Angeordnete Arbeitseinsätze

  • Da die Bereitschaft zur Teilnahme an Arbeitseinsätzen zur Erhaltung unserer Gebäude und des Schützenplatzes sehr zurück gegangen ist, haben wir überlegt, ob wir eine bestimmte Anzahl von "Arbeitsstunden" pro Mitglied im Jahr zur Verpflichtung machen und bei Nichterfüllung einen Geldbetrag einfordern.
    Weiß hier Jemand, wie das in diesem Fall mit dem Versicherungsschutz ist?
    Irgendwie habe ich nämlich im Hinterkopf, dass dann weder die persönliche Versicherung noch die Vereinsversicherung greifen.
    Habt ihr in euren Vereinen über so einen Passus auch schon nachgedacht oder ihn sogar in die Tat umgesetzt?
    Würde mich sehr über euren Rat freuen!
    Mit Schützengruß, Sylvia

  • Es gibt bei meinem derzeitigen Verein tatsächlich so einen Passus, pro Jahr ist meines Wissens ein Arbeitseinsatz zu leisten.
    Alternativ kann man sich mit 50 Euro "freikaufen".

    Da es nicht in der Satzung steht, ist dies wohl irgendwann mal bei einer MV beschlossen worden.

  • Und wie sind die Teilnehmer dieses Arbeitseinsatzes versichert - falls sie vom Gerüst fallen oder eine Schaufel vor den Kopf gekommen?

  • Schade, aber danke, dass ich jetzt weiß, dass es sowas schon in anderen Vereinen (wie deinem) gibt. :)
    Was ihr mit dem "Freikaufen" macht, hört sich auch besser an, als diesen Betrag als Strafe zu deklarieren.
    Wir dachten an 4 Arbeitsstunden pro Jahr oder 20,- €.

  • Wir haben so etwas ähnliches, nur ist es bei uns ein Bonussystem am Klein und Großkaliberstand.

    Für eine oder zwei Stunden Arbeit gibt es ein Freischießen, d.h. man muss kein Standgeld bezahlen. So müssen die "Faulen" löhnen und die Fleißigen können ihren selbst gepflegten Stand kostenlos nutzen.

    Ich finde Bonus nämlich besser als Strafe.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • dingo: Euer Bonussystem ist eine wirklich gute Idee. So kriegt man die Handwerker, die leider meistens "Thekenschützen" sind zum Schießen und die Schützen zum Werkeln. Ein toller Ansatz, werde ihn vielleicht bei uns in einer passenden Form zur Sprache bringen.

    Hintergrund dieser "angeordneten Arbeitseinsätze" ist bei uns allerdings auch der finanzielle Aspekt. Soll heißen: Es muss Geld in die Kassen!
    Das "Freikaufen" - @Pesca_ ist da sicher effektiver, wenn auch bei weitem nicht so schön wie euer Bonussystem.
    Vielen Dank für diese Anregung.

    Hat hier noch jemand ähnliche Erfahrungen im Verein gemacht?

  • Wie ist das bei so einem Bonussystem denn mit der Gemeinnützigkeit?
    Mitglieder erhalten für ihre Hilfe eine Art "Entlohnung". Das fällt doch aber sicher nicht in die Rubrik: Bezahlte Mitarbeiter, oder?

  • Bei uns im Verein ist der 3 x jährliche Arbeitseinsatz eine freiwillige Angelegenheit. Die "Arbeiter" werden mit einem Mittagessen belohnt, die Getränke sind frei. Obwohl es immer die gleichen Wenigen sind, die erscheinen, stehen unsere Anlagen top da.

    Erfahrungen mit "Freikaufen" habe ich auch schon gemacht - allerdings nicht im Schützenverein - sondern in einem Reitverein. Kurioserweise haben sich nur ganz, ganz wenige "freigekauft" - die anderen, nicht zum Arbeitseinsatz erschienenen, haben nur herumgezetert und doch nicht bezahlt. Es wurde mit Austritt gedroht, weitergejammert und herumgestänkert. Und um den Frieden auf der Anlage zu wahren hat man selbstverständlich nichts gegen die Arbeitsscheuen unternommen, die allerdings eifrig die Anlage nutzten. Ungerecht denen wenigen gegenüber, die zahlten. Ich rede hier nicht von einem Feld- und Wiesen-Verein!!

