• Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass alle irgendwie die Hoffnung haben einen künftigen Olympiasieger als Wunderkind zu entdecken. Für den Erhalt der Vereine sind Kinder und Jugendliche eigentlich völlig irrelevant. Aber das darf man nicht laut aussprechen

    Ich weiß ja nicht aus welcher Umgebung du kommst, bei uns ist es aber weiträumig so, dass die Erwachsenen sich doch da mehr engagieren, wo sie bereits eine Vergangenheit in der Jugend oder Kindheit hatten. Hat man diese im Sportverein erfolgreich verbracht, dann zieht es in der Regel die meisten auch nach der Findungsphase wieder dorthin, ebenso wenn man ab Jugend/Kindheit mit der Feuerwehr groß geworden ist. Man wird mit den Vereinen groß. Es mag sicherlich davon Ausnahmen davon geben, aber das ist schon der allgemeine Werdegang der erwachsenen Mitglieder, die tatkräftig mit anfassen.

    Aber was man nicht wahrnehmen will, weil es nicht in sein Konzept passt, das kann und darf anscheinend nicht sein auch wenn es laut ausgesprochen wird.

  • Wie sagt man so schön, viele Wege führen nach Rom. So ist es auch bei uns in den Vereinen. Ein Verein ist nur so gut wie sich sein Vorstand repräsentiert, Der Vorstand wiederum so gut wie seine Mitglieder mit arbeiten. Versteht der Vorstand es seine Mitglieder zu motivieren und geht mit guten Beispiel voran, dann kommen auch die Mitglieder. Wichtig ist Öffentlichkeitsarbeit und in der Werbung um Mitglieder, zu Mittel greifen die man früher nicht für möglich hielt. Nur mit einen Tag der offenen Tür ist es nicht getan, sich für soziale Dinge einsetzen, Pressearbeit ganz wichtig. Vernünftige Trainer haben vor allen in der Jugend die man vorsichtig aufbauen muss, den man aber auch einen Ausgleich zum Sport anbieten muss. Die jungen Leute wollen ernst genommen werden als gleichwertige Partner. Das spricht sich herum, die Jugendlichen begeistern ihr Umfeld für unseren Sport und man bekommt auch zu Wachs.

  • Hier mal meine Erfahrungen aus zehn Jahren aktiver Arbeit als Jugendleiter und Trainer.

    Angefangen habe ich das Training damals mit drei Kids, die ziemlich schnell aufgehört hatten. Zwischendurch hatten wir bis zu zwölf Kids gleichzeitig, momentan sind wir bei acht , die regelmäßig kommen. Wir haben in der Zeit bis zum Deutschen Meister hoch alles aus unserer Jugend hervorgebracht.

    Was haben wir gemacht? Sehr viel Zeit, Engagement und Geld in die Jugend gesteckt. Pressluftgewehre und Pistolen, Schießjacken, Hosen und Schuhe gekauft, Ausrüstung für Dreistellung, KK Gewehre und Ausrüstung. Viele gemeinsame Aktivitäten und Ausflüge im übersportlichen Bereich und auch die leistungsschwächeren mitgezogen.

    Was hat das dem Verein gebracht, außer den Kosten? Aus meiner Sicht sehr viel. Die ersten Kids sind inzwischen junge Erwachsene, die auch Verantwortung übernehmen und im Verein mitarbeiten in verschiedenen Funktionen. Vor zehn Jahren hatten wir eine Luftgewehr Mannschaft, heute vier. Damals null KK Mannschaften, heute auch vier. Unsere erste ist von der Gauliga mittlerweile in die Schwabenliga aufgestiegen, eine Liga unter Bayernliga. Der Altersdurchschnitt ist bei den aktiven bei Mitte 20.

    Mittlerweile stellen wir auch fest, dass unser Mittelalter, 40 +-, auch zum großen Teil bereits in der Jugend Mitglied im Verein war und jetzt wieder kommt. Und genau hier schließt sich der Kreis. Diese Leute waren nach der Jugend zum Teil jahrelang nicht da, kommen jetzt aber doch wieder, weil sie noch einen Bezug zum Verein haben. =》die Jugend von heute sind die erwachsenen von morgen

    Und ja, wir bemühen uns auch um älteren Nachwuchs. Hier haben wir derzeit auch sehr guten Zulauf und bemühen uns diese Leute zu integrieren und im Verein zu halten.

