mit meiner normalen Brille (ist eine Gleitsicht, aber ich bin zu faul zum Wechseln. Geht trotzdem, da ich immer gleich hindurchschaue.)

    Aber EINE einzige Kurzwaffe kann ich NUR mit Schießbrille/Irisblende schießen: Meine Null-Acht. Die hat ein so ekelhaft feines Visier, ohne Irisblende auf ganz klein bekomme ich da ÜBERHAUPT NICHTS scharf. Was mussten die jungen Offiziere damals für gute Augen gehabt haben!

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Zurück zum Beitrag vom Jörg Meyer. Den Ansatz finde ich sehr interessant, gerade für Leute mit Feinkornproblematik. Ich werde ihn mal anschreiben bzgl. der DSB SpO. Aber vielleicht liest er auch mit :thumbup: .

    Das Thema lässt mir keine Ruhe. Jörg Meyer habe ich nicht angeschrieben, sondern den DSB. Denn unter 2.10.5 steht nichts eindeutiges. Unter "optische Hilfsmittel" verstehe ich zB ein Zielfernrohr und kein Lackpunkt auf dem Korn...

    mal sehen was zurückkommt

  • Moin

    Ich habe folgende Info bekommen:

    Laut Regel 2.10 ist nur eine offene Visierung erlaubt. Optische, Spiegel- ,Laserstrahl-, Fernrohrartige sowie elektronische Hilfen etc. sind verboten.
    Jegliche Arten von Zielgeräten, die in der Lage sind, den Abzug auszulösen, sind verboten. Visierschutz an Kimme und Korn ist nicht erlaubt. Visiere mit
    "Leuchtstäbchen/ Lichtsammlern“ sind eine optische Hilfe und damit nicht zulässig.

    Es geht dabei um die Disziplinen Gebrauchspistole- revolver. Ich denke das lässt sich auf die anderen Disziplinen übertragen.

    Grüße

    Evo10, LP50RF, X Five, Pardini HP/SP rapid fire, Sabatti STR Sport

  • Pistolfan : Genau, das steht in der SpO. Ein Lackpunkt auf dem Korn wäre okay. Ob dies Sinn ergibt, lass ich Mal dahin gestellt, aber einen Versuch wäre es wert. Allerdings frage ich mich warum Jörg Meyer dann so einen Aufwand betrieben hat:/. Vielleicht Frage ich ihn doch Mal...

  • Unter "Kommentare" schreibt Jörg Meyer etwas zum Thema SpO und wieso er den aufwendigeren Weg über weitere Bauteile gegangen ist:thumbup:.

    https://wegvomschuss.wordpress.com/2013/07/21/das…e-kontrollweis/

    -

    Ich habe mir gestern einen Lackpunkt auf die Visierung gemacht. Und zwar in der Höhe kurz oberhalb des Kimmengrunds. Sprich sollte ich Absacken würde der Punkt verdeckt werden und wäre für mich nicht mehr sichtbar.

    Mit der Einstellung habe ich 90 Schuss gemacht. Ergebnis ist leider etwas ernüchternd. Meine Hoffnung war, dass man dem Auge einen Referenzpunkt gibt, damit es besser fokussieren kann. Wirklich besser ist es nicht geworden. Genau wie Jörg Meyer würde ich auch sagen, dass die Belastung sogar steigt.

    Da ich aktuell gesundheitlich nicht so ganz auf der Höhe bin, möchte ich das Ergebnis nicht überbewerten und werde erstmal dran bleiben.

  • Ich habe mir gestern einen Lackpunkt auf die Visierung gemacht. Und zwar in der Höhe kurz oberhalb des Kimmengrunds. (...) Meine Hoffnung war, dass man dem Auge einen Referenzpunkt gibt, damit es besser fokussieren kann.

    Das habe ich auch schon probiert und darauf gehofft, aber nach einiger Zeit aufgegeben. Erkenntnis: Mit dem Punkt ist es anstrengender als ohne, weil man letztlich zwischen Punkt und Kimmen- Oberkante wechseln muß, weil man sonst entweder nicht zielen oder nicht über den weißen Punkt den Fokus kontrollieren kann.

    Früher standen die Menschen einander näher. Was blieb ihnen auch übrig, so ganz ohne Feuerwaffen.

  • Ein kleines Update:

    Der DSB hat sich nicht gemeldet...

    Jörg Meyer schon. Antwort siehe Link oben.

    In den letzten Tagen habe ich sehr intensiv für die kommende LM trainiert. Und zwar zu verschiedenen Uhrzeiten und sowohl auf Papier als auch auf Elektronik. Dabei habe ich mich mit der Irisblende sukzessive ausgegend von einem grossem Öffnungsdurchmesser zu einem kleinen runtergearbeitet. Ziel ist es eine Einstellung zu finden, die das scharfe Fokussieren auf das Korn vereinfacht (Scheibe ist dann relativ unscharf). Die Einstellung habe ich gefunden. Zu dem habe ich einen kleinen Lackpunkt auf das Korn gesetzt. Mit der Irisblende ist er insofern nützlich, dass er mir zusätzlich frühzeitig ein Feinkorn anzeigt. Ein Nachbarfaden hat mich nochmal darauf aufmerksam gemacht genügend zu trinken und zwischen dem 2. und 3. Haltepunkt zu blinzeln. Mit dem Ergebnis bin ich erstmal zufrieden. Wie es mit der FP und der Spopi aussieht, muss ich noch checken.

  • Bei der DM soll jemand wegen eines weissen Punktes disqualifiziert worden sein.

    "Unzulässige Zielhilfe" wurde mir vor kurzem bei einem Lehrgang gesagt.

    Zumindest seit Juni 2018 gibts da vom DSB eine Klarstellung die weiße Punkte absegnen. Siehe Anhang.

    Und da diese nur beispielhaft benannt sind, gehe ich von jeglichen "passiven" (nicht selbst leuchtenden) Markierungen an Kimme und Korn aus, gleich welcher Farbe, Form und Ort.

  • Mit dem Ergebnis bin ich erstmal zufrieden.

    Hi Bastian,

    es ist sehr schön zu sehen wie Deine Entwicklung voran schreitet. Du erinnerst Dich was ich am Lehrgang gesagt habe '' man muss einen eigenen Schießstiel entwickeln'' genau so geht es, jedes Detail zerlegen, in Frage stellen, verändern, neu aufbauen. Vieles führt zu nix, direkt, aber man bekommt Erfahrung ohne Ende und da wird abgerechnet.

    grüße no.limits

    Steyr EVO/E
    Match Gun MG2E / MG5E
    Felix Team 45 ACP
    SIG 210/6 Full Race Gun, Oschatz