"Separatisten" in der Pfalz?

  • Im Nachbarstrang hat Carcano sich über einen Konflikt im RSB geäußert:

    Das große Problem mit dem LLZ Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz zum Beispiel ist ein Hauptgrund für die jetzigen Separationsbestrebungen im Rheinischen Schützenbund (zwei Kreise drängen hin zum Pfälzer Sportschützenbund), ...

    Zu diesem Thema findet sich auch ein Artikel auf der DSB-Seite:

    Zitat

    An der Grenze des Rheinischen zum Pfälzer Schützenbund hat sich ein Problem in zwei Kreisen ergeben, 55 Vereine und insgesamt 6.559 Mitglieder betreffend. Sie sind aus ihrem angestammten RSB ausgetreten und wollen dem PSSB beitreten. Hintergründe sollen eine angebliche mangelhafte Betreuung durch den RSB und hohe Reisekosten etwa zu Meisterschaften sein.

    Die Anschuldigungen wurden von RSB-Präsident Harry Hachenberg – der seinen Amtsrücktritt zum Ablauf des Tages der Gesamtvorstandssitzung den überraschten Mitgliedern mitteilte – und seinem Stellvertreter Karl-Heinz van Eisern energisch bestritten. PSSB-Präsident Horst Brehmer stellte, um die Mitglieder dem DSB zu erhalten, den Antrag auf Gebietsveränderung. Dieser Antrag wurde mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. Es steht nun abzuwarten, wie die 55 Vereine auf diese Entscheidung reagieren.

    Was ist denn da los? ?(

    Über ähnliche Gemengelagen hatten wir hier schon einmal diskutiert:
    Berliner und Brandenburger Schützenverbände - Organisation und Verwaltung - Meisterschützen

  • Die Überschrift des Threads zeigt ein gutes historisches Gespür. Ich hatte mich damit vor Jahren auch mal intensiver befasst.
    Rheinland, Pfalz, Separatismus, Hochverrat, Okkupanten und Kollaborateure, Terrorismus auf altdeutsch... noch etwas mehr Chili in die alten Wunden? :rolleyes::whistling:

    Jenseits dieser historisch verwurzelten Ebene gibt auf auf der Website der SG Bad Kreuznach Willkommen bei der SG Bad Kreuznach Material in Hülle und Fülle (linker Frame Bar im Hauptmenü: AG Verband(s)wechsel, Antrag Wechsel, Antrag Abwahl; alles mit Anlagen). Erst dann versteht man die Hintergründe seit 2010 richtig, die im Netz nur sehr unvollständig reflektiert worden sind. Auch der sogenannte Fachverband Sportschießen Rheinland e.V. hat sich in einer Stellungnahme hierzu geäußert. Stellungnahme RSB

    Wenn man sich die personelle Zusammensetzung des Kuratoriums des Landesleistungszentrums anschaut, beginnt man die institutionellen und organisatorischen Schwierigkeiten zu erahnen: Kuratorium

    Carcano

    Einmal editiert, zuletzt von Carcano (5. Dezember 2011 um 14:03)

  • Die Überschrift des Threads zeigt ein gutes historisches Gespür.

    Ich verstehe das als Lob. Zudem bitte ich um Beachtung für die Anführungszeichen. ;)


    Ich hatte mich damit vor Jahren auch mal intensiver befasst.

    Ich ebenfalls. :)


    Jenseits dieser historisch verwurzelten Ebene gibt auf auf der Website der SG Bad Kreuznach Willkommen bei der SG Bad Kreuznach Material in Hülle und Fülle ...

    Vielen Dank! Damit wird die Angelegenheit leichter verständlich. Persönlich kann ich die Motive der wechselwilligen Vereine durchaus nachvollziehen. Im RSB scheint ja einiges im Argen zu liegen, ich denke nur an die vermutliche Veruntreuung einer sechsstelligen Summe durch den Verbandsschatzmeister.

    Allerdings sind die Zuständigkeiten verwirrend. Neben RSB und PSSB tauchen auch noch mehrere, anscheinend eigenständige Fachverbände Sportschiessen auf. Welche Bedeutung haben diese Körperschaften?

