Landesschulungen

  • Hallo miteinander

    unser Landesverband der WSV setzt seit 3 Jahren auf die Schulung in so genannten Talentzentren. Diese sind bei uns sehr umstritten. ungefähr die Hälfte findet diese gut um eine Breitenförderung an zu bieten und wieder andere unter anderem auch ich sehen die Sache eher skeptisch da wir lieber die "alten" Lehrgangsmodelle wieder hätten um den Nachwuchs von ganz unten zu fördern. Deshalb haben wir parallel auf eigene Kosten einen so genannten Gau- oder Bezirkskader etabliert. Einzugsgebiet gewünscht max 20 km

    Zu eurer Kenntnis: Talentzentrum = offen für alle Schützen (bevorzugt solche die eine Chance haben den Landeskader zu erreichen); Das Training ist 1 x pro Woche ca. 3 Std.; Die Trainer sollten ÜL C oder B haben und das Training ist 45 Wochen im Jahr angeboten. Dieser Kader wird als einzige Maßnahme (außer LLZ und Landeskader) vom Land bezuschusst

    Kader "alt" ==> jeder der Interesse am Schiesssport hat, kann an einem Sichtungsschiessen teilnehmen. Dann finden ca. 6 bzw. 7 Lehrgänge statt (sh. Schulung http://www.bezirk-swhz.de/ ) Dort wird den Jugendlichen LG, LG 3-Stellung und KK 3-stellung beigebracht. Das Einzugsgebiet hat einen Radius unseres Bezirks ca. 100 Km durchmesser. Viele der Schützen unseres Kaders (Kosten pro Jahr ca. 1500,-- Euro) bei 20 Teilnehmern schießen im LLZ, Landeskader, DSB Kader oder wurden schon Europa- und Weltmeister sowie Olympiasieger (LG).Zuschuss vom Land = 0 weil angeblich uneffektiv!!!!!

    Nun meine Frage, wie wird Schulung bei Euch im Landesverband vorgenommen und welches System bevorzugt ihr als Schütze selbst.


    Lasst die Tasten qualmen........


    Dieter

  • Hallo Dieter,

    ich tendiere in Sachen Schulung eher für eine dezentrale Struktur, nicht nur wegen der kürzeren Wege. Auch auf die Gefahr hin, dass der Spruch abgenutzt ist, man muss die Leute dort abholen, wo sie stehen.

    Ich bin allerdings auch der Auffassung, dass wir im fortgeschrittenen Bereich der Nachwuchsschulung bzw. im Talentbereich kein wirkliches Problem haben, unabhängig von der Struktur. Ich glaube, dort sind unsere Vereine und Verbände ganz gut aufgestellt, wobei es da natürlich von Landesverband zu Landesverband deutliche Unterschiede geben mag. Soll aber jetzt nicht heißen, dass hier keine Verbesserungen mehr möglich und nötig sein.


    Wo ich zumindest in meiner Region eher ein Problem sehe, ist der Basis-Bereich. Wir haben zwar hier in Westfalen etliche hervorragend aufgestellte Vereine, wie man ja auch unschwer an der Bundesliga sehen kann. Aber in vielen anderen Vereinen fehlt heute oft schon das elementare Grundlagenwissen. Ich habe das Thema ja schon an anderer Stelle mal angesprochen. In manchen Vereinen ist kaum noch jemand vorhanden, der dem Nachwuchs, aber auch Seiten- und Wiedereinsteigern über die ersten Schritte hinaus das nötige Wissen bezüglich Anschlag, Technik und Training vermitteln kann.

    Meiner Meinung nach ist da das neue Ausbildungskonzept des DSB so auch nicht immer ganz hilfreich. Die Hürden, bis erst mal der Trainer C Breitensport auf dem Programm steht, sind da viel zu hoch gesteckt worden. Diesen relativ weiten Weg über Vorstufen- und Basisqualifikation ist nicht jeder gewillt, zu gehen, "nur" weil er Konzepte für ein Grundlagentraining sucht. Ein Trainer oder sagen wir besser Betreuer muss auch auch nicht unbedingt gleichzeitig Schießsportleiter sein. Auch wird sich ein erfahrender Praktiker, der seine Kenntnisse vielleicht nur austauschen und auf den neusten Stand bringen will, von dem ganzen Lehrgangsmarathon wohl meistens abschrecken lassen. Wenn ich dann noch in einem anderen Beitragsstrang lesen muss, dass Trainer C Anwärter eine ärztliche Unbedenklichkeitsbescheinigung erbringen sollen, dann denke ich mir, das schöne neue Ausbildungskonzept wird in Bereich der Basis nicht richtig greifen. Nach meinem Kenntnisstand gibt es zumindest bei mir hier in der Region eher selten Vereine mit mindestens C-Trainer.

