Faktoren für ein gelingendes Jugendtraining

  • Hallo zusammen,

    ich wollte einfach mal in die Runde Fragen, was bei euch Faktoren sind, die ein gelungenes Jugendtraining ausmachen?

    Mir geht es hier in erster Linie um den reinen Ablauf während des Jugendtrainings weniger um die globale Jugendarbeit im Verein.

    Wir haben aktuell eine Truppe von knapp 20 Jugendlichen zwischen 8 - 14 Jahren im Verein, die wir auf zwei Trainingstage mit einem aktuellen Umfang von jeweils ca. 2,5 Stunden aufgeteilt haben.

    Wir haben 6 elektronische Luftgewehrstände und 2 Lichtgewehre. Somit sind wir aufgrund der hohen Anzahl (zumindest für uns:D) gezwungen in mehreren Belegungen zu schießen.

    Was natürlich die Aufgabe mit sich bringt, zum einen die Jugendlichen auf dem Schießstand zu betreuen, als auch die wartenden Kinder.

    Aktuell haben wir eine, meiner Meinung nach, sehr gute Basis und auch die Qualität der Ausbildung ist auf gutem Niveau (C-Trainer Leistungssport haben wir im Verein).

    Dennoch kann es nie schaden über den Tellerrand hinaus zu blicken um sich andere Denkansätze anzusehen und diese dann vielleicht selbst zu adaptieren.

    Also gerne her mit euren Methoden. Ich freu mich über jeden Beitrag

    Einmal editiert, zuletzt von meier31 (13. Dezember 2023 um 13:47)

  • Wow, dann scheint ihr eine Menge richtig zu machen!

    Auch wir haben aktuell etwas über 20 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 18 Jahren regelmäßig zum Training. Sind leider nur 2 Trainer (C-Leistungssport), aber versuchen, unsere Manpower auf dem Sektor zu erweitern. Das ist der eigentliche Flaschenhals bei uns. Der Trainerschein ist eines, wichtiger aber ist das wirkliche Wissen um die richtige Technik und das didaktische Können, das auch zu vermitteln.

    Zur Zeit können wir insgesamt pro Training 11 Stände realisieren - Luft oder Licht. Plus 5 Stände SpoPi. Dadurch sind wir gezwungen, dass sich die Trainingskinder an den Plan halten und kommen, wenn sie dran sind - wie bei euch.

    Jedes Training beginnt also vorab mit der logistischen Planung - wer und wann und was. Das realisieren wir mit WhatsApp und regelmäßigen Abstimmungen. Es ist leider nicht immer jeder zu jedem Training auch da. (Im Fußball würden sich das die Trainer nicht gefallen lassen, ich weiß).

    JEDES Training beginnt mit Erwärmung. Die kann auch schon außerhalb des Schießstandes erfolgen, wenn die Gruppe davor noch schießt. Verantwortlich: Eines der Schützenkinder, i.d.R. das Älteste/Erfahrenste.

    Dann Waffen aus dem Schrank nehmen, Stände belegen - heutige Aufgabe erklären. Manchmal auch Gymnastik. Training nach jeweiligen Schwerpunkten - zielgerichtet auf die nächsten Wettkämpfe: LP. mLP, SpoPi. Wir unterschieden hier spielerisches Training (insbesondee für die anfänger, die mit Licht schießen), Techniktraining (also Elementetraining), Ausdauertraining (bis zu 200 Schuß ohne Probe - meist 100), wettkampfnahes Training (Durchspielen eines kompletten Wettkampfes) und Athletiktraining (Stabilität, Koordination, Gleichgewicht, Laufen, Seilspringen ...)

    Dazu Tipps: "Wie überlebe ich einen Wettkampf ohne disqualifiziert zu werden?" / "Wie deute ich die putzigen Verrenkungen meiner Trainer, die sie nonverbale Kommunikation nennen?" / "Wie reguliere ich meine Psyche in weniger als 3 Minuten trotz auftretender Panikattacken?" / "Wie bereite ich mich persönlich auf einen Wettkampf vor?" / "Was mache ich wenn ...?" etc. aus der Bausteinkiste des Mentaltrainings.

