Führt Höhe der Visierlinienerhöhung zu größeren Schwankungen

  • Hallo,

    habe die Tage Folgendes gehört und weißt jetzt selbst nicht mehr was ich glauben soll. Daher bitte ich euch um Hilfe.

    Es wurde gesagt, dass je höher die Visierlinienerhöhung ist, desto stärker wirken sich Schwankungen auf den Zielvorgang aus. Lapidar gesagt: Je höher die VLE ist, desto eher ist ein verwackelter Schuss noch schlechter.

    Ich hätte das jedoch verneint, da man ja immer einen starren Abstand hat und somit im gleichen "Abstand wackelt". Bin mir jetzt und wohl auch aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr sicher.
    Bitte helft mir weiter mit eurem technischen Wissen bzw. mit gesundem Menschenverstand! Vielen Dank.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Kann ich nicht ganz nachvollziehen. Der große Vorteil ist, dass der Schwerpunkt der waffe weiter nach unten rutscht, und je tiefer der liegt, desdo sicherer liegt sie dem schützen. Ein verreißer ist mit vle genau so ein verreißer, wie ohne.

    Ich reize die erlauben 60mm immer aus, werde dementsprechend auch oft von anderen schützen darauf angesprochen.

    Grüße
    Ben

    Ein guter Verlierer wird nie ein Gewinner.

  • Danke für dir Antwort lycosa. Du bestätigst damit auch meine Einschätzung. Kann das noch jemand bestätigen oder hat eine andere Meinung dazu?

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Dieses Phänomen würde ich eher der Visierlinienverlängerung, egal ob am Diopter für Auflage nach hinten raus oder mit ner Tube nach vorne weg, zuordnen, auch nen Adlerauge. Bei diesem Zubehör "rast" das Ziel bei Bewegung ja schneller durch die Visierung. Die Höhe einer Visierlinienerhöhung würde ich eher für mehr oder weniger ausgeprägte Verkanntungsfehler oder Zielfehler im Allgemeinen beschuldigen. Vielleicht werden da einfach nur Begriffe vertauscht. Das ist jetzt aber auch nur von mir zusammengedacht, muss also nicht stimmen :)

  • Zitat von scherge

    Die Höhe einer Visierlinienerhöhung würde ich eher für mehr oder weniger ausgeprägte Verkanntungsfehler ... beschuldigen.


    Die Visierlinienerhöhung wird häufig unschuldig beschuldigt. Hier wurde in komprimierter Form die Beschuldigung widerlegt, über den dortigen Link sind ausführlichere Informationen erreichbar.
    Danke an den Autor, er fehlt mir hier.

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Genau genommen sollte eine Visierlinienerhöhung eigentlich zu einem wiederholbar präziserem sprich gleichmäßigerem Anschlag führen.
    Nimmt man die Laufseelenachse als Drehpunkt an, so würde die Visierlinie bei größerem Abstand einen viel weiteren Weg bei einer Verkantung
    (was ja nichts anderes als eine Verdrehung ist) beschreiben und man könnte ggf. nicht mehr durch den Diopter sehen.

    Zumindest theoretisch.

  • Wir haben im Anschlag ja keine Wahrnehmungen oder gar verlässlichen Anhaltspunkte über die aktuelle Lage der Laufseelenachse bzw. wohin die Mündung gerade wirklich zeigt. Wir sind darauf gebürstet, mit aller Gewalt den Spiegel im Rinkorn zu zentrieren - der Drehpunkt ist daher die Zielachse. Ein Verkantungsfehler entsteht ja niemals mutwillig, sondern weil wir den Rest der Welt machmal zu weit ausblenden.

    Eine sich sofort deutlich in der Trefferlage bemerkbar machende Verkantungsänderung fällt m.E. nicht vom Himmel. Große Veränderungen entstehen

    • entweder auf einen Schlag bei Umstellung des äußeren Anschlag und/oder Umbau des Gewehrs - also nach einer bewussten Handlung und sicher regelmäßig mit einer zu erwartenden Veränderung der Trefferlage; hier wird in Folge sicher eh an der Visierung gedreht
    • oder schleichend unbemerkt durch unbewusste Veränderungen im Anschlag - hier besteht die Gefahr, dass der Schütze die ungünstige Veränderung wegen Geringfügigkeit nicht wahrnimmt oder nicht richtig interpretiert und Gefahr läuft, statt Ursachenbeseitung zu betreiben die Situation noch zu verschlimmbessern (z.B. Schaftbacke verstellen, Kopfneigung ändern, ...)

