Trainingsorganisation

  • Wirklich vorrangig Mannschaftssport?

    Ich bilde mir ein, daß es in Hessen anders ist, aber ich kann mich auch irren.
    Ich kenne im näheren Umkreis keinen Verein mit mehr als 5 Jugendlichen, in der Regel sind es nur 2-3 und die Entwicklungsmöglichkeiten im eigenen Verein sind oft begrenzt.

    Ich habe möglicherweise überlesen, wieviele Jugendliche in der Gruppe trainiert werden. Ich finde es aber gut, daß für unterschiedliche Leistungsgruppen unterschiedliche Trainer da sind, wenn alle Jugendlichen zur selben Zeit da sind. Meine Erfahrung aus dem Steptanz ist, daß technisch eine hohe Grundsicherheit da sein muß, bevor man einen anderen Trainer aufsucht.
    Deshalb würde ich an der Konfiguration mit mehreren Trainern bei unterschiedlichen Leistungsniveaus auch gar nichts ändern. Absprache der Trainer untereinander ist wichtig.

    Eine meiner Steptanzlehrerinnen hat die Angewohnheit, bestimmte Schrittabfolgen immer wieder in Kleingruppen üben zu lassen. Es werden also 2-3 Tänzerinnen zusammengewürfelt (mehrmals pro Trainingsstunde neu), die ungefähr auf demselben Level sind. Das in zeitlich begrenzten Einheiten während der eigentlichen Stunde, die eine oder anderthalb Zeitstunden dauert.
    Die Teilnahme an Wettkämpfen ist allerdings eher die Ausnahme als die Regel; auch, weil es die feine Staffelung Kreis-/Gau-/Landesebene wie im Schießsport dort nicht gibt. Ich schweife ab ...

    Mich irritiert, daß Ihr schreibt, daß herausragende Leistungen einzelner Jungschützen die anderen faul werden lassen. Motivieren sich die beteiligten Jugendlichen nicht gegenseitig auch ein wenig oder haben sie Vorbilder?

  • Herausragende Leistung einiger weniger Schützen motivieren nur so weit, wie sie von den anderen noch erreichbar sind. Ist jemand direkt weit weg, dann demotiviert das auch unter Umständen. Bei uns im Verein ist es aber Gott sei Dank so, dass sich die meisten gemeinsam hochziehen.

    Diese Motivationswirkung fällt jedoch auch weg, wenn man die besten Schützen in einen Leistungsverein ausgliedert.

    Um die demotivierende Wirkung einiger weniger Spitzenschützen zu verhindern, muss man für diese neue Ziele stecken. Wir haben einen jetzt 16-jährigen dabei, der einfach ca. 15-20 Ringe mehr schießt als die anderen. Dieser schießt aber dann in einer Erwachsenenmannschaft und vergleicht sich selbst auch mit Erwachsenen vom Ergebnis her. Die jüngeren und etwas schwächeren (aber immer noch guten) Schützen eifern nicht mehr ihm nach, sondern den Schützen, die auf ihrer Augenhöhe liegen.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Das mit der Motivation sehe ich genauso, deswegen bin ich auch der Meinung, daß die Niveaus mehr oder weniger für sich bleiben müss(t)en. Damit sie auch gemeinsam wachsen können. Die Überflieger können ja immer noch wechseln.

    Gibt es bei Euch keine Trainingskader für die "high potentials" ;) ?

  • Wir haben keine extra Trainingseinheiten für unsere wie du das nennst "High-Potentials". Können wir uns auch gar nicht erlauben, da wir keinen eigenen Stand haben und nur zur miete 2x3 stunden in der woche da sind.

  • Hallo,

    bei uns gibt es schon eine Gaukader für die "high potentials". Da schießen dann die besten Schützen aus Schüler, Jugend und Junioren aus dem ganzen Gau, insgesamt sind es dieses Jahr 12 Schützen. Sie treffen sich alle 2 Wochen zum Training mit einem ausgebildeten C-Trainer. Dort werden dann mal andere Trainings gemacht als im Heimatverein. Auch ein gemeinsames Trainingslager stand heuer auf dem Programm.