  • Habe mich noch ein wenig in das Thema eingelesen. Auf der Webseite des Fachverbandes Sportschießen Rheinland wird das Thema ebenfalls aufgegriffen. Der Fachverband, der wohl unabhängig von RSB und PSSB ist, weist dabei auf einen wichtigen Punkt hin:



    Die Vereine sind also in einer Zwangslage, die sich aus der rechtlichen Konstruktion des DSB ergibt. Dabei steht nicht nur ihre Zugehörigkeit zu diesem Fachverband Sportschießen und den Sportbünden in Frage. Der Konflikt hat auch einen waffenrechtlichen "Rattenschwanz". Ohne Zugehörigkeit zum DSB kein Bedürfnis mehr, zumindest zeitweise.

    Ich bin gespannt, wie die Sache ausgehen wird.

  • Das mit dem sogenannten "Fachverbänden" in RhPf ist sehr komplex. Sie sind ein seltsames intermediäres Gebilde, das staatliche und verbandliche Ebene miteinander verzahnen soll. Ähnliches gibt es übrigens auch in einigen anderen Gegenden.

    Notwendig geworden sind sie wohl, weil Landesgrenzen und Sportverbandsgrenzen NICHT deckungsgleich sind, und die Sportverbände in Deutschland teilweise alte politische Gegebenheiten widerspiegeln. So bilden sich zum Beispiel auch drei frühere Landesteile Baden-Württembergs (aber wiederum _nicht_ Südwürttemberg-Hohenzollern - verstehe das, wer will !) in den drei selbständigen Sportbünden des "Landessportverbands" Baden-Württemberg ab.
    Nach dessen eigener Ordnung: "Der Rheinische Schützenbund entspricht in etwa der flächenmäßigen Ausdehnung der alten (preußischen) Rheinprovinz, d.h. sie deckt sowohl Bereiche im Land Nordrhein-Westfalen (NRW) als auch Bereiche im Land Rheinland-Pfalz (RLP) ab." Damit verteilt er sich auf insgesamt vier Sportbünde und Teilsportbünde.
    (Quelle: rsb_ordnung_fuer_die_gebiete_bezirke_und_kreise.pdf?PHPSESSID=6c95993e70e5d3898424f7202aed1e25 )

    Intern ist der Rheinische Schützenbund in drei "Gebiete" unterteilt, mit eigenen Websites. Eine Karte, die das gut verdeutlicht, gibt es hier: Rheinischer Schützenbund - Verbandsgebiet

    Die Besonderheit und Eigentümlichkeit der rheinland-pfälzischen Konstrukte ist es nun, dass den drei sogenannten Fachverbänden auch gewisse sportinterne Aufgaben zugewachsen oder übertragen worden ist. Es ist ein seltsames Mischmasch, "monstro simile" (Pufendorf), bei dem es auch und wesentlich um die Verwaltung staatlicher und damit gebietsgebundener Fördergelder geht.

  • Ich kann dem nur zustimmen das beim RSB einiges im ARGEN liegt.

    Da sich der neue Präsident auf der Homepage noch nicht einmal kurz vorgestellt hat und das nach mehreren Wochen, läßt mich nichts gutes ahnen. Ich habe den Glauben verloren, dass es zu einem Neuanfang kommt. Es gibt viele alte Feindschaften und Kämpfe die es zu überwinden gilt. Zur Zeit ist meine Hoffnung im Bereich von NULL und das heißt für die Sportler leider, das auf ihrem Rücken das alles ausgetragen wird. Für mich ist das alles nicht verwunderlich da ich ein paar der Leute kennenlernen durfte und ich keine hohe Meinung von den Personen habe. Das ist allerdings meine persönliche Meinung.

    Wenn ich nur an das moderierte Forum beim RSB denkte, stelle ich mir schon die Frage ob man kritische Äußerungen ernst nimmt bzw. ob eine kritische bzw. andere Meinung nicht schon in den Bereich der Majestätsbeleidigung fällt. Da man mit diesem Grundsatz die letzten Jahre gearbeitet hat, ist es für mich nicht verwunderlich, das wir jetzt an diesem Punkt stehen ("Wer Hass sät wird Krieg ernten!" Diesen Spruch sollte sich der eine oder andere vielleicht noch einmal durch den Kopf gehen lassen.). Auch ist es für mich ein Wunder, das der alte Präsident um 24 Uhr zurücktritt und am nächsten Morgen ein neuer gefunden wurde. Ich gehe davon aus, das die Deligierten auch ein wenig überrascht waren.

