Trainingsorganisation

  • Ich weiß, das man beim KK auf 50m nicht mehr als 4 Grad vom normalen Verkantungswinkel abweichen darf, um nicht die Zehn zu verlieren. Ich weiß auch, dass eine Visiererhöhung diesen Fehler nicht vergrößert.

    Dass eine Visiererhöhung Verkantungsfehler noch schwerwiegender macht ist wohl einer der am weitesten verbreiteten Irrtümer. Da bin ich ja echt froh, dass nicht jeder so denkt :thumbup:

    Zum Thema:
    Ich denke vor allem bei Kindern ist es nicht so wichtig wie gut der Trainer selbst schiesst/geschossen hat. Da ist eher die Pädagogik wichtig, das merk ich auch momentan bei unseren Jugendlichen. Das ist teilweise echt schrecklich :cursing:
    Bei Schützen die schon ein gewisses Niveau erreicht haben kann es aber nur von Vorteil sein, wenn der Trainer selbst auch gut schiessen kann. Irgendwann erkennt man einfach keine groben Fehler mehr mit dem Auge. Vor allem wenn es dann in Bereiche geht wo man einfach nichts erkennen kann, z.B. der Schussabgabe (ausgenommen wirklich große Abzugsfehler). Wenn ein Schütze z.B. kurz vor dem Auslößen das Zentrum verlässt, was auf einem Scatt bei sehr sehr vielen durchschnittlichen Schützen zu beobachten ist, und der Trainer dann an einer Verkürzung der Zielzeit arbeitet merkt man halt sofort, dass derjenige selbst nie ein guter Schütze war.

  • Wenn ein Schütze z.B. kurz vor dem Auslößen das Zentrum verlässt, was auf einem Scatt bei sehr sehr vielen durchschnittlichen Schützen zu beobachten ist, und der Trainer dann an einer Verkürzung der Zielzeit arbeitet merkt man halt sofort, dass derjenige selbst nie ein guter Schütze war.

    Ich denke die Fehldiagnose werden Trainer und Schütze recht schnell bemerken und korrigieren. :D Die technischen Grundlagen sollten Trainer natürlich schon beherrschen. Die verbleibenden Feinheiten können Trainer und Schütze problemlos nach und nach erarbeiten. Das ermöglicht eine gemeinsame Basis. Trainer heißt lehren und lernen.

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Dass eine Visiererhöhung Verkantungsfehler noch schwerwiegender macht ist wohl einer der am weitesten verbreiteten Irrtümer. Da bin ich ja echt froh, dass nicht jeder so denkt


    Hallo patrickGER,

    ich habe das Thema "Verkantungsfehler und die Auswirkungen" hier schon mal in einem älteren Beitrag etwas ausführlicher behandelt, inklusive Hinweis auf eine Seite, die das Thema exakt mathematisch-technisch durchdringt. Erstaunlicherweise gab es daraufhin keine Rückmeldungen. Liegt wahrscheinlich daran, dass das allen Foristi hier schon vorher vollkommen klar war. :thumbup:

    Falls doch nicht, hier zur Vorsicht noch mal der Link:
    Verkantungsfehler und Auswirkungen


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

  • Ich bin der Meinung das hier auch einmal auf die Landesunterschiede eingegangen werden sollte. Als Niedersachse habe ich das Gefühl als müsste ich hier den Status "Minderheitenschutz" in Anspruch nehmen. Bei uns wird in vielerlei Hinsicht möglicherweise auch anders gedacht als in Bayern. Für mich ist dies Forum "belebend" und ich versuche Anregungen aufzunehmen und anzupassen wenn es möglich ist.Wir haben zurzeit 5 Schüler, davon schafft es einer gerade einmal 5 Schuß freistehend auf die Scheibe zu bringen mit einem Ergebnis von 37 Ring. Geschossen wird mit Diana 75, damit habe ich geschossen als ich in der Jugendschiessabteilung war und ich bin jetzt 50 Jahre. Finanziell ist der Verein nicht auf Rosen gebettet und eine Feinwerk 700 ist Utopie, wir benötigten zwei Gewehre. Ich bin jetzt dabei überhaupt den Vorstand der Schiessabteilung und Corporation von den Vorteilen zu überzeugen und das ist allerhand Arbeit. Leider bin ich im linken Arm behindert, dort ist ein Nerv eingeklemmt. Es findet sich allerdings auch keiner der Interesse daran hat die Jugendschiessabteilung aufzubauen und auch einen gewissen Draht zu den Kindern hat. Wir werden aus den Kindern keine Leistungsschützen machen, ich habe ihnen einen Ziel gesteckt, wenn sie als Gruppe zu fünft je 20 Schuß mit mindestens 140 Ring erzielen, dann bekommen wir einen Termin im NSSV Leistungszentrum zu einem Workshop mit dem Landestrainer Gewehr Plettmann. Vorher werde ich mit Euren Anregungen die Kinder langsam darauf vorbereiten. Ich würde mich glücklich schätzen wenn es solche Bedingungen wie in Bayern gäbe, von der Ausstattung mit der Waffe ganz zu schweigen. Es geht in Niedersachsen alles etwas langsamer, obwohl es natürlich auch Ausnahmen gibt, davon aber nur wenige.