    Trotzdem werden diese Schützen nicht aus dem Verein gerissen, sie bleiben den einzelnen Vereinen treu und haben halt als zusätzliches Training diesen Kader. Dies sorgt dann natürlich auch für zusätzliche Motivation.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Ich glaub da haben wir dann aneinander vorbeigeredet.

    Wobei, wir mögen zwar einen Bezirkskader haben, doch dieser betseht nur aus Gewehrschützen, pistole wurde eingestellt, zudem sind die vorstellungen des Bezirksvorstandes ein wenig weltfremd, doch haben meine Jugendlcihen das stadium des bezirkskaders gleich übersprungen und sind im landeskader. Pistole wohlgemerkt.

    Vereinsintern können wir keine extra trainingseinheiten anbieten.

  • Mal ein Einwurf von mir:

    Meine Vorredner hatten recht mit der Aussage, dass ein guter Trainer nicht zwingend einen Trainerschein braucht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mit vielen Nicht-Trainern besser arbeiten konnte als mit Lizensierten A und B Trainern. Ich hab auch die Laufbahn vom Verein über Verbandskader zum Landeskader gemacht.

    Ich weis wie es ist der schlechteste zu sein, weil man die Ausrüstung nicht hat wie die anderen und sich dann Stück für Stück hoch zu arbeiten.

    Oder über Wochen und Monate alleine am Stand zu stehen und zu trainiern 2 - 3 Stunden pro Einheit.

    Ich finde man kann bezüglich Motivation keine pauschalierte Meinung verbreiten. Mich hat es nie motiviert wenn jemand besseres neben mir geschossen hat. Ich habe mich mein ganzes Schützenleben immer auf mich selbst konzentriert und mir selbst die Frage gestellt was mache ich falsch und andere richtig. Habe Bilder von Topschützen gemacht, mir Bücher gekauft und alles für mich ausprobiert. Ich hatte in vielen Vereinen bessere vor der Nase aber auch schlechtere. Mir gehts grundsätzlich nicht darum besser zu sein als die Anderen sondern für mich einen guten Wettkampf zu gestalten. Mein Motto an der Landesmeisterschaft ist immer "wenn ich mich für die deutsche qualifiziere, kann ich von mir aus auch letzter werden".
    Fazit: Jeder reagiert anders und motiviert sich auch anders!

    Der Trainer gibt Ziele vor: Ja natürlich gibt der Trainer Ziele vor. Die große Preisfrage ist doch nur welche Ziele?
    Ich kann doch nicht hingehen und zu einem Jugendlichen sagen dein Ziel für dieses Jahr müssen 360/370 sein. Das ist doch der völlig falsche Ansatz.ich muss doch vielmehr mit den Jugendlichen so arbeiten dass Sie völlig von selbst auf höhere Ergebnisse kommen.

    Dann muss ich so Ziele vorgeben wie z.B.: "Es ist völlig egal wieviel du heute schießt. schau darauf, dass du 40 Schuss lang nachziehlst."
    oder "Versuche heute 40 mal deinen linken Stützarm (bei rechtsschützen) auf die gleiche Stelle auf der Hüfte zu setzen."
    Als Trainer muss ich quasi aktiv daran beteiligt sein den Schützen bei seiner Technik von mal zu mal zu verbessern. Je nachdem wie lange das Training geht kann ich zu begin die Aufgabe des letzten Training wiederholen.

    Dann sollte man noch schauen, dass man Abwechslung reinbring. Mal ein Schießspiel. Mal ne 40er Serie. Mal schießen ohne Schießklamotten.

    Was man auch beachten sollte: Was ist das Ziel des einzelnen. Möchte er zu Olympia oder ist er da, weil ihm die Gemeinschaft so gefällt.

