WBK Kaliber die nicht im eigenen Verein geschossen werden?

  • Hallo zusammen,


    habe jetzt im Verein angefangen, schieße mit der Lupi Weihrauch HW45 und habe im Luftpistolenbereich keine Wettkampfabsichten... daher a) die HW 45 weil eben eine viel teurere Matchpistole nicht notwendig wäre und b) man damit schon einen kleinen Vorgeschmack auf KK/GK bekommt(angeblich)

    Bin im Bereich Schießsport relativ neu, also bitte nicht mit Steinen werfen falls die folgenden Fragen etwas grün hinter den Ohren wirken:

    Da ich mich mit der Lupi erstmal Erfahrungen sammeln möchte, aber später als Ziel habe auf KK/GK-Wettkämpfe zu gehen: Wie sieht es mit der WBK aus wenn man nach der ersten Eintragung dann eine weitere Pistole kauft die ein anderes Kaliber hat? (z.B. erste Waffe .22, Bedürfnis nachgewiesen etc. und dann will man auch auf Wettkämpfe mit .357 o.ä.)

    Der Verein in dem ich bin ist beim BSSB und DSB und wie ich auf deren Internetseiten gesehen habe sind die Pistolen-Disziplinen nur mit Luft/4,5 und .22? Oder lieg ich da falsch?

    Direkt bei mir im Verein möchte ich sowas noch nicht gleich ansprechen von wegen "Neuling und frägt gleich wann er .357 und 45er schießen kann" etc.

    Pistolen wären aber bis Kaliber .357 im Verein vorhanden.

    Muss man dann für die nächste Pistole wieder ein neues Bedürfnis nachweisen und ist dies dann überhaupt möglich wenn der Verein gar nicht an Meisterschaften mit diesem Kaliber teilnimmt?

    Kann man auch außerhalb des Vereins an solchen Meisterschaften teilnehmen?

    Ein anderer Verein bei uns hat auch eine GK-Pistolen-Mannschaft... aber da ist der Verein selbst momentan ohne Vereinshaus bzw. Schussanlage da es Probleme mit der Brandschutzgenehmigung gab und alles bis heute noch nicht renoviert ist.


    Vielen Dank schon mal

    MfG Daniel

  • Willkommen, Daniel!

    Es ist schön, daß du dich für den Schießsport interessierst. Eine WBK für erlaubnispflichtige Waffen sollte auf jeden Fall eines deiner Ziele sein.

    Um die zu bekommen, mußt du 12 Monate in einem Schützenverein Mitglied sein und auch beim anerkannten Verband (in deinem Falle dem Bayerischen Sportschützenbund BSSB gemeldet sein. Sauberes Führungszeugnis vorausgesetzt.

    Dann solltest du in diesen ersten 12 Monaten die Waffensachkunde (eine Lehrgang mit Prüfung) ablegen. Und "regelmäßig" - mit erlaubnispflichtigen Waffen schießen - dokumentiert! Welches Kaliber die haben, ist Weißwurscht. Es reicht Kleinkaliber, sogar, aber das ist selten, Schießen mit erlaubnispflichtigen (!!!) Druckluftwaffen (über 7,5 Joule).

    Die von dir erwähnte Weihrauch zählt da leider nicht dazu.

    Man sollte mal Kurzwaffen (Pistole, Revolver), aber auch mal Langwaffe (Gewehr) geschossen haben, um zu zeigen, daß man mit allen Waffenarten (nämlich Lang- und Kurzwaffen) zurechtkommt.

    Für jedes Schießen sich möglichst einen Eintrag im persönlichen Schießbuch holen: Datum. Art der Waffe (Lang/Kurz, ggf. Kaliber), Unterschrift der Aufsicht und Stempel.

    Davon brauchst du mindestens 12, wenn in JEDEM Kalender-Monat ein Eintrag vorhanden ist, ansonsten mindestens 18 über die letzten 12 Monate verteilt.

    Wenn das alles erfüllt ist, kannst du jede Waffe, die in deinem Verband (BSSB/DSB) in der Sportordnung steht beantragen, wenn du eine geregelte Schießstandnutzung für diese Waffe nachweisen kannst (eigener Stand des Vereins, Einmietung o.ä.)

    Und du bist nicht ausschließlich auf .22 lfB/lr festgelegt, auch in Bayern nicht. Z.B. 9mm Para und .357 Magnum sind sehr beliebte Kaliber für DSB-Sportschützen. Aber nicht nur diese.

    Ohne Wettkampfabsichten darfst du dir auf Grüne WBK bis zu 2 Kurzwaffen zulegen. Mehr, wenn du nachweislich überörtliche Wettkämpfe bestreitest.