    Wie würde unser Verein heute da stehen, wenn wir über die Jahre keine Jugendarbeit gemacht hätten? Aus meiner Sicht deutlich schlechter als jetzt. Es wären deutlich weniger Aktive da und der Altersdurchschnitt wäre wesentlich höher. Auch unsere Schießanlage wäre definitiv nicht so gut ausgestattet wie sie es jetzt ist.

    Mein Fazit: Jugendarbeit lohnt sich, ist aber mühsam. Auch wenn eine zeitlang nur wenige oder gar keine Kids kommen, immer am Ball bleiben und Training anbieten. Das schlimmste ist, wenn jemand zum Training kommen möchte und es kann sich keiner kümmern.

    Investiert in eure Sportanlagen und Sportgeräte und kauft zeitgemäße Ausrüstung und Waffen. Schicht eure Mitglieder auf Fortbildungen und lasst sie Trainerscheine machen. Hört zum Jammern auf und kommt im Jahr 2017 an und werdet ein moderner Sportverein, der was zu bieten hat - und damit meine ich kein Feinwerkbau 601 und einen vergammelten Handschuh.

    Wenn ich mit bei uns in der Gegend die Sportvereine anschaue stelle ich fest, dass die fast alle besser und moderner organisiert und ausgestattet sind wie Schützenvereine.

  • Wärst du in der Lage eine Quote zu berechnen? Pro wie vielen Jugendlichen bekommt man 1 erwachsenes Mitglied? Was leider nicht klappen wird ist die Beantwortung der Frage wie viel Aufwand in Euro muss man betreiben um auf diesem Weg ein erwachsenes Mitglied zu generieren?

    So leid es mir tut, mein Bauchgefühl sagt mir, dass das von dir beschriebene Verfahren nicht sehr effizient ist.

  • Ob es effizient ist oder nicht bleibt dahingestellt, auf jeden Fall funktioniert es und unser Verein verzeichnet steigende Mitgliederzahlen.

    Ich finde auch eine Aufrechnung a la wie viele Euro kostet es mich ein erwachsenes Mitglied zu werben ist aus meiner Sicht nicht zielführend bzw auchcnicht berechenbar. Was soll da alles mit rein? Strom, Internet, Klopapier? Das bringt so nichts.

    Lieber mal den Blick auf andere Vereine werfen und schauen was die machen. Habe bei einem TSV noch nie die Frage gehört, ob es sich lohnt in eine moderne Flutlichtanlage, Rasen oder Dusche zu investieren. Bei Schützenvereine wird aber diskutiert, ob es sich lohnt 30 Jahre alte Seitenspanner durch Pressluftgewehre zu ersetzen. Auch haben viele Schützenvereine keine Trainer mit Lizenz. Welcher Sportverein kann das heutzutage überhaupt machen? Richtig, die ewig Gestrigen, die sich 2017 wundern warum sie keine Aktiven mehr haben.

    Nochmal kurz zum Thema Effizienz:

    Anzahl der Aktiven in zehn Jahren von fünf auf 20 erhöht, mit der ersten Mannschaft vier Ligen aufgestiegen, ca. 50 zusätzliche Mitglieder, komplette Anlage auf Elektronik umgerüstet. Ich persönlich finde das weder ineffektiv noch schlecht.

    Man muss sich aus meiner Sicht von dem Gedanken trennen , dass einmalige Aktionen schnell eine Wirkung zeigen im Bezug auf Neumitglieder oder Vereinsentwicklung. Das sind Prozesse, die relative lange dauern und nicht immer von Anfang an von Erfolg gekrönt sind. Letztlich hängt es am Engagement einzelner.

  • Dem Bericht von Michael B ist eigentlich nichts hinzu zu setzen, die richtige Einstellung, so in der Art sollte es gemacht werden dann ist auch langfristig der Erfgolg da.

  • Pro wie vielen Jugendlichen bekommt man 1 erwachsenes Mitglied? Was leider nicht klappen wird ist die Beantwortung der Frage wie viel Aufwand in Euro muss man betreiben um auf diesem Weg ein erwachsenes Mitglied zu generieren?