    Ich selbst wollte daher ohne Hilfsmittel zur Verkantungskontrolle nicht schießen. Mit einem Glasringkorn ohne zusätzliche Querstifte würde ich mir bestimmt keinen Gefallen tun. Ob ich das Hilfsmittel immer hinreichend beachte, steht dummerweise auf einem anderen Blatt. Aber immerhin sind die in den o.a. Quellen für LG genannten 8 Grad schon recht viel, die merke ich schon. Bei mir sind andere Baustellen größer.

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

    Einmal editiert, zuletzt von frank17 (9. November 2013 um 16:37)

  • Moin,
    ich glaube auch,die Aussagevon Murmelchen in Franks Link trifft es ziemlich auf den Punkt.
    Deckt sich auch mit meinen eigenen Erfahrungen beim FT schiessen. Dort sind die Zielfernrohre teilweise noch höher über der Laufachse montiert.
    Dort macht sich wegen der unterschiedlichen Distanzen das Problem deutlicher bemerkbar.
    Und da man bei den dort verwendeten Zielenpraktisch keine Anhaltspunkte hat verwende ich gerne eine Wasserwaage.
    Und ich bin noch relativ flach mit meiner gesamthöhe...

    LG Martin

  • Zur Vorsicht noch einige Ausführungen, weil Verkanten immer noch ab und an als 'böse' bezeichnet wird: Verkanten selbst ist nicht das Problem. Eine dadurch veränderte Trefferlage lässt sich im Rahmen der Verstellmöglichkeiten des Diopters kompensieren. Verkanten hilft - auch in Verbindung mit Visierlinienerhöhungen - gerade Langhälsen zu einer erträglichen / möglichst aufrechten Kopfhaltung und trägt dazu bei, Verspannungen und Gleichgewichtsprobleme zu vermeiden.

    Mit Verkanten verändert sich der Abschusswinkel und die Flugbahn. Die vorher zum Ausgleich der Einflüsse des Kraftvektors der Erdanziehungskraft vorgenommene Einstellung passt bei veränderter Verkantung nicht mehr, daraus resultiert eine andere Trefferlage. (In den angegebenen Quellen ist das mathematisch dargelegt und in Form von Grafiken visualisiert.)

    Es ist unschädlich, einen einmal ausgewählten Verkantungswinkel irgend wann mal kontrolliert zu verändern. Man muss dann halt die Visierung wieder anpassen. Günstig für das Schießen mit Verkantung ist jedenfalls ein drehbarer Diopter, den man zur jeweiligen Verkantung so einstellt, dass er im Anschlag senkrecht steht. Dann können Höhen- oder Seitenkorrekturen jeweils intuitiv mit den H/T- bzw. L/R-Einstellern vorgenommen werden. Hat man keinen drehbaren Diopter oder steht ein drehbarer Dioper im Anschlag nicht senkrecht, muss selbst bei einer reinen Höhen- oder einer reinen Seitenkorrektur jeweils an beiden Stellern gearbeitet werden. Intuitiv ist anders - ein großes Gefährdungspotential für falsches Drehen gerade im Wettkampfstress!

    Schädlich im Sinne sich verändernder Trefferbilder ist unbewusst / schlamperhaft betriebenes wechselndes Verkanten, (nur) hierbei spricht man vom Verkantungsfehler.

    Zum Exkurs FT: mit zunehmender Entfernung vergrößert sich das Problem von Verkantungsfehlern und eigentlich müsste man auch schneller an die Grenze des Einstellbereichs des Diopters kommen. Das liegt vornehmlich daran, dass die Antriebsenergie von Luftgewehren doch sehr endlich ist und Ballistik sowie Erdanziehung jenseits von 10m schon eine erhebliche Rolle spielen. Moderne Pressluft-FT-LG mit 27...30 Joule (WBK-pflichtig!) sind da Seitenspannern meist etwas überlegen ...

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.