    Ich würde hier ganz klar für ein (zusätzliches) Konzept in der Art von Workshops plädieren, wo in einem zeitlich begrenztem Rahmen, aber dafür vielleicht regelmäßig, die wirklichen Basics vermittelt werden. Da Geld im Schützenwesen immer eine sehr behindernde Rolle spielt, sollten dafür auch keine großartigen Kosten verlangt werden.


    Apropos Ausbildungskonzept: Anspruch (auf dem Papier) und Wirklichkeit scheinen mir hier doch auch oft etwas zu weit auseinander zu klaffen, wenn ich mir so manche Leute mit vielen Scheinen anschaue bzw. anhöre. Da frage ich mich dann doch schon mal, was haben die denn überhaupt auf ihren (teuren) Lehrgängen gemacht. Das gilt übrigens nicht nur für den Schießsport. Aber diese Art der Scheingläubigkeit stand ja in unserem Land schon immer sehr hoch im Kurs. Damit ich hier nicht falsch verstanden werde, ich stelle damit das Ausbildungskonzept nicht generell in Frage. Sicher haben die meisten Absolventen davon gut profitiert und sind jetzt in der Lage, gute Arbeit in den Vereinen zu leisten. So ein Schein alleine macht aber niemals einen guten Trainer aus. Dazu gehört immer auch viel Herzblut und ja, auch ein gewisses Talent. Wir kennen doch alle die Beispiele guter und schlechter Lehrer. Nur durch eine formale Ausbildung wird man nie ein guter Lehrer.


    Noch eine Anmerkung: Mir hat jedenfalls bis heute noch keiner schlüssig vermitteln können, worin denn nun genau die gesetzlich geforderte besondere Eignung für die Aufsicht im Schüler- und Jugendbereich bestehen soll.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

  • Welche Landesschulungen? Welche Trainer? So etwas gibt es hierzulande faktisch nicht, oder wenn, dann nur einen Landestrainer für Jugendliche und Junioren. Ansonsten habe ich in den Vereinen bisher nur "Trainer" getroffen, deren (z.T. sehr ordentliche) Qualifikation noch zu DDR-Zeiten erworben wurde oder die beim Kreissportbund eine Ausbildung zum Übungsleiter o.ä. gemacht haben.
    (Leider sind dies nur Gewehrschützen, so daß ich nach wie vor als "betreuter Autodidakt" unterwegs bin.)
    Im übrigen scheint dieses ganze DSB-Ausbildungskonzept hier noch nicht einmal ansatzweise angekommen zu sein.

    :S

  • Parallel hierzu möchte ich auch auf das Konzept der sogenannten "Talentnester" im Nordwestdeutschen Schützenbund hinweisen. Schon der eng verwandte Name verheißt Ähnlichkeiten.
    Vorgestellt wird das Konzept z.B. auf der Website des NWDSB hier: Nordwestdeutscher Schützenbund :: : Talentnest Info

    Interessant sind die - transparent gemachten - Aufnahmekriterien. Vorrang hat offenbar die bisherige gezeigte Leistung, hier ganz einfach gemessen als Anzahl der vergangenen Starts bei den Landes(verbands)meisterschaften. Das ist nicht das einzige relevante Kriterium, und es ist natürlich seinerseits fehleranfällig (einige wenige begabte Einzelschützen mit einer Menge von Starts können so einen ganzen Verein scheinbar "hochziehen"), aber es ist jedenfalls objektiviert.

