Schnell oder langsam?

  • Hallo Meisterschützen,

    ich habe da mal eine etwas umfangreiche Frage bezüglich schnell bzw langsamer Schießrythmus (hier speziell Luftgewehr)
    Kurz die Eckdaten zum besseren Verständnis:
    ich schieße seit knapp 24 Jahren Luftgewehr-Wettkämpfe. Früher hatten wir ja noch Mannschaften mit 5 Mann und zwei Streichergebnissen. Nix Mann-gegen-Mann. Jeder so wie er wollte. Damals habe ich mir viiiiel Zeit gelassen (oft die 75 Minuten voll ausgereitzt) und Ergebnisse von um die 390 (manchmal auch drüber) erzielt.
    So nun mein eigentliches Problem:
    Seit die Mann-gegen-Mann Geschichte Regel ist, habe ich meine Schießzeit deutlich verkürzt. Warum? Weil ich alter Sack ;( eh ein "nervliches" Problem (im Gegensatz zu vielen jungen Schützen) mit dem Schießen gegen einen direkten Konkurrenten habe. Wenn ich dann auch noch z.B. 15 Schuß machen muss, wenn der Gegner (und alle anderen auch) fertig sind, ist der Puls nicht nur bei 120, sondern dann bei 160 aufwärts. Da geht dann logischerweise ergebnistechnisch nichts mehr.
    Deshalb wie gesagt, schieße ich deutlich schneller als früher.
    Ergebnisse im Wettkampf (Mann-gegen-Mann) so im Schnitt bei knapp über 380, bei Meisterschaften (da lasse ich mir dann meist wieder etwas mehr Zeit) so bei Mitte achtzig.
    Andererseits kann ich im Training (so wie neulich) auch mal 394 in knapp 20 Minuten raus hauen.

    Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Im Mann-gegen-Mann bleibt mir wie oben beschrieben fast nichts anderes übrig
    , als schnell zu schießen. Da ich aber einen extremen Pendelanschlag schieße (rechter Fuß ist nur dazu da, damit ich nicht umfalle :thumbup: ) ist die Belastung auf dem linken Bein auch relativ extrem. D.h. 1-2 Pausen pro Wettkampf wären nicht schlecht...

    Was würdet ihr tun? Auf biegen und brechen schnell schießen trainieren und praktizieren?
    Ich habe oft das Problem, dass ich ca. 15-20 Schüße für meine Verhältnisse sehr gut rausbekomme (10er Serie mit mind. 98, eher 99-100 und dann nochmal 5-8 10er) und dann bricht die Konzentration zusammen. Dann wäre eigentlich Zeit für eine Pause. Aber irgendwie denke ich dann immer a) ich komme in Zeitnot und b) soooo schlimm sind 2 oder 3 Neuner hintereinander auch nicht und deswegen jetzt den Stand auflösen und nachher vielleicht nicht mehr den Stand richtig finden...? und das ganze endet dann meist mit relativ enttäuschenden Ergebnissen um die 80zig...
    Andererseits kann ich mich noch gut an früher erinnern: da habe ich bei meinem Vater im Keller einen eigenen Stand gehabt. Alledings ohne Seilzuganlage. D.h. zwei Schuß gemacht, Gewehr abgelegt, 10m vorgelatscht, Scheibe gewechselt, 10m zurückgelatscht und wieder zwei Schuß gemacht. Da ging das (notgedrungen) mit dem Standauflösen und wiederfinden auch...

    Kein Plan, in welche Richtung ich weiter trainieren soll. Schnell? Langsam? wieviel Pausen?
    Ihr versteht mein Problem?
    Danke!

    Gruß Asterix

    LP Steyr 10e

    in memoriam:
    LG Steyr 110 connect Version tuned by MEC/Centra/TEC HRO
    KK Anschütz 1913 tuned by s.o.

