Korrodierte Schweizer GP11 und Verlagerung der Treffer? (und 2. Sicherheit beim Bereitstellen von Munition)

  • Hallo, ich habe einige GP11 mit dem Bodenstempel T 92 bekommen, von denen wiederum ein erheblicher Teil von außen mehr oder weniger viele, kleine Korrosionspünktchen aufwies.

    Nun waren mir die offensichtlich nicht optimalen Patronen immernoch gut genug für's Spaßschießen, und dabei waren die Patronen bislang auch unauffällig.

    Beim letzten Training kamen nun die Patronen aus dieser Charge zum Einsatz, die ohne sichtbare äußere Beschädigung/Korrosion waren.

    Erstaunlich dabei war, dass mit einem K11, bei dem auf diesem Stand sonst die Treffer mit der Visiereinstellung 300m und DSB-Pistolenscheibe-Spiegel aufsitzend auf 100m in (selten;)) und um die 10 lagen, nun kein Treffer auf der 55x52cm Scheibe zu sehen war.

    Erst als wir (zwei andere sehr begabte Schützen und ich) uns nacheinander soweit heruntergearbeitet hatten, dass wir an der unteren Kante der großen Scheibe angehalten haben, lagen die Treffer mit ungewohnt großem Streukreis am oberen Rand des Spiegels/der 7.

    Ist da nun die Waffe leicht vermurkst weil ich aus versehen vielleicht mal beim letzten Transport unbewusst irgendwo den Lauf leicht angedotzt habe oder ist es einfach bei korrodierter Munition üblich, dass die Patronen mehr Kraft entwickeln (ich hatte beim Schießen nicht das Gefühl, dass die Patronen mehr "Wumms" und damit die Waffe mehr Rückstoß hat)?

    Die äusserlich einwandfreien Patronen waren übrigens, was ich erst beim unfreiwilligen Delaborieren* gesehen habe, erstaunlicherweise innen korrodiert.

    Am Geschossboden war Rost (?) zu erkennen und in der Hülse war unterhalb des Hülsenhalses rundherum mehr oder weniger ein verlaufender Rand an Grünspan zu sehen.


    * Wir hatten parallel auch mit einer Mauser in 7x57 geschossen.

    Patronen beider Kaliber standen in identischen MTM-Boxen auf einem Tisch.

    Beim Laden hatte sich einer der Schützen vertan und in die Mauser eine der GP11 im Kaliber 7,5x55 eingelegt, aber glücklicherweise (!) ließ sich der Verschluss nicht vollständig vorschieben.

    Nach erstem Staunen, dass die sonst so zuverlässige Mauser Probleme macht, waren wir dann heilfroh, dass sich die GP11 nicht vollständig in das Lager und den Lauf der Mauser hatte hineinrammen lassen (und war ich froh, dass wir alle Schutzbrillen aufhatten - hätte sich das Ding laden und abfeuern lassen, hätte wenigstens der Schütze hinter der Waffe durch den wohl unvermeidlichen heissen Gasstrahl mindestens so etwas wie eine Fönfrisur gehabt).

    Die Patrone ließ sich mit einem von vorne in den Lauf eingeführten Reinigungsstock und mit einem leichten Schlag von vorne nach hinten wieder austreiben, dass Geschoss saß danach aber minimal schief und vermurkst von den Abdrücken der Felder in der Hülse.

    Die Geschosse der GP11 haben soweit ich weiss eigentlich einen Auszugswiderstand von 40-50kg, hier war es aber möglich mit zwei Fingern sehr leicht am Geschoss zu ziehen und ohne Plopp war das Geschoss raus.

    Erwähnenswerter Erkenntnisgewinn:

    Patronen unterschiedlicher Kaliber am Schützenstand entweder nacheinander, oder innerhalb der Griffweite nur das passende Kaliber bereitstellen.

  • grüß dich,

    die rassanz des Pulvers kann auch durch dessen zurückgelegte km deutlich zunehmen. Das Pulver bricht in immer kleinere Plätchen, die eben deutlich mehr oberfläche bieten und somit schneller abbrennen.

    Die andere Theorie, dass alle patronen dieser charge einen herabgesetzten auszugswiderstand haben, und so "schneller" sind --> höher auf der scheibe liegen.

    mfsg daniel

  • K11 sagst du?

    Schaftklemmer?

    Sitzt das System nicht mehr sauber im Schaft? (Schrauben kontrollieren)

    Haben bei uns zum Teil noch ältere Munition, die Läuft nach wie vor wie ne eins.

    Morini CM22M - SK Pistol Match
    Morini CM162EI - RWS Meisterkugeln

    Steyr Evo 10 - RWS Meisterkugeln

  • Das Pulver bricht in immer kleinere Plätchen, die eben deutlich mehr oberfläche bieten und somit schneller abbrennen

    Ja, durchaus vorstellbar, in der vorliegenden Patrone war aber kein Abrieb zu sehen und das Pulver hat Stangenform ohne Loch in der Mitte (sieht aus wie 1mm lange Bruchstücke eines 0,7mm Druckbleistifts). Also hier als Ursache eher unwahrscheinlich.

