Verbandsstrukturen von morgen?

  • Es ist sehr interessant von euren Problemen mit den Auflageschützen zu hören. Wir haben im Gau um die 2.000 Mitglieder (ungefähre Zahl) und davon auch viele Senioren, aber bei uns schießen nur 5-6 Schützen im ganzen Gau LG Auflage. Bei uns ist das bei weitem noch nicht so verbreitet, wie bei euch. Wir haben auch keine eigenen Auflage-Runde. Es gibt ja Verbände, da schießen sie schon in der Schützenklasse oder Altersklasse Auflage. Da frage ich mich wirklich, was der Unsinn soll. Das hat doch nichts mehr mit dem olympischen Sport zu tun. Auflage verstehe ich bei körperlich beeinträchtigten oder bei älteren Schützen, aber auf einmal fast alle?
    Das wäre, wie wenn im Fußballverein auf einmal nur noch alle Tischfußball spielen und behaupten, dass das ihr bekannter Fußball ist!!

    Bei uns wird Auflage wirklich nur von ganz wenigen Senioren geschossen, oder von sehr jungen Einsteigern, bis sie das Zielen und die Gewehrbeherrschung gelernt haben. Daher schießen bei uns die Senioren auch in den normalen Wettkämpfen mit (bis vor einem Jahr sogar eine in unserem Verein in der ersten Mannschaft mit einem Schnitt von deutlich über 360 und die wird 65). Da kann es dann schon sein, dass die Senioren in ihren Mannschaften in unteren Klassen mit den gerade zur Erwachenenklasse gewechselten Jugendlichen zusammentreffen und das funktioniert ganz gut!!

    Das Auflageschießen ist, meiner Meinung nach, eine tolle Erfindung, damit unsere altgedienten Vereinskameraden weiterhin ihren Sport ausüben können, aber es sollte nicht unseren Schützensport in der Jugend-, Schützen- oder Altersklasse beeinflussen und kaputt machen. Aber das machen leider immer mehr Funktionäre, indem sie Meisterschaften und Wettkämpfe in Auflage für diese Altersstufen anbieten.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Hallo dingo,

    so wie Du das beschreibst, war das vor zehn, fünfzehn Jahren bei uns in Westfalen und vermutlich weiter im Norden bei erzwo auch noch. Aber dann zog die Entwicklung erst ganz langsam, aber dann immer heftiger an. Möglicherweise wird das bei euch auch noch so laufen, nur mit etwas mehr Verzögerung. Die Auflage-Diziplinen sind bei uns hier mittlerweile bei den Meisterschaften regelmäßig die mit Abstand teilnehmerstärksten Klassen. Die Kyffhäuser haben schon seit ein paar Jahren das Auflageschießen für alle Klassen komplett freigegeben. Schau Dir da mal bei Gelegenheit die Ranglisten bis hin zum Bundesschießen an und vergleiche die aktuellen Ranglisten mal mit älteren. Da sieht man ganz deutlich, was zumindest bei den eher breitensportlich ausgerichteten Organisationen und Vereinen passiert, wenn man solche Freigaben zulässt.

    Dein Beispiel mit den 360 ist auch ganz interessant, aber hier werden auch schon auf Kreisebene regelmäßig Ergebnisse am Maximum geschossen und nicht nur von den Schützen der Altersklasse. Schau da auch mal in die Ranglisten von LM und DM. Damit keine Missverständnisse enstehen, die Auflageschützen bestreiten ihre Wettkämpfe mit 30 Schuss. Daher auch mein Beispiel mit den 290 Ringen zu 270 Ringen.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

    Ach ja, wenn ich in meinen Beiträgen von Schützen rede, dann meine ich damit selbstverständlich immer Jungs und Mädels zugleich. Habe nur keinen Bock, immer den ganzen Sermon mit den Innen zu schreiben.

  • Die Auflage Diziplinen sind der "Renner"! Wir werden nun mal immer älter und einige Ältere haben es halt mehr mit den "Geselligen Disziplinen" es spricht halt die Traditionellen an und das mit sehr viel Erfolg. (Meine ich nicht abwertend!)