    Herzliche Grüße
    Heiko Metzner

  • Hallo Heiko,

    auch wenn ich als Westfale noch keinen Minderheitenschutz benötige, so kann ich deine Schilderung doch ganz gut nachvollziehen. Wir haben im Schießsport nicht nur ein Süd-Nord Gefälle, wir haben auch eine meiner Meinung nach zunehmende Diskrepanz zwischen dem Leistungs- und Breitensport. Speziell in Bayern dürfte die Situation noch ein wenig anders aussehen, aber hier bei uns erkenne ich immer mehr auf der einen Seite die Konzentration auf einige wenige Spitzenvereine, in denen dann viel Kompetenz vorhanden ist und die damit selbst für die Bundesliga und für vordere Platzierungen bei der DM gut aufgestellt sind. Auf der andern Seite tut sich der Schießsport in den eher breitensportlich und traditionell ausgerichteten Vereinen immer schwerer. Oft besteht hier eine Art Konflikt zwischen Tradition und Sport, die Altersstruktur in diesen Vereinen trägt oft mit dazu bei und leider geht in diesen Vereinen auch immer mehr Wissen über den Schießsport verloren. Leider muss man auch sagen, dass viele von uns (ehemals) aktiven Schützen nicht bereit sind, dass erworbene Wissen und die Erfahrungen um den Schießsport weiterzugeben und als Trainer oder Betreuer in die Vereine einzusteigen. So werkeln dann in den Vereinen oft Leute zwar mit mehr oder weniger großer Motivation, aber eben leider ohne Wissen und Erfahrung. Hinzu kommt, dass, wenn man schon so einen "Doofen" gefunden hat, dieser dann auch gerne alleine im Regen stehen gelassen wird.

    Ich kenne hier vor Ort speziell einen Verein, da herrschen noch die gleichen Bedingungen und die gleiche Planlosigkeit wie vor 40 Jahren. Da wird immer noch ohne weitere Grundausstattung (Jacken) und teilweise mit Knicklaufgewehren hantiert, aber selbst über minimale Grundkenntnisse über den Anschlagsaufbau verfügt dort keiner. Natürlich werden auch Tipps von außen generell als besserwisserisch abgetan. Dieser Verein hat aber immer wieder Jugendliche und wirbt auch damit. Das natürlich diese Jugendlichen so eher für den Schießsport verdorben werden, denn begeistert, will dort natürlich auch niemand wahrhaben. So belegt man dann selbst bei der Stadtmeisterschaft nur hintere Plätze, erklärt die Erfolge anderer aber damit, dass die alle wohl jeden Tag auf dem Stand sein müssten. Sonst wären solche (in Wirklichkeit eher bescheidene) Leistungen ja gar nicht möglich. Ich glaube, der richtige Ausdruck dafür ist wohl Borniertheit.

    Das war jetzt nur ein Beispiel, aber leider nicht so ganz untypisch. Diese Entwicklung ist für den Schießsport durchaus problematisch, denn früher jedenfalls war es so, dass der Spitzensport von einer großen breitensportlichen Basis getragen wurde. Dieses Prinzip oder diese Situation scheint sich zu verändern oder hat sich schon teilweise regional verändert. Ob das auf Dauer gut für unseren Sport ist, ist fraglich.

    Sportarten, welchen nur von wenigen mehr oder weniger Profis auf hohem Niveau betrieben werden, gibt es genug. Aber der Schießsport ist nicht wirklich ein Zuschauersport. Er hab bisher vom Mitmachen gelebt, auch und gerade in den Dörfern, wo dann die Teilnahme an den Rundenwettkämpfen auf Kreisebene der Höhepunkt war.

    Na ja, es gibt durchaus viel zu tun und auch zu verändern. Wir sind da alle gefragt. Ich finde es jedenfalls toll, wenn sich Schützen in den kleinen Vereinen ganz ohne Rampenlicht und trotz aller Widrigkeiten jahraus jahrein mit viel Herzblut bemühen und doch genau wissen, dass außer einen seltenen und oft nur halbherzigen Dankeschön nicht viel bleibt. Aber die kleinen Freuden, der erste Erfolg eines Jungschützen, die wiegen die Mühen locker auf.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

  • Hallo Frank,

    ja, Du könntest deine Antwort auch als Niedersachse geschrieben haben. Besonders imponiert mir die Beschreibung von "Planlosigkeit", die im Norden der Schützen-Republik auch das Zeug hat, Medaillenplätze zu belegen - leider nur im Rahmenprogramm - und das ist schlimm genug.
    Beste Grüße
    Wilhelm

  • Hallo Wilhelm,

    so eine Analyse der bestehenden Verhältnisse ist ja immer deutlich einfacher als solche Strukturen dann zu verändern.

    Auch wenn Einzelkämpfer oft recht effektiv sein können, so meine ich, geht das nur, wenn sich entsprechende Teams bilden.

    Es gibt in diesen speziellen Vereinen ja auch oft so viele Baustellen, dass das eine Person normalerweise nicht alleine schaffen kann. Es braucht Betreuer und Trainer, Leute die im traditionellen Vorstand Überzeugungsarbeit leisten können und sogar welche, die sich mit der Lufthoheit über den Stammtischen beschäftigen und auch hier einwirken können.


    Veränderungen sind immer ein sehr schwieriges und mühsames Unterfangen. Schützen, welche hier wirklich bereit sind, längerfristig mitzuarbeiten, findet man auch immer seltener. Ist ja auch eine Frage der Abwägung. Sich in einem Verein, wo die Strukturen noch wenigstens halbwegs intakt sind und wo Perspektiven bestehen, einzubringen, ist möglicherweise viel produktiver und auch persönlich befriedigender, als sich in einem schon völlig maroden Verein einzubringen, wo der mögliche Erfolg nur sehr fraglich ist.

    Aber letztendlich sind wir alle hier gefordert.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank