Mitgliederverluste und Gegenmaßnahmen im Jugendbereich

  • Hallo,

    in verschiedenen Diskussionen wird immer wieder das Problem angesprochen, dass viele Vereine zwar durchaus eine erfolgreiche Jugendarbeit betreiben aber dennoch im Alter von 15 bis 19 Jahren einen Großteil dieser Schützen wieder verlieren. Klar, Ursache sind sicherlich auch veränderte Freiräume, Interessen und Schwerpunkte, aber darum soll’s diesmal nicht gehen. Was können Vereine, was kann man selbst als Jugendleiter, unternehmen, um Jugendliche im Sportverein zu halten und ihnen den Übergang vom Rundum-Sorglos-Paket der Schützenjugend zum Friss-Oder-Stirb-Prinzip der Erwachsenen so reibungslos wie möglich zu gestalten? Was konntet ihr ausprobieren? Mit welchen Ergebnissen?

    Beste Grüße

    Gerhard

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Das größte Problem das sich bei uns abzeichnet ist nicht im Verein. Der Übergang vom betreuten Jugendlichen zum weiterhin betreuten Schützen ist fliesend. Unser Problem liegt an nicht vorhandenen Ausbildungsplätzen bzw. schlecht bezahlter Arbeit.

    Die Jugendlichen die aus der Schule kommen und eine Ausbildung anfangen, zieht es weg von uns, da sie anderswo mehr verdienen. Bei vielen Erwachsenen ist es das gleiche.

  • Hallo,

    es ist schwierig, wir haben Junioren im Alter von 18- 20 Jahre dann noch einige Jungschützen zwischen 21 und 23 Jahren. Wir versuchen sie in unserer Vereinsarbeit mit einzubinden. Sachkundelehrgang, Sportleiterlehrgang. Unsere 1. Sportleiterin setzt sie gezielt mit einem älteren Sachkundigen oder älteren Sportleiter ein. Da sie auch im Fachverband Sportleiterin ist nimmt sie unsere jungen Leute auch dort mit hin um Erfahrung zu sammeln. Leider habe ich zur Zeit keine jungen Leute zwischen 15 und 17. Die Anderen sind alle zwischen 8 und 13 Jahre.

    Gruß Kogge

  • Friss-oder-stirb-Prinzip gibt es bei uns nicht. Bei uns wird jeder Erwachsene auch betreut, wenn er das will. Viele haben bereits die Erfahrung gemacht, dass wenn man alleine trainiert irgendwann stagniert und ein Trainer doch sinnvoll sein kann =)

    Ansonsten bauen wir die Jugendlichen frühzeitig im Rundenwettkampf in Erwachsenenmannschaften ein. Bei Meisterschaften geht dies ja leider nur sehr bedingt in Disziplinen wie Zimmerstutzen oder KK100, bei denen es keine Jugend- oder Juniorenklasse gibt. Der Übergang sollte aus meiner Sicht fließend gestaltet werden, so dass es den Betroffenen erst gar nicht auffällt, dass sie jetzt im Erwachsenenbereich dabei sind. Parallel dazu halte ich es für sehr sinnvoll den Kindern und Jugendlichen entsprechend ihres Alters auch Aufgaben zu übertragen. Beispiel: Bei uns sind die jüngeren dafür zuständig, dass die Jugendecke sauber und ordentlich ist. Gleichzeitig streicht die Schützenjugend einmal im Jahr den Luftdruckstand, um zu sehen, dass die Arbeit nicht von Zauberhand geschieht.

  • Lass es uns mal zum besseren Erkenntnisgewinn etwas prägnant formulieren:

    Das Problem (hinter dem Einbruch in der Juniorenklasse) ist nicht zu wenig Betreuung. Das Problem ist zu starke und zu intensive Betreuung.

  • Ich weiß nicht was du damit sagen willst Carcano? Zu viel Betreuung im Jugendbereich?

    Bei uns ists ähnlich wie bei MichaelB. Fließender Übergang und bereits Verantwortung auf die Jugendlichen übertragen, wenn sie noch 12-16 Jahre sind. Der eine ist für das Auffüllen der Gewehre zuständig, der andere fährt die Stände hoch und schaltet das Licht an. Auch geben sie sich untereinander Tipps wie man sich verbessern könnte.
    Gibt es Arbeiten im Schützenhaus ist die Jugend immer mit Eifer dabei (dafür gibts kein Geld sondern nur eine gemeinsame Brotzeit und freie Getränke). Das ist immer ein Spaß, es wird trotzdem einiges erreicht und die Jugend ist mit Eifer dabei, denn es ist auch "ihr Verein".

    Aber trotz aller Maßnahmen, die erhöhte Fluktuation mit 17-20 Jahren wirds leider immer geben.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • die Jugend und die Senioren können gar nicht genug betreut werden


    Stimme zu. Jedoch sollte dabei die Altersgruppe zwischen 20 und 45 nicht vergessen werden. Gerade diese ist in vielen Vereinen stark ausgedünnt. Aus meiner Sicht ist es eine der wichtigsten Aufgaben einer Vereinsführung, diese Lücke zu schließen.

    Die Idee, jemanden bei einem Jedermannschießen o.ä. abzugreifen, fruchtet nicht nachhaltig, wenn der-/diejenige hinterher sich selbst überlassen bleibt. Die Gefahr, Interessierte wieder zu verlieren, ist besonders groß, wenn keine aktiven Mitglieder in der gleichen Altersgruppe / Disziplin vorhanden sind. Jemand, der nicht sehr schnell Anschluss findet, kommt erfahrungsgemäß nach 3-4 Terminen nicht wieder.