  • 1. Ich habe beruflich - Waffenrecht - mit den beiden RSB-Geschäftsführern (Knot und Ehlert) öfters sehr gut und sehr eng zusammengearbeitet. Die Servicebereitschaft und der Einsatz für die "einfachen" Mitglieder waren und sind vorbildlich. Es gibt den einen oder anderen Landesverband, bei dem das nicht ganz so ist.

    2. Man kann vier Dinge versuchen auseinanderzuhalten:
    - Den vorgeworfenen und wohl auch eingeräumten Unterschleif bzw. die Unredlichkeit des ehemaligen Schatzmeisters, verbunden mit zuiel Vertrauen auf Seiten der Verbandsführung, was dieser dann vorgehalten wurde. So etwas gibt es überall. Auch in der Jüdischen Kultusgemeinde, in der CDU, im MDR, überall... leider.
    - Regionale Zentrifugaltendenzen, die verschärft werden durch eigentümliche Verschränkungskonstrukte und nicht mehr sachgerechte Grenzen; und eine Schwäche der intermediären Ebenen wegen grundsätzlicher Probleme des "Ehrenamts" (wichtige "Ämter" im Gebiet Süd sind unbesetzt).
    - LLZ-Probleme (siehe die Ausführungen auf der Website der SG Bad Kreuznach)
    - Schwierigkeiten in der vergangenen Verbuchung und Zuordnung staatlicher Fördergelder (das bedeutet jetzt nicht Unterschlagung oder Veruntreuung - sonst würde ich das so sagen - sondern wirklich nur das, was ich schrieb) und anfänglich unzutreffende öffentliche Darstellung der damaligen Verbandsführung, vielleicht sogar ehrlich irrtümlich. Kann man auf den Seiten des "Fachverbandes Rheinland" mit etwas Suchen im Ordnungspunkt "Archiv" finden und nachlesen.

    3. Gebiete und Kreise sind praktische, dienstbare Ordnungsvorstellungen; sie sollten nicht als in Stein gehauen betrachtet werden; sie müssen den Schützen diesen, nicht umgekehrt. Und die Sportorganisation in dieser Gegend ist weiß Gott nicht so ehrwürdig und erhaltungswürdig wie, sagen wir mal, eine seit 1299 bestehende Hospitalstiftung, wo ich historische Anhänglichkeit verstehen könnte.

    Carcano

    3 Mal editiert, zuletzt von Carcano (6. Dezember 2011 um 10:16)

  • Lassen wir uns überraschen was in den nächsten Wochen so alles passiert, ich glaube einige schauen zu und warten ab was passiert. Wenn nicht kurzfristig und ernsthaft versucht wird eine Lösung für die Vielzahl der Probleme, Missverständnisse und offenen Fragen zu finden, wird der Zerfall weiter gehen.

    Der Versuch, die Probleme tot zuschweigen und auszusitzen hat bisher nicht zum Erfolg geführt und wird nicht zu einer Lösung führen. Ich hoffe die beiden neuen sind sich der Aufgabe und Herausforderung bewußt.

    Auf Kreis- und Bezirksebene ist die Zusammenarbeit Sportler und Funktionär sehr gut, das kann ich immer wieder gerne bestätigen. Leider kann ich das auf der/den Ebenen darüber nicht behaupten. Man hat eher das Gefühl das der Sportler für den Funktionär da ist!

    Da die Vernetzung der handelten Personen bzw. ehemaligen handelten Personen sehr gut ist und auch immer noch sehr gut funktioniert, kann ich mir nicht vorstellen das es ohne Knüppel zwischen den Beinen voran geht. Schauen wir einmal was uns die Zukunft bringt.