    Alles in Allem ist es eine sehr schwierige Aufgabe eine pauschale Lösung zu finden. Ich denke man muss in Jedem Verein, in jeder Trainingsgruppe und bei jedem Schützen differenziern.

    Der Schießsport ist für meine Begrife ein Einzelsport in einer Gemeinschaft. Jeder schießt für sich alleine kann aber durch andere profitieren.

    Dann noch die Frage was ist ein Leistungsverein?: also mein Hauptverein ist der SV Herxheim. Wir sind in diesem Jahr mit der 1. LG Mannschaft in die BuLi Süd aufgestiegen. Sind wir jetzt ein leistungsverein??? Wir haben alle Schichten von Schützen bei uns. Vom Spaß schützen bis zum Leistungsschützen. Macht das jetzt einen Unterschied in der Betreuung von Jugendlichen?? Meiner Meinung nach nicht. Es hängt doch alles von jedem einzelnen ab, wie das Training und die Betreuung von Jugendlichen gestaltet wird.


  • Der Trainer gibt Ziele vor: Ja natürlich gibt der Trainer Ziele vor. Die große Preisfrage ist doch nur welche Ziele?
    Ich kann doch nicht hingehen und zu einem Jugendlichen sagen dein Ziel für dieses Jahr müssen 360/370 sein. Das ist doch der völlig falsche Ansatz.


    Ziele Vorgeben geht nur über ein Gespräch zwischen Trainer und Schütze.
    Der Trainer kennt den Leistungsstand des Schützen, der Schütze nennt seine Ziele und in dem Gespräch zwischen Schütze und Trainer setzt der Trainer dann erstmal die Etappenziele fest für das Ziel das der Schütze erreichen will.
    Das ganze muss dann aber immer wieder neu kontrolliert werden, evtl neu überdacht usw. EIn Trainingsplan kann und darf nicht starr und fix sein, da der Mensch eben Mensch ist und dadurch schwankungen in der Leistung, Motivation usw vorhanden sind.

  • Klar muss der Trainer mit dem Jugendlichen sprechen. Ohne den Dialog geht nix.

    Es ist auch klar, dass man Etappenziele formulieren sollte und nicht aufs Jahr bezogen arbeiten sollte. Was ich mit meinen Ausführungen sagen wollte ist, dass man darauf achten muss welche Ziele man formuliert. In meinen Augen macht es auch keinen Sinn zu sagen: In den nächsten 2 Monaten solltest du 380 Schießen.
    Man muss normalerweise von Training zu Training die technischen Abläufe schulen.

  • @ benmaster: Deine Zeilen haben mich sehr angesprochen, weil ich genau so denke. :thumbup:

    Desweitern finde ich es beruhigend zu hören, dass es noch große Jugendgruppen gibt. Leider stagniert unsere Jugendabteilung, zwar sehr langsam - aber spürbar. Von unten kommt kaum was nach.

    Und bei den Sommerbiathleten - ich gehöre halt mal zu dieser Spezies - kann ich auch keinen sprunghaften Anstieg feststellen. Wir trainieren unsere Jugend auch ohne Trainerschein - WO IN GOTTES NAMEN FINDET DENN MAL EIN LEHRGANG STATT - und ich glaube auch, dass der Routinier ohne Schein ebenfalls einiges bewirken kann. Und genauso wird es sich beim Präzisionsschützen auch verhalten. Ich schieße zwar erst seit 3 Jahren Präzision - und zugegebenermaßen habe ich SEHR spät damit begonnen. Aber alles was man mir beibrachte, habe ich von den "Vereinskapazitäten" gelernt - ganz ohne C-B oder A-Lizenz.

    Ohne Mut zur Niederlage - keine Sternstunde.