    Hier findet sich eine optische Übersicht der Talentnester im NWDSB (Gewehr ist oben, für Pistole etc. bitte zwei Bildschirme nach unten scrollen). Leider hat der WSV so etwas Vergleichbares bisher nicht zustande gebracht, obwohl es sehr nützlich wäre - schade! :( Nordwestdeutscher Schützenbund :: : Talentnest NWDSB

    Hauptschwäche der Durchführung des Konzepts ist die Engführung (Scheuklappeneffekt) mit bisheriger Beschränkung nur auf die (falsch) so verstandenen "Nachwuchsdiszplinen". Das ist falsch, weil es die demographische Entwicklung ignoriert. Unser schießsportlicher Nachwuchs wird zunehmend mehr aus dem Erwachsenenbereich kommen. Auch dort können innerhalb weniger Jahre Talente aufgebaut und entwickelt werden, was in unserem Sport eben geht, anders as z.B. in der Leichtathletik.

    Hervorragend dagegen ist die Idee, einen erfahrenen (früheren oder aktiven) Spitzenschützen als "Paten" zu gewinnen. Dazu müsst ihr unter dem jeweiligen Menüpunkt "weitere Infos" auf die jweils verlinkten Berichte (mit Photos) zu den einzelnen Talentzentren klicken. Ines Michel, die zugleich bis zum 1. Juli 2011 Landestrainerin mit B-Qualifikation war, und sich jetzt beruflich deutlich verbessert hat (sie ist ins Land des Schießsports, der Schokolade und der Schwarzgelder gewechselt), hatte das toll aufbereitet !

    LG, Carcano

    4 Mal editiert, zuletzt von Carcano (7. August 2011 um 12:55)

  • Hallo und einen Gruß aus dem Talentnest Schüttorf im NWDSB. Nachdem ich hier diesen Beitrag gelesen habe, möchte ich nur kurz dazu Stellung nehmen. Ein Verein mit besonders vielen Starts, wird dadurch natürlich nicht gleich zum Talentnest. Es bedarf dazu noch ein paar weiterer Kriterien. Talentnester sollen u.a. auch überbezirkliche Ausbildungszentren sein, in dem jeder der Lust am Training hat vorbeischauen kann. Er sollte sich nur vorher anmelden.

    Leider kann ich in dem Konzept keinen Scheuklappeneffekt feststellen, da in unseren Talentnestern auch Schützen zum trainieren vorbeischauen können. In Schüttorf lege ich auf diesen Aspekt sehr viel Wert. Wir wollen offen für alle anderen sein und das natürlich kostenfrei. Munition sollte natürlich vom Schützen mitgebracht werden, aber das versteht sich ja von selbst.
    Allerdings steht das Schüler und Jugendtraining bei mir an erster Stelle. Ich versuche Schüler durch leistungsbezogenes Training den Schießsport nahezubringen und sie so auch an den Verein zu binden.

    Ein weiterer Aspekt war auch die Ausbildung von Trainiern und Schützen. In der vergangenen Saison fanden Workshops zum Thema Waffen und Bekleidungskontrolle, Liegendanschlag, Stehendanschlag und Kniendanschlag statt. Weiterhin werden in der kommenden Saison mindestens 2 Lehrgänge Luftgewehr Dreistellungskampf stattfinden. Die Stunden sind anrechenbar auf vorhandene C-Lizenzen.
    Wenn bei Euch weitere Fragen oder auch Anregungen vorliegen, gerne.

