Rechtes Auge dominant - aber muss mit links zielen

  • Hallo,

    ich bin seit einigen Monaten begeisteter Kurzwaffenschütze, habe da aber ein kleines Problem. Aufgrund eines Unfalls ist mein rechter Arm nicht zu benutzen, ich schieße also mit links. Eigentlich bin ich jedoch Rechtshänder und mein dominantes Auge ist auch das Rechte. Welche Technik führt bei dieser Konstellation zum besten Ergebnis?
    Mal ziele ich mit Links und kneife das rechte Auge zu, mal ziele ich mit beiden Augen und mal versuche ich die Waffe etwas weiter rechts zu halten und mit rechts zu zielen. Die Ergebnisse sind durchweg bestenfalls durchwachsen.

    Irgendeine Idee was hier die beste Lösung ist? Am praktischsten erscheint mir mit links zu zielen und rechts zuzukneifen. Aber ist das überhaupt möglich wenn das rechte Auge dominant ist?

    Gruß Axel

  • Mit dem dominanten Auge tust Du Dir jedenfalls leichter beim Sehen. Wie gut es mit dem anderen Auge klappt, ist vornehmlich eine Frage der Sehleistung dieses Auges.

    Zukneifen solltest Du immer vermeiden, unabhängig ob Kurz- oder Langwaffe - wegen

    • unterschiedlicher Helligkeitsinformationen,
    • unnötiger muskulärer Belastung,
    • Schwächung des Gleichgewichtssinns;


    Fazit: halbtransparente schmale Blende für das nichtzielende Auge, welche nur die direkte Sicht auf das Ziel ausblendet!

    Du hast nicht geschrieben, welchen Anschlag Du nutzt. Bei "einhändig freihändig" (oder "Bierseidelanschlag") ist das Überkreuzzielen ergonomisch nicht voll überzeugend. Im Beidhand-Anschlag (z.B. modern isosceles) ist das recht unkritisch.

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Puh, das mit dem Anschlag kann ich garnicht sagen bzw. fehlt mir da die Fachkenntnis um ihn richtig zu benennen. Aber "einhändig freihändig" trifft es glaube ich ganz gut.
    Rein vom Gefühl her möchte ich mit rechts zielen, was jedoch nicht so einfach ist da ich die Waffe mit links halte. Ich ziele dann ja quasi über kreuz. Kann das trotzdem funktionieren? Die Logik sagt mir ich soll auch das linke Auge nehmen damit Auge-Kimme-Korn-Ziel eine Linie bildet. Nur dazu muss ich das rechte Auge zukneifen.

  • Zitat von AxelF

    Nur dazu muss ich das rechte Auge zukneifen.


    Ich denke, das musst Du nicht und das solltest Du auch nicht. Du hast gelesen, was ich dazu geschrieben habe?


    Wie hast Du eigentlich das dominante Auge bestimmt?

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Das mit der Blende ist mir nicht ganz klar. Eine Art Brille? Augenklappe? Aufsatz auf die Pistole?

    Das Auge habe ich über den gängigen Test bestimmt: Objekt in der Ferne in einem Kreis aus Daumen und Zeigefinger fokussiert und dann die Augen nacheinander zu gemacht und geschaut bei welchem der Fokus erhalten bleibt. Das war das Rechte bei mir.

  • Geeignete industriell gefertigte Blenden gibt es zur Montage an (Schieß-)Brillen oder an Stirnbändern. Wenn Du keine optische Sehhilfe benötigst, reicht eine funktionale (d.h. nicht zwingend teure) Lösung.
    Um die Wirkung zu testen, reicht ein schnödes Stirnband und ein schmaler Kunststoffstreifen (ideal halbdurchsichtig / "opak", für erste Versuche auch ein einfacher heller Streifen). Halte die Blende so schmal wie möglich, um Dir das stereoskopische Sehen im Raum weitestgehend zu erhalten (=> Gleichgewicht!) - 10 bis max. 15 mm Breite sollten reichen.

    Dein Test sollte valide Ergebnisse bringen. Eine andere Variante wäre, eine CD so am ausgestrebten Arm halten, dass Du sie kreisförmig vor Dir hast. In dieser Stellung visierst Du durch das Mittelloch der CD einen Punkt im Raum oder an der Wand an und dann führst Du die CD zügig vor Dein Gesicht, während Du den anvisierten Punkt im Mittelloch belässt. Das Mittelloch landet dann vor dem dominanten Auge.
    Zur Absicherung solltest Du den jeweiligen Test mehrfach durchführen.