    Ich finde es auch nicht gut, die Auflage-Disziplinen, zum Standard werden zu lassen. Es entsteht dadruch eine immer größere "Kluft" zwischen olympisch und breitensportlich. Doch machen kann man da nichts; es sind die Schützen die es annehmen, würde keiner hin gehen würden diese Wettkämpf auch nicht weitergeführt.
    Ich finde den Leistungsdruck auch sehr hoch: Schießt man eine 9, kann man eigentlich gleich einpacken, da es oft uneinholbar ist.

    In Niedersachsen wurde vor ein paar Jahren auch LP auflage eingeführt. Ich hab es mal ausprobiert um verstehen zu können warum es geschoßen wird. Ich fand keinen Grund: Im Gegenteil ich hab fast schlechter geschoßen, als ohne Auflage.

  • hallo, ich verfolge ganz interessiert die Diskussion da sie genau den Punkt trifft.

    Wir hier im Süden haben bzw. hatten zum Teil genau das selbe Problem. Die Mittelschicht fehlt. Jetzt haben sich bei uns 3 Kreise zusammengeschlossen und eine eigene Schulung aufgebaut. Das Ergebnis: bei uns im Schützenkreis Rottweil waren zum Teil KEINE Jugendlichen im KK-Bereich unterwegs, Im Dreistellung Lg mal gerade so und Lg stehend vielleich 10 !!!!!. Inzwischen nach 4 Jahren Tätigkeit (i bins Cheftränerle von dem haufa und hab no ogfär 5 - 7 wo au no mitmached) haben wir auf der Deutschen viele vordere Plätze. Bei uns aus der Gegend kommen im neueren Bereich so Schützen wie Schlotterbeck, SV Grünmettstetten, SV Nordstetten und früher im Kader haben bei mir (uns) Schiessen gelernt Oliver Maier EM Armbrust, Bettina Knells LG Olympia. Auch im Sobi haben wir Super erfolge, da im Umkreis von 40 Kilometer 80 % der Württemberger Medaillen herkommen und Württemberg ist seit Jahren der erfolgreichste Landesverband. Was ich damit sagen will, nicht den Kopf in den Sand, sondern Aktiv auf die (vergreisten) Vorstände zugehen und dann was aufbauen. Wenn nur einer vorne her läuft, kommt die Sache ins Rollen. Wer möchte kann mal unter ..:: Bezirk Schwarzwald-Hohenzollern im Württembergischen Schützenverband 1850 e.V. ::.. nachschauen was Schulung bedeutet. wir beginnen wirklich mit Schützen die 260 Schießen und noch nie Dreistellung bzw. KK geschossen haben. Bei der Deutschen holen wir inzwischen viele Treppchenplätze und (fast) alle haben hier bei uns im KREIS-kader angefangen. So was motiviert ungemein.
    Überlegt's euch mal. PS: Die Geldmittel vom Bezirk und Land sind auch vorhanden. So ein Kader mit 20 Schützen kostet im Jahr max. 1200 Euro. (Trainer kostenlos, Schützenhäuser kostenlos; Essen Bezirk und Munition sowie Scheiben die Kreise). Eine oder zwei Sitzungen und das läuft.
    Ach ja, wo früher im Dreistellung LG 520 gereicht haben müssen nun schon 585 her zum den Titel zu gewinnen. Im Jugendbereich mindestens 385. Unser Verein hat seit 4 Jahren keinen LIGA-Kampf mehr verloren. Und dies fast alles mit Schüler und Jugendschützen. Letztes Jahr hatten wir das Problem 4 x Meister zu machen im Gewehr und 4 x aufzusteigen. Das ist Jugendarbeit. SV Boll hat 25 - 30 aktive Schützen und nur 70 Mitglieder. Schaut mal auf die HP https://meisterschuetzen.org/www.sv-boll.de und geht auf Jugend hier geht der Punk ab. Wir stehen dieses Jahr schon wieder mit der 1. Mannschaft auf Platz 1 mit 10 : 0 Punkten

    Grüßle
    Dieter

  • Die Auflage Diziplinen sind der "Renner"! Wir werden nun mal immer älter und einige Ältere haben es halt mehr mit den "Geselligen Disziplinen" es spricht halt die Traditionellen an und das mit sehr viel Erfolg. (Meine ich nicht abwertend!)

    Ich finde es auch nicht gut, die Auflage-Disziplinen, zum Standard werden zu lassen. Es entsteht dadruch eine immer größere "Kluft" zwischen olympisch und breitensportlich. Doch machen kann man da nichts; es sind die Schützen die es annehmen, würde keiner hin gehen würden diese Wettkämpf auch nicht weitergeführt.

    In den meisten fällen fehlt es in den Vereinen selber an Personen die das Freihandschießen weitergeben an die neuen.
    Auflage beibringen ist ja nicht so schwer, man trifft auch verhältnismäßig schnell hohe Ergebnisse, also warum den Schützen dann demotivieren und ihm Freihandschießen beibringen? Ist außerdem nur arbeit für denjenigen der das wissen weitergibt.

    Zu unserem Bezirk, der besteht aus ca 87 Vereinen, wenn ich mir die Ergebnislisten so anschaue dann schießen höchstens 20 Vereine noch LG Freihand. KK Liegend wohl noch 13 Vereine, KK 3x20 dann nur noch ca 8 Vereine, KK 3x40 im höchstfall 4 Vereine. Und was die letzte Disziplin angeht die ich eben aufgezählt habe, da sind es immer die selben schützen (6-8 immer aus meinem Verein)



    In Niedersachsen wurde vor ein paar Jahren auch LP auflage eingeführt. Ich hab es mal ausprobiert um verstehen zu können warum es geschoßen wird. Ich fand keinen Grund: Im Gegenteil ich hab fast schlechter geschoßen, als ohne Auflage.

    Inwiefern schlechter? Ich wette fast mit dir, das du den Kopf bewegt hast um dein Visierbild optimal zu "gestalten" und hast dich dann gewundert warum die Schüsse nicht da lagen wo sie normal gewesen wären.
    Hab das mit der LP Auflage auch ausprobiert und das kam als ausruf vom Nachbarn der grad mal hingeschaut hatte bei mir, ich solle doch nicht den kopf bewegen und die Waffe still halten sondern umgekehrt. Danach hatte ich bei 10 schuß ein schußbild das ich mit einer 2 Cent Münze abdecken konnte.

  • Ich finde die Auflagedisziplinen haben durchaus ihren Platz. Nur sollte man nicht den Fehler machen sie ständig mit anderen Disziplinen zu vergleichen. Luftgewehr und Luftgewehr Auflage oder Luftpistole und Luftpistole Auflage haben ungefähr soviel gemeinsam wie Golf und Minigolf. Was schwieriger ist? Ansichtssache.

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Hallo Freunde,

    bei aller Wertschätzung, eure Sichtweise ist hier falsch bzw. greift zu kurz. Das mag aber auch damit zu tun haben, dass es, wie dingo schon anmerkte, diese Entwicklung bei euch noch nicht so gibt. Insbesondere der Vergleich Golf zu Minigolf ist unpassend, da Auflage und Freihand sehr wohl in einem Verein und auf dem selben Stand geschossen werden können und da dann auch eine Beeinflussung stattfindet. Der Vergleich findet da dann ganz automatisch statt. Wie schon gesagt, warum soll man sich mit dem vermeintlich so schwierigen Freihand beschäftigen, wenn es doch auch so "einfach" geht. Diese Denke kann man nicht so einfach weg diskutieren und sie scheint heutzutage viel verbreiteter als noch in früheren Zeiten. Die Berührungspunkte zwischen Golfern und Minigolfern sind dagegen normalerweise eher gering.

    Die Entwicklung ist da und sie hat auch schon Fakten geschaffen, wenn auch bisher in den einzelnen Landesverbänden höchst unterschiedlich. Daher ist es auch legitim und auch wichtig, dass sich dazu Gedanken gemacht werden. Tut man das nämlich nicht, kann es sehr gut sein, dass der klassische Schießsport hier über kurz oder lang ein echtes Problem bekommt.

