Die Zukunft der Schützen im Sauerländer Schützenbund

  • In der Mediathek des WDR ist ein Beitrag von Karlheinz Streitbürger, 17.05.2011 enthalten, der die Probleme und Chancen zur Entwicklung des Sauerländer Schützenbundes beleuchtet. Wahrscheinlich werden sich auch einige eher trditionell ausgerichtete DSB-Vereine in den dort vorgestellten Situationen wiederfinden.

    "Die Zukunft der Schützen
    Der Bürgerschützenverein 1864 Hemer war einmal der größte in der Stadt. Von ehemals tausend Mitgliedern sind aber heute nur noch gut dreihundert dabei. Deshalb fällt in diesem Jahr sogar das Schützenfest aus. Ganz anders dagegen das Bild in Anröchte.

    Interview mit Martin Tillmann, Stellvertretender Bundesoberst des Sauerländer Schützenbundes (ca. 140.000 Mitglieder)

    Frage der Moderatorin:
    "Welche Rolle spielt eigentlich dieser Schießsport?"

    Die Zukunft der Schützen - WDR MEDIATHEK - WDR.de

  • Hallo Wilhelm,

    zum besseren Verständnis auf die Frage nach dem Stellenwert des Schießsports möchte ich hier noch kurz anmerken, dass speziell der Sauerländer Schützenbund hier auch bei den eher traditionell ausgerichteten Verbänden eine kleine Sonderstellung einnimmt. Aufgrund eines Kooperationsvertrages mit dem WSB betreibt der SSB (bis auf besondere Ausnahmen, Stichwort Bundespokalschießen, übrigens ein sehr interessanter und beliebter Wettkampf) keinen Schießsport und ist auch kein anerkannter Schießsportverband. Hintergrund mit war hier aber, dem WSB keine Konkurrenz zu machen. In den dem SSB angeschlossenen Vereinen wird deshalb oft auch zweigleisig gefahren. Außerdem gibt es oft auch Überschneidungen bei den Funktionären. Die Pokalschießen werden oft von erfahrenen Schützen ausgerichtet, welche auch im WSB entsprechende Positionen bekleiden und der SSB ist auch immer ein verlässlicher Partner, wenn es um die Rechte der Sportschützen geht, sei es in Fragen liberales Waffenrecht oder auch bei dem K(r)ampf um die Schulstände hier in NRW.

    Aber das Selbstverständnis zum Thema Schießsport gilt so nicht generell auch für die anderen eher traditionell ausgerichteten Verbände. Der BHDS, der ja hier auch Thema eines anderen Beitragsstrangs ist, ist z. Bsp. auch ein anerkannter Schießsportverband mit eigener Sportordnung und eigenen Meisterschaften auf unterschiedlichen Ebnen.

    Wobei man wohl generell sagen kann, Tradition und moderner Schießsport müssen sich nicht ausschließen, können sogar vielfach von einander profitieren, können aber auch ein Spannungsfeld sein, im schlimmsten Fall sogar mit zerstörerischem Ausgang für eine oder sogar beide Seiten.


    Apropos, der SSB hat zur Zeit (Stand Mai 2011) 166.631 Mitglieder in 345 Vereinen. Beachtlich ist dabei auch die daraus resultierende durchschnittliche Mitgliederzahl von fast 500 (483) pro Verein. Da können viele Sportschützenvereine nur von träumen.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

    Einmal editiert, zuletzt von Murmelchen (3. April 2012 um 00:50)

  • Für einen so traditionell konservativ ausgerichteten Verband sind stagnierende Mitgliederzahlen in der heutigen Zeit doch durchaus positiv zu bewerten.

    Karl

  • Das "Geschäftsmodell des SSB" mit seinem doch markanten konservativen Kernen scheint damit regional erfolgreich zu sein. Wenn es dazu führt , dass das traditionelle Schützenwesen dort auch zukunftsfähig ist, ist das m. E. auch begrüßenswert.

    Für das übrige Bundesgebiet schließe ich das jedoch aus, weil die derzeitigen Probleme (des DSB mit seinen Untergliederungen) größtenteils dadurch begründet sind, dass die Schützen den vielfältigen gesellschaftlichen Wandel nicht mitgehen.