    Mit der Gelben WBK relativ unbegrenzt z.B. Einzellader- und Repetierbüchsen. Und noch einiges mehr.

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Willkommen im Forum!


    Zur HW45 kann ich nichts sagen, aber eine Luftpistole hilft nicht in Bezug auf einen zu erwartenden Rückstoß, auch wenn es eine Federdruckwaffe ist.


    Um das Zielen und weitere Bewegungsabläufe, den für Dich passenden Stand/Körperhaltung etc. herauszufinden ist aber auch eine Luftpistole gut geeignet.


    Und das tolle an Matchluftpistolen: die schießen tatsächlich dort hin wo man bei der Schussauslösung hingezielt hat - das übt das Treffen sehr, wenn man Scheibenbild und Trefferbild zusammenbringen kann - wenn Du bei Luftpistole bleibst, kommt der Appetit spätestens beim Essen :)


    Zu Deinen Fragen:


    1. als Sportschütze hast Du ein bei mehrschüssigen Kurzwaffen ein Grundkontingent von zwei Waffen frei. Für diese beiden Waffen in unterschiedlichen Kalibern müssen keine Wettkämpfe nachgewiesen werden. Ein Jahr regelmäßiges Training mit erlaubnispflichtigen (Kurz-)Waffen reicht aus.


    Mit Details, in welcher Reihenfolge man sich welche Waffe kauft (z.B. KK-Sportpistole vor kalibergleichem KK-Wechselsystem etc.), kann man sich in dem ersten Trainingsjahr asgiebig beschäftigen. Da kocht dann auch jeder DSB-Landesverband seine eigene Suppe. In manchem Landesverband bekommt man beispielsweise eine kalibergleiche Ersatzwaffe nur als Olympiateilnehmer genehmigt, dagegen hat ein anderer Landesverband dieses Problem nicht und genehmigt eine kalibergleiche Waffe bereits bei der Teilnahme an Wettkämpfen auf regionaler Ebene.


    2. Es kann gut sein, dass sich Dein Verein nur an Luft- und KK-Sportpistolen-Wettkämpfen beteiligt. Schießen kannst Du aber eventuell auch anderes. Mancher Verein hat eine neue Disziplin auch erst durch Neulinge für sich gefunden, die auch die lang gedienten Schützen für Ordonnanzpistole, Schwarzpulverdisziplinen oder anderes begeistern konnten.


    Rechtlich ergeben sich die Beschränkungen für die Schießstände Deines Vereins ersteinmal nur durch die Genehmigung/en für die Schießstände, also welche Kaliber und Joule/Energie sind bei Euch maximal zulässig. Da weiss der Vorstand bescheid bzw. die Angaben müssen klar erkennbar an den Schießbahnen aushängen.


    Darüber hinaus liegt es dann im Ermessen des Vereins, was er gestattet. Es kann z.B. sein, dass die Bahnen zwar bis zu 1500 Joule zugelassen sind und man dort .357 Magnum schießen könnte, aber eventuell hat der Verein Angst, dass die teuren Messrahmen für die elektronische Treffererfassung durch Vollmantelgeschosse zerstört werden könnte und lässt daher für ungeübte Schützen nur KK-Waffen zu usw.


    3. Du wirst mit Deinem Verein nur glücklich, wenn Du dort in absehbarer Zeit schießen darfst wovon Du schwärmst. Wenn nicht, suche Dir lieber einen anderen Verein. Das muss kein böser Wille sein, sondern eventuell sind die Interessen einfach nicht vereinbar, weil du z.B. Freizeitschütze bist und Entspannung beim Scheienlochen findest, während Dein Verein unbedingt einen neuen Wettkampfschützen für die Rundenwettkämpfe aufbauen will und Dir Intensivtraining mit der Luftpistole angedeihen lassen will. Was den einen erfreuen würde ist dann für Dich der Graus - oder auch nicht :)


    Um ein Gespräch und gleich am Anfang die Karten auf den Tisch zu legen kommst Du also meiner Meinung nach nicht herum. Und eventuell ergibt sich ja, dass Dich dann ein paar Schützen unter ihre Fitiche nehmen und mit Dir regelmäßig Großkaliberevolver trainieren.


    Es gilt übrigens auch zu beachten. Ohne Feuerwaffentraining keine eigene Feuerwaffe, selbst wenn Du Landesmeister mit der Luftpistole wirst, interessiert sowas die Waffenbehörde nur selten bei der Zuteilung einer WBK.


    4. Wenn Waffen in Großkalibern in Deinem Verein vorhanden sind, trau Dich und frage danach.


    Die Frage, ich würde gerne Großkaliberrevolver schießen, ist absolut normal!


    Sollten dem keine rechtlichen Hindernisse entgegenstehen (erst ab 18 Jahren ist der Umgang mit GK-Waffen erlaubt) kenne ich es so, dass die meisten Schützen gerne ihre Waffe anbieten. Man teilt ja eine gemeinsame Begeisterung :)


    Du kannst ja, wenn es mehr als 5 Schuss werden, sagen, dass Du Dich gerne an den Munitionskosten beteiligen würdest, und wem (falls nicht sowieso klar) Du etwas dafür geben darfst.


    .357 Magnum kostet meines Wissens ca. 15-20 Euro pro 50 Schuss. Da die Portokosten bei Bestellung übers Internet stark gestiegen sind, kann es sein, dass die Schützenkameraden auch das Porto draufrechnen. Dann kann es auch etwas mehr pro Schachtel sein.


    5. Für jede mehrschüssige Kurzwaffe muss man in Deutschland ein eigenes Bedürfnis nachweisen, man kann sich aber auch mehrere Bedürfnisse auf einen Schwung bestätigen lassen. Also die .22lfB Sportpistole zusammen mit dem .357er Revolver und wenn es Dir gefällt beim BSSB noch ein halbautomatisches KK-Gewehr dazu, da das deren Liste B (https://www.bssb.de/bssb/sport/Regelheft/Regelheft_BSSB.pdf) anbietet.


    Ergänzend dann gleich noch die gelbe WBK für Gewehre/Repetierer, Vorderladerrevolver und andere interessante Dinge. Einzige Einschränkung ist dann am Anfang nur das Erwerbsstreckungsgebot, was nur 2 bedürfnispflichtige Waffen pro Halbjahr gestattet.


    Ob der Verein an übergeordneten Meisterschaftenn teilnimmt ist übrigens egal - Du kannst auch als Einzelschütze an Wettbewerben wie z.B.Kreismeisterschaften teilnehmen.


    6. Selbstverständlich kannst Du auch außerhalb des Vereins an Meisterschaften teilnehmen. Für ein erweitertes Bedürfnis (3 Kurzwaffe etc.) muss es aber eine Meisterschaft/Wettbewerb in Deinem Verband sein.


    7. Wenn die Chemie stimmt, könnte ein anderer Verein auch interessant sein, aber dort bist Du ganz besonders darauf angewiesen, dass Du Unterstützung erfährst, indem Du mitgenommen wirst und Du auch eine Waffe geliehen bekommst. Da sind Absprachen für Standbesuche enorm wichtig und Du und diese Schützen müssen sehr zuverlässig sein, damit es mit dem gemeinsamen Training klappt. Wenn für Dich extra eine Waffe und Munition mitschleppen und Du bist nicht da, oder Deine Fahrgemeinschaft lässt Dich oft hängen, ist der Frust schnell sehr groß.


    Bei dem anderen Verein, wen er interessant erscheint, frag nach ein, zwei, drei Probetrainings, schau ob die Leute passen, für welche Disziplinen sie sich interessieren, scheue Dich nicht nach den Kosten zu fragen (Vereinsbeitrag, Sonderumlagen, zusätzliche Standgebühren, Arbeitsstunden, Verbandsbeiträge, geplante Um- und Ausbaumaßnahmen etc.) usw.


    Viel Erfolg!

  • Die hw45 ist zwar in Sachen Prellschlag einstellbar, allerdings richtet sich der Prellschlag ja nach vorne.

    Ich denke aber das der Prellschlag eher mit kk vergleichbar ist.

    Aber viel Spaß und Erfolg mit dem Gerät.

  • Also erstmal: Wow danke! Ihr habt meine Frage(n) mehr als beantwortet und auch eventuelle Folgefragen gleich mitbeantwortet.

    Vielen Dank für die ausführlichen Beiträge!

    Kann sein dass ich mich auch täusche aber ist bei der HW45 das Federdrucksystem nicht sogar so eingebaut dass die "Wucht"(so groß is die ja nicht ;) ) sich nach hinten richtet? Zumindest bewegt sie sich direkt nach dem Schuss mit dem Laufanfang etwas nach oben... dementsprechend sind meine Treffer auch verteilt wenn ich nicht aufpasse und/oder einhändig in Stufe 1 schieße... Stufe 2 ist da nicht so anfällig obwohl da mehr Kraft dahintersteckt, was aber wsl. so wie ich gelesen habe am "schneller den Lauf verlassenden Geschoss" liegt. Glaub aber auch dass es trotzdem höchstens mit KK vergleichbar ist bzw. man nur ein simuliertes Gefühl dafür bekommt auf was man mehr achten muss als bei einer rückstoßfreien Waffe.