    Ich bin in dieser Frage, wie man ja auch schon meinen letzten Schreiben entnehmen konnte, noch zu keiner richtigen Antwort gekommen. Als "klassischer" Schütze könnte ich ja jetzt leicht sagen: Stopp, Handbremse ziehen. Aber ganz so einfach ist es nicht. Da stellen sich Fragen. Würde auch noch die gleiche Anzahl der Schützen überhaupt Schießsport betreiben, wenn es das Angebot (auch Richtung jüngere Klassen) nicht geben würde? Hinzu kommt ja auch noch die schon angesprochene fehlende Ausbildung in mittlerweile nicht wenigen Vereinen. Wenn aber heutzutage die Schützen nur noch Auflage schießen wollen, was passiert mit den klassischen Disziplinen? Wo bekommen wir den Nachwuchs dann her und wer bildet den dann aus?

    Damit ich hier nicht falsch verstanden werde, das Auflageschießen verbreitert erstmal unser Angebot und stellt möglicherweise auch für Menschen ein Angebot dar, die sonst nicht zum Schießen kommen würden. Das man sich auch in diesen Disziplinen den Erfolg normalerweise je nach Talent mehr oder weniger hart erarbeiten muss, merken die dann auch schnell. Es bleibt aber das Problem, das gerade jüngere Schützen sofort in diese Richtung gehen und damit dem klassischen Schießsport verloren gehen.

    Vor fünf Jahren gab es im DSB noch keine Auflage-Diszplinen. Heute haben wir schon eine DM. Viele feiern dieses als eine tolle Erfolgsgeschichte. Kann sein, aber möglicherweise müssen wir für diesen Erfolg noch einen hohen Preis bezahlen.


    Mit bestem Schützengruß

    Kassandra äh Frank

  • Kann mich sobigrufti nur anschließen. Ich bemühe mich darum etwas ähnliches, nur auf Vereinsebene zu machen. Vor sieben Jahren hatten wir mit Luftgewehr nur noch eine Mannschaft und die war vom Alter und Ergebnis her sehr bunt gemischt. Jüngster 15, ältester 60. Bester 390, schlechtester 350 Ringe. Auch hatten wir keine Vereinsjugend mehr.

    Seitdem bemühen wir uns aktiv um neue Mitglieder und bemühen uns noch mehr diejenigen, die sich zu uns verirren auch zu behalten und kümmern uns um diese. Wir haben mittlerweile drei Mannschaften im Erwachsenenbereich und eine in der Schülerklasse. Um unsere weiteren Jugendlichen und andere Neumitglieder zu integrieren werden wir im Herbst nochmal zwei Mannschaften anmelden, um alle dabei zu haben.

    Wie geht das? Schießen übt auf die Menschen einen hohen Reiz auf Grund vieler Aspekte, die hier reichlich diskutiert wurden. Wir betreiben eine aktive Medienarbeit über die verschiedenen lokalen Zeitungen bei uns im Landkreis und über die Verbandszeitung. Wir haben über das Jahr verteilt ständig Events und kleine Höhepunkte, bei denen auch nicht so gute Schützen ihre ersten Erfolge erzielen können. Außerdem ist uns egal wie alt die neuen sind. Jeder ober 13, 23, 33 oder 43 wird integriert und es wird sich fachkundig um ihn oder sie gekümmert.

    Klar ist natürlich auch, dass nicht alle neuen bleiben und einige aufhören, aber das ist zu verschmerzen. Die Kosten hiierfür sind auch überschaubar. Mit viel gutem Willen und gezielten Investitionen ist vieles realisierbar. Unsere erste Mannschaft schießt momentan Bezirksliga und hat einen Schnitt von über 1526 Ringen. Einer dieser Schützen ist vor fünf Jahren über die Schießbude zu uns gekommen und schießt Freihand 380 im Schnitt.

