Warum haben LuPi-Diabolo und LG-Diabolo unterschiedliche Gewichte?

  • Eine Frage für Experten!
    Meine LuPi-Munition geht zu Ende.

    Diabolo speziell für Luftpistolen sind rd. 10% leichter alssolche für LG.

    Durch das leichtere Gewicht bleibt die Flugbahn des Geschosses gestreckter. Mögliche Luftdruckunterschiede von Schuss zu Schuss, während desBeschleunigungsvorganges im Lauf, wirken sich weniger aus.

    Warum sind es nun aber unterschiedliche Geschossgewichte?
    Im Forum wurde die Frage bisher nicht explizit erörtert.

    Macht es überhaupt Sinn LuPi-Diabolo zu kaufen?
    Danke für die Antworten!
    Joachim

    Stammschießen?
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  • Servus,

    früher, als die Luft mit einem Kolben komprimiert wurde oder mit einem Federbolzen die Luft vor dem Schuss gepresst wurde, wurden leichtere Diabolos genommen, da die Luftmenge nicht so groß war und die schweren Gewehrdiabolos zu langsam gewesen wären. So wurden die leichteren Diabolos für die Luftpistolen hergestellt.
    Heute schießen viele nur noch mit Gewehrdiabolos, da sie meist einen kleineren Streukreis erreichen, eine Aussage von einem Luftpistolenhersteller, was ich jetzt nicht so bestätigen kann.

    Der Geschwindigkeitsunterschied von H&N LP Diabolos zu H&N LG Diabolos beträgt um die 6 m/s. RWS hat bei der R10 für LP noch leichtere Kugeln, die wiegen gerade einmal 0,45gr. und da liegt der Geschwindigkeitsunterschied um die 11 m/s. Um dies auszugleichen wird meist die Luftmenge, die genommen wird erhöht, so dass der LG Diabolo schneller wird. Bei meiner Steyr erreichte ich somit nur noch ca. 90 bis 100 Schuss pro Kartusche.

    Dazu ist noch zu überlegen, dass der Diabolo, wenn die V0 nicht angepasst wird, länger in dem Lauf verweilt und man länger nachhalten muss.

    Auch erhöht sich der Rückschlag der LP, was nicht jedem gefällt, mir zum Beispiel nicht.

    Dazu kommt noch, dass manche Hersteller keine LP Diabolos mehr herstellen möchten, da man sie ja nicht mehr braucht, fast alle schießen mit Pressluft. Es wird dann eine Zwischenlösung geben, so wie man sie jetzt schon bei JSB Diabolo sieht. Sie haben einmal 0,475 gr., einmal 0,50 gr., dann 0,52 gr. und zum Schluss 0,535 gr. im Angebot. Ich denke, meine persönliche Meinung, man wird sich so bei 0,52 gr. treffen.

  • das leichtere Geschoss fliegt schneller und die Durchlaufzeit im Lauf ist kürzer. Ob Vor- oder Nachteil gegenüber dem meist etwas präziseren schwereren Diabolo, darüber gehen die Meinungen auseinander. Knackpunkt hierbei ist das saubere Abziehen.

    ups, Daniel war schneller.

  • Moin Hajo,
    Du hast dir die Frage doch schon selber beantwortet :)
    Bedenke dabei,das Lupi' s etwas weniger Dampf haben,da ist eine leichte Kugel doch zweckmässiger.

    LG

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  • Der Grund ist, dass man beim LP-Schiessen die "Wackelamplitude" grösser ist und es theoretisch besser ist, wenn der Diabolo kürzer im Lauf verweilt, denn durch das geringere Gewicht des LP-Diabolos ist dieser schneller. Im Schnitt ca 10-15m/s.

  • Bis hierher schon mal vielen Dank.
    Was mich aber stutzig macht ist der Umstand, dass sich die möglichen und auch wahrscheinlichen Vorteile bei LuPi sich auch bei LG auswirken müssten.

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  • Ich kenne viele LG Schützen, die auf die leichteren Diabolos schwören.
    Ich schieße grundsätzlich das Diabolo, das den geringsten Streukreis hat. Egal ob leicht oder schwer, LG oder LP.

    Den Verweildauerunterschied im Lauf einer Luftpistole müsste man mal ausrechnen. D.h. V0 Messung mit beiden Sorten machen, Mittelwert nehmen und ausrechnen. Ich vermute mal, das liegt im Bereich eines kleinen Bruchteils einer Sekunde. Der Lauf einer LP ist ja nicht so besonders lange.

