Schießriemenfragen

  • Hallo! :)

    Ich will meine Fähigkeiten im Liegend- und Kniendanschlag verbessern und möchte daher ein Anschütz 250 mit einem Schießriemen versehen. Mir schwebt eine preiswerte Lösung vor, z.B. der Klingner-Riemen und der AHG-Handstop. Ist diese Kombination auch für Schützen ohne Schießjacke geeignet? Worauf ist bei Schießriemen allgemein zu achten? Wäre ein höherer Handstop u.U. sinnvoller?

    Meine Fachliteratur schweigt leider zu diesen Fragen. Dank vorab!

  • Also, erstmal Riemen ohne Schießjacke wo man diesen drann befästigen kann ist schonmal großer mist, der Riemen bleib dabei nicht an der Stelle wo er sein sollte sindern rutscht grundsätlich richtung Ellenbogen weg. Da bekommt man keine Stabilität in den Stand.

    Was den Stopper angeht, den du da vorgsclagen hast, der ist nicht ganz geeignet fürs Dreistellungskamofschießen.
    Du solltest da als anfänger lieber den hier nehmen oder wenn du eine große Hand hast den hier. Den AHG den du denke ich meintest, den hier, der ist denke ich sehr geeignet.

    Was den Riemen angeht, da schwören die Schützen bei uns auf denLogic Belt. Mag zwar geschmackssache sein aber wenn der Klingner Riemen den du hattest wirklich verzugsfrei ist, dann nehm den.

  • Hallo Zebo,

    wie Erzwo schon geschrieben hat, werden heute meist Schießriemen aus synthetischem Gewebe empfohlen, da diese im Gegensatz zu den klassischen Lederriemen nicht im Anschlag nachgeben. Da dieses Nachgeben (Längen) nur sehr unmerklich geschieht, besteht immer die Gefahr, dass der Schütze (oft unbewusst) Muskelkraft einsetzt, um die Höhe zu halten. Bei Schützen, die beim Ladevorgang im Anschlag bleiben, ist die Gefahr der Längung des Riemen über die Zeit noch größer. Wenn das Gewehr hingegen für jeden Ladevorgang aus der Schulter genommen wird, wird das Material immer wieder entlastet und die Verhältnisse bleiben so länger stabil. Setzt aber voraus, dass die Wiederholgenauigkeit stimmt. Bei deiner Anschütz bleibt Dir eh keine andere Wahl. Generell ist ein Seitenspanner problematisch, da der Schütze beim Spannen so große Kräfte aufbringen muss, dass die Gefahr besteht, dass sich die Position des Anschlags von Spannvorgang zu Spannvorgang ändert. Die Kunst des Schießens liegt aber in der Wiederholgenauigkeit.

    Zurück zum Schießriemen. So ein moderner Schießriemen nützt Dir nur wenig, wie Erzwo schon schrieb, wenn Du keine Möglichkeit hast, den Riemen so am Oberarm zu befestigen, dass er seine Position dort auch hält und Dir auch nicht die Jacke über die Schulter und um den Arm zieht. Wenn diese Voraussetzung nicht gegeben ist, nützt Dir der beste Riemen nichts. Dann kannst Du auch ohne Bedenken einen alten Lederschießriemen nehmen. Auch damit wurden schon 600 Ringe geschossen. Aber eine im Arm- und Schulterbereich gut sitzende Schießjacke macht schon Sinn.

    Zum Handstop: Der von Dir zuerst angegebene Handstop ist normalerweise zu flach. Da drückt Dir vermutlich der Riemen zu sehr auf die Hand. Der zweite ist schon brauchbarer. Eine Alternative wäre der alte Handstop von Anschütz mit der großen Rändelschraube, aber mit der Schiene und dem separaten Befestigungspunkt für den Bügel vor der Schraube. Diese Handstops werden immer wieder günstig bei egun angeboten. Achte aber darauf, dass der Bügel dabei ist. Es gibt da zwei Versionen, einmal mit Kugel und einmal mit Rädchen zum Einhängen. Da die Schnittstelle Hand, Handstop und Schaft ein neuralgischer Punkt (auch für Druckschmerzen) ist, gibt es so eine Vielfalt bei den Handstops. Hier gilt es immer, einen guten Kompromiss zu finden zwischen der geforderten Festigkeit im Anschlag und einem gewissen Komfort. Zwei (grobe) Regeln sein noch angemerkt: Nicht zu flacher und am besten vor dem eigentlichen Handstop liegender Befestigungspunkt des Riemens und im Durchmesser angepasster Kontaktbereich für die Hand. Hier gilt: Besser etwas zu klein als zu groß.

    Noch eine Anmerkung: Gerade in den technischen Anschlägen Liegend und Kniend mit den vielen Parametern, die zu beachten sind, ist jemand, der ein bisschen was davon versteht und der Dir bei deinen ersten Schritten zur Seite steht, ganz hilfreich. Es geht zwar auch autodidaktisch nur anhand von Büchern, ist aber doch ungleich schwerer. Gerade für den Anfänger sind die vielen feinen Unterschiede, die er selbst (noch) gar nicht wahrnimmt, die aber jemand mit Erfahrung sofort sieht, sehr wichtig.

    Wie ich schon angedeutet habe, ist der Einstieg mit einem Seitenspanner problematisch. Durch den Spannvorgang besteht immer die Gefahr, sich Techniken anzugewöhnen, die gerade im Hinblick auf späteres KK-Schießen negativ sind und die sich der Schütze dann wieder mühsam abgewöhnen muss. Wenn Du langfristig planst, auch in den KK-Breich einzusteigen, stellt sich für mich die Frage, ob Du nicht besser gleich damit anfängst. In einem (guten) Verein erhältst Du auch am Anfang die so wichtige Hilfestellung und Du kannst Dich dann zu Hause auf das Trokentraining beschränken. Im Gegensatz zum LG siehst Du beim Schießen mit dem KK-Gewehr sofort gnadenlos auf der Scheibe deine Fehler und kommst damit nicht so schnell in Gefahr, Dir unsaubere Techniken an zueignen. Das passiert aber mit großer Wahrscheinlichkeit, wenn Du nur allein zu Hause mit dem (alten) LG schießt.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

    PS: Es gibt beim DSB ja im Schüler- und Jugendbereich die Disziplin LG-Dreistellung. Dort werden aber aus gutem Grund fast nur noch Pressluftgewehre eingesetzt. Trotzdem sieht man hier auch bei schon sehr guten Schützinnen und Schützen oft einen starken Einbruch beim Umstieg auf KK. Das liegt immer daran, dass das (moderne) LG viel gutmütiger auf Veränderungen im Anschlag und bei den Druckverhältnissen reagiert. Wenn man im Ziel steht, dann trifft normalerweise auch dort hin. Das ist beim KK definitiv nicht so. Bei immer wieder unterschiedlichen Druckverhältnissen kann man zielen, wie man will, die Schüsse sitzen immer auseinander.

  • Guten Abend Frank,

    zunächst herzlichen Dank für Deine sehr ausführliche Antwort! :)

    Du sprichst darin viele Aspekte an, die ich sicher beherzigen werde. Ich weiß, daß das Anschütz 250 keine Idealwaffe ist, aber mir geht es im Augenblick mehr um die Schießtechnik als um Wettkämpfe. Letztere will ich allerdings nicht ausschließen, bin ich doch gerade dabei, mir einige DSB-Vereine in der Umgebung anzusehen. Der nächstgelegene (der nur KK und GK, aber leider keine Luft bietet) steht jedoch im Augenblick noch unter Wasser. Ich hoffe allerdings, daß ich dort in dieser Woche ein klärendes Gespräch hinsichtlich meiner Mitgliedschaft führen kann.

    (Vereinsmäßig ist die Situation hier kurios: Der nächstgelegene Schützenverein [5 km] gehört zum BDMP - nette Leute, die ich z.T. schon lange kenne, aber ich kann dort keine Druckluftwaffen schießen. Der zweitnächste [12 km] ist der oben beschrieben DSB-Klub. Wenn ich aber LP und LG schießen will, muß ich mich auf den Stand eines anderen DSB-Vereins [15 km] begeben. Jetzt steht die Frage, welchem der beiden zuletzt genannten ich beitreten kann und will. Mit ausschlaggebend dürfte hier die Uniformfrage sein. Aber das alles nur am Rande ...)

    Viele Grüße

    Zebo

  • Hallo Zebo,

    die von Dir angesprochene Vereinssuche ist nicht einfach. Die Vereinsstrukturen sind doch extrem unterschiedlich. Da könnte man ganze Bücher drüber schreiben. Zudem sind die Besonderheiten noch regional stark unterschiedlich ausgeprägt. Auch wenn Dir die Leute in einem Schützenverein oder Sportschützenclub ganz sympathisch vorkommen, heißt das noch lange nicht, dass die Schützen dort auch wirklich Ahnung haben. Eine gewisse Orientierung können da die Ranglisten der Verbände sein. Wenn Du das ganze zukünftig etwas mehr in Richtung wettkampforientiertes Sportschießen siehst, dann lohnt es sich möglicherweise für Dich auch, etwas größere Anfahrten in Kauf zu nehmen. Ein traditioneller Schützenverein, der auch den Sportschützen eine Uniform vorschreibt, dürfte da nur bedingt eine gute Wahl sein, da der Schwerpunkt dann ganz klar Richtung Tradition geht. Damit ich hier nicht falsch verstanden werde, schreibe ich dazu, dass ein traditioneller Schützenverein oft eine ganz tolle Sache ist. Auch ich bekenne mich dazu. Nur sollte so ein Schützenverein schon aus mehren durchlässigen Abteilungen bestehen. Nicht jeder sportlich orientierte Schütze möchte auch gleich im traditionellen Bereich einsteigen und das ist auch so zu akzeptieren.

    Zum LG- und KK-Schießen: Im DSB werden ja die Druckluftdisziplinen im Erwachsenenbereich nur Stehend geschossen. Daher mein Hinweis auf KK. Aber es ist schon erstaunlich für mich, dass es auch DSB-Vereine gibt, in denen nur KK und GK geschossen wird, aber nicht Druckluft. Das Sportgerät Nr. 1 in Deutschland ist ja das LG und speziell im Gewehrbereich bildet das LG auch die Basis, insbesondere für den Anschlag Stehend. Als reiner Liegend-Schütze kann man auch mit Trockentraining und scharfem Schuss gut klarkommen, aber ich kenne eigentlich keinen Dreistellungskämpfer, der nicht auch LG schießt. Hier in meiner Gegend gibt es nahezu in jeden Dorf einen Druckluftstand. KK ist schon deutlich dünner gesät, aber wenn, dann auch immer in Kombination mit Druckluft. GK ist selten und wenn, dann noch eher Kurzwaffe. Allerdings kann man hier bei uns auch sehr oft den traditionellen Schützenverein im eigenen Heimatdorf, in dem man ja meist eh Mitglied ist, abschreiben, wenn man auch etwas sportlicher schießen möchte. Die Tendenz geht hier ganz klar zur Bildung regionaler Schwerpunkte.


    Na ja, ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg bei der Vereinssuche. Nur versteife Dich nicht allzu sehr nur auf die nahe gelegenen Vereine. Weitere Fragen sind hier natürlich immer willkommen und meistens gibt es auch ganz brauchbare Antworten. ;)


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

  • Hallo Frank,

    herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort. Hier im Osten Deutschlands ist vieles anders - auch im DSB. ;) Reine Traditionsvereine, wie ich sie in Bayern schon kennengelernt habe, gibt es hier fast nicht. Hier wird viel sportlich geschossen. Mein Problem besteht darin, daß manche Klubs Sportvereine sind, die zugleich viel Wert auf Traditionspflege legen (inkl. Uniformpflicht in der Satzung). Das macht es mir so schwer.

    Hierzulande waren die sog. Schützentraditionen seit Ende der 1930er Jahre - also fünf Jahrzehnte lang! - abgeschnitten. Sämtliche Vereine sind Neugründungen seit 1990. Das, was man heute Traditionspflege nennt, ist nichts anderes als eine Neuerfindung, die aus den alten Ländern importiert wurde. Nach dem Motto: Das macht man in einem Schützenverein eben so, Punkt. Darin unterscheidet sich die Situation hier in der Gegend grundlegend von der im Westen unseres Vaterlandes. Was dort z.T. sicher noch reale, weil kontinuierlich gelebte Tradition ist, deren Inhalt sich den Menschen erschließt, ist hierzulande meist nichts anderes als ein künstlich aufgepropftes Kostümfest, nicht unähnlich dem Karneval.

    Und wenn ich dann in einer Vereinssatzung, die noch keine 20 Jahre alt ist, lese, daß man nur Mitglieder aufnehmen will, die "in geordneten Verhältnissen leben", dann frage ich mich, ob manche Schützenfunktionäre schon in der Gegenwart angekommen sind oder ob sie in einer traditionsverklärten Vergangenheit leben. Was ist der Rechtsbegriff "geordnete Verhältnisse" unter den gesellschaftlichen Bedingungen des Jahres 2010 zu verstehen? Sollen damit Arbeitslose, Homosexuelle oder Leute, die in "wilder Ehe" leben, vom Sportschießen ferngehalten werden? ?(

    Leider schlägt bei Vereinen, die ausweislich der im Internet veröffentlichten Ausschreibungen und Wettkampfprotokolle in sportlicher Hinsicht durchaus rege sind, immer wieder die "Tradition" zu. Der Verein hat nur rund 40 Mitglieder, aber einen erweiterten Vorstand von über einem Dutzend Mann - inkl. Fahnenträger, Traditionsoffizier und Adjudantem des als Oberst titulierten Vorsitzenden etc. pp. Wie man sieht, gibt es dort fast mehr Häuptlinge als Indianer. ;)

    Es ist dieses komische, großteils inhaltsleere Gehabe, was mich ein wenig abschreckt. Wenn man jedoch auf die Stände kommt, ist davon - glücklicherweise - meist nichts zu sehen oder zu spüren. :) Im Gegensatz, die hiesigen DSB-Vereine versuchen, viele Disziplinen abzudecken (Stichwort: Liste B). Das wirkt auf mich wiederum anziehend.

    In meinem letzten Beitrag hatte ich mich wohl mißverständlich ausgedrückt: Die beiden Vereine, die gerade in der engeren Wahl sind, schießen nicht nur Druckluft bzw. KK/GK. Allerdings verfügt der eine Verein nur über 10-m-Stände, der zweite nur über 25 und 50 m. Die Mitglieder beider Klubs pendeln also zwischen beiden Schießständen. Das ist ein wenig anstrengend, auch wegen der unterschiedlichen Öffnungszeiten. Wobei Verein Nr. 2 seine Kugelstände sehr großzügig geöffnet hat (5 Tage pro Woche, z.T. vor- und nachmittags; sofern gerade kein Hochwasser ist). Dies ist für mich sehr wichtig, damit ich mein Leben und meine Zeitplanung nicht des Sportes wegen gänzlich umstellen muß. ;)

    Ich werde auf jeden Fall weiter berichten.

    Viele Grüße

    Zebo