    Noch eine Anmerkung zum Thema Auflageschießen:

    Eine tolle Sache für Senioren, Anfänger zum erklären der Technik und Kinder, die das Gewehr noch nicht halten können. Für alle, die körperlich noch dazu in der Lage sind ein Gewehr ist es für mich persönlich nicht gut. Gestern war ich mit zwei relativ neuen Mitgliedern in unserer 50 Meter Halle und da haben die beiden zunächst aufgelegt geschossen. Nach einer Weile fanden die beiden es aber selbst langweilig, weil es ihnen zu leicht war. Sie haben sich dann freiwillig auf die Pritsche gelegt und Liegend geschossen. Ergebis war zwar schlechter, hat beiden aber viele Spaß gemachtm weil sie sich für die Ringe mehr anstrengen mussten.

  • Hallo sobigrufti und MichaelBeutel,

    es ist schön, solche Erfolgsgeschichten zu hören, zeigt es doch, dass gestandene Persönlichkeiten und engagierte Teams im Schießsport nach wie vor etwas bewegen können.

    Aber wir wissen auch alle, dass es oft nicht leicht ist. Nicht jeder, der mit Wissen und auch persönlichem Einsatzwillen ausgestattet ist, hat auch die Fähigkeit und das Händchen, oft sehr festgefahrene Strukturen in den Vereinen zu verändern. Da müsste man leider auch oft ganz dicke Bretter bohren und manchmal auch eine große "Geschmeidigkeit" mitbringen und trotzdem ist es oft nur ein Kampf gegen Windmühlen. Hier bei uns in Westfalen kommt noch stärker hinzu, das die meisten Schießsportabteilungen Anhängsel mehr oder weniger großer traditioneller Schützenvereine sind. Die Traditionellen interessieren sich aber normalerweise nicht wirklich für den Schießsport und die Vorstände dieser Vereine sind auch fast immer nur mit Traditionellen besetzt, was natürlich auch daran liegt, dass eben kaum Sportschützen bereit sind, sich in diese Strukturen einzubringen. Als Einzelkämpfer steht man da ganz schnell auf verlorenem Posten und ein Team zu finden war und ist immer schwierig. Heutzutage möglicherweise noch schwieriger als früher.

    Das oben Gesagte führt leider auch dazu, dass zu den Schützentagen eben auch oft nur die Traditionellen gehen und dann auch über Sachen abstimmen, von denen sie im Prinzip überhaupt keine Ahnung haben. Oft lässt sich dann auch noch der eine oder andere Schützenbruder in ein schönes und vermeintlich repräsentatives Amt wählen, obwohl er als Traditioneller überhaupt keinen richtigen Zugang zum Schießsport hat und auch noch nie mal richtig an einer Feuerlinie gestanden hat. So festigen sich dann die Strukturen, die wir oft beklagen.

    Ja, wir müssten uns alle einbringen. Doch das ist genau unser Problem. Die meisten von uns wollen doch entweder selbst noch schießen, oder sich aber, wenn überhaupt, als Betreuer oder Trainer einbringen. Im ungünstigsten Fall geht selbst das nicht, weil da noch ein Achtzigjähriger sitzt und alles blockiert. Der kriegt dann zwar kaum noch etwas geregelt, klebt aber an seinem Job und wehtun will dem ja auch niemand. Hinzu kommt ja noch, er ist doch ein verdienter Schützenbruder. Aber auf den wichtigen Kampf gegen die vermeintlichen Windmühlen hat keiner wirklich Bock. So bleiben leider die Strukturen, wie sie sind.

    Mit bestem Schützengruß

    Frank

  • Ich kann diese Rivalitäten nicht wirklich nachvollziehen. Es wird ständig versucht anderen die Schuld daran zu geben, dass es einem schwer fällt Sportler für seine eigene Disziplin zu begeistern. Luftgewehr aufgelegt oder Luftpistole aufgelegt ist schlichtweg eine eigenständige Disziplin. Ich denke wir können die Ergebnisse von Luftgewehr, Luftgewehr 3-Stellung und Luftgewehr aufgelegt doch sicher alle einordnen, oder? Die erzielten Ringzahlen sind jedenfalls nicht aussagekräftig.