    Mein Trainingsmotto:
    Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein. (Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916)

  • Nabend,

    Beispiel Morini CM 162 EI mit 240mm Lauflänge:

    JSB Grün mit 0,50gr. V0=147m/s: 0,0016 sec
    JSB Orange mit 0,52gr. V0=140m/s: 0,0017 sec
    Qiang Yuan mit 0,53gr. V0=143m/s: 0,0016 sec
    RWS R10 mit 0,45gr. V0=160m/s: 0,0015 sec
    H&N LG mit 0,53gr. V0=150m/s: 0,0016 sec
    H&N LP mit 0,49gr. V0=151m/s: 0,0016 sec

    Alles an einem Tag mit voller Kartusche, jede Sorte dreimal und den Mittelwert genommen! Viel unterschied macht es nicht und man sieht, wie die Diabolos unterschiedlich schnell fliegen.
    Die V0 wurde mit meinem Messgerät ermittelt, was aber mit dem BMC 17 übereinstimmt, dass hatte ich mal bei einem Munitionstest verglichen!

  • Bei den ganzen Daten fehlt halt noch die Beschleunigung, die nicht mir einbezogen ist, somit wird die Zeit etwas länger! :)

    Einmal editiert, zuletzt von DanielB (9. Februar 2016 um 20:45)

  • Das ist ein interessantes Thema!
    Wie schon von DanielB geschrieben, die noch Anfang der 90iger weit verbreiteten Federdruckwaffen wie Feinwerkbau 65, 90 oder 80 (mit der ich begonnen habe), erreichten eine V0 von ca. 130m/sek. Durch den kürzeren Spannhebel einer LP im Vergleich zum LG konnten keine stärkeren Federn benützt werden. Hier hatten die leichteren Diabolos definitiv ihre Berechtigung.

    Bei CO2 oder Pressluftwaffen erreichen die Geschossen zwar auch noch eine geringere V0 als bei den Gewehren, bedingt durch den kürzeren Lauf. Das Diabolo ist hier für eine kürzere Zeit dem beschleunigenden Gas ausgesetzt. Der Unterschied ist z.B. auch beim Trap-Wurfscheibenschießen spürbar, auch hier werden längere Läufe benützt um der Schrotgarbe eine höhere V0 und somit Reichweite mitzugeben. Aber seit der Feinwerkbau 100, die bereits eine V0 von 150m erreichte, werden auch immer die LG-Diabolos mitgetestet und erzielten auch immer wieder mal den kleinsten Streukreis.

    Einerseits benötigt man eine höhere V0 um dem Geschoss mehr Drall und eine stabilere Flugbahn mitzugeben. Um dies optimal zu erreichen gibt es die im hundertstel Millimeterbereich unterschiedlichen Durchmesser. Andererseits gibt es beim Austritt der Pressluft oder CO2 beim Laufende hinter dem wegfliegenden Diabolo ganz schöne Verwirbelungen, die die Präzision negativ beinflussen. So gab es z.B. die Feinwerkbau 100 anfangs noch ohne Gasableitung (damals Separator genannt). Nur durch diesen trichterförmigen Separator, der das Treibgas vom Diabolo wegbrachte, konnten die Schussbilder sofort messbar verbessert werden.

    Diese optimale Balance zwischen Drall und Treibgasverwirbelungen ist schwer berechenbar wie überhaupt das Geschehen in einem Lauf schwer zu erfassen ist. Der Erfolg der Steyr LP anfang der 90iger z.B. beruhte auf der Entwicklung eines Herrn Senfter, der im Gegensatz zur damals landläufigen Konstruktion, bei der der Lauf sich bis zum Austritt langsam verjüngte und so den Diabolo immer mehr führte, einen Lauf entwickelte, in dem der Diabolo regelrecht "torkelte" und die Präzision erst in den letzen ca. 2 cm schlagartig erreicht wurde. Die Steyr LP1 schoss damit auffallend enge Streukreise und so wurde die Szene erst auf diesen damals bei Luftpistolen noch recht unbekannten Hersteller aufmerksam.

    Dass die Unterschiede in der Verweildauer im Lauf zwischen leichten und schweren Diabolos von 2 zehntausendstel (!) Sekunden irgendeine Auswirkung betreffend Wackler haben könnte, halte ich für unmöglich.