    K11 sagst du?

    Schaftklemmer?

    Sitzt das System nicht mehr sauber im Schaft? (Schrauben kontrollieren)

    Haben bei uns zum Teil noch ältere Munition, die Läuft nach wie vor wie ne eins.

    Genau, ein K11.

    Ich habe mir mal nach Deinem Tip angesehen, ob sich der Lauf in der Aluhülse noch frei bewegen/leicht hin und her drücken lässt. Minimales, kaum sichtbares Spiel ist vorhanden. Die drei Systemschauben sind fest angezogen.

    Von der GP11 habe ich vorrangig ältere Munition, hergestellt zwischen 1977 und 1984. Wie Du sagst, die liefen bislang wie eine 1. Die charge von 1992 war wohl beim vorherigen Besitzer schlecht gelagert worden und insgesamt in einem freundlich gesagt erbärmlichen Zustand. Die Patronen die ich zuletzt mit miserablem Ergebnis verschossen hatte, sahen dabei nach Abwischen von Öl und Kondenswasser sehr gut aus. Da hatte der Schein aber, wie ich jetzt weiss, leider getrügt.

    Wäre das der Fall, dann wären die Geschosse langsamer. Nicht schneller.

    Nach dem was ich auch bei Wiederladern etc. gelesen habe, führt ein geringerer Auszugswiderstand genau so wie Du sagst zu geringerem Druck da die Verbrennung langsamer abläuft. Ist z.B. das Geschoss tiefer gesetzt oder der Auszugswiderstand höher, steigt der Druck und die Geschwindigkeit bei der Verbrennung in dem etwas kleineren Verbrennungsraum schneller an.

    Dankeschön Euch drei. Ich werde nochmal mit GP11 aus bekannten Quellen von Transarms, Frankonia und Sportarms losziehen, die bislang alle identische, sehr schöne Schussbilder geliefert haben und danach berichten.

    Annahme: bei der korrodierten Munition saß das Geschoss Undank Grünspan und Rost fester als üblich in der Hülse. Das höhere Auszugsgewicht und die daraus resultierende etwas höhre Druckspitze führte zu den Hochschüssen.

  • Strindberg: das Problem gerade bei dieser späten Fertigung dürfte der zwischenzeitliche Wegfall des Fettrings gewesen sein (genaues Änderungsjahr müsste ich nachschlagen). Dein negatives Erlebnis zeigt recht anschaulich einen (weiteren) Sinn dieser dann leider eingesparten Maßnahme.

  • Der Wegfall des Fettringes war doch um 1990?

    Es gibt da aber so Fettpressen, die einen Fettring ums Geschoss machen, für +- die gleiche Wirkung. Kostet ca. 120CHF, ca. 105€.

    Morini CM22M - SK Pistol Match
    Morini CM162EI - RWS Meisterkugeln

    Steyr Evo 10 - RWS Meisterkugeln

  • 1990 habe ich auch gerade irgendwo gelesen - dankeschön ! Die Fettung von Mantelgeschossen haben die Schweizer natürlich nicht erfunden (ist ja kein Kräuterbonbon), sondern die Russen und die Italiener.

  • Aus der Serie T 92 habe ich aus einer anderen Quelle noch andere Patronen, die nicht falsch gelagert worden waren und einwandfrei funktionieren.

    Grundsätzlich scheint es also nicht nachteilig zu sein, wenn der Fettring fehlt, aber hätten die beeinträchtigten T 92 einen Fettring gehabt, hätte Ihnen der Aufenthalt in dem feuchten und öligen Karton vielleicht weniger geschadet.

    Nun war ich nochmal mit vertrauenswürdiger GP11 von 1978 (mit Fettring) auf dem Stand, und siehe da, das Schussbild ist wieder wie gewohnt :).

    Spiegel aufsitzend wie anfangs geschildert schieße ich dabei aber nicht wirklich, das hatte ich nicht zutreffend in Erinnerung.

    Ich muss ein wenig mehr Kontrollweiss dazugeben.

    Der Haltepunkt entspricht dabei recht genau dem, was mir ein Ballistikprogramm zur GP11 ausgegeben hat.

    Bei ballistischer Koeffizient (G1) 0,510, 11,3g Geschossgewicht, Mündungsgeschwindigkeit 760m/s, Visierhöhe 26mm und einer Einschießentfernung von 300m (da fängt die Visierung beim K11an) liegt der Treffer rechnerisch 19,1cm über dem anvisierten Punkt. Ich muss für eine 10 also 9,1cm (eine der leichtesten Übungen ;)) unter dem Spiegel anhalten.