  • Es gibt in diesem Land leider eine große Schein-Gläubigkeit. Genauso hartnäckig hält sich die Meinung, dass ein guter Trainer auch ein herausragender Schütze sein müsse. Wichtig ist nur, das die Chemie stimmt und der Schütze auch versteht, was der Trainer meint. Nicht jeder kann mit jedem und was für den einen eine anschauliche Erklärung ist, bedeutet für andere nur böhmische Dörfer. Die psychologische Komponente hat wiederum sehr viel mit Vertrauen zu tun. Vertrauen muss man sich erarbeiten und kann man auch leicht verspielen.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

  • Ich denke die Kombination ist dabei absolut entscheidend. Ein talentierter Trainer (!= Schütze) wird durch eine Ausbildung schon deutlich profitieren. Ein unerfahrener Trainer bekommt sicher wertvolle Anregungen und Rückmeldungen. 8)

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Keine Frage, eine fundierte Ausbildung ist schon sinnvoll. Aber ein ABC-Schein nützt gar nichts, wenn die Person dann nicht das nötige Einfühlungsvermögen mitbringt, nicht die nötige Autorität hat, oder nicht als Vertrauensperson angesehen wird.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

  • Eine mögliche Konsequenz einer Ausbildung ist auch ein Rücktritt. ;)

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Hallo,

    ich bin der Meinung, dass ein guter Trainer auch ein guter Schütze sein soll. Er muss jetzt nicht ein Eliteschütze sein, aber mehr als z.B. ein Schülerschütze bei ihm schießt, sollte er schon erzielen. Denn wenn jemand nur 320 Ringe schießt und dann einem 370-Schützen etwas von besserer Technik erzählen will, klingt er nicht gerade glaubhaft, denn warum kann ers dann selbst nicht umsetzen?
    Aber ob ein Trainer nun 370 oder 390 schießt, ist meines Erachtens dann wieder nicht so wichtig. Denn auch mit 370 Ringen kann er die perfekte Technik drauf haben.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • guter Schütze = guter Trainer ist nicht zwingend nötig.

    Ich gebe Dingo recht, das ein gewisses Leistungslevel beim Trainer schon vorhanden sein sollte (LG z.B. 370)
    Außerdem sollte ein trainer einen gewissen Erfahrungsschatz vorweisen können.
    Aber wir können froh sein, wenn es überhaupt noch genug Leute gibt die einen Trainerschein machen.

    Ich habe aber auch Schützen erlebt die Bundesliga schießen, von denen man eher weniger profitieren kann.

  • Klar, könnte ich schwer damit umgehen, wenn mich jemand unter "seine Fuchtel" nähme um mir das Schießen beizubringen, der selbst irgendwo bei 320 versauert. Da kommt es doch auf so viele Nuancen an - die für den "Schützling" enorm wichtig sein können. Wenn aber der Trainer diese selbst noch nicht erfahren hat - wird's schwer. Ich lese zum Beispiel die gängige Fachliteratur und arbeite dann genau nach Anweisung. Hat sogar schon was gebracht: ein wenig praktische Verbesserung und viel theoretisches "Wissen" . Wenn aber jemand hinter mir stünde, der sofort sieht, wo ich gerade eine Riesen-Fehler begehe und mich korrigiert - ist's natürlich besser. Ich hatte noch nie einen "richtigen" Trainer und bin somit auf die "alten Hasen" angewiesen. Manchmal ist es nur ein kitzekleiner Hinweis, der dann enorme Verbesserungen mit sich zieht.

    Ohne Mut zur Niederlage - keine Sternstunde.

  • Wenn aber der Trainer diese selbst noch nicht erfahren hat - wird's schwer. Ich lese zum Beispiel die gängige Fachliteratur und arbeite dann genau nach Anweisung.

    Das kann ein Trainer aber natürlich auch. ;)

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Ja, sicher :pinch: Setze ich auch u. U. voraus, dass sich ein Trainer "fortbildet". Aber ich glaube, es gibt da einen Unterschied ob ich hier rein theoretisches Wissen weitergebe oder praktische Erfahrung. Das theoretische Wissen kann oftmals in der Praxis nicht angewandt werden, weil der eigene Erfahrungswert fehlt.

    Ohne Mut zur Niederlage - keine Sternstunde.