  • Es gibt den Abschlußbericht einer Initiativkommission zur Verbandsreform. Die Kommission hat sich sehr viel Arbeit gemacht und 18 Monate (Mai 2008 bis Februar 2010) hindurch lang aufrichtig gearbeitet und sich gemüht.
    2010-05-13_initiativkommision_abschlussbericht.pdf
    Allerdings ist dort selbst für den oberflächlichen Leser klar zu erkennen, dass die von der I.K. selbst als notwendig und überfällig betrachtete Verbandsreform vermieden werden sollte durch Zeitgewinn und Zwischenmaßnahmen. Niemand traute sich wirklich, irgendeine heilige Kuh auch nur sanft zu schieben. Alle Vorschläge sind kosmetisch und oberflächlich, obwohl die Probleme erkannt worden sind.
    Bloß ja niemandem *irgendwie* weh tun, es könnte ja übel genommen werden. Ängstlichkeit ist die vorherrschende Stimmung des Abschlußberichts; so ist aber jede echte Reform unmöglich.

    Typisch für den unaufgelösten und alles erstarren lassenden Grundkonflikt im Inneren der IK, also für deren kognitive Dissonanz, mag die folgende Gegenüberstellung sein:

    "Die IK empfiehlt, dass bis zur Erstellung eines Verbandsentwicklungsplanes die bestehenden
    Strukturen grundsätzlich nicht zu verändern sind. Sind jedoch Änderungen aus dringenden
    Gründen geboten, sollte nur minimalistisch und vorübergehend reformiert werden und nur
    dann, wenn es "funktioniert" und befähigtes und bereitwilliges Personal vorhanden ist."
    (S. 8.)
    vs.
    "Junge Menschen müssten mehr ermutigt werden, ein Ehrenamt zu übernehmen um die
    überalterten Strukturen aufzubrechen und Platz für neue Wege zu schaffen."
    (S. 14)

    Das sagt schon alles.

    Auch erkennt die IK, dass Funktionsposten im Verband vakant sind, und nicht nachbesetzt werden können, scheut jedoch - mit fest geschlossenen Augen, eyes wide shut ! - davor zurück, die einzig adäquate Schlussfolgerung zu ziehen. Das wäre ja radikal, und radikal geht gar nicht, lieber irgendwie ohne Perspektive weiterwursteln.

    Carcano

  • 3. Gebiete und Kreise sind praktische, dienstbare Ordnungsvorstellungen; sie sollten nicht als in Stein gehauen betrachtet werden; sie müssen den Schützen dienen, nicht umgekehrt. Und die Sportorganisation in dieser Gegend ist weiß Gott nicht so ehrwürdig und erhaltungswürdig wie, sagen wir mal, eine seit 1299 bestehende Hospitalstiftung, wo ich historische Anhänglichkeit verstehen könnte.

    Zustimmung! Auch mir sind Personen suspekt, die Strukturen als einen Selbstzweck betrachten, der losgelöst von den Bedürfnissen der Betroffenen existiert.

  • Gibt es den schon Neuigkeiten aus der Region?

    Ab 10000 Mitgliedern kann man ja einen eigenen Verband gründen und die Sportordnung anerkennen lassen. Aus meiner Sicht bringt das den Schiessport aber nicht weiter. Gegenüber der Politik sollte eine starke und gemeinsame Gruppe an Verbänden auftreten und nicht 20 Splittergruppen die sich auch noch gegenseitig zerfleischen.

    Vielleicht kommt es jetzt ja zu einem Generationswechsel und einem reinigendem Gewitter mit einem Neuanfang, bei dem einige Dinge vergessen werden und das was zu erledigen ist vorangetrieben wird. Der Spruch "Stillstand ist Rückschritt" wurde ja vor ein paar Jahren in einem anderen Bereich sehr zutreffend verwendet.

  • Wer Sorge hat, eine mißgünstige Behörde könne in der Zeit des "Interregnums" (also zwischen dem Ausscheiden aus dem einen Verband und der Aufnahme in den anderen) das waffenrechtliche Bedürfnis in Zweifel ziehen, den möchte ich auf die Möglichkeit einer Zweitmitgliedschaft in anderen Verbänden hinweisen. Drei kommen in Betracht (vier mit dem VdRBw), wobei in RhPf z.B. traditionell die DSU gut vertreten und recht gastfreundlich ist.

    Carcano

  • Der Konflikt hat auch einen waffenrechtlichen "Rattenschwanz". Ohne Zugehörigkeit zum DSB kein Bedürfnis mehr, zumindest zeitweise.

    Wer Sorge hat, eine mißgünstige Behörde könne in der Zeit des "Interregnums" (also zwischen dem Ausscheiden aus dem einen Verband und der Aufnahme in den anderen) das waffenrechtliche Bedürfnis in Zweifel ziehen, ...