    Wir sind in Vereinen, nicht in Wirtschaftsunernehmen,

    Der Hauptzweck eines Wirtschaftsunternehmens ist, Gewinne zu realisieren. Wenn dann noch etwas "Soziales" abfällt, auch gut.

    Vereine sind hauptsächlich dafür da, ihren Mitgliedern Freude zu bereiten. Wenn dann am Ende die Kasse Zuwachs erhält, auch gut.

    Natürlich ist es billiger und weniger aufwendig, sich auf Neumitglieder ab 30 Jahren zu fokussieren.

    Aber kennst du eine Breitensportart (außer eben den Schießsport), wo das von vielen Vereinen so gemacht wird?

    Und warum? Weil das für den Sport als solchen nicht zielführend ist.

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Es wird hier immer wieder von Erwachsenen und Jugendlichen Mitgliedern gesprochen und es wurde gefragt wie viele Jugendliche Mitglieder es braucht, bis ein ein Erwachsener hängen bleibt. Ich weiß nicht wie es bei euch ist, aber bei uns bleiben auch nicht alle Erwachsenen, die eintreten für immer Mitglied oder aktiv. Auch hier wandeln sich Interessen und die Leute treten wieder aus oder schießen nicht mehr aktiv. Die Austrittszahlen sind bei uns für beide Gruppen in etwa gleich hoch.

  • Der Hauptzweck eines Wirtschaftsunternehmens ist, Gewinne zu realisieren.

    Der Hauptzweck (nach den meisten Satzungen) dürfte die "Pflege des Schießsports" sein. Und natürlich darfst du gerne die Pflege über die Jugendarbeit machen. Man darf aber anderen nicht böse sein, wenn sie diesen Weg nicht gehen wollen und man muss akzeptieren, dass auch nicht alle Verbandsmitglieder (Vereine) bereit sind, ihre eigenen Interessen diesem Jugendwahn unterzuordnen. Mir geht einfach dieses, zwischen den Zeilen transportierte, Sicht nur wenn man Jugendarbeit macht, ist man eine "guter" Schießsportverein gegen den Strich.

    Wenn du Spaß an dieser Jugendarbeit hast, nur zu. Es ist aber nicht die allein selig machende Lösung und es ist auch nicht die effizienteste Lösung den Verein am Leben zu halten. Nur weil man eine starke Jugend im Verein hat, ist man noch lange nicht der Gewinner in der laufenden Konsolidierung.

    Zitat

    Mein Fazit: Jugendarbeit lohnt sich, ist aber mühsam. Auch wenn eine zeitlang nur wenige oder gar keine Kids kommen, immer am Ball bleiben und Training anbieten. Das schlimmste ist, wenn jemand zum Training kommen möchte und es kann sich keiner kümmern.

    Investiert in eure Sportanlagen und Sportgeräte und kauft zeitgemäße Ausrüstung und Waffen. Schicht eure Mitglieder auf Fortbildungen und lasst sie Trainerscheine machen. Hört zum Jammern auf und kommt im Jahr 2017 an und werdet ein moderner Sportverein, der was zu bieten hat - und damit meine ich kein Feinwerkbau 601 und einen vergammelten Handschuh.

    Oder ihr richtet euren Fokus auf Erwachsene und schon ist es nicht mehr so mühsam und ihr müsst nicht auch noch für andere Geld ausgeben.

    Einmal editiert, zuletzt von AxelA (1. März 2017 um 16:42)

  • Oder ihr richtet euren Fokus auf Erwachsene und schon ist es nicht mehr so mühsam und ihr müsst nicht auch noch für andere Geld ausgeben.

    Ob man in Mitglieder generell Zeit und Geld investiert, ist erstmal eine grundsätzliche Entscheidung, und unabhängig vom jeweiligen Lebensalter. Für Kinder ein Lichtgewehr bereitzustellen wird finanziell niemanden überfordern. Das vielleicht gar nicht mal unbedingt um neue Mitglieder zu gewinnen, sondern den Verein für Familien attraktiver zu machen, es sei denn man möchte seine Männerhöhle doch lieber für sich alleine haben. ;)

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Muss ich als Verein bei Erwachsenen keine ändern Trainer stellen bzw. eine Aufsicht am Stand? Wirt muss ja auch da sein.