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Also wie gesagt: Ich habe nichts gegen das Auflageschießen. Ich finde es sogar gut, aber nur für die ältere Generation der Senioren. Es soll dort da sein, damit die Schützen, die es stehend Freihand nicht mehr packen, nicht aufhören müssen. Da finde ich das Auflageschießen dann klasse.
    Es soll aber nicht kommen, dass es bereits in der Schützen- und Altersklasse eingeführt wird und so die ganzen Schützen nur noch Auflage schießen, denn unser Sport ist ja "Golf" und kein "Minigolf" (um das Beispiel von Geronimo aufgreifen zu können). Minigolf kann man dann immer noch spielen, wenn die Kraft zum Golf fehlt. Und dann sieht man: Minigolf und auch Auflage ist nicht so leicht und gute Ergebnisse brauchen auch Talent und Konzentration, aber keine würde es mit Golf oder Freihandschießen vergleichen, bzw. soll es nicht vergleichen.

    Daher als Fazit meiner Aussage: Auflage JA, aber nur im Seniorenbereich und auch getrennt vom Jugendtraining (da diese sonst auch in die Richtung wollen).

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Guten Morgen,

    in meinem Verein ist das Problem, dass sich Sportschützen und (eher) Traditionelle von einander entfernen. Nur die Jugend und ein paar Wenige (von 130 Mitgliedern ca. 15) haben Berührungen mit den Disziplinen wie LP,LG oder KK(3-Stellung usw.). Diese wenigen sind selten auf der Jahreshauptversammlung.
    Dazu kommt noch das wir keine Trainer im Verein haben und die Übungsleiter nur die Grundlagen erklären können.
    Die Jugendlichen die mit Auflage anfangen und dann dabei bleiben wollen, werden dabei belassen. Das geht so lange gut bis sie Freihand schiessen müssen, das erste Loch wo schon die ersten abspringen. Wenn diese dann immer älter werden entwickeln die "Freihand Schützen" sich zu sehr angagierten Schützen die Spaß an der Sportlichkeit haben.
    Dann sind sie keine Jugendlichen mehr und müssen zum Erwachsenen Übungsabend. Dort schießen die meisten Auflage und wollen ein bisschen schnacken was so in dem Dorf los ist. Die Führende Hand des Übungsleiter ist auch weg. Folge: Es dauert nicht lange bis die ersten nicht mehr zum Übungsabend kommen.
    Deshalb ist es fast unmöglich Mitglieder im "mittleren Alter" an zu werben. Außer die Person hat Verwandte oder Bekannte im Verein. Aufgrund des Schießsportes haben wir direkt noch niemand gewinnen können.

    Genau da liegt auch für die Auflage-Disziplinen "der Hase im Pfeffer", Mitgliederwerbung funktioniert (aus den oben genannten Problemen) nur über Familie und Beziehungen und ab einem gwissen Punkt nicht mehr über LG,LP usw. Die Leute an die wir nur über diese Disziplinen kommen, haben an uns gar kein Interesse mehr. Wenn die Auflage-Disziplinen von "so" vielen betrieben werden, zeigt es doch auf, das der größte Teil kein Interesse an der Sportlichkeit hat. (Vorrausgesetzt sie könnten, vom Körperlichen her, noch Freihand schiessen).
    Finde ich eingentlich Schade da, ob die Traditionellen wollen oder nicht, sie doch solange sie dem DSB abgehören ein Sportverein sind.

    Damit kein Missverständnis aufkommt: Auflage ja! aber, wie dingo schon sagte, nur für Senioren, die sonst nicht mehr schießen würden.