    Wilfried Voet

  • Eine dezentrale Lösung würde mich auch besser gefallen. Leider ist der Hessische Schützenverband sehr zentral aufgestellt. Es gibt einmal im Jahr Sichtungstermine/Einladungsschießen auf deren Basis die Kaderschützen festgelegt werden. Die finden zur Zeit gerade statt. Es gibt im Pistolenbereich 4 D1-Kader: Freie Pistole, Schnellfeuerpistole für die Jungs und Sportpistole für die Mädels. Jeweils 6 Schützen/Schützinnen ab Jugendklasse bis Junioren A. Dort stehen 12 Lehrgänge +Wettkämpfe auf dem Plan. Zusätzlich den Schülerkader Luftpistole mit 6 Schülern/Schülerinnen, der dieses Jahr z.B. nur mit 5 Athlethen besetzt war. Dort sind 8 Termine+Wettkämpfe fällig. Dann gibt es da noch den D2-Kader, wo die Schützen mit Perspektive gefördert werden können. Männlein und Weiblein und Pistoledisziplinen gemischt. Je 6 Plätze in Nord und 6 in Süd. DAS WARS!!!
    Wir haben zwar noch 10 Gaue, die alle irgendwelche Übungsleiter haben und dafür wohl sogar Geld und Sachmittel bekommen. In den letzten zwei Jahren wurden in unserem Gau ganze 2 Luftpistolentrainings angeboten. Zustande gekommen ist meines Wissens keins davon. Und wir sind der Gau, der prozentual den höchsten Pistolenschützenanteil beim Nachwuchs hat. Da kann man sich ausmalen, wieviel dann im Rest von Hessen in Sachen Talentförderung außerhalb der Landeskader gemacht wird.
    Was die Qualität des Kadertrainingsangeht, will ich mir kein großes Urteil anmaßen. Ich hätte es mir zumindest nicht so vorgestellt, wie ich es mitbekommen habe.

    Ich habe mich daraufhin bei uns im Kreis mit ein paar Vereinstrainern zusammengetan und mit Einverständnis des Kreisvorstands regelmäßige Lehrgangstage im Rahmen einer Kreisjugendauswahl Pistole ins Leben gerufen. Wir verstehen uns nicht als Kreiskader, sondern mehr als vereinsübergreifende Trainingsgruppe. Die Sache macht bisher einen Riesenspaß. Die Teilnahmequote ist gut. Wir laden zu Luftpistolen-Lehrgängen je nach Standkapazität ca. 25-30 Teilnehmer ein, von denen dann so die Hälfte mitmacht. Im Bereich Sportpistole haben wir dieses Jahr auch schon einen Lehrgang mit 9 Teilnehmern gemacht. Demnächst steht der erste Lehrgang für 10 Jungs im Bereich Schnellfeuerpistole auf dem Plan.
    Der Kreis hat ohne Zögern ein Budget von 500 EUR für das 2. Halbjahr zur Verfügung gestellt, obwohl es dafür vom Verband keinerlei Unterstützung gibt und er eigentlich für sowas gar kein Geld hat. Davon kaufen wir ein bisschen Munition, kleine Belohungen und Preise für Schützen, die sich gut gemacht haben. Auch das Essen an den Lehrgangstagen wird davon finanziert. Geld für die Trainer gibt es keins :S Trotzdem sind wir dort ganz gut aufgestellt.

    Leider gibt es Vereine, die Nachwuchs-Schützen im Pistolenbereich haben, aber auf unsere Einladungen überhaupt nicht reagieren. Auch persönliche Ansprache hat da nichts verbessert. In diesen Fällen sind wir dazu übergegangen die Schützen bzw. deren Eltern direkt anzuschreiben.

  • Ein konzeptionell weit gefasstes Förderkonzept 2011 bis 2020 zur Sicherung einer nachhaltigen Sport- und Mitgliederentwicklung innerhalb der Jugendarbeit des Westfälischen Schützenbundes mit seinen Gliederungen wurde vor wenigen Tagen veröffentlicht.

    In dem Konzept steckt m. E. sehr viel Wissen und Anspruch, die Zukunftsfähigkeit im Nachwuchsbereich nachhaltig zu erreichen, sowohl im sportlichen als auch gesellschaftlichen/traditionellen Bereich durch Qualität der Akteure.