    Rekorde:
    LP: 367

    in memoriam:
    LG: 395/591
    ZF: 281
    100m: 292
    EM: 589
    3x40: 1141
    3x20: 563

  • Wieviel zeit brauchst du denn für die 15-20 guten Schüsse bis die Konzentration sich langsam in luft auflöst?

    Hallo Erzwo,

    so um die 7-10 Minuten.

    Gruß Asterix

    LP Steyr 10e

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  • Ich persönlich erziele bessere Ergebnisse wenn ich mir die Zeit nehme. Von den 75 minuten die man hat brauche ich meistens so um die 60 min. wobei ich versuche die bei den Liga-Wk´s vorgegebene Zeit für die Proben (10 min) bei zu behalten um nicht überstürzt anzufangen.
    Falls du probleme mit der Nervosität im Zweikampf hast, solltest du das nach möglichkeit gezielt trainieren.
    Wir trainieren Regelmäßig solche Zweikämpfe. Die Schützen die gegeneinander antreten, stehen beim schießen auch nebeneinander. Hinter den Schützen wird ein Zettel aufgehangen auf denen die Ergebnisse aufgeschrieben sind. Sobald eine Serie/Scheibe geschossen wurde wird diese vom Trainer ausgewertet und das Ergebnis vorgelesen. Dadurch werden die Schützen zusätzlich unter druck gesetzt.
    Falls kein Schütze vorhanden ist, der etwa das gleiche Ergebnis schießt sollte man dies bei den Ergebnissen ausgleichen.

    Beispiel:
    Schütze A schießt ca. 380
    Schütze B schießt ca. 360
    Die Differenz liegt bei 20 Ringen, pro Serie könnte man dann also bei Schütze B 5 Ringe pro Serie dazurechnen damit beide etwa Ringgleich sind. Dadurch kann man Schütze B auch noch Anspornen, weiterhin hart zu Trainieren um die Differenz der Ringzahl zu verringern.

  • da läst du dir zwischen den schüssen ja nicht sehr viel zeit.

    So adhoc würd ich sagen, laß dir etwas mehr zeit zwischen den Schüssen.
    Ich glaub so zwischen 45 und 60 sec von Schuß zu Schuß ist ein passendes Intervall, da hast du zwischen den schüssen zeit dich neu zu konzentrieren und du hast selbst auf elektronik noch zeit im Ligamodus um mal eine Pause einzubauen.

    Wenn du das so nicht machen möchtest und deinen schnellen Wettkampf Liga so beibehalten willst, mach nach 12-3 schuß eine pause um die konzentration neu aufzubauen, vieleicht ein schluck wasser trinken oder einfach nur löcher in die luft zu starren und dann neue Konzentration auf die noch ausstehende Aufgabe.

  • Wir schießen seit letztem Jahr auch Mann gegen Mann in der Bezirksliga und haben uns vorher mit erfahrenen Schützen aus der Bayernliga getroffen und mit denen über Tipps und Tricks in diesem Modus geredet. Die einhellige Meinung war folgende:

    Schießt schnell und versucht eure Serien schneller als der Gegner fertig zu haben, damit er mit eurem Ergebnis konfrontiert wird und darüber nachdenken kann!

    Nun gut. Da sind wir dann erstmal dran gestanden und haben blöd geguckt. Wir haben alle unseren Rhythmus umgestellt und schießen nun sehr schnell. Unsere Leistungen haben nicht darunter gelitten, aber die unserer Gegner, da diese langsam schießen und buchstäblich alleine am Stand stehen und als letztes fertig werden. Dadurch werden diese dann meist auch nervös und machen Fehler.

  • Ich finde auch, zu schnell schießen ist nicht die beste Lösung. Bei einem zu schnellem rythmus schleichen sich sehr schnell leichtsinnsfehler ein, die man bei einem langsameren rythmus vllt nicht gemacht hätte.

    Ich habe mir eine Zeit von 12-13 Minuten pro serie zurecht gelegt. Das ist völlig ausreichend. Zwischen den Schüssen kann ich mich sammeln und dann wieder in den nächsten Schuss gehen.