  • Interessant. Da mangelt's aber eigentlich an geeigneten Trainern und sportlichem Ehrgeiz. Ist vielleicht die Kritik an Aufgelegtschießen oder Lichtpunktschießen ein ziemlich leicht durchschaubarer Rechtfertigungsversuch? ;)

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Naja Rechtfertigungsversuch würd ich das nicht nennen. Ich selber bin halt leider durch 200km von meinem Verein getrennt und kann nicht aktiv am Vereinsgeschehen in meinem Verein teilnehmen.
    Aber recht hast du, dass es an Trainern und Aktiven fehlt. Aber ich glaube das, wenn wir einen Trainer hätten es sehr viele Jahre dauern würde bis sich Freihand und co. etabliert hätten. Es macht irgendwann keinen Spaß mehr wenn man immer alleine vor den Problemen steht. Die Älteren Mitglieder und auch viele aus dem mittleren Alter interessieren sich nicht dafür und sehen es sogar manchmal als "Bedrohung" der bestehenden Strukturen an. Denn ohne viele Sportschützen ist das Geld für das Schützenfest oder Geselligkeits Abende leichter auszugeben, da sich keiner beschwert. Ein bisschen Auflage schiessen - ein bisschen feiern - ein bisschen Schützenuniform ausführen. Da habe ich nichts gegen, ich mach ja sogar selber mit, aber wenn es in einem Verein nur noch solche Verhaltensweisen gibt und die Personen auch keine anderen zulassen wollen, wird das ganze echt nervig.
    Und an dieser Entwicklung ist meiner Meinung nach auch in gewissem Teil die Erweiterung der Auflage Disziplinen schuld.

    Lichtpunkt schießen finde ich super! (Wie sollten wir sonst an so junge Mitglieder kommen) Ich glaub da hast du was nicht richtig gelesen oder falsch verstanden. ;)

  • Das Problem mit der Jugend, dass sie aufhören sobald sie freihand schießen müssen, verstehe ich auch nicht. Klar fallen sie leistungsmäßig danach erstmal in ein Loch, aber das kann man abfangen. Bei mir schießen die Kids freihand zuerst auf eine ganz schwarze Scheibe, dann auf eine Lupi, dann auf Zimmerstutzenscheiben und wenn das alles geklappt und die Schußbilder enger werden schießen sie erst auf normale Luftgewehrscheiben. Da das schwarze am Aafang sehr groß ist und dann immer kleiner treffen sie von Anfang verhältnismäßig relativ viel Ringe und haben wenige Ausreisser.

  • Ich bin der Ansicht, dass das Aufgelegtschießen etwas für Senioren und Kranke ist bzw. auch für Einsteiger (die ersten paar Schießabende). Als ich das erste Mal mit dem KK-Gewehr geschossen habe, habe ich auch mit einem Bock auf dem Boden gelegen. Beim dritten Schießabend war mir das aber zu Blöd und Langweilig.

    Mangels Erfahrung und Fachkräfte im Verein habe ich dann (bestimmt 3 Monate lang) nur mit dem Gewehr, ohne Jacke, ohne Riemen geschossen, und erst später einen Handschuh gehabt, zudem war das Gewehr nicht auf mich eingestellt - so habe ich das Schießen (60 Liegend) "gelernt". Später traf ich dann einen Vereinskameraden, der gut schießt, aber nicht viel Zeit hat seinem Hobby nachzugehen (er hat mir dann die Ausrüstung gegeben und die Waffe angepasst).

    Dieser Vereinskamerad hatte einen sehr bösen Unfall, mit sehr komplizierten Brüchen. Er konnte eine Zeitlang nicht mehr Liegendschießen, also hat er auch (sitzend) aufgelegt geschossen um im Training zu bleiben und dann sogar die Thüringer LM mitgeschossen (TSBEV-Disziplin, Spezialscheiben) - heute liegt er wieder ganz normal hinter dem Gewehr. Dieses Sitzend mit ZF - Schießen wird auch von anderen guten Schützen aus unserem Verein gemacht: der eine ist heute Senior und kann sich nicht mehr auf den Boden legen und jemand anders hat Rückenprobleme und darf nicht mehr. Es ist also ganz gut dass es diese Disziplinen gibt.

    Dann haben wir jemanden der schießt auf normale KK-Scheiben aber (wie ich zu Anfang) mit Bock, auf dem Boden liegend. Wettkämpfe macht er nicht mit - wie auch...