    Auszug:
    "Die Westfälische Schützenjugend ist neben der sportlichen Förderung bestrebt, den Vereinsbetrieb durch eine Vielzahl kompetenter sowie sach- und fachkundiger Betreuer sicher zu stellen. Hierbei bildet die Aus- und Fortbildung von Jugendlichen zu Jugendassistenten ebenso, wie die Qualifizierung von erwachsenen Vereinsmitarbeitern einen wesentlichen Bestandteil.
    In dem Bewusstsein „Sport ist Bildung“ richtet sich das Angebot an alle Mitglieder innerhalb der im Westfälischen Schützenbund angeschlossenen Vereine.
    Die Westfälische Schützenjugend fühlt sich verpflichtet, dem Bildungsanspruch gerecht zu werden, der auf der Grundlage eines humanistischen Menschenbildes, Neben dem Erweb von Kenntnissen und Kompetenzen auf die Entwicklung individueller Einstellungen und Wertmaßstäbe abzielt.
    Erfahrungen mit dem eigenen Körper und der respekt-/verantwortungsvolle Umgang mit anderen Sportlern sowie die Achtung der natürlichen Umwelt sind wichtige Bestandteile von Bildung und Per-sönlichkeitsentwicklung. Bildung durch Sport hilft bei der Entwicklung von Lebensstrategien. Wichtige Hilfe bietet dabei der Erwerb von Schlüsselqualifikationen wie z.B.
     Teamfähigkeit
     Kommunikationsfähigkeit
     Kooperationsfähigikeit
     Planungsfähigkeit
     Zielorientierungsfähigkeit
     Fairness
     Gesundheitsbewusstsein
     Leistungsorientierung
    Bildung vollzieht sich deshalb immer in der Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Lebensumwelt und ist ein nachhaltiger lebensbegleitender Prozess.
    Diesem sehr ernst zunehmenden Bildungsauftrag wird die Westfälische Schützenjugend durch folgende Angebote gerecht:
     Jugend Basis Lizenz (entspricht der im WaffG geforder-ten „Eignung“ für die Arbeit mit Kindern und Jugendli-chen)
     Trainer C Basis Breitensport Ausbildung (mit dem Schwerpunkt für das Kinder- und Jugendtraining)
     Jugendassistentenausbildung (als Kompaktausbildung zum Junior Partner & Junior Teamer)"


    2011_frderk.pdf

  • Ich habe mir das Förderkonzept angeschaut.
    Mir gefällt die Idee mit den Talentinseln. Den Focus auf die Talentsichtung und Talentförderung unterhalb der Landeskaderebene zulegen, halte ich für einen guten Weg.

  • Mir gefällt die Idee mit den Talentinseln. Den Focus auf die Talentsichtung und Talentförderung unterhalb der Landeskaderebene zulegen, halte ich für einen guten Weg.

    Halte ich auch für gut !
    Der isolierte Focus auf der Verkaderung war und ist ja eine der Hauptschwächen bisheriger Ausbildungskonzepte.

    Übrigens ist das Mantra der "frühzeitigen Talentförderung" eine der heiligen Kühe im Spitzensport, in vielen Sportarten - aber eine Kuh aus Pappe. Neue Erkenntnisse der Sportwissenschaft haben sie umgeschmissen, das haben nur viele noch nicht gemerkt. Jetzt liegt sie auf dem Boden und ist flach, wie eine Pappkulisse nun einmal ist, wenn sie nicht mehr steht. Milchleistung: Fehlanzeige.

    Carcano

    Einmal editiert, zuletzt von Carcano (22. September 2011 um 15:20)

  • Zitat von Wilhelm

    Diesem sehr ernst zunehmenden Bildungsauftrag wird die Westfälische Schützenjugend durch folgende Angebote gerecht:
     Jugend Basis Lizenz (entspricht der im WaffG geforderten „Eignung“ für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen)
     Trainer C Basis Breitensport Ausbildung (mit dem Schwerpunkt für das Kinder- und Jugendtraining)
     Jugendassistentenausbildung (als Kompaktausbildung zum Junior Partner & Junior Teamer)"

    Konstruktives MItdenken ist hier ja sinnvoll. Es fällt eines auf: Nämlich dass das wichtigste und grundlegendste Element nicht nur für jede Jugendarbeit, sondern überhaupt für jede Vereinsarbeit mit Gästen, Interessierten und Neulingen im Sport - und das sind heute überwiegend gar keine Kinder und Jugendlichen mehr, und werden es in Zukunft noch weniger sein, das aber nur am Rande - hier in dieser Auflistung nicht einmal erwähnt ist. Nämlich der Vereinstrainer.

    Die JuBaLi ist eine rein gesetzlich geforderte Qualifikation, ein Gesslerhut, vor dem man sich formal und devot zu verneigen hat. Den Trainer C gibt es - aber selten. Für die Alltagspraxis der Vereine in der Fläche ist diese Ausbildung viel zu aufwendig, und nicht zu stimmen. Das, was aber jeder Verein, der tatsächlich sportlich schießt, haben sollte, das kommt nicht einmal ins Blickfeld solcher Papiere: der Vereinstrainer.