    Worauf begründet sich Eure Befürchtung, dass durch die wegfallende Zugehörigkeit zum DSB das Bedürfnis entfalle (Ihr meint das für für Waffen- und Munitionserlaubnisse erforderliche Bedürfnis nach § 8 WaffG i.V.m. § 4 Abs. 1 Nr. 4)?

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Auf § 45 II 1 WaffG in Verbindung mit § 4 I Nr. 4 WaffG.


    Bedürfnis als Voraussetzung und Widerrufsmöglichkeit bei Wegfall. Soweit sehr einverstanden. Doch wo ist die Verbindung zur DSB-Zugehörigkeit des Vereins?

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Weil das Bedürfnis seit der WaffG-Änderung 2003 nicht mehr vom Verein, sondern vom Verband bescheinigt wird. Deshalb ja der ganze Rummel um die staatliche Anerkennung der Schießsportverbände (§ 15 WaffG) und die Genehmigung der Sportordnungen (§ 15a).
    Ein verbandsloser Verein - und das scheint in über 50 Fällen in der Pfalz zu drohen - kann keine Bedürfnisse bestätigen. Möglicherweise sind die dortigen Behörden bei Altbesitzern etwas gnädiger, aber die neuen Mitglieder, die derzeit im Probejahr sind, haben u.U. ganz großes Pech.

  • Danke. Sorry für meine bewusst unbedarft gestellte Frage, ich wollte das Antwortverhalten nicht beeinflussen.

    Problematisch dürfte die Verbandslosigkeit also unmittelbar bei erstmaligem Nachweis eines Bedürfnisses als auch bei Veränderung/Erweiterung (weitere Waffengattungen / Disziplinen) werden.

    Für bereits bestehende Bedürfnisse liefern die Bestimmungen aus WaffG und AWaffV m.E. keine unmittelbaren Anknüpfungspunkte. Eine Verbandszugehörigkeit ist keine ausdrückliche Voraussetzung für das Bedürfnis, der Wegfall dürfte damit nach erstem Anschein keinen Widerrufstatbestand erfüllen. Im Wege der Auslegung könnte man allerdings zu anderen Erkenntnissen kommen, gerade wenn man die Rolle des Verbands als Bescheiniger des Bedürfnisses ins Kalkül zieht. Ich verstehe ...
    Die Bestimmungen gem. Nrn. 4.4 und 8.8.1 der WaffVwV stellen anders als Gesetz und Verordnung jedoch explizit auf die Verbandszugehörigkeit ab und erweitern die Problematik daher tatsächlich auf bereits anerkannte Bedürfnisse. Ich halte es nicht für aussichtslos, sich gegen die Vermutung des Wegfalls des Bedürfnisses zu wehren. Allerdings müsste sich dieser Mühe jeder einzelne Betroffene (nicht der Verein oder die Protagonisten im Verbandswechselverfahren) unterziehen. Der Nachweis des Fortbestehens des Bedürfnisses bedarf aber durchaus geeigneter Grundlagen zumindest auf Vereinsebene. Training und möglichst auch Wettkämpfe müssen zum einen auch weiterhin und zum anderen nach einer genehmigten Schießsportordnung stattfinden. Warum sollte solchen Aktivitäten nicht weiterhin die Schießsportordnung des DSB zu Grunde liegen ...


    Ein Gefährdungspotential für die Erlaubnis zum Betreiben der Schießstätte (hier träfe es den Verein als Betreiber) könnte im etwaigen Wegfall des (ausreichenden) Versicherungsschutzes i.S.v. § 27 Abs. 1 Satz 2 WaffG liegen. Hier war es zumindest in der Vergangenheit so, dass die Versicherungssummen über die sog. Sportversicherung nicht ausreichten und über den schießssportlichen Landesverband eine Zusatzversicherung abgeschlossen war. Durch Mitgliedschaft im Landesverband erstreckte sich der erweiterte Versicherungsschutz auch auf die Vereine. Durch Wegfall einer Verbandszugehörigkeit würde ein solcher erweiterter Versicherungsschutz - so heute noch erforderlich - entfallen. Die Wirkung - schauerlich - unmittelbar für Verein und mittelbar auch für alle Mitglieder ...
    Ob ein solcher erweiterter Versicherungsschutz heute noch erforderlich ist und wie er ggf. realisiert ist, konnte ich auf die Schnelle nicht recherchieren. Verlässliche Informationen zu diesem Thema waren schon in der Vergangenheit nicht gerade einfach zu erhalten.