  • ...Für das übrige Bundesgebiet schließe ich das jedoch aus, weil die derzeitigen Probleme (des DSB mit seinen Untergliederungen) größtenteils dadurch begründet sind, dass die Schützen den vielfältigen gesellschaftlichen Wandel nicht mitgehen.


    Das ist eine interessante Frage, aber ich habe bei der hier gegebenen Antwort Probleme. Vielleicht liegen die Probleme (zumindest teilweise) auch darin, dass sich die Schützen zu sehr dem "vielfältigen gesellschaftlichen Wandel" anpassen und damit letztlich ihre Wurzeln verlieren.


  • Das sehe ich auch so, nur sehe ich meine Wurzeln als heutiger Schütze nicht in der Zeit nach der Gründung nach 1860 sondern eher in der Zeit nach der Wiederzulassung nach 1951.

    Karl

  • Hallo Karl,
    mal abgesehen von der zeitlichen Differenz, was sind die inhaltlichen Unterschiede, die das 1951er Schützenmodell attraktiver erscheinen lassen?


    @ von Sammler,

    ich habe hier gelernt, dass es m. E. keinen Sinn macht, gerade die regional und geschichtlich unterschiedlich entwickelten Traditionen als gut und schlecht zu bezeichnen um in der Außenwirkung aufgrund der Vielfalt ein diffuses Bild vom Schützenwesen abzugeben. Das gleich gilt für den sportlichen Bereich. Die "separierten GK-lastigen Vereine" haben sich gegründet, weil das Bedürfnis nach alternativen Disziplinen, mehr Freizeit und Breitensportangeboten vorhanden war und durch entsprechende Aktivitäten zurgegeben Zeit umgesetzt wurden.

    Rein von den Zahlen des SSB und auch der kleinen GK-Verbände muss ich annehmen, dass die für mich sehr wichtige Mitgliederentwicklung besser aussieht als im DSB. Das Angebot scheint zu stimmen - selbst wenn es aus meiner Sicht zu konservativ (SSB) ist - ich meine gesellschaftlichen Vorstellungen dort nicht wiederfinde und kein Interesse besteht dort Mitglied zu sein. Andere sehen das halt anders - und das ist dann auch von mir zu akzeptieren.

    Wichtig ist somit wieder gegenüber der Außenwelt, diese Unterschiedlichkeit und Vielfältigkeit deutlich hervorzuheben, die interessanten Profile zu präsentieren.

  • Wilhelm

    ... Die "separierten GK-lastigen Vereine" haben sich gegründet, weil das Bedürfnis nach alternativen Disziplinen, mehr Freizeit und Breitensportangeboten vorhanden war ...


    Das lässt die Frage zu, wieso der Deutsche Schützenbund hier nicht (oder nicht rechtzeitig) auf das "Bedürfnis nach alternativen Disziplinen, mehr Freizeit und Breitensportangeboten" reagiert hat.

    ... Rein von den Zahlen des SSB und auch der kleinen GK-Verbände muss ich annehmen, dass die für mich sehr wichtige Mitgliederentwicklung besser aussieht als im DSB....


    ja, ich kenne einige dieser Zahlen und kann deine Einschätzungn bestätigen. Allerdings werden die Mitgliederverluste des DSB nicht durch die Mitgliederzuwächse der anderen Verbände ausgeglichen.
    Mir ist beim Lesen der ganzen Konzepte zur Mitgliederentwicklung eine Frage übrig gebleiben: Warum gibt es keine Analyse, die aufzeigt, wo die Stärken der anderen Verbände liegen und wieso gerade dort die Mitgliederentwicklung positiv ist, während sie bei uns negativ ist.

  • Hallo Karl,
    mal abgesehen von der zeitlichen Differenz, was sind die inhaltlichen Unterschiede, die das 1951er Schützenmodell attraktiver erscheinen lassen?

    Ich sehe im Schiessen heute den sportlichen Gedanken und kann mich als Schütze eben nicht in der Nachfolge der Verteidigungsgemeinschaften als die manche unserer Traditionsreichen Vereine gegründet wurden verstehen.