    In Frankreich ist das längst auch formal bewusst. In Deutschland bieten einige Landesverbände eine entsprechende Schulung / Ausbildung an, nämlich Südbaden und Saarland (Trainer D, Vereinstrainer), und Bayern wohl unter anderem Namen, dort nämlich mit dem etwas muffig-turnerschaftlichem Ausdruck "Vereinsübungsleiter". Der Bildungs- und Qualifizierungsplan des DSB sieht für diese wichtigste - und grundlegende - Stufe, auf der das andere ja aufbaut, ausdrücklich die Ausfüllung und Ausgestaltung durch die einzelnen Landesverbände vor; nur gesehen haben das die meisten Verantwortlichen nicht.

    Sobigrufti: wie heißt das in Württemberg? Habe Eure Bezeichnung gerade nicht im Kopf. Im der tabellarischen Lehrgangsübersicht ist es nicht aufgeführt, im Katalog auch nicht. "Wir können alles, außer Ausbildung?" ;)

    Carcano

  • So, ich habe noch etwas weiter gesucht. Zum Thema "Talentzentren" entnehme ich einer Webseite eines Bezirksschulungsleiters aus dem Unterland, dass es verschiedene Auffassungen oder Empfindungsweisen gibt. Eine solche Sicht ist zum Beispiel:

    Zitat

    Mit dem Thema Talentzentren wurde ich zum ersten Mal im August 2011 in einer Email von Kathrin Hochmuth konfrontiert. Um in Bezug auf die vom WSV geplanten Veränderungen bei den Talentzentren des Landes (einige sind wegen Teilnehmermangel sogar von der Schließung bedroht) ein wenig mitreden zu können, habe ich – bis auf das ohnehin problemlos laufende Pistolen-Talentzentrum in Leingarten – die im Bezirk Unterland befindlichen Zentren besucht und Gespräche mit Dr. Walter Horlacher (TZ Gewehr, Möglingen), Bernd Silberhorn (TZ Pistole, Aurich) sowie Tilo Pürmayr (TZ Bogen, Sternenfels) geführt.
    Große Probleme sehe ich in der Größe der Einzugsgebiete (welche Eltern aus Backnang fahren ihre Sprösslinge zum Bogentraining nach Sternenfels), in den Animositäten zwischen den benachbarten Vereinen (Angst, die Jugendlichen könnten abwandern) sowie in dem nicht nur in Schützenvereinen zu beobachtenden Nachwuchsmangel (unter dem besonders das TZ in Aurich leidet).
    Hier ergeht meine Bitte an die Verantwortlichen der Schützenvereine im Unterland, die dankenswerte und aufopfernde Arbeit der Trainer zu unterstützen und förderungswürdige junge Schütz(inn)en in den Talentzentren trainieren zu lassen. Letztlich kommt dies nicht nur den jungen Schütz(inn)en, die durch Trainingsfortschritte und gute Resultate in Wettkämpfen wieder Spaß am Schießsport finden, sondern auch unserer durch schlechte Presse arg gebeutelten Sportart zu Gute.


    Quelle: BSCHL

    Andere sehen das sicherlich anders. Sobigrufti könnte wohl die andere Position nachvollziehbar darlegen.

    Carcano

  • Wie sieht denn das mit der Trainerausbildung in anderen Verbänden aus insbesondere bei der DSU?

    Nicht alle seine Fähigkeiten und Kräfte soll man sogleich und bei jeder Gelegenheit anwenden. - Baltasar Gracián

  • Die ist in der DSU - trotz ihres nicht gar so großen Umfangs mit ca. 14.000 Mitgliedern - besser als bei den anderen beiden Verbänden (BDS, BDMP), gerade in dem _hier_ angesprochenen Bereich des anzustrebenden Vereinstrainers. Aber noch lange nicht gut genug, wie wir finden, und auch noch nicht "ausreichend".