    Es stellt sich ja auch die Frage, wer das Geld "eintreibt" - bei einem kleinen Schützenverein sicher noch überschaubar - aber bei einen großen Verein?

    Die versicherungsrelevante Frage wurde nie erörtert (hier beziehe ich mich wieder auf den RV).

    Ohne Mut zur Niederlage - keine Sternstunde.

  • red gecko:
    Deine Erfahrungen hören sich für mich sehr vertraut an. Es sind immer die selben Leute, die bei solchen Einsätzen mitmachen und werden dummerweise ja auch nicht jünger. Da gibt es Leute, die machen Standaufsicht, organisieren Wettkämpfe, nehmen slber an solchen teil, mähen den Rasen auf der Schießbahn aund kriechen mit 70 Jahren noch auf irgendwelchen Dächern der Schützenhalle rum, wenn da was gemacht werden muss. Und ich rede hier von einer Person, die das alles immer und schon seit 50 Jahren macht.
    Und um das so etwas zu "verteilen" hat unser neuer Vorstand jetzt "Ausschüsse" ins Leben gerufen, die jeweils einen speziellen Aufgabenbereich haben und darüber auch einen Bericht ablegen müssen.
    Aber auch in diesen Ausschüssen findet man immer nur die alt bekannten Gesichter. Deshalb die Idee mit den angeordneten Arbeitseinsätzen und dem "Freikaufen".
    Das Geld dann "einzutreiben" ist bei einem relativ kleinen Verein sicher nicht wirklich das Problem. Da hast du recht.

  • Ja, das ist eine bedauerliche Entwicklung in den Vereinen. Traurig, mitansehen zu müssen, wie altgediente Schützen seit Jahrzehnten immer wieder auf den Anlagen erscheinen und tatkräftig mit anpacken.

    In unserem Verein sind die Jugendlichen positiv zu erwähnen. Ich starte immer einer Anfrage, betone die Freiwilligkeit des Arbeitseinsatzes und verabschiede mich dann mit den Worten: bis (z. B.) Samstag um 9.00 Uhr. Prompt stehen unsere wenigen Jungschützen und -schützinnen samstags auf der Anlage. Ich bin Obmann für die LG-Halle und die Jugend steht dann an diesem Tag sozusagen unter meinen Fittichen. Ich habe dann "Arbeitskarten" vorbereitet, auf denen steht, was zu machen ist (Fenster putzen, Kehren, Saugen, Diabolos wegkehren - mit Mundschutz selbstverständlich - Pokale und Bilderrahmen abwischen, Kühlschrank säubern, Gemeinschaftsraum putzen etc.). Jeder zieht eine Karte und darf diese dann auch einmal mit einem Partner tauschen. Dann wird das "Arbeitswerkzeug" verteilt - die Musik angeworfen - und fleißig geputzt. Das darauf folgende Mittagessen ist dann immer der Höhepunkt. Alle werden gelobt - man bedankt sich bei der Jugend für den Einsatz - die Stimmung ist sehr positiv. Dann wird der Rest erledigt - oder in anderen Bereichen unserer Anlage nachgefragt ob noch mitangefasst werden kann - FOTOS werden selbstverständlich auch geschossen....

    Und ich bin erstaunt, mit welch' einer Energie zu Werke gegangen wird, mit welcher positiven Einstellung man den Arbeitseinsatz betrachtet.

    Natürlich müssen wir Erwachsene eine Vorbildfunktion aufrecht erhalten. Wenn wir anfangen an den Arbeitseinsätzen zu zweifeln oder keine Lust mehr haben "dort mit den immer gleichen Leuten" jahrein, jahraus alles in Ordnung zu halten - geht die Motivation für die, die nach uns kommen flöten...!

    Ohne Mut zur Niederlage - keine Sternstunde.