    Karl

  • Ich würde mir wie bereits oft geschrieben eine größere Differenzierung wünschen, denn es stellt sich für die Öffentlichkeit die Frage ob Schützenvereine eher Bürgerwehren, Trachtenvereine oder Sportvereine sind, und genau das kann man nur mit sowohl als auch beantworten. Da jedoch die einzelnen Facetten nur selten in einem Verein zusammentreffen, ergibt das wiederum keine aussgekräftige Antwort, also müsste man vielleicht den Verein als Kombination verschieder Bausteine beschreiben. Bürgerwehren, Trachtenvereine und Sportvereine, das alles kann drin sein, muss aber nicht, nur wie können wir das zeigen? Da kommt mir spontan eine Kennzeichnung, vielleicht ganz simpel ein Qualitätssiegel wie „Historisch verwurzelt“, „Brauchtum pflegend“ oder „Sportlich orientiert“, in den Sinn. Natürlich beliebig kombinierbar.

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Ich glaube nicht dass das wirklich ein Problem ist, die Unterscheidung zwischen Sport und Schützenwesen oder Traditions/Bürgervereine ist doch eher eine regionale Besonderheit.

    Die übrigen Vereine um die es hier geht sind doch eindeutig Sportvereine auch wenn die Wurzeln und das Vereinsgebäude auf königliche Privilegien hinweist. Unser Problem sind doch hier nur einige Mitglieder die besonders in Foren hier ihre eigene Interpretation darlegen und meinen, sie müssten in den Vereinen ihre meist nicht mal vorhandene militärische Vergangenheit weiter ausleben, oder für den Tag der Erhebung rüsten wollen. Die Befürchtung die regierenden wollen uns die Waffen nehmen damit wir uns nicht mehr gegen die Behördenwillkür wehren könnten geistern doch immer wieder durch die Foren.

    Es sind doch nicht die Verbände und Vereine sondern die einzelnen Mitglieder die das leider oft nicht positive Bild vom Schützen bilden.


    Was im Verein drin ist, schaut man sich am besten selbst an, da hilft ein Prädikat auch nicht wirklich weiter.


    Karl

  • Ich würde mir wie bereits oft geschrieben eine größere Differenzierung wünschen, denn es stellt sich für die Öffentlichkeit die Frage ob Schützenvereine eher Bürgerwehren, Trachtenvereine oder Sportvereine sind, und genau das kann man nur mit sowohl als auch beantworten. Da jedoch die einzelnen Facetten nur selten in einem Verein zusammentreffen, ergibt das wiederum keine aussgekräftige Antwort, also müsste man vielleicht den Verein als Kombination verschieder Bausteine beschreiben. Bürgerwehren, Trachtenvereine und Sportvereine, das alles kann drin sein, muss aber nicht, nur wie können wir das zeigen? Da kommt mir spontan eine Kennzeichnung, vielleicht ganz simpel ein Qualitätssiegel wie „Historisch verwurzelt“, „Brauchtum pflegend“ oder „Sportlich orientiert“, in den Sinn. Natürlich beliebig kombinierbar.

    Ja, Geronimo,

    darum geht es: Wie sehe ich mich als Vereinsmitglied, wie sehe ich selber meinen Verein, und wie sieht die Gesellschaft mich und meinen Verein.

    Erst wenn ich selber in der Lage bin meinen Verein zu beschreiben, eine kllare, objektive ISTaufnahme vorgenommen habe, kann ich mich im Werben um neue Mitglieder ehrlich auf den Weg machen.

    Nach der Profilfindung kann es dann auch ein Qualitätssiegel sein, was es Beitrittswilligen einfacher macht das Schützenwesen und speziell den anvisierten Verein kennenzulernen.


  • Erst wenn ich selber in der Lage bin meinen Verein zu beschreiben, eine kllare, objektive ISTaufnahme vorgenommen habe, kann ich mich im Werben um neue Mitglieder ehrlich auf den Weg machen.

    Nach der Profilfindung kann es dann auch ein Qualitätssiegel sein, was es Beitrittswilligen einfacher macht das Schützenwesen und speziell den anvisierten Verein kennenzulernen.