    Ich habe deine berechtigte Frage (auch wenn sie hier als reine ablenkende Retourkutsche instrumentalisiert wird, ist sie in der Sache vollauf berechtigt) woanders schon mal beantwortet, lass mich mal suchen, damit ich mich selbst zitieren kann, so als ewiger Born währender Weisheit :D .... ah ja, hier, das war am 7.12.2011 in Waffen-Online:

    Zitat

    Ich bin ja in drei Verbänden. Wir haben einige schöne Ansätze für Jugendarbeit in der DSU (wesentlich befeuert durch das Ehepaar Horn - ein großes Dankeschön !), aber es sind Ansätze. Und wenn Du hier nun gerechterweise auf Sägespäne im eigenen Auge vs. Balken in anderen verweisen willst, gebe ich Dir völlig recht.
    In der nicht gerade großen DSU bemühen wir uns z.B., darauf hinzuwirken, dass jeder Verein wenigstens einen kurz geschulten "Vereinstrainer" haben soll, was bei uns weniger ist als ein DSB-Schießsportleiter und DSB-Trainer-D (Vereinsübungsleiter in anderen Landesverbänden). Schon das ist nicht leicht, und geht nur schrittweise.

    Eine "vernünftige, strukturierte Schulung" (gute Forderung !) im Kontrast hierzu gibt es im DSB in der Tat. In Bayern. Partiell auch schon in Württemberg. Die stelle ich anderen DSB-Landesverbänden gegenüber auch gerne als Vorbild hin.

    Danke für Berichtigungen und Widerspruch,

    Carcano

  • Ich habe deine berechtigte Frage (auch wenn sie hier als reine ablenkende Retourkutsche instrumentalisiert wird, ist sie in der Sache vollauf berechtigt)

    nein war jetzt eigentlich gar nicht so gemeint nur würden mich dort halt schon die Strukturen interessieren. Ein Vereinstrainer für alle Disziplinen (also die eierlegendewollmilchsau) oder getrennte Struktur? Wie geht es denn dann nach oben hin weiter oder ist da bald das Ende der Fahnenstange erreicht?

    Zum Thema Trainer hatten wir ja hier in dem einen oder anderen Thread auch ja schon unsere Diskussionen.

    Nicht alle seine Fähigkeiten und Kräfte soll man sogleich und bei jeder Gelegenheit anwenden. - Baltasar Gracián

  • [quote='Carcano','index.php?page=Thread&postID=34877#post34877']nein war jetzt eigentlich gar nicht so gemeint nur würden mich dort halt schon die Strukturen interessieren. Ein Vereinstrainer für alle Disziplinen (also die eierlegendewollmilchsau) oder getrennte Struktur? Wie geht es denn dann nach oben hin weiter oder ist da bald das Ende der Fahnenstange erreicht?

    Das ist der gewünschte (weiß Gott vielfach noch nicht erreichte) Ausgangspunkt in Frankreich, in Südbaden, inzwischen auch im Saarland, und auch bei der DSU. Es ist ein sehr bescheidenes Mindestmaß. Und selbst das fehlt vielfach. Verglichen mit vielen anderen Sportarten sieht es bei uns Deutschen in dieser Hinsicht im Schießsport auf Vereinsebene katastrophal aus.

    Frankreich hat im Trainerbereich ebenso wie Deutschland eine hierarchisierte Struktur, die sich ähnlich bürokratisch liest ;-), aber in der tatsächlichen Umsetzung deutlich vernünftiger, praxisnäher und besser strukturiert ist.

    Bei der DSU haben wir einige (wenige) Spitzentrainerleute wie Evelyn Höller, aber keine aufgebaute eigene Trainerhierarchie. Das hat auch seinen Grund: du musst dabei ja bedenken, dass so gut wie alle DSU-Vereine auch Zweit- bzw. Erstmitgliedschaften in einem anderen Verband (meist DSB und BDHS) haben.
    Die DSU hat seit wenigen Jahren erst einmal damit begonnen, bei den Schützen selbst eine Master-Klasse zu inaugurieren.

    Carcano

    Einmal editiert, zuletzt von Carcano (3. Mai 2012 um 19:43)

  • Eines ist hier interessant und zeigt vielleicht die Volatilität der Nachwuchssituation. Das WSV-Talentzentrum in Aurich, das aktuell im Frühjahr 2012 besonders unter Nachwuchsmangel leiden soll, hatte noch 2010 einen Toto-Lotto-Preis der Sportjugend für seine Jugendarbeit eingeheimst; die Jugendgruppe war ja erst im Frühjahr 2008 neu ins Leben gerufen worden.
    Hier auf S. 17, große *pdf-File: projektbeschreibung-sjfp2010.pdf

    Carcano

  • Geronimo hat sich in einem anderen Thread jetzt auch zu einer parallelen Erscheinung in Bayern geäußert. Dabei scheint die dortige Praxis (von der ich nicht weiß, ob sie im BSSB flächendeckend eingeführt ist, oder nur in einigen Bezirken oder gar nur individuell in einzelnen Gauen) eine gewisse Ähnlichkeit mit der z.B. von Sobigrufti beschriebenen früheren württembergischen Praxis mancher "Kreiskader" zu haben:

    Geronimo:

    Zitat

    Nach alles was ich bisher über Talentzentren bzw. Talentnester gelesen habe, würde ich sagen der Gauleistungsverein (gibt's bereits seit 1983) kommt diesen nahe, wobei die gemeinsame Teilnahme an weiterführenden Meisterschaften oder überregionalen Wettbewerben im Vordergrund steht. Das Gaukadertraining, finanziert durch sämtliche Gauvereine, ist größtenteils davon unabhängig.

    Quelle: Sind wir Schützen im Internet zu schwach? - Seite 5 - Öffentlichkeitsarbeit - Meisterschützen

    Mir erschließt sich zwar die Unterscheidung der beiden verschiedenen Institutionen noch nicht so ganz. Aber ich finde es gut, schon auf der unteren Ebene - der bayerische und hessische "Gau" hat ungeachtet des Namens keinen Gauleiter :D , sondern entspricht dem anderwärtigen Schützenkreis - mit der (Unter-)Stützung anzufangen. Sehr gut fand ich auch eine woanders beschriebene Praxis, dass das Gaukadertraining dort reihum nacheinander in verschiedenen (!) Vereinen stattfindet, offenbar reisen auch die Trainer oder Betreuer jeweils an. Wenn das angenommen wird und so mehr Leute mobiisiert, ist das toll.

    Carcano

  • Update. Leider kann man hier nur in einem sehr schmalen Zeitfenster editieren. Das führt dazu, dass jemand, der/die nach einem Posting nicht schon gleich wieder das Denken einstellt, dieses nicht adäquat anreichern und überarbeiten kann, sondern follow-up um follow-up schreiben muss. Sei's drum.

    Also: es läuft doch so manches auf unteren Verbandsebenen. Bayern und Hessen (Lanfear, hallo! :) ) hatte ich schon erwähnt. Manchmal sind ausgesprochen interessante Informationen allerdings so gut vergraben und versteckt, dass selbst die Wünschelrute nicht mehr hilft. Umso mehr freue ích mich über einen gerade am Telefon erhaltenen Hinweis:

    Parallel zu dem als "flächendeckend" und als "alle anderen Systeme ablösend / ablösen sollend" konzipierten und vermarkteten württembergischen System der Talentzentren, die sich auf dem Papier ja sehr gut und attraktiv ausnehmen, gibt es weiterhin autonome Alternativen. Hier ist eine solche, nämlich aus dem württembergischen Schützenbezirk Schwarzwald-Hohenzollern (klar ist der Kunstname landesgeschichtlich albern, aber so heißt er nun einmal).
    Tief vergraben im Berichtsheft 2011 des Bezirksvorstandes findet sich ein interessanter Abschnitt über einen "Bezirkskader" (der vier Kreise umfasst) und dessen Ausbildungs- und Trainingserfolge (S. 12-17)
    Berichtsheft2011ocr.pdf
    Es ist allerdings ein reiner (!) Gewehrkader, aus welchen Gründen auch immer. Und das Bezirkskadersichtungsschießen setzt sich sehr bewusst und pointiert vom WSV-Sichtungsschießen ab (S. 18-20). Aber Konkurrenz kann ja durchaus gur sein. Gerade im Sport. Und sie kann (und sollte) beleben; so dass schließlich "tausend Blumen blühen" (Mao).

    Carcano