  • Das ist ja ein richtig gutes "System", das du da mit deiner Jugend entwickelt hast. Bin in unserem Verein seit Kurzem Jugendleiterin und versuche gerade, die Jugendlichen, die auch erst ganz kurz dabei sind, in den Gesamtkomplex des Vereinslebens einzubinden.
    Das mit den Arbeitskarten werde ich übernehmen, wenn ich darf. Super Idee. Leider stoße ich bei den Erwachsenen, wenn es um die Jugend geht, noch immer auf taube Ohren. "Jugend kostet Geld und ist dann nach der Schule sowieso wieder weg!" Dieser ständige Kampf nervt ganz schön, aber so langsam wird es besser.
    Und wenn die ansonsten etwas "arbeitsscheueren" Mitglieder sehen, dass sogar die Jugend (die ja laut weitläufiger Meinung sowieso nur faul vor dem PC hängen) mit anpackt, motiviert es vieleicht sogar noch andere.
    Danke für deine Anregungen!
    Sylvia

  • Weiß hier Jemand, wie das in diesem Fall mit dem Versicherungsschutz ist?
    Irgendwie habe ich nämlich im Hinterkopf, dass dann weder die persönliche Versicherung noch die Vereinsversicherung greifen.


    Es gibt Vereine, die gemäß Satzung oder/und Beitragsordnung den Mitgliedern im Rahmen ihrer Vereinsmitgliedschaft Arbeitsleistungen abverlangen.

    Geht der Einsatz eines Mitgliedes jedoch über dieses allgemein übliche Maß hinaus – wird der Arbeitseinsatz also nicht durch die Regelungen der Satzung oder Beschlüsse der Mitgliederversammlung erfasst – so wird das betreffende Vereinsmitglied „wie ein Beschäftigter“ tätig und fällt unter den Versicherungsschutz der Berufsgenossenschaft, z. B beim Bau eines Vereinsheimes.

    Dieser Versicherungsschutz in der gesetzlichen Unfallversicherung – also der Berufsgenossenschaft – ist zwingend vom Gesetzgeber vorgegeben, egal ob es der Verein dies will oder nicht. Für diesen gesetzlichen Versicherungsschutz müssen Beiträge gezahlt werden. Die gesetzliche Unfallversicherung greift somit nur in besonderen Fällen ein.


    Die „normalen“ Tätigkeiten im Verein sind grundsätzlich nicht versichert. Für „Arbeitsleistungen“ die aufgrund mitgliedschaftlicher Verpflichtung erbracht werden und bis zu 2 Stunden (siehe Erläuterungen der VBG) dauern, ist der Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung grundsätzlich nicht gegeben . Dazu gehören alle Tätigkeiten, die ein Verein von seinen Mitgliedern üblicherweise erwarten kann und die von ihnen der Erwartung entsprechend verrichtet werden, wie etwa die Mithilfe bei der Organisation eines Pokalschießens oder Vereinsfestes, der Verkauf von Eintrittskarten, der Ausschank von Getränken bei Vereinsabenden, Zeltauf- und abbauarbeiten beim Schützenfest, Arbeiten zur Herrichtung oder Reinigung von Vereinsheimen oder Sportanlagen.

    Wer es genau wissen will, sollte sich mit Thema Gesetzliche Unfallversicherung/ Berufsgenossenschaft intensiv beschäftigen.

    http://www.vbg.de/imperia/md/con…_sport_0310.pdf

  • Hallo,

    bei uns packt die Jugend auch mit an, wenn etwas zu erledigen ist. Es wird gesagt, dass man da und dort etwas zu tun hat und wer mag gerne mithelfen kann und soll. Und es sind immer einige anwesend, die auch gerne mitanpacken. Der Spaß muss natürlich immer mit dabei sein.
    Unser Bonussystem fällt wohl nicht unter Entlohnung, da die Mitglieder ja trotzdem ihren Vereinsbeitrag bezahlen, nur beim Standgeld halt etwas sparen können.
    Wir haben so schon erstaunliche Arbeitsleistungen zustand gebracht, auch wenn es oft dieselben Personen sind, wie ihr schon von euch zu Hause auch berichtet. Aber diese haben dann bei uns wenigstens einen kleinen Vorteil gegenüber den anderen.

