Besonderheiten Pistole Auflage

  • Inspiriert durch diverse Fotos und Beiträge habe ich mir an meinen "Prototypen-Bastelgriff" eine Auflage gebaut und bin damit mit großen Erwartungen auf dem LP Stand aufgeschlagen. Die Ernüchterung kam prompt und heftig. Der Streukreis ist größer, als Freihand! Mal eben so eine Platte drangeschraubt ist also nicht. Das erste, was mir aufgefallen ist, ist der Umstand, dass mir das Gewicht vor der Hand fehlt, so dass die Pistole mit dem Korn gen Decke steht. Ich mußte aktiv nach unten drücken. Die Muskelspannung von Rücken bis Hand ist eine völlig andere und die Körperschwankungen lassen sich schwer kompensieren, weil die Auflage als Drehpunkt dient. Die Pistole will auf der Stütze wandern. Das bedeutet für mich, dass ich die Sache völlig anders angehen muss. Ich denke, die Handlage wird durch die Ausreizung des Maximalgewichtes wieder kompensiert? Wahrscheinlich steht man besser nicht so steil, sondern die Pistole eher "vor der Brust"? Literatur oder gar ein "Leitbild" scheint es ja auch noch nicht wirklich zu geben. Deshalb würde es mich interessieren, wie es Euch so ergangen ist und was Ihr für Erfahrungen gemacht habt. Habt Ihr Euch alles selbst erarbeitet? Es wäre schön, wenn hier ein paar Erfahrungen zusammengetragen würden, die Interessierten (und natürlich auch erfahrenen) hilfreich sein können. Das Feld dafür ist glaube ich riesig und es sind doch einige hier, die sich auf diesem Spielplatz sehr erfolgreich tummeln.

  • Hallo Kietze,

    bei der LP Auflage sind sämtliche Kräfteverhältnisse anders als bei Freihand LP.

    1) Die Auflage dient als Drehpunkt .

    2) während bei Freihand die Lupi aus ihrem Eigengewicht heraus "selbstkompensierend" ist plus der netten kleinen Gimmiks wie Absorber und so (je nach Hersteller) verändert sich der Hebel zwischen Handwiderlager und dem Lauf doch erheblich. Anzusetzen ist bei Auflage die gesamte Höhe zwischen Laufachse und Auflage und das auch nur mit einem Bruchtel des Ursprungsgewichts. Die Folge ist ein überraschendes Hochschlagen der Waffe im Schuss.

    Dieses wird gern durch viel Gewicht (am besten in Laufhöhe ) kompensiert.

    3) Der Auflagepunkt des Keiles ist eingeschränkt. und hat einen immensen Einfluss auf das Verhalten der Waffe. Je weiter vorn am Keil aufgelegt wird desto ruhiger liegt die Waffe in der Theorie. Je weiter hinten desto unruhiger liegt die Waffe.

    4) Wenn der Schütze in seiner gewohnten Haltung steht, kompensiert er seine eigene Pendelei völlig automatisch. Diese Pendelei übernimmt man automatisch in den Aufgelegtanschlag. Bedeutet dass man eine erhöhte re li Ausbeute auf der Scheibe hat. In der Regel empfiehlt es sich sich frontal vor die Scheibe zu stellen. Hierbei "pendelt" der Schütze "nur" nach vorn und hinten. Das bedarf dann etwas Übung wie die Kräfte aufgeteilt werden um das Pendeln zu minimieren.

    Das ist nur was mir so auf die Schnelle so eingefallen ist.

  • Danke! Das deckt sich ja mit meinen spontanen Beobachtungen an mir. Das wird sicher auch bedeuten, dass sich hier absolute Spezialisten entwickeln und nur sehr eingeschränkt davon ausgegangen werden kann, dass ein sehr guter Freihand Schütze auch aufgelegt gut ist. Ich denke auch, dass die Pistole so weit verändert werden muss, dass es fast keinen Sinn macht, die vorhandene mal schnell umzurüsten oder nur die Auflage nachzurüsten. Jedenfalls wenn man es ernsthaft betreiben möchte.

    Auf jeden Fall allerhöchsten Respekt, was da für Ergebnisse geschossen werden! Wenn ich mir meinen ersten Versuch so ansehe...

  • Die Erfahrung habe ich auch mal gemacht, ist nicht auflegen und dann eine 10 nach der anderen, Üben, üben, üben macht Spaß und man wird immer besser. :)

  • Literatur oder gar ein "Leitbild" scheint es ja auch noch nicht wirklich zu geben.