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • @frank17
    AxelF wird wohl nie beidhändig zielen. Ein rechter Arm ist nicht benutzbar schreibt er. Somit fällt der beidhändige Anschlag definitiv weg.

    ich würde es auch mal mit Überkreuz Zielen probieren, du musst halt die Visierung dementsprechend einstellen. Wenn du mit dem nichtdominanten Auge zielst, darfst du aber nie beide Augen offen lassen. Das kann normal nicht funktionieren, da sich das dominante Auge durchsetzen wird.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Visierung einstellen scheint mir nicht der Hauptaspekt bzw. die erste Baustelle zu sein. Bei intakter Waffe mit korrekt eingestellter Visierung trifft die Waffe ins Zentrum, soweit der Schütze oder die Munition das nicht verhindern. Wir sprechen ja nicht über eine Smartgun, die in Abhängigkeit vom zielenden Auge ihr Verhalten ändert.
    Soweit durch unterschiedliche Wahrnehmung beim anderen Auge eine Verlagerung kompensiert werden muss, kommt das m.E. erst zu einem späteren Zeitpunkt.

    Die große Schwierigkeit beim Überkreuzzielen mit der Kurzwaffe besteht darin, eine natürliche Hand(gelenks)haltung aufzugeben und die erforderliche abweichende Haltung stets exakt reproduzieren zu können. Hier gibt es wegen der Abkehr vom Standard-Technikmodell wenig Hilfe von außen - der/die Betroffene muss sich sein/ihr eigenes Modell und die zugehörige Wahrnehmung sowie eine Resistenz gegen gutgemeinte, aber nicht passende externe Ratschläge entwickeln. Das wäre beim Überkreuzzielen die primäre und entscheidende Baustelle. Will man sich das (erst mal) nicht antun, bleibt wohl nur das Zielen mit dem nichtdominanten Auge.
    nachr.: Beim Überkreuzzielen die natürliche Handhaltung nicht aufgeben zu müssen, ist auf keinen Fall über die natürliche Verstellmöglichkeit der Visierung in den Griff bekommen. Erforderlich wäre eine Auslagerung von Kimme und Korn (vergleichbar dem sog. Wechselauge beim Gewehr). Dass es so was für Kurzwaffen gibt, halte ich für wenig wahrscheinlich. Vielleicht eine nette Aufgabe für einen BüMa, aber dem praktischen Einsatz sind durch SpO-Regeln (z.B Prüfkasten) Grenzen gesetzt.

    Wenn beide Augen das Ziel wahrnehmen können, neigt in der Tat die Information des dominanten Auges dazu, sich durchsetzen (deshalb heißt es ja so). Dem/der einen oder anderen mag es gelingen, nur durch Konzentration und ohne optische Unterdrückung der Information des dominanten Auges mit dem nichtdominanten Auge zu zielen. Grundsätzlich halte ich das aber nicht für empfehlenswert, da es ggf. nur mit großen (evtl. hicht hinreichend bewussten) Anstrengungen, inkonsequenter Durchführung, Ablenkung von wesentlichen anderen Faktoren und daraus resultierenden Fehlschüssen begleitet werden kann. Beim Zielen mit dem nichtdominanten Auge die Information des dominanten Auges zu unterdrücken ist daher überaus empfehlenswert. Aus den bereits genannten Gründen aber nicht mittels Zukneifen (was im Übrigen immer gilt).

    Ob eine Verstellung der Visierung erfoderlich ist, entscheidet sich (erst) jetzt an Hand des Trefferbildes.

    Die Folge des Unfalls hatte ich schon wahrgenommen, allerdings kein "nie" und "definitiv" herausgelesen.

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Ich schieße rechts und ziehle mit dem linken auge. Beim ziehlen lasse ich beide augen auf. Das klappt prima.
    Da meine griffe leicht verschränkt sein müssen habe ich mir griffe von herrn rink machen lassen. So kann ich sofort kimme und korn in eine linie bringen wenn ich ins ziel gehe.

    Ich sehe Stimmen.....

  • Vielen Dank für die ausführlichen Tips! Am Wochenende ist wieder Training, mal sehen ob ich da etwas von den Tips hier in die Tat umsetzen kann.
    Ich werde auch mal testen ob ich, anstatt links mit ausgestrecktem Arm und linkem Auge, Hand und Arm mal mehr mittig halte und mit dem dominanten rechten Auge ziele. Also quasi wie beim beidhändigen Schießen. Nur halt mit einer Hand. Das habe ich noch nicht probiert bisher. Beidhändig schießen ist mir in der Tat nicht möglich.

  • Hey Axel,

    nachdem es der Italiener Amore mit der LP bis ins WC-Finale schafft (Rechtshänder, zielt mit dem linken Auge - siehe auch youtube issf-channel), solltes du es auf jeden Fall probieren.

    Was schiesst du eigentlich ? LP, KK oder GK ?

    Holger

    C-Trainer DOSB - Steyr Challenge - Anschütz 1913 in Tesro Evolution-Schaft mit Simalux ZF - Walther LP 400 - TOZ 35 mit Lottes Balance

  • GK - 38'er Revolver. Das Prinzip sollte aber bei allen Waffen ja das Gleiche sein. Ich schau gleich mal auf YouTube was ich von dem Herrn finde.