    Dem/der Neuen muss also vom ersten Tag an signalisiert werden, dass er/sie für den Verein wichtig ist. Das funktioniert nur durch sofortiges Kümmern - hierzu muss jemand zu Verfügung stehen, der diese Rolle dauerhaft wahrnimmt.

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Hallo,

    im Grunde genommen ist uns jeder wichtig egal welchen alters. Wir müssen uns halt alle bemühen die Leute für unseren Sport zu iteressieren und sie zu halten.

    Gruß Kogge

  • Ich weiß nicht was du damit sagen willst Carcano? Zu viel Betreuung im Jugendbereich?


    Ja genau. Aber das gilt nur für manche Vereine. In meiner "Kleinen Typik der Schützenvereine" habe das beim Typ d) exemplifiziert.

    Zitat

    Aber trotz aller Maßnahmen, die erhöhte Fluktuation mit 17-20 Jahren wirds leider immer geben.


    Stimmt natürlich.

    Carcano

  • Ich denke beim Übergang zu den Erwachsenen spielt die bis dahin erworbene Bindung zum Verein eine wichtige Rolle, aber auch die Perspektive im Verein sollte man nicht vernachlässigen. Ein ehrgeiziger Schütze will natürlich weiter seine Leistung steigern. Sieht er da keine Möglichkeiten, dann kann es sein, dass er abspringt. Andere suchen nach einer gesellschaftlichen Perspektive, soziale Kontakte, ein Ausgleich zum angehenden Berufsleben etc. Manch ein junger Erwachsener möchte sich engagieren, Verantwortung übernehmen und mitgestalten. Wird er beim ersten Versuch abgewiesen, dann wars das möglicherweise.
    Aber auch wenn ein Verein das alles bieten kann wird es immer noch welche gehen, die ohne jegliche erkennbare Gründe nicht mehr kommen. Man darf auch nicht vergessen, dass sowohl Eltern als auch Kinder im Vereinssport oftmals einen Zeitvertreib sehen, der auf einen Lebensabschnitt beschränkt ist.
    Ein Verein muss alle Altersgruppen ansprechen und auch alle Altersgruppen werben. Und da haben wir mit dem Schießsport einen Riesenvorteil gegenüber Sportarten, die man nur in jungen Jahren intensiv betreiben kann.

    Mein Trainingsmotto:
    Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein. (Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916)

  • Hallo,

    im Grunde genommen hast du Ludwig alles gesagt was gesagt werden muss zu diesem Thema. Es gibt kein Mittel um den oder die Jugendlichen zu halten. Wenn man Glück hat, dass die jungen Leute ihr Leben geregelt haben, kommen sie mit Ende 20, Anfang 30 wieder. Das ist aber selten, aber wir hatten schon das Glück.

    Kogge

  • Klar, man kann und muss sicher zu einem Teil aufs Glück vertrauen, aber man sollte auch überlegen, wie man den späteren Wiedereinstieg so leicht wie möglich macht oder vielleicht sogar anderweitig sehr ausgelastete Schützen im Verein hält und später wieder anspricht. Die größte Herausfordung ist dabei die Altersgruppe von 15 bis 19 Jahren.

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Die größte Herausfordung ist dabei die Altersgruppe von 15 bis 19 Jahren.

    Das ist richtig. Da kommt eben viel zusammen, Mobilität, Freund/Freundin, Studium/Beruf.

    Mein Trainingsmotto:
    Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein. (Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916)

  • Ein väterlicher Freund von mir hat diese Erkenntnisse schon in den Siebzigern gesammelt. Er hatte damals über einen langen Zeitraum eine sehr große und auch erfolgreiche Jugendgruppe. Er sagte mir mal, wenn man so ca. 20 (fest integrierte) Jugendliche habe und davon blieben dann so ca. 1 - 2 auch als Erwachsene dem Schießsport treu, hätte man einen guten Schnitt.

    Die Relation von Aufwand und "Ertrag" ist also nicht so doll, war sie noch nie. Aber es lohnt sich trotzdem, denn es sind die kleinen Freuden, die entschädigen.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

  • Die Quote von Frank kann ich nur bestätigen. Ist in unserem Verein in der Vergangenheit nicht anders gelaufen.
    Ich hoffe, dass ich diese Ausbeute auf 3-4 aus 20 nun steigern kann. Man braucht ja Ziele ;)

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Also bei uns sind in den letzten Jahren (fast) alle Jungschützen zwischen 15 und 20 dabei geblieben... :D

    Bei einer Ortschaft mit 400 Einwohnern wäre es auch schlimm, wenn von 20 nur einer oder 2 dabei bleiben würden... das wären pro Jahr ca. 0,2 Mann

  • Also bei uns sind in den letzten Jahren (fast) alle Jungschützen zwischen 15 und 20 dabei geblieben... :D

    Und hast du eine Idee woran das liegt?

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Also bei uns sind in den letzten Jahren (fast) alle Jungschützen zwischen 15 und 20 dabei geblieben... :D

    Letztes Jahr, im Alter zwischen 15 und 20 Jahren? Hm, dann sind die jetzt zwischen 16 und 21 Jahren. Also nix was eine Aussage über die Nachhaltigkeit eurer Bemühungen zulässt.

    Adrian