Der Kampf der Medien gegen die Waffenlobby

  • „Ein 14-jähriger entwendete die Waffen aus einem elektronisch gesicherten Waffenraum, brachte sie zur Schule, schoss einmal in den Boden, flüchtete auf einen Sportplatz und drohte stundenlang mit „Suicide by Cops“. Das professionelle Vorgehen der Polizei rettete ihm das Leben. [...] Währenddessen lief sich die Presse heiß. Im Minutentakt wurden Nachrichten publiziert, Schüler, Lehrer und Rektor interviewt, Mutmaßungen angestellt und immer wieder das Wort Amoklauf benutzt. Bereits am nächsten Tag wussten die großen Medien, wer für diesen Vorfall verantwortlich sei.“

    (Kommentar von Katja Triebel)

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Die Mutmaßungen und Gerüchte in den Waffenforen waren auch nicht ohne und genauso schnell.

  • http://forum.waffen-online.de/index.php?showtopic=423268

    Diese Nummer unserer 'Qualitätspresse' in Zusammenspiel mit einer scheinbar auch nicht wirklich besseren Staatsmacht finde ich fast noch heftiger. Aber bitte (ausnahmsweise) den ganzen Beitragsstrang lesen. Zumindest überfliegen.

    Und ja Karl, es ist ein Unterschied, ob man diese fast schon flächendeckende Art der höchst manipulativen Berichterstattung macht oder zulässt, oder ob man sich darüber (noch) echauffiert und versucht, diese zumindest ansatzweise zu entlarven.

    Ja, es gibt in diesem unseren Lande ein höchst übles Wechselspiel zwischen der Politik und den Medien.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

  • Interessant ist doch eigentlich woher die Presse immer diese Halbwahrheiten / Schnellschüsse / Vermutungen erhält, ok, kann jeder verstehen, dass man dekorative Stücke nicht von funktionsfähigen Waffen unterscheiden kann, zumindest als Laie, zu denen halt einmal die meisten Polizisten zählen, oder stabile Tresortüren zunächst einmal für vorschriftsmäßig gehalten werden und sich erst bei genauer Prüfung als nicht ausreichend herausstellen, aber warum dann immer eine Pressemitteilung? Die Polizei macht sich damit doch lächerlich und zwar nicht nur bei Waffenbesitzern. Ob beispielsweise ein Waffentresor in sechs Stunden statt in acht Stunden aufzubrechen ist, spielt letztlich keine Rolle, wenn man mangels Schäden doch bereits weiß, dass entweder ein Schlüssel verwendet oder die Schließung manipuliert wurde.

    Gerhard Seemüller

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  • Sicher kann man trefflich darüber streiten ob sofort Meldungen an die Presse gehen, macht man es nicht geht natürlich sofort das Geschrei von wegen Vertuschung usw. los. Aus der Aussage des Staatsanwalts dass die Aufbewahrung nach derzeitigen Erkenntnissen nicht zu beanstanden war wurde dann in den Waffenforen biometrische Sicherung wurde geknackt. So eine Aussage ist immer noch besser als die fundierte Meinung eines Nachbarn oder sonstigen "Zeugen" der auch gerne mal wichtig im TV ist. Die früher bei Waffenbesitzern wichtigste Frage nach der legal/illegalen Waffe ist doch nur nicht mehr so wichtig weil eine Antwort dass man das mit einem zentralen Waffenregister (schneller) beantworten kann heute nicht ins Konzept passt. Dass die Aufbewahrung in Bayern von der Verwaltung LRA und nicht der Polizei überprüft wird ist schon bekannt?

  • Bei beiden hier genannten Ereignissen war allerdings die Polizei vor Ort. Ich habe bisher nichts von einer biometrischen Sicherung mitbekommen und weiß nicht wie ausgerechnet Waffenforen auf sowas kommen. Eine solche Aussage der ermittelnden Behörde hat deutlich mehr Gewicht als Einschätzungen von Passanten, Nachbarn oder Presse, und sollte deshalb nicht leichtfertig abgegeben werden, nur damit die Presse etwas zu schreiben hat.

    Gerhard Seemüller

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  • Bei beiden hier genannten Ereignissen war allerdings die Polizei vor Ort. Ich habe bisher nichts von einer biometrischen Sicherung mitbekommen und weiß nicht wie ausgerechnet Waffenforen auf sowas kommen. Eine solche Aussage der ermittelnden Behörde hat deutlich mehr Gewicht als Einschätzungen von Passanten, Nachbarn oder Presse, und sollte deshalb nicht leichtfertig abgegeben werden, nur damit die Presse etwas zu schreiben hat.