    Lange Rede, kurzer Sinn, ich halte es auch am sinnvollsten nicht lange eine Wissenschaft daraus zu machen sondern einfach den Diabolo zu schießen der mit dem Lauf am besten harmoniert und somit den engsten Streukreis liefert. ;)

    3 Mal editiert, zuletzt von Herbert (9. Februar 2016 um 21:52)

  • Heute habe ich einen LG Streifen mit 10 Spiegeln beschossen.
    Zunächst je Spiegel 1 Schuss ausgeteste LG Diabolo und dann je Spiegel 1 Schuss LP Diabolo nachgeschossen.
    Abweichungen der beiden Schüsse zueinander in der Höhe habe ich nicht feststellen können.
    Ein Test aus einer eingespannten brächte ein zuverlässigeres Ergebnis, aber die Unterschiede wären auch dann sicher nur marginal.
    Von daher folge ich Herberts Empfehlung.
    Joachim

    .

    Stammschießen?
    Ich bin dabei!

  • ....
    Dass die Unterschiede in der Verweildauer im Lauf zwischen leichten und schweren Diabolos von 2 zehntausendstel (!) Sekunden irgendeine Auswirkung betreffend Wackler haben könnte, halte ich für unmöglich.

    ...

    Das kann ich so nicht ganz stehen lassen.
    Ich habe mal für LP und LG etwas nachgerechnet.
    Annahmen:
    #gleichförmige Bewegung des Diabolos im Lauf [physikalisch allerdings nicht ganz korrekt!]
    #Wackelgeschw. soll zwischen 0,1 und 0,35 m/s betragen und ist ebenfalls gleichförmig [Quelle]


    Die Ergebnisse sind unten nachzusehen (ich hoffe, dass ich mich nicht verrechnet habe). Die Abweichung beträgt ca. 8% zwischen 0,45 und 0,53g. Der ein oder andere Ring könnte dann schon ein anderer sein, besonders beim LG.

  • Das kann ich so nicht ganz stehen lassen.Ich habe mal für LP und LG etwas nachgerechnet.
    Annahmen:
    #gleichförmige Bewegung des Diabolos im Lauf [physikalisch allerdings nicht ganz korrekt!]
    #Wackelgeschw. soll zwischen 0,1 und 0,35 m/s betragen und ist ebenfalls gleichförmig [Quelle]


    Die Ergebnisse sind unten nachzusehen (ich hoffe, dass ich mich nicht verrechnet habe). Die Abweichung beträgt ca. 8% zwischen 0,45 und 0,53g. Der ein oder andere Ring könnte dann schon ein anderer sein, besonders beim LG.

    Hmmmm... interessant. Relativ zur Ringgröße ist das bei LP vermutlich egal, bei LG könnte das etwas ausmachen. Fragt sich nur, wie gut muss man sein um das zu spüren? :)
    Diejenigen lassen ihr Wissen vermutlich nicht raus.

    Mein Trainingsmotto:
    Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein. (Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916)

  • Ich kann das nicht nachmessen, aber empirisch betrachtet kommt mir die Geschwindigkeit der Schwankungen bis 0,35m / sek recht hoch gegriffen vor. Es wird in dem - übrigens sehr interessanten - Artikel von Anatoli Poddubny ja auch darauf hingewiesen, dass diese Abweichungen beim Pistolenschießen nur aus dem Handgelenk heraus möglich sind. Somit können die Gewehrschützen durch den ganz anderen Anschlag nicht in dieser Größenordnung davon betroffen sein.

    3 Mal editiert, zuletzt von Herbert (16. Februar 2016 um 12:36)

  • Ich kann das nicht nachmessen, aber empirisch betrachtet kommt mir die Geschwindigkeit der Schwankungen bis 0,35m / sek recht hoch gegriffen vor. Es wird in dem - übrigens sehr interessanten - Artikel von Anatoli Poddubny ja auch darauf hingewiesen, dass diese Abweichungen beim Pistolenschießen nur aus dem Handgelenk heraus möglich sind. Somit können die Gewehrschützen durch den ganz anderen Anschlag nicht in dieser Größenordnung davon betroffen sein.

    Was du sagst, ist richtig, aber ich musste eine Annahme treffen. Wenn meine Annahme zu hoch ist, ist natürlich auch die Abweichung auf der Scheibe zu groß berechnet. Ich habe die Annahme trotzdem so gewählt, weil ich auch von einer gleichförmigen Bewegung ausgegangen bin. In Wahrheit ist die Bewegung beschleunigt, sprich die Verweildauer des Diabolos im Lauf wäre in Wahrheit länger, somit wäre auch die Abweichung am Ziel vergleichsweise grösser. Berechnen kann ich das nicht, dafür fehlen mir Daten:). Mit anderen Wort; ich gehe davon aus dass sich die Effekte im Groben aufheben.