    Wilhelm,

    ich glaube Du übersiehst dass die Mehrzahl der Leute die in einem Sportverein Mitglied werden oder sind dort Sport betreiben und nicht Mitglieder werben wollen.


    Ein gutes Produkt ist oft die beste Werbung.

  • Hallo Karl,

    stell´Dir vor, genau dass ist auch der Grund warum ich Mitglied im Schützenverein bin und dort gerne aktiv meinem Hobby nachgehe. Allerdings betreibe ich den Sport auch gerne mit anderen gemeinsam. Damit dieser Sport nicht ausstirbt bzw. zur Randnotiz verkommt und ich alleine auf einer Startliste auftauche, tue ich halt ein wenig mehr als nur zu konsumieren, was die noch wenigen Funktionäre in ehrenamtlicher Arbeit anbieten.

  • ..............., tue ich halt ein wenig mehr als nur zu konsumieren, was die noch wenigen Funktionäre in ehrenamtlicher Arbeit anbieten.


    Wilhelm,


    Da haben wir sogar Gemeinsamkeiten, auch wenn es bei mir nicht nur ehrenamtliche Arbeit ist.


    Was uns aber unterscheidet, ist die Tatsache dass ich auch leicht in einem kleineren Verband meinen Sport treiben könnte wenn da das Klima besser wäre als es zur Zeit hier erscheint.


    Bei einem Verlust von 50 % der Mitglieder wären die Schützen übrigens immer noch unter den 10 größten Sportverbänden, ein Grund für mich die Zukunft etwas realistischer zu sehen als manch Kenner der Zahlen.

  • Unser gemeinsames Hobby wird langfristig nur dann überleben, wenn wir uns für unser Hobby engagieren. Das hat nichts mit den Besonderheiten des Schießsports zu tun, sondern ist bei jedem Hobby so.
    Ich glaube, es geht nicht darum, Unterschiede zwischen einzelnen Disziplinen oder Verbänden zu suchen, sondern Gemeinsamkeiten zu finden. Und es hilft auch nicht, zwischen "Sport" und "Tradition" zu differenzieren, denn zu einem guten Verein geghört ein Mix aus Allem, denn die Interessen (und Möglichkeiten) der einzelnen Vereinsmitglieder sind sehr unterschiedlich.

  • Nur zum Verständnis, interpretiere ich Dich da richtig wenn ich das so verstehe dass Du hier einen Zusammenschluss der Verbände befürwortest?

  • Nur zum Verständnis, interpretiere ich Dich da richtig wenn ich das so verstehe dass Du hier einen Zusammenschluss der Verbände befürwortest?


    Das ist eine Fehlinterpretation von Dir!

    Befürworten würde ich aber eine zwischen den Verbänden abgestimmte Kampagne, mit der sich die Verbände gemeinsam gegen Angriffe auf den Schießsport wehren.

  • Unser gemeinsames Hobby wird langfristig nur dann überleben, wenn wir uns für unser Hobby engagieren. Das hat nichts mit den Besonderheiten des Schießsports zu tun, sondern ist bei jedem Hobby so.
    Ich glaube, es geht nicht darum, Unterschiede zwischen einzelnen Disziplinen oder Verbänden zu suchen, sondern Gemeinsamkeiten zu finden. Und es hilft auch nicht, zwischen "Sport" und "Tradition" zu differenzieren, denn zu einem guten Verein geghört ein Mix aus Allem, denn die Interessen (und Möglichkeiten) der einzelnen Vereinsmitglieder sind sehr unterschiedlich.

    Hallo Sammler,

    Dein Hinweis auf aktive Arbeit für den Erhalt des Hobbies kann ich nur unterstützen. Allerdings würde ich die Besonderheiten unter der Überschrift "VIELFÄLTIGKEIT" schon hervorheben. Allerdings nicht im Kontext von Kritik und Abgrenzung sondern positiv unter dem positiven Blickwinkel von Profilierung und gegenseitige Wertschätzung. Dabei kommt dann auch bei "einem guten Verein" auch ein Mix zustande, der in der Bevölkerung Interesse finden kann.