    Sei mir nicht böse, aber der Aufwand ist hier für mich bei Anfängern egal welchen Alters ser gleiche. Oder stellt ihr Erwachsene von Anfang an alleine an den Stand?

  • Es mag zwar sein, dass Erwachsene in teilen einen geringeren Aufwand haben, aber es muss immernoch ein Trainer, Standaufsicht etc. gestellt werden.

    Jeder Verein kann entscheiden ob er sich weniger Arbeit machen will mit Jugendlichen was eine mehr Belastung ist im Vergleich zu Erwachsenen.

    Aber wenn man sich diese Arbeit macht weiß man das man etwas für den Sport getan hat.

  • Oder stellt ihr Erwachsene von Anfang an alleine an den Stand?

    Das ist in den meisten Vereinen, die ich kenne und die keine Jugendarbeit betreiben, gang und gäbe.

    Als ich mit dem Schießsport (noch in einem anderen Verein) anfing, drückte mir einer eine Hämmerli X-Esse und eine Schachtel Muni in die Hand und überließ mich meinem Schicksal. Natürlich helfen normalerweise andere Mitglieder dem Anfänger mit ihrem (leider oft beschränkten) Wissen und Können, wenn gefragt wird. Aber das ist normalerweise weit weg von effektivem und erfolgversprechendem Training.

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Ich handhabe das so, dass ich eine Person die Interesse an IPSC bekundet bis zu seiner eigenen Waffe, typischerweise 1 Jahr begleite und in mein eigenes Training integriere. Nach einem/zwei Schnuppertraining nehme ich 100 Euro für die Bereitstellung der Waffe und Rig in diesem Jahr und weitere € für die ersten 1000 Schuss Trainingsmunition. Wenn noch 500 Schuss da sind besorge ich die nächsten 1000 für den Aspirant. Sollte der Aspirant das ganze abbrechen ist es meine Munition (was bis jetzt noch nicht passiert ist). Nach ca. 3 Monaten ist der Aspirant so weit, dass er den SuRT machen kann und nach diesem besuchen wir auch gemeinsam Wettbewerbe. Nach einem Jahr bekommt er seine WBK und eigene Waffe, dann kann er am normalen Training teilnehmen.

    Und ja, wir machen auch Trainingseinheiten in einem DSB Verein (als Gastschützen) um gewisse Grundfertigkeiten zu trainieren.

    2 Mal editiert, zuletzt von AxelA (1. März 2017 um 22:56)

  • Und fandest du diese Art von Training gut?

    Ja Suuuuuuuuuuuuuuuuper!!!

    So toll, daß wir es in unserem SV ziemlich ähnlich machen, wie von Dir, MichaelB, beschrieben.

    Auch gebe ich interessierten Erwachsenen extra Stunden, wenn der Schießstand nicht offiziell bzw. von anderen belegt ist.

    Eine kleine Gruppe junger Erwachsener (Alter von ab 20 bis knapp über 30) hat sich auch in unser Jugendtraining "eingeschlichen". Solange es die Standkapazität hergibt, haben wir damit überhaupt kein Problem.

    Wir arbeiten bezüglich der DSB-Disziplinen streng nach den Technikleitbildern, bei den BDS-Disziplinen wird das passende Technikleitbild entsprechend modifiziert angewendet/gelehrt. Der Erfolg gibt uns recht, auch wenn wir das Ganze gerade mal vor 5 oder 6 Jahren ganz klein angefangen haben.

    Aktuell 17 Kinder/Jugendliche unter 21, davon 1x C-Kader, 1x DC-Kader, 1x D2, 2xD1, mehrere E1 und E2-Kader (müßte ich mal durchzählen). Ca. 6 aktive BDS-Wettkampffschützen (Landesmeisterschaften 25m, 50m, Fallscheibe und Speed mit KW, Büchse und Flinte). 3 x WBK. Wohlgemerkt,das alles im Nachwuchsbereich in einem Schützenverein, der zur Zeit 90 Mitglieder hat.

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)