    Wenn ich mir Zeitlupenaufnahmen/Schussaufnahmen von der Seite von KK und GK ansehe, verhalten sich teilweise sogar kalibergleiche Waffen sehr unterschiedlich je nach Hersteller/"Bauart".


    Darum interessiert mich der Schützensport so sehr... man hat bei jeder Schusswaffe eine ganz individuelle Geschichte vor sich liegen und muss auch dementsprechend individuell damit umgehen.

  • Das kann sein, bei normalem Prellschlag ist das nach vorne, kann aber auch nach vorne gebaut sein (wie ja das Zitat sagt).

    Generell würde ich persönlich im Luftdruckbereich zu beginn zum üben mit einer Matchwaffe unter Anleitung raten um einfach nur mal das Zielen, halten zu lernen.

    Einer der Pistolen Trainer im Forum kann dir sicher dabei mehr helfen als ich.

  • dass die "Wucht"(so groß is die ja nicht ) sich nach hinten richtet? Zumindest bewegt sie sich direkt nach dem Schuss mit dem Laufanfang etwas nach oben... dementsprechend sind meine Treffer auch verteilt wenn ich nicht aufpasse und/oder einhändig in Stufe 1 schieße... Stufe 2 ist da nicht so anfällig obwohl da mehr Kraft dahintersteckt, was aber wsl. so wie ich gelesen habe am "schneller den Lauf verlassenden Geschoss" liegt.

    IMHO liegen auf 10m die Schüsse bei Stufe 2 etwas tiefer (!!!) als bei Stufe 1. War zumindest bei mir so. Dürfte am stärkeren Prellschlag bei Stufe 2 liegen.
    Kann ich aber nicht mehr ausprobieren, weil meine HW45 im Dienste unserer Jugendarbeit den Geist aufgegeben hat und ich sie noch nicht wieder habe reparieren lassen.

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    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Zitat

    Wenn ich mir Zeitlupenaufnahmen/Schussaufnahmen von der Seite von KK und GK ansehe, verhalten sich teilweise sogar kalibergleiche Waffen sehr unterschiedlich je nach Hersteller/"Bauart".

    Ja, das erklärt u.a. auch erhebliche Preisunterschiede ...


    Bezüglich aktueller hochwertiger (teurer) Matchwaffen vergleiche man den Hochschlag einer Pardini SP RapidFire (liegt wie ein Brett im Feuer) mit dem einer Walter SSP (springt wie ein junges Reh).

    Den Rück- und Hochschlag beeinflussen neben dem Kaliber (bzw. eigentlich der Laborierung) auch die Gewichtsverteilung und mehr oder eben weniger ausgefeilte technische Lösungen, die die Waffenbauer ihren Produkten spendiert haben.

    Zitat


    Generell würde ich persönlich im Luftdruckbereich zu beginn zum üben mit einer Matchwaffe unter Anleitung raten um einfach nur mal das Zielen, halten zu lernen.

    Durchaus. Es hilft beim Lernen, wie man ein Motorrad fährt, wenn man vorher schon Fahrrad gefahren ist. Auch sind die einhändigen Techniken des DSB-Luftpistolentrainings auch in zweihändiges Großkaliberschießen umsetzbar. Das ist übrigens als Trainer im Leistungssport (DSB LuPi und KK) wie auch im Breitensport (meist BDS Kurzwaffe) mein täglich Brot.


    Aber wie man das eine (Match-LP) lernt und dann anders (beidhändig GK) umsetzt, das sollte dir möglichst ein Trainer oder didaktisch begabter guter Schütze zeigen. Denn 1:1 ist das normalerweise nicht ohne Anleitung umzusetzen.

    Daß du mit der HW45 übst, kann dir auf jeden Fall das Treffen mit einer GK-Kurzwaffe erleichtern. Denn der Prellschlag simuliert schon in gewisser Wiese (wenn auch in der anderen Richtung, das ist aber eigentlich egal) die Waffenbewegung einer GK-Waffe im Schuß. Und die Kosten sind wesentlich geringer. Der Griffwinkel der HW45 ist übrigens auch so ziemlich der gleiche wie der einer Colt 1911 (und deren Clone). Willst du also später eine 1911er / 2011er in 9 Para und/oder ..45 ACP schießen, ist diese Luftpistole das ideale Trainingsgerät. Nur leider nicht waffenrechtlich relevant für das Bedürfnis.

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

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