    Doch gibt es! Der DSB verfügt über entsprechendes Material, das von Fred Keller erarbeitet wurde. Inwiefern das frei zugänglich ist, weiss ich nicht. Ich habe es anlässlich eines Lehrganges in Wiesbaden erhalten. Meine CM200 EI habe ich mit Vordergewichten nachgerüstet, die ich für das "frei" schiessen wegnehmen kann. Ebenso schraube ich die Auflageplatte ab. Auflage schiesse ich in der Schweiz an der Spitze mit. Frei schiesse ich als Training für den Sommer. Bei uns wird Luftpistole fast ausschliesslich im Winter geschossen.

  • Für mich ist es wichtig, dass die LP möglichst schwer ist- meine beiden Steyr Evo E liegen bei 1495 Gramm. Verteilt auf Laufmündung und Zusatzgewichte am Griff. So ausbalanciert, dass der Schwerpunkt auf dem Auflagepunkt der LP liegt. So funktioniert es für mich am Besten. Mein bestes Trainingsergebnis liegt bei 308,2 R, in den RWKs bestes Ergebnis bisher 305,8 R. Ich stehe nicht frontal zur Scheibe, sondern linkes Bein leicht nach hinten gestellt. Wichtig ist auch die richtige Höhe der Auflagestange zur entspannten Zielaufnahme. Aufgrund meiner Rückenprobleme muss ich die Auflagenhöhe spätestens im 3. Durchgang nachstellen, weil ich ein wenig einsacke. Liegt an meiner Wirbelsäulenversteifung.

    Ich habe mal probiert im Sitzen Auflage zu schiessen- das ist am Anfang auch wieder eine ganz andere Disziplin mit anderen Anforderungen an Schütze und Luftpistole-nicht wirklich einfacher als im Stehen.

  • Ich habe am Anfang auch mit einer LP Frei und Auflage geschossen und jeweils auf die jeweilige Disziplin umgebaut und eingestellt-ich konnte damit weder in der einen noch in der anderen Disziplin wirklich gute Ergebnisse schiessen. Schließlich kam eine zweite Evo dazu. Mittlerweile schiesse ich nur noch Auflage und die zweite Evo dient als Backup und Versuchsträger für weitere Modifikationen und Ideen Setzung.

  • Hallo zusammen.

    Selbst ausgehend von einer soliden vorhandenen Schießtechnik als Freihandschütze stellt das Auflageschießen den Schützen wie oben bereits geschildert vor veränderte Herausforderungen.

    In meinen Augen gibt es momentan leider keine Literatur die den Auflageschützen begleitet um sich bei LP-Auflage eine solide Basis zu erarbeiten.

    Das Problem sind auch oft die mangelnde Ausprägung oder Verstellbarkeit vorgegebenen Materialien die eine Luftpistole mit samten Auflagezubehör standardmäßig bietet um einiges -im Rahmen der Regeln- auszuprobieren. Grundlegend sind die Pistolen erstmal mit allen ihren Merkmalen für das Freihandschießen konzipiert. Griff und Auflage lassen oft zu wünschen übrig sind für Anfänger ausreichend, stellen aber mit zunehmender Erfahrung einen Kompromiss dar.

    Sowohl in Anschlag und Technik bleibt dem Schützen nur :

    Trainieren, Probieren, Testen, Vergleichen, Erkennen, Verändern, Optimieren, Festigen, Trainieren.

    Gruß HdR

  • genau so war es bei mir auch. Wollte beides schiessen. Frei und aufgelegt. Das hat bei mir nicht funktioniert. Aufgelegt wurde nur minimal besser und frei schlechter. Ich schiesse jetzt nur noch aufgelegt. Ist wesentlich entspannter für mich. Zu allem übel bin ich jetzt noch auf die idee gekommen, lg aufgelegt zu schiessen, da man hier beim schiessen nicht die hüfte " ausrenken" muss. Ich bin klp auf auflage gewechselt. Auch beim kk

    Walther LG400 competition aufgelegt, CZ75-sport 2, Walther GSP, Taurus 627 Tracker, Anschütz Match 54 Auflage, Ruger American Rimfire Target Thumbhole, Tippmann M4-22 elite