    Die Option, als Verein einem anderen Schießsportverband beizutreten, stand ebenfalls schon mal im Raum. Das wäre m.E. aber nur eine Lösung mit der groben Kelle. Zum einen sollte man die sportliche Ausrichtung hinterfragen und am Interesse der Mitglieder spiegeln, zum anderen könnten durch unterschiedliche Waffengattungen und/oder Disziplinen vielleicht nicht alle Bedürfnisse aller Mitglieder vollständig abgedeckt bleiben.


    Wichtige Fragen und - zumindest angesichts der latenten Bedrohungen - nur noch wenig Zeit für eine sachgerechte Lösung.

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Bisher habe ich immer gedacht, die norddeutsche, sprich niedersächsische Lösung "Schützenbund Niedersachsen" (SBN) sei das "führende" negative Ergebnis von Eigensinn, Perspektivlosigkeit und Unvernunft. DER SBN ist die Klammer für die DREI auf niedersächsischem Gebiet vorhandenen Landesverbände (NSSV, NWDSB und ein Teil vom LV HH), die notwendig ist, damit öffentliche Gelder über desn Landessportbund Niedersachsen verteilt werden können. Bisher konnte mir niemand Argumente nennen, die erläutern, dass dieses unprofessionelle, der Vergangenheit verhaftetete Konstrukt den Schützen Geld kostet, Reibungsverluste der Beteiligten mit sich bringt, die Alternative, ein Schützenverband Niedersachsen auch sportpolitisch nur Vorteile bringt.

    Wenn ich das hier vom RSB lese, muss ich feststellen, dass der SBN wohl auf den 2. Platz der Unvernunft zurückgefallen ist.

  • Wilhelm, es geht *NOCH* schlimmer. 'Wer sich als Außenstehender für die Situation und Organisationsstruktur des Schießsports in Bremen, um Bremen und um Bremen herum interessiert - außenstehend deshalb Voraussetzung, weil im Inneren des Irrenhauses die Insassen ja den Betrieb für völlig normal halten - und sich zu informieren versucht, der ist schon nach 15 Minuten soweit, dass er oder sie laut schreiend im weißen Spitalhemdchen, einen Papierhelm auf dem Kopf, in eine Plastik-Kindertröte basend, auf die Straße rennen möchte (während zu Hause der allein gelassene Computer die Selbstzerstörung einleitet und in Flammen aufgeht).

    Zwar gibt es in dem hanseatischen Doppelstadtstaat (Bremen & Bremerhaven) eine winzige eigenstehende Landesjägerschaft Bremen, aber keinen Landesschützenverband ("wer es fassen kann, der fasse es"). Dafür gibt es aber einen "Bremer Schützenbund e.V.", der tatsächlich keiner ist, doch dafür "bestehen im Bereich des Bremer Schützenbundes drei Schützenkreise, nämlich einer für die Stadt Bremen, einer für den Bereich Bremen-Nord und einer für Niedersachsen - Weyhe. Daraus ist schon zu erkennen, dass sich die Schützenorganisation von der politischen oder verwaltungsmäßigen Organisation unterscheidet."
    Und zu allem Überfluss hinzu tritt dann auch noch das chimärenhafte Mischgebilde "FACHVERBAND SCHIESSEN im Landessportbund Bremen e.V.", von dem überhaupt niemand weiß, wie er eigentlich einzuordnen ist - schon gar nicht er selber -, und dem gegenüber evangelische Domherren und katholische infulierte Territorialäbtissinnen noch vergleichsweise rational wirken. Dieser ist zwar eigentlich keine schießsportliche Struktur, sondern dient der Geldverteilung stastlicher Förderung, führt aber dessen ungeachtet eine eigene sportliche "Fachverbandsmeisterschaft" durch. Und auch dieser Dachverband hat drei "Schützenkreise", aber dies sind teilweise wieder andere als die obigen. :whistling:8| :wacko:

    Carcano