    Dass die Polizei vor Ort war ist mir bekannt, nur dass es sich um einen "Suizide by Cop" handeln sollte habe ich in keinem Polizeibericht gefunden daher die Frage an Dich.

    Von einer biometrischen Sicherung wurde auch nichts gemeldet das dürfte sich der sachkundige Autor und Waffenbesitzer mangels tatsächlicher Meldung gedacht haben. Was die Schmierfinken können kann Waffenbesitzer auch. :D Weiteres dazu müsstest Du in Franks Link finden.

    Es wurde auch nicht behauptet die Waffenlagerung war in Ordnung sondern sie war nach derzeitigem Stand in Ordnung.

    Beachte hier Minute 1:08

    Amok-Alarm: Die Hintergründe | Abendschau | Bayerisches Fernsehen | Fernsehen | BR.de

    Man muss halt auch zuhören können, wenn gesagt wird nach derzeitigen Stand ist das so können Ermittlungen nun auch noch anderes ergeben.

    Waren eigentlich die Pulvermengen in Ordnung, da man nichts mehr davon hört.

    Die aktuellste Meldung:

    Amok-Alarm in Memmingen: Schüler entschuldigt sich | News4teachers

  • 09.08.2012? Das nenne ich aktuell. :D Auch wenn sich die Abendschau des Bayerischen Fernsehens da erfreulich vorsichtig geäußert hat, schrieben doch zahlreiche Medien, dass die Waffen korrekt aufbewahrt wurden. Die spätere Durchsuchung war allerdings echt übertrieben (Ordnungswidrigkeit!). Soweit ich bisher hörte, hat er wohl um sich geschossen und es durchaus darauf angelegt, erschossen zu werden, Katja hat da sicher auch die offiziellen Quellen.

    Gerhard Seemüller

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  • 09.08.2012? Das nenne ich aktuell. :D

    In meinem Link steht 23.05. (Tattag)

    Zitat

    Die spätere Durchsuchung war allerdings echt übertrieben (Ordnungswidrigkeit!).

    Nein, das war übliche Ermittlungsarbeit, Junior hatte ja offensichtlich die Waffen entwendet. Angaben wurden zumindest am Anfang auch nicht gemacht. Das Recht eines Beschuldigten und in diesem Fall eine kluge Entscheidung.

    Zitat

    Soweit ich bisher hörte, hat er wohl um sich geschossen und es durchaus darauf angelegt, erschossen zu werden,

    Dass er um sich geschossen hat ist unbestritten, dass er zu den Hintergründen nichts gesagt hat wurde auch gemeldet und doch musst Du spekulieren, wo ist da der Unterschied zu den von Dir beanstandeten Medien.

    Zitat

    Katja hat da sicher auch die offiziellen Quellen.

    Wenn sie uns daran teilhaben lassen würde wüssten wir mehr, oder auch nicht, da bei einem Jugendlichen eher weniger veröffentlicht wird.

  • Karl, du nanntest zwei Links, und der Artikel des zweiten ist angeblich vom 9. August. Eine Hausdurchsuchung zu beantragen und genehmigt zu bekommen, obwohl die Aufbewahrung bereits am Tattag überprüft und für gut befunden wurde und die dafür zuständigen Behörden jederzeit ihre normale Kontrolle hätten durchführen können, ja, das empfinde ich als übertrieben. Es erweckt den Eindruck man wollte bisherige Versäumnisse noch schnell korrigieren.

    „Der 14-Jährige gab trotz der ausweglosen Lage zunächst nicht auf und verschanzte sich in einem Holzunterstand. Eine Verhandlungsgruppe der Polizei nahm Gespräche mit ihm auf. Dennoch feuerte der Jugendliche immer wieder um sich. Er habe mehrfach geschossen, "aber nicht gezielt auf Polizisten", sagte der Sprecher. Zudem hielt er sich zeitweise eine seiner zwei Waffen an den Kopf.“ so schreibt der Stern. Den von Katja angegebenen [i]„Suicide by Cops“ halte ich nach meinem Wissensstand auch für etwas weit hergeholt aber vielleicht hat sie einfach die besseren Quellen.

    Gerhard Seemüller

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  • Minimale Kenntnisse sollten schon vorhanden sein wenn man die Tätigkeiten anderer beurteilen will.