    Sylvia: Die Einstellung bei euch zur Jugend solltest du dringenst zu ändern versuchen. Es stimmt wohl, dass viele Jugendliche wieder aufhören, aber wenn man sowieso gleich alle aufgibt, dann hat man nie mehr einen Nachwuchs. Als ich mit dem Schießen begann, da waren wir 15 Jugendliche und nur 2 sind übrig geblieben, dafür packen wir zwei nun mit an, sind beide Jugendsprecher im Gau, im Verein aktiv als Schützen, ich bin Jugendleiter und der zweite ist im Gesellschaftsausschuss mit dabei. Bei uns lässt man die Jugend auch ran und wenn von 20 Schützen nur 2-3 übrig bleiben, dann ist das auch ein Erfolg. Es ist wie wenn man Gemüse im Garten anbaut, man sät ja auch unzählige Samen aus, aber nur ein paar keimen und nur wenige bringen dann eine reiche Ernte. Und genau diese Ernte kann man nur erreichen, wenn man die Pflänzchen von Anfang an hegt und pflegt, auch wenn dabei viele andere nicht mitziehen.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Bei uns lässt man die Jugend auch ran und wenn von 20 Schützen nur 2-3 übrig bleiben, dann ist das auch ein Erfolg. Es ist wie wenn man Gemüse im Garten anbaut, man sät ja auch unzählige Samen aus, aber nur ein paar keimen und nur wenige bringen dann eine reiche Ernte. Und genau diese Ernte kann man nur erreichen, wenn man die Pflänzchen von Anfang an hegt und pflegt, auch wenn dabei viele andere nicht mitziehen.


    KORREKT !!! Wie sagte schon Henry Ford: Zusammenkommen ist ein Beginn, zusammenbleiben ist ein Fortschritt, zusammenarbeiten ist ein Erfolg. :rolleyes:

    Ohne Mut zur Niederlage - keine Sternstunde.

  • Wilhelm:
    Ganz lieben Dank für deinen kompetenten Rat. Ich habe ihn gleich an unseren neuen Vorsitzenden weitergegeben.
    Hat uns sehr geholfen. Ich hoffe, ich kann mich irgendwann mal revangieren.
    Liebe Grüße, Sylvia :)

  • Deine Erfahrungen hören sich für mich sehr vertraut an. Es sind immer die selben Leute, die bei solchen Einsätzen mitmachen und werden dummerweise ja auch nicht jünger. Da gibt es Leute, die machen Standaufsicht, organisieren Wettkämpfe, nehmen slber an solchen teil, mähen den Rasen auf der Schießbahn aund kriechen mit 70 Jahren noch auf irgendwelchen Dächern der Schützenhalle rum, wenn da was gemacht werden muss.

    Sehr viele können aber leider auch einfach „ihre“ Aufgaben nicht wirklich weitergeben.

    Jugend kostet Geld und ist dann nach der Schule sowieso wieder weg!

    Wir haben versagt. Und zwar jeder. Die andere Seite dieser Medaille.

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Hallo Sylvia,

    hier in Westfalen sind die Vereine und ihre Mitglieder über die Sporthilfe versichert. Der WSB hat hier mit dem Versicherungsgeber einen Zusatzvertrag abgeschlossen. Versichert sind hier auch Veranstaltungen und deren Vorbereitung, die nicht direkt zum sportlichen Betrieb gehören, z. Bsp. auch Schützenfeste. Es gibt sogar einen Passus für Bauherren. Tätigkeiten, die der Erhaltung und Instandsetzung der vereinseigenen Anlagen und Gebäude dienen, sind somit versichert.

    Frage doch mal bei eurem Verband an, wie weit der Umfang eurer Versicherung geht. Zu den von Wilhelm angesprochenen Punkten bezüglich der Berufsgenossenschaft kann ich nichts sagen, da ich in Bezug auf die Versicherungen nicht so der Fachmann bin.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

  • Zitat von »Sylvia« Deine Erfahrungen hören sich für mich sehr vertraut an. Es sind immer die selben Leute, die bei solchen Einsätzen mitmachen und werden dummerweise ja auch nicht jünger. Da gibt es Leute, die machen Standaufsicht, organisieren Wettkämpfe, nehmen slber an solchen teil, mähen den Rasen auf der Schießbahn aund kriechen mit 70 Jahren noch auf irgendwelchen Dächern der Schützenhalle rum, wenn da was gemacht werden muss. Sehr viele können aber leider auch einfach „ihre“ Aufgaben nicht wirklich weitergeben.

    Zitat von »Sylvia« Jugend kostet Geld und ist dann nach der Schule sowieso wieder weg! Wir haben versagt. Und zwar jeder. Die andere Seite dieser Medaille.

    Hallo Geronimo

    Wen meinst Du mit "Wir haben versagt"?