    Bei einem Mann gegen Mann Wettkampf sollte man sich viel weniger auf den Gegner konzentrieren als auf sich selbst. Zu versuchen immer einen sauberen schuss und demnach sauberen Wettkampf zu schießen. Wenn der Punkt dann verloren geht, aber man sich sagen kann einen guten Wettkampf geschossen zu haben, kann man zufrieden sein. Solang man mit sich selbst zufrieden sein kann und alles gegeben hat in diesem Wettkampf, ist alles in Ordnung. Man sollte nicht krampfhaft versuchen besser zu sein als der Gegner. Das geht oft nach hinten los, weil man verkrampft und so nicht das optimale aus dem Wettkampf rausgeholt zu haben.


    Andreas

    Mannschaftseuropameister LG 2011 Brescia
    3. Platz Europameisterschaft LG 2011 Brescia (692,6)
    5. Europäische Polizeieuropameisterschaft LG 2011 Vingsted

    Nationalkader Mitglied

  • Schnell schießen, schön und gut, aber wenn dann 10 Ringe fehlen, pfeife ich aufs schnelle Schießen.

    Wie bereits gesagt würde ich das Mann-gegen-Mann Schießen trainieren, damit du weniger aufgeregt im Wettkampf bist und so wie Andreas sagte, du dich mehr auf dich selbst konzentrieren kannst.
    Also ich würde an deiner Stelle versuchen, wenn ich das Tempo nicht steigern kann ohne Ergebniseinbußen, einfach meinen Wettkampf zu schießen und alles drumherum auszublenden (auch das Mentale kann man trainieren, z.B. sogar zu Hause vor dem Fernseher oder Radio. Einfach mehrere Geräte laut einschalten und ein paar Sudoku oder andere Rätsel lösen. Je besser du alles um dich herum ausblenden kannst, umso besser und schneller wird das Rätsel geknackt sein).
    Schau dir zum Beispiel die beste deutsche Schützin, Sonja Pfeilschifter, an. Die schießt sehr langsam, steht zumeist alleine am Stand, aber putzt ihre Gegner reihenweise weg. Also Tempo ist nicht immer das Beste.

    Ich trainiere übrigens auch zur Zeit auf Geschwindigkeit. Hatte früher die 40 Schuss auf Papierstreifen in 20-30 Minuten absolviert. Durch schlechtere Ergebnisse diese Saison und dadurch höhere Anspannung schoss ich auf einmal 50-60 Minuten und die Ergebnisse wurden keinesfalls besser. Zur Zeit stehe ich bei 25-40 Minuten (je nach Verfassung) und siehe da: Auch die Ergebnisse werden wieder. Es muss also jeder sein individuelles Tempo finden.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Zum Thema schnell schießen und daraus resultierende Probleme. Wenn ich zügig schieße, und damit meine ich, dass die Zeit in der ich das Gewehr nicht im Anschlag habe und es auf dem Tisch liegt kürzer wird. Ich kann meinen Anschlag konzentriert aufbauen und sauber zielen und abziehen in der selben Zeit wie normel. Nur die Zwischenintervalle sollten verkürzt werden.

    Und Leute: Schaut euch mal an wie lange die meisten guten Schützen in der Bundesliga schießen. Da stehen die wenigsten dra nund brauche 50 Minuten. Je zügiger ich schieße, umso weniger Zeit habe ich nervös zu werden und mich auf andere Störfaktoren zu konzentrieren.

    Habe momentan einen Schnitt von 392,6 und benötige für die 40 Schuß Wertung in der Regel 15 bis 20 Minuten. Zu meiner guten Zeit in der Nationalmannschaft habe ich für das 60 Schuß Liegendprogramm zwischen 22 und 24 Minuten gebraucht und bin damit immer gut gefahren.