    Der Staatsanwalt hat angegeben dass die Unterbringung nach derzeitigem Stand in Ordnung war, dass noch weitere Untersuchungen erforderlich wären und dass diese bei einer Straftat umfangreicher sein müssen, vorallem dann wenn wie hier, die Beteiligten keine Angaben machen sollte nachvollziehbar sein. Das ist auch wegen evtl. anfallender Kosten ein übliches Verfahren und keine gezielte Demütigung des aufrechten rechtstreuen Waffenbesitzers.

    Die allgemeine Kontrolle erlaubt gerade nicht die hier erforderliche kriminaltechnische Untersuchung. Dass hier noch andere lässliche Sünden aufgedeckt wurden ist nun mal persönliches Pech und wenn dann Erlaubnisse widerrufen wurden ist das erstmal eine Sache der Verwaltung und nicht der Polizei/Staatsanwaltschaft.

    Es mag durchaus sein dass man, nachdem ja der Nachweis durch den Junior geführt wurde dass die Aufbewahrung mangelhat war, nun darauf verzichtet die Vorschriften weniger großzügig zu interpretieren.

  • Suicide by cop (dt. etwa ‚Suizid durch Polizisten‘) bezeichnet eine Methode des Suizids mit dem Ziel, das eigene Leben durch tödliche Schüsse zumeist eines Polizisten (oder aber auch durch andere bewaffnete Personen) zu beenden.
    Definition

    Der Junge hat bewaffnet auf die Polizei gewartet und mehrere Schüsse abgegeben.

    Warum? Er war in einer - für sich selbst empfundenen- ausweglosen Lage. Er hatte während der mehrstündigen Verhandlung mit der Polizei sich selber längere Zeit eine Waffe an den Kopf gehalten und mit der anderen Waffe in die Richtung der Polizisten gezielt. Dabei waren die Polizisten selber in Lebensgefahr, direkt oder durch einen Querschläger getroffen zu werden.

    Das sind genau die Merkmale für "Suicide by Cop". Ich habe keine anderen Quellen als ihr, aber ich habe mich intensiv mit Suiziden beschäftigt.

    Und deshalb auch der Dank an die Polizei, dass sie dieses Drama nicht mit einem Finalschuss, sondern mit Überredung beendet haben.

    Danke auch an die anfangs vorbildlichen Pressemeldungen der Polizei.

    Es war der Polizei sicherlich von Anfang an bekannt, dass der Vater ein legaler Besitzer war. Diese Meldung wurde aber erst rausgegeben, nachdem die Polizei von einer korrekten Aufbewahrung hatte ausgehen können, da ja der Waffenraum 2010 von der Behörde abgenommen war.

    Das Problem war aber - wie immer - die Behörde. Diese hatte die Tresortür NICHT vor Ort kontrolliert, sondern - wie sich später herausstellte -eingesandte Fotos akzeptiert. Und sowas geht m.E. gar nicht. Waffenräume müssen immer vor Ort kontrolliert werden. Was dann - evtl. durch politischen Druck - bei der Hausdurchsuchung mit Pressebeteiligung und Bildern daraus gemacht wurde, ist eine andere Sache. Die ersten Aktionen der Polizei waren gut.

    Und hier sieht man mal wieder, dass es an der Durchsetzung des WaffG mangelt, nicht am Willen der Besitzer. Der Vater war sicherlich überzeugt davon gewesen, alles richtig gemacht zu haben. Und er ist auch nicht davon ausgegangen, in seinem eigenen Haus die größte Bedrohung vorzufinden (minderjähriger Sohn). Er war sicherlich genauso geschockt, wie Eltern, die ihr Kind durch Selbsttötung verlieren. Die Familie hat dies nicht erahnen können und anscheinend auch niemand in der Schule. Evlt. wurde sogar im Vorfeld eine Amok-Prävention IN der Schule durchgeführt. Der 10. Jahrestag von Erfurt war ja zu der Zeit in aller Munde.

    Von daher brauchen wir auch keine Verschärfungen, sondern Aufklärung und Evaluationen.

    Aufgeklärte, sachkundige Bearbeiter bei den Behörden
    Aufklärung - per Brief - der LWB-Eltern, sobald die Kinder in die Pubertät kommen.
    Aufklärung in der Schule zum Mobbing (real und in Social Webs wie Schüler-VZ oder Facebook)

    Evaluation für die sichere Aufbewahrung.

    Bayern selber empfiehlt in der Schlüsselfrage elektronisch gesicherte Behälter. Doch wie sollen die aussehen? Welche sind sicher?
    Sind evtl. manuelle Zahlenschlösser oder Doppelbartschlüssel (am Körper) der bessere Schutz?