    Im TSBEV (Thüringer Schützenbund) gibt es dann noch die Disziplin liegend aufgelegt mit ZF (egal welche Vergrößerung) auf Spezialscheiben - das machen auch einige jüngere Schützen (zumeist Gastschützen). Hierfür habe ich immer nur ein Grinsen übrig, denn was ist das für ein Wettkampf, bei dem ich mit einem Matchgewehr (!) durch ein ZF Löcher stanze - ich bezweifle gar nicht, dass es schwer ist, aber dennoch werden die Maximalringzahlen von 300 regelmäßig geschossen. Man hat quasi immer Finalschießen... Ich möchte mir aber den Weg ins Finale erst "verdienen".

    Das aufgelegte Schießen ist also immer eine Sache des Betrachters, aber für mich ist es nichts, solange ich kein Senior bzw. krank bin.

  • Die meisten Anfänger (10 bis 12 Jahre) schießen erstmal einige Trainingstage aufgelegt bis zumindest die grundlegende Schießtechnik auch wirklich sitzt. Die beiden möglichen Zwischenschritte, Training mit Schlinge (ist einfach umständlich) und Schießen auf LP-Scheibe ohne Ringkorn (wird schnell langweilig), überspringen wir allerdings meist. Ich möchte euch auch kurz erklären, warum ich jetzt das Lichtpunktschießen angesprochen habe. Bei beiden Disziplinen, Aufgelegtschießen und Lichtpunktschießen, heißt es immer für Kinder oder Senioren ok für alle anderen jedoch indiskutabel. Warum? Ich denke genau diese Disziplinen sind vermutlich die einzige Möglichkeit die Traditionsvereine von Trachtenverein bis Faschingsverein wieder sportlich anzusprechen. Sicher bekommen einige Lust auf anderes und versuchen die olympischen Disziplinen. Aufgelegtschießen und Lichtpunktschießen sind vielleicht unser Fuß in der Tür. Meint ihr nicht auch?

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Das Lichtpunktschießen hat seine Berechtigung in Bereich der Nachwuchsförderung bedingt durch die gesetzlichen Beschränkungen. Auch kann ein Einsatz dort sinnvoll sein, wo sonst aufgrund der Auflagen nicht geschossen werden kann und darf.

    Ein Aufweitung auf weitere Einsatzgebiete ist sehr gefährlich, da es dem Gesetzgeber eine Möglichkeit bieten kann, das Schießen mit zumindest Feuerwaffen weiter einzuschränken bzw. ganz zu verbieten. Daher betrachte ich auch so seltsame Entwicklungen wie beim Modernen Fünfkampf, aber auch Bestrebungen wie zuletzt beim Biathlon auf Schalke, mit Sorge. Die Kooperation von Anschütz mit Armatix gibt mir auch zu denken und wird nicht ohne Grund von vielen Schützen als äußerst kritisch angesehen.

    Es besteht immer noch ein himmelweiter Unterschied zwischen einer Schießsimulation und dem echten Schießen. Wer irgendwann bei einer Play Station landen will, soll das tun. Ich will das nicht.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

  • Hallo,

    ist schon irre, wie zum Teil die Meinungen hier auseinander gehen. Bei uns im Süden glaubte ich eigentlich so ziemlich alles über den Schießsport zu wissen. Das wir aber im Norden zum Teil mit den "Traditionellen" solche Probleme haben innerhalb der Vereine (Schießsport/Tradition) hätte ich nie gedacht. Auch wir laufen mit Schützenjacke durch die Umzüge und zu den Kreis/Bezirks und Landesschützentagen aber verlangen vom Sportleiter bei Sobi z.B. im Trainingsanzug zu erscheinen. Dort möchten wir keine Muggels mit Hüten.
    Zum Aufgelegt schießen kann ich nur sagen, dass bei uns viele Ältere die ich noch nie schiessen gesehen habe wieder Spaß an dieser Disziplin gefunden haben sowohl Lupi und LG.
    Die jüngeren kommen aber bei uns gar nicht auf die Idee so was zu schiessen weil sie permanent vom Jugendleiter und Jugendtrainer (det bin icke) betreut werden.

    Grüßle