  • Ich schiesse jetzt schon ein paar Jahre aufgelegt. Erst LP- A, dann auch SpoPi- A und dann FP- A. Ich bin da so reingerutscht, weil einer fehlte in der Mannschaft. Beim Training bin ich mitlerweile ganz gut. LP- A 306- 307. SpoPi- A bestes Ergebnis beim Training 299. Beim Wettkampf bin ich immer so aufgeregt, das ich alles verzittere und in den Ohren höre ich den Herzschlag. Meist geht das erst beim ersten Wertungsschuss los. Dann LP- A 292 oder so und SpoPi 277- 278 und FP- A naja vergessen wirs. Da ist das Limit für die Deutschen niedrig. Ich schiesse Bezirksliga und sonst bis zur Bayerischen, Zur DM melde ich mich dann gleich ab, weil ich schon weis, was kommt. Letzten Sommer hab ich dann mit LG- A angefangen, kein Zittern, keine Aufregung. Ich hab gleich im Sitzen angefangen (Senioren III) Wenn ich das Gewehr auf das Rundholz lege und schau durchs Diopter, bin ich die Ruhe selbst. Wenn neben mir Einer den alten Seitenspanner spannt, stört mich das nicht, oder wenn bei der Altersrunde hinter mir laut diskutiert wird, ist mir das egal. Keine Ahnung, warum das so ist. Gut 5,5kg auf der Auflage, da wackelt auch nichts, da schaukelt nichts und im Sitzen gleich gar nicht. Wenn es wieder los geht versuch ich es dann auch mit dem KK auf 50m und 100m. Mal sehen, wie das dann ist. Ich hab früher die 60 liegend geschossen, nicht schlecht und auch nicht so gut, doch ich war zu Frieden, aber das ist dreißig Jahre her. Beim LG-A hab ich mich von Anfang Juli, letzten Jahres bis zum 1, November von 305 Ringen auf 316 Ringe gesteigert. Bei der Pistole kommen immer mal Rückschläge, beim Gewehr bin ich viel beständiger. Vielleicht beim Wettkampf zwei Ringe wenigerals beim Training, mehr nicht. Woran liegt das. Ach so und immer wieder kommen Freihändig Schützen, die über die Aufleger lachen und dann die Pistole aufgelegt schiessen, gleich im Wettkampf ohne Training, in der Regel lassen sie es dann wieder und reden auch nicht mehr schlecht über Auflageschützen. Was mich am Auflageschiessen begeistert, ich soll beim Rundenwettkampf, wenn es wieder einen gibt, einen LG- A Schützen vertreten, der mit 83 Jahren gestorben ist und bis zu letzt gut und begeistert mitgeschossen hat. Das ist doch eine schöne Aussicht, auch nach Corona Schiessport zu betreiben! Im Alter mit Anderen zusammen, gerade in der Corona- Pause merkt man da erst mal, was einem fehlt.

    Gruß Peter

  • Für alle Gewehr-Auflageschützen gibt es von der Diana Allershausen eine Abhandlung über das Auflageschiessen "300 plus x" von Werner Batoja. Ist auch für Luftpistolenschützen interessant. Kann direkt dort beim Verein für ich glaube 15,00€ bestellt werden. Bild des Umschlags habe in meinem Album eingestellt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Airgun-Madness (13. April 2021 um 15:53)

  • Jetzt meldet sich der Chugen auch noch mit seinem Kommentar " die letzten vier Kommentare, inklusive meinem, waren überflüssig"

  • OK, meine Beurteilung ist subjektiv. Ich finde ein Buch, dass sich ausschliesslich mit Luftgewehr Auflage auseinandersetzt, für mich nicht interessant. Ich habe das sehr unglücklich formuliert. Die Diskussion über dieses Buch fand schon an anderer Stelle in diesem Forum statt. Ich werde mich wieder etwas mehr zurückhalten, denn ich mag persönliche Angriffe wirklich nicht. Auf der Sachebene setze ich mich sehr gerne auseinander.

  • Beim Auflageschießen mit der Lupi hat man es mit zwei sehr unterschiedlichen Gewichten zu tun, mit dem der Pistole und mit einem Teil des Arms, das ebenfalls auf die Unterlage drückt. Wenn man das nicht ins Gleichgewicht bringt, gibt es Hoch- oder Tiefschüsse. Daher meine Vorgehensweise: Ich schiebe die Pistole so lange auf der Auflage vor und zurück, bis ich glaube, dass die Kombination Waffe/Hand/Arm ein Gleichgewicht gefunden hat. Bei mir persönlich ist das sehr weit vorne an der Auflageplatte. Man kann es auch sehen, denn dann liegt die Pistole am ruhigsten. Dann noch ein wenig Druck nach unten auf die Waffe, und dann sollte es klappen. Na ja, meistens.

    Klaas

  • Doch gibt es! Der DSB verfügt über entsprechendes Material, das von Fred Keller erarbeitet wurde. Inwiefern das frei zugänglich ist, weiss ich nicht. Ich habe es anlässlich eines Lehrganges in Wiesbaden erhalten.

    Hallo Urs,

    das klingt interessant. Den allgemeinen Lehrgangsinhalt des DSB kenne ich.

    Aus Copyrightgründen ist es ja nicht möglich etwas von den Lehrgangsunterlagen zu veröffentlichen (Ist auch richtig und gut so).

    Aber könntest du mir/uns mal einen Lehrgangsinhalt (Inhaltsverzeichnis) das sich im speziellen mit Pistole-Auflage beschäftigt darlegen ?

    Gruß HdR