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

    Einmal editiert, zuletzt von Califax (14. Dezember 2023 um 01:08)

  • Zitat

    Auch wir haben aktuell etwas über 20 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 18 Jahren regelmäßig zum Training. Sind leider nur 2 Trainer (C-Leistungssport), aber versuchen, unsere Manpower auf dem Sektor zu erweitern. Das ist der eigentliche Flaschenhals bei uns. Der Trainerschein ist eines, wichtiger aber ist das wirkliche Wissen um die richtige Technik und das didaktische Können, das auch zu vermitteln.

    Wir sind aktuell 4 Personen, die das Training am Schießstand begleiten. Wobei zwei davon dies hauptsächlich leiten und die anderen beiden bei Engpässen mit einspringen. Mittlerweile haben wir auch zwei Betreuer, welche die Kinder während des Wartens betreuen. Hier laufen viele überfachliche Themen wie z.B. Basteln für unseren Weihnachtsbaum, oder auch Videodrehs (Wer kennt noch Dingsda?). Es laufen aber auch fachliche Themen, wie Theorie (Sicherheitsregeln, Verhaltensweisen am Schießstand, etc.), oder praktische Inhalte, wie ein Aufwärmprogramm

    Zitat

    Jedes Training beginnt also vorab mit der logistischen Planung - wer und wann und was. Das realisieren wir mit WhatsApp und regelmäßigen Abstimmungen. Es ist leider nicht immer jeder zu jedem Training auch da. (Im Fußball würden sich das die Trainer nicht gefallen lassen, ich weiß).

    Ja, das Problem gibt es bei uns auch. Auch die pünktliche Anwesenheit ist noch so ein Thema. Wir organisieren auch über WhatsApp. Beim Fußball backen sie auch schon kleinere Brötchen, Spielgemeinschaften in allen Bereichen aufgrund von zu wenig Nachwuchs. Aber anderes Thema, nur als Randbemerkung.

    Zitat

    JEDES Training beginnt mit Erwärmung. Die kann auch schon außerhalb des Schießstandes erfolgen, wenn die Gruppe davor noch schießt. Verantwortlich: Eines der Schützenkinder, i.d.R. das Älteste/Erfahrenste.

    Finde ich klasse, dass das bei euch ein Jungschütze macht. In die Richtung wollen wir auch gehen, aber braucht noch ein wenig Zeit und Anleitung

    Zitat

    Dann Waffen aus dem Schrank nehmen, Stände belegen - heutige Aufgabe erklären. Manchmal auch Gymnastik. Training nach jeweiligen Schwerpunkten - zielgerichtet auf die nächsten Wettkämpfe: LP. mLP, SpoPi. Wir unterschieden hier spielerisches Training (insbesondee für die anfänger, die mit Licht schießen), Techniktraining (also Elementetraining), Ausdauertraining (bis zu 200 Schuß ohne Probe - meist 100), wettkampfnahes Training (Durchspielen eines kompletten Wettkampfes) und Athletiktraining (Stabilität, Koordination, Gleichgewicht, Laufen, Seilspringen ...)

    Hört sich sehr strukturiert und zielgerichtet an. Technik und Spaß (Schießspiele) sind aktuell unsere Schwerpunkte. Da ein Großteil unseres Nachwuchses ca. 1 Jahr im Verein ist, betreiben wir hier gerade kräftig Basisarbeit. Wenn sie mal erfahrener werden, dann ist deine Beschreibung auf jeden Fall eine sehr gute Orientierung.

    Zitat

    Dazu Tipps: "Wie überlebe ich einen Wettkampf ohne disqualifiziert zu werden?" / "Wie deute ich die putzigen Verrenkungen meiner Trainer, die sie nonverbale Kommunikation nennen?" / "Wie reguliere ich meine Psyche in weniger als 3 Minuten trotz auftretender Panikattacken?" / "Wie bereite ich mich persönlich auf einen Wettkampf vor?" / "Was mache ich wenn ...?" etc. aus der Bausteinkiste des Mentaltrainings.

    Finde ich auch super. Wir hatten vor kurzem Markus Koch bei uns im Verein. Im Süddeutschen Raum ein bekannter Mentaltrainer (selbst Sportschütze). Mentale Vorbereitung sehen wir auch als sehr wichtig an.

    Califax Vielen Dank für Deinen sehr wertvollen Input. Da kann ich einiges für uns herausziehen. Beiden Daumen hoch

  • Vielen Dank für Deinen sehr wertvollen Input.

    Califax ist seit vielen Jahren ein sehr erfolgreicher Jugend Coach. Gehört glaube ich auch zu der Riege die selbst nicht so erfolgreich sind, er sollte mich verbessern wenn es nicht stimmt. Ich meine sowas noch von ihm selbst gehört zu haben.

    Man muss nicht unbedingt als Schütze gut gewesen sein, nein im Gegenteil viele können Ihr Tun nicht weitergeben. Ein Trainer kann das aber kompensieren wenn er seine Trainermannschaft hat und diese gut sind und er diese punktuell steuert oder generell sieht wo es klemmt.

    In der Tat ist es so das in ihrer Verzweiflung hilflose Schützen öfter eine Trainer C Ausbildung absolvieren in der Erwartung es gäbe dort den Input zum Spitzenschützen. Meist multipliziert sich die Hilflosigkeit und diese Leute verschwinden in der Versenkung.

    Es dürfte keinen Trainermangel geben bei der Anzahl gemeldeter Trainer in den Verbänden.

    Bei Califax kommt noch seine pädagogische Ausbildung dazu als Pauker. Alles in allem setzt er Maßstäbe und das schon lange.

    no.limits

    Steyr EVO/E
    Match Gun MG2E / MG5E
    Felix Team 45 ACP
    SIG 210/6 Full Race Gun, Oschatz

  • Gehört glaube ich auch zu der Riege die selbst nicht so erfolgreich sind, er sollte mich verbessern wenn es nicht stimmt.

    Aäm ... ich schieße nicht im DSB. Im BDS bin ich regelmäßig - seit über 20 Jahren wirklich jedes Jahr - unter den Landesmeistern bzw. Medaillengewinnern in verschiedenen Disziplinen. Mit der Perkussionspistole hole ich in der Regel Gold. Nur, weil ich weder LuPi noch Schnellfeuer selber schieße, bin ich deshalb nicht wirklich sportlich erfolglos. Da ich den Schießsport selbst etwas anders ausübe als meine Trainingskinder, kann ich den Transfer der Schießtechniken recht gut vermitteln.

    Alles in allem setzt er Maßstäbe und das schon lange.

    Danke. Jetzt werde ich rot.

    Hört sich sehr strukturiert und zielgerichtet an. Technik und Spaß (Schießspiele) sind aktuell unsere Schwerpunkte. Da ein Großteil unseres Nachwuchses ca. 1 Jahr im Verein ist, betreiben wir hier gerade kräftig Basisarbeit.

    Das macht ihr richtig. Schießspiele sind aber auch für die Großen gut.

    In der Ausbildung lernt man, eine Trainingsstunde wie eine Prüfungsstunde eines Lehrer-Referendars aufzubauen: Ziele auf der Basis des Lehrplanes und der bisher erworbenen Fähigkeiten/Fertigkeiten festlegen und welche Kompetenzen heute verbessert werden sollen, Übungen dazu in einer sinnvollen Reihenfolge planen und die dafür benötigten Ressourcen --> Didaktisches Raster.

    Alles Unfug. Würde in einer idealen Welt funktionieren, in der die Sportler hoch motiviert auf ihren nächsten Wettkampf-Höhepunkt hinarbeiten, regelmäßig und zuverlässig da sind ... - das hat man aber nicht im normalen Wochentraining. Dazu kommt, dass man "Inklusion" auf höherem Niveau als in der Schule hat: Jeder Sportler hat andere Fähigkeiten, Bedürfnisse und Schwächen. Wir trainieren gleichzeitig 8 und 18-Jährige im gesamten Spektrum, vom blutigen Anfänger bis zu solchen, für die Serien unter 90 Ringen nicht mehr vorkommen sollten. Also das ganze Spektrum.

    Wie machen wir das also? Abend zuvor auf dem Sofa: Wer braucht was? Was ist dir das letzte Mal bei demjenigen aufgefallen? Welche Wettbewerbe sind die nächsten? --> und dann legen meine Frau und ich fest, wie wir die Bande morgen stressen wollen. Ganz grob.

    Wo wir die Didaktischen Raster wirklich verwenden: Im Trainingslager. Da haben wir mal 3 oder 4 Tage von Früh bis Nachmittag Zeit, an den wesentlichen Problemen unserer Sportler zu arbeiten. Aber auch hier müssen wir natürlich Cluster ähnlicher Sportler festlegen und für die differenzierte Pläne erarbeiten.

    Btw: Was unsere Kiddies absolut lieben: Dosenschießen! Wir sammeln die leeren Diabolodosen und hin und wieder werden die mit Gummis versehen auf den alten Zuganlagen nach vorne gefahren und zum Gaudi aller beschossen, bis sie runterfallen. Wer vorher überhaupt keine Kraft mehr für einen vernünftigen Schuss hatte - hier gehen nochmal 20 saubere Schüsse wie von alleine. Für die Cracks, für die die 8 keine Herausforderung ist, haben wir auch entsprechend präparierte Kronkorken.

    Reaktive Ziele sind motivierend!

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Finde ich klasse, dass das bei euch ein Jungschütze macht. In die Richtung wollen wir auch gehen, aber braucht noch ein wenig Zeit und Anleitung

    Zum Aufwärmprogramm:

    Wir haben einmal von unserer Tochter (ehemalige Bundeskaderschützin) eine Schritt-für-Schritt-Anleitung dafür erstellen lassen. Das drucken wir so 1x im Jahr aus und verteilen es an unsere Jugend. Wenn sie sich nur wirklich daran halten würden!!! :(

    Aber wer erfolgreich sein will, muss sein eigenes Aufwärmprogramm im Kopf haben. Als wir früher mit unseren (eigenen) Kindern auf Wettkämpfe fuhren, waren wir als Sparringspartner beim Bällezuwerfen meist verschwitzter als unsere Kinder.

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Zitat

    Zum Aufwärmprogramm:

    Wir haben einmal von unserer Tochter (ehemalige Bundeskaderschützin) eine Schritt-für-Schritt-Anleitung dafür erstellen lassen. Das drucken wir so 1x im Jahr aus und verteilen es an unsere Jugend. Wenn sie sich nur wirklich daran halten würden!!! :(

    Califax Wäre es möglich diese Anleitung zu bekommen? Vielen Dank im voraus.

  • Es dürfte keinen Trainermangel geben bei der Anzahl gemeldeter Trainer in den Verbänden.

    Als Trainer muss man aber auch "gewollt" werden. D. h. auch mal die Vorgaben des Trainers umsetzen und nicht wie im Forum üblich Tips sammeln, um dann auf Basis der von der Sache bisher unbelasteten eigenen Lebenserfahrung sich das beste oder doch angenehmste rauszusuchen.

  • Hallo Hansaxel

    doch angenehmste rauszusuchen.

    ist schon so, hat was mit Bequemlichkeit und Komfortzone zutun. Den Bogen zu spannen vom eigenen Ergebnis zum eigenen Tun können oder wollen eben die wenigsten. Den Einsatz und Bereitschaft auf Veränderung kann man auf der Ergebnisskala ablesen. Wobei das erstmal nix negatives sein muss. Negativ wird es erst wenn man sich was vormacht.

    no.limits

    Steyr EVO/E
    Match Gun MG2E / MG5E
    Felix Team 45 ACP
    SIG 210/6 Full Race Gun, Oschatz

  • Zum Aufwärmprogramm:

    Wir haben einmal von unserer Tochter (ehemalige Bundeskaderschützin) eine Schritt-für-Schritt-Anleitung dafür erstellen lassen. Das drucken wir so 1x im Jahr aus und verteilen es an unsere Jugend. Wenn sie sich nur wirklich daran halten würden!!! :(

    Aber wer erfolgreich sein will, muss sein eigenes Aufwärmprogramm im Kopf haben. Als wir früher mit unseren (eigenen) Kindern auf Wettkämpfe fuhren, waren wir als Sparringspartner beim Bällezuwerfen meist verschwitzter als unsere Kinder.

    Ich wollte nochmal anfragen, ob du uns das Aufwärmprogramm zur Verfügung stellen könntest?

    Vielen Dank schon mal.