  • Wenn man das so umsetzen kann, dann kann ich nur gratulieren. Ich mache als Jugendtrainer vor allem bei den Nachwuchsschützen aber immer eine andere Beobachtung. Das liegt wohl auch daran, dass du als Nationalmannschafts- und Auswahlschütze bestimmt deutlich mehr Training hast/hattest als 99 % der anderen Forumsnutzer und da konntest du das schnelle Schießen einfach richtig gut trainieren. Wer aber von Haus aus kein Schnellschütze ist und dann nicht 5-7 mal pro Woche trainiert, wird sich aber schwer tun.

    Bei meinen Jungschützen gibt es auch superschnelle und etwas langsamere Schützen, aber allen gleich ist: Wenn sie zwischen den Schüssen, die du ja verkürzen willst, nicht eine kleine Pause machen und sich sauber konzentrieren, geht es langsam bergab. Einem normalen Hobbyschützen fehlt da einfach die spezielle Kondition diesen Schießrhythmus so stark zu beschleunigen.
    Aber aufgrund deines Tipps werde ich das mal verstärkt trainieren in der wettkampffreien Zeit. Vielleicht lässt sich das bei dem ein oder anderen auch umsetzen und ein kleiner Vorteil gewinnen.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Mein Tipp ist ja nicht für Schützen mit 340 Ringen gedacht, sondern war als Antwort auf den ersten Beitrag gedacht. Und da ging es ja um Mitte 380 und bei einem solchem Niveau sollte ein schneller Rhythmus trainierbar sein.

    Eine in unserem Team schießt mit Stativ. Da ist dann auch die Gewehraufnahme und Ablage zwischen den Schüssen sehr schnell umsetzbar, da man sich weite Wege und damit Zeit spart. Der größte Vorteil an einem schnellen Rhythmus liegt aber darin, dass man (aus meiner Sicht und Erfahrung) keine Zeit zum Denken hat und dadurch auch der Puls nicht ungeahnte Höhen gerät.

  • Meine Erfahrung beim Schnell Schiessen (statisch) ist die selbe wie bereits beschrieben. Ab Landesliga dem Gegner keine Chance, wer über 30 Minuten schießt hat verloren. ==> dies ist mir von verschiedenen Schützen gesagt worden.

    Wenn der Anschlag (vor allem bei Anfängern) sauber geübt wurde, steht nichts im Wege schneller zu schießen. Aber Grundlage sind beherrschen des Ziel- und Abzugsvorgangs. Im Sommer fast noch wichtiger wie im Winter die Atemtechnik. Zu wenig Luft und Getränke lassen das Auge ermüden und "trocken" werden. Euch wir vorgegaukelt auf der Zehn zu stehen was nicht stimmt. ==> könnte auch das Problem von Asterix sein.

    Also schnell schiessen ja, Atem- und sontige Technik anpassen bzw. sauber ausführen und (nach meiner Meinung) steht dem guten und schnellen Schießen nichts im Wege.

    Dieter

  • Ich habe es oft mit einem schnellen rythmus versucht und habe festgestellt, das es für mich keinen Sinn hat.

    Ich werde von Schuss zu Schuss schneller und versuche eher schneller als den Schuss davor zu sein, als mich auf mein Schießen zu konzentrieren. Daher habe ich mir einen Wettkampfplan zurecht gelegt und diesen wende ich immer an. Außerdem ging bei mir eben genau der Puls immer höher und wurde schneller, desto schneller ihc geschossen hab.

    andreas

    Mannschaftseuropameister LG 2011 Brescia
    3. Platz Europameisterschaft LG 2011 Brescia (692,6)
    5. Europäische Polizeieuropameisterschaft LG 2011 Vingsted

    Nationalkader Mitglied

  • Diese Erfahrung habe ich auch gemacht wie Andreas (wenn auch nicht so hochklassig wie er ;))
    Durch einen schnellen Rhythmus, zu dem ich mich selbst zwingen muss, werde ich innerlich immer unruhiger und zappeliger und schieße dann deutlich schlechter.

    Aber ich verstehe auch, dass man mit einem zarten Nervenkostüm lieber der erste ist, der den Stand verlässt.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo