Melde mich nach 14-jähriger Abstinenz zurück ...

  • Als ich 1970 das erste mal ein Stickstoff-Sauerstoff Gemisch schnüffelte nannte meine Mutter mich Matthias. Meine Eltern hießen mit Familienname Schulz, also Matthias Schulz. Mein Name war fertig.Meine ersten Schüsse feuerte ich, im heimischen Keller und Garten, aus einem Suhler Durchlader Modell 49A ab. Nach dem meine Eltern 1980 endlich einsahen, dass ich nach 5 Jahren im TZ Schwimmen Leuna mehr unter Wasser schwamm wie darüber, schickten Sie mich zum Trainingszentrum der GST Schießen nach Bad Dürrenberg.Hier erreichte ich bis 1986 mehrere Erfolge auf Kreis-Bezirks-und DDR Ebene.Auf Grund erfolgreicher Nachwuchssichtungen, wurde ich 1986 zum Sportclub der DDR ASK Frankfurt/Oder delegiert.Nachdem ich in Bad Dürrenberg die Grundlagen in der LG und den KK Disziplinen erlernte, wurde mir beim ASK der Feinschliff verpasst.Geschossen wurde 60 Schuss LG, KK Freie Büchse 3x20 und 60 Schuss liegend.Bis 1989 erzielte ich hier Erfolge im DDR und internationalen osteuropäischen Bereich. Zu nennen wäre ein 3. Junioren DDR Meister im LG 60 Schuß, 2. Platz bei der Junioren DDR Spartakiade (578 Ringe), 7 Platz beim JWdF in Minsk Sowjetunion (Junioren Wettkämpfe der Freundschaft mit kompletter Beteiligung aller damaligen soz. Länder), 2.Platz beim DDR offenem Wettkampf KK Freie Büchse 60 Schuss liegend mit 596 Ringen.Dann kam die Wende und alles war auf einmal schlecht und der Sport viel zu teuer …Nachdem ich ziemlich schnell erkannte das der Kapitalismus in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit in den neuen Bundesländern neu erfunden wurde, hob ich meinen Mittelfinger und ging im Sep 1992 nach Rosenheim.Hier wurde ich von meinen neuen Arbeitskollegen, nach Erzählungen zum Thema schießen, umgehen in die 1 Mannschaft der SG Immergrün Áising befördert.Hier schoss ich bis 1997. Wegen Umzugs nach Landsberg am Lech und Desinteresse trat dann eine 14 Jährige Schießabstinenz ein.Anfang 2012 packte es mich wieder. Die Biathlon Ergebnisse waren nicht ganz unschuldig daran … ;)Jetzt musste eine Feinwerkbau her (auch schon beim ASK geschossen 601-er) und Schießklamotten.Uns was es da jetzt für Waffen gab !!! Das motivierte mich noch mehr.Alles gekauft und einen Verein gesucht.Somit landete ich im Feb. 2012 beim Schützenverein Enzian Kaufering.Prost ;)

    Optisches Ergebnis kann man auf den Fotos sehen. Schießergebnisse lassen auf sich warten (Trainingsbestleistung 40 Schuß LG - 378 Ringe…)

    Und wenn Ihr Lust habt, hier gehts zu meinem Trabiclub

    http://www.rote-pappkameraden.npage.de/

  • Herzlich willkommen und schön dass du nach so langer Zeit wieder zum schießen zurückgekehrt bist. Hier bei den meisterschützen kannst du noch den ein oder anderen tipp bekommen. Oder erzähl doch einfach mal wie die sportförderung in der ddr im schiesssport ablief. Würde mich als Jung-wessi schon interessieren.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Hallo dingo,für Dich und diejenigen die es interessiert, versuche ich aus meiner Sichtweise und Erfahrung über die Sportförderung in der DDR zu berichten.Im allgemeinen wurde an die Schulen gegangen und für die unterschiedlichsten Sportarten geworben. So wie heute teilweise auch.Da mein Vater Vorsitzender der BSG Chemie Leuna Werke „Walter Ulbricht“ war, gab’s bei mir nichts zu werben, sondern Söhnchen musste Sport machen. ( BSG – Betriebs Sport Gemeinschaft )Also fing ich mit Anfang 6 im TZ Schwimmen an, wie schon beschrieben. ( TZ – Trainings Zentrum )
    Durch einen Nachbar dessen Sohn bei der GST Schießen in Bad Dürrenberg anfangen wollte, bin ich dann 1980 zum Sportschießen gekommen. Die Trainingszentren der GST, BSG, Dynamo usw. kann man nicht mit den heutigen Vereinen vergleichen, weil hier nur die Jugendförderung und die Auslese im Focus stand. Ich sag mal, wer es bis 18 Jahre nicht geschafft hat, der hat dann in der Regel auch nicht weiter gemacht. Es sei denn, als Übungsleiter oder in ähnliche Funktionen. Es gab kein vergleichbares Vereinsleben so wie heute üblich. 
    Heute wird meiner Meinung nach zu wenig für die Jugend gemacht. Wir hatten damals 4Tage die Woche Training, fast jedes Wochenende einen Wettkampf und jede Ferien Trainingslager außer in den Sommerferien, damals 8 Wochen, da hatten wir „nur“ 4 Wochen Trainingslager.Die Jungen Sportler wurden dann bis zum 16 Lebensjahr regelmäßig gesichtet, sprich man fuhr geschlossen zu den großen Sportclubs. Dort wurden dann die sportlichen Leistungen aber auch schulischen Leistungen erfasst, um eine Aussage über Deine Zukunft in einem der Sportclubs zu treffen.Die besten wurden dann in der Regel nach der 8 Klasse, so mit 14 Jahren delegiert oder spätestens nach der 10 Klasse mit ca.16 Jahren. Bei mir war es mit 16 Jahren, weil meine Mutter wollte, dass ich meine Schule noch zu Hause fertig mache.Eigentlich wäre mein Einzugsbereich der GST Schieß-Sportclub Leipzig gewesen, aber aus irgendwelchen Differenzen zwischen meinem damaligen Trainer und dem Sportclub Leipzig kam hier keine Delegierung zustande. So ließ mich mein Trainer beim ASK Frankfurt/Oder Sichten und ich wurde sofort angenommen.Da ich mich doch recht ordentlich dort entwickelte, haben sich die Leipziger selbst ans Bein gepisst … ;-)Beim ASK war ich dann bis 1989, machte dort auch meinen Beruf als Brückenbauschlosser.Wenn niemand auf die Straße gegangen wäre und geschrieen hätte „wir sind das Volk“ wäre ich nach der Berufsausbildung uniformiert wurden (ASK – Armee Sport Klub ) und wäre je nach Leistung im Dienstrang gestiegen und wäre für den jeweiligen Dienstrang bezahl wurden. Bei besonderen Leistungen, gab es Prämien. Es gab keine Profi-Sportler, sondern nur Amateur-Sportler. Damit konntest Du zwar nicht reich werden aber Du warst abgesichert. Man hat sich nach Deiner sportlich Laufbahn um Dich gekümmert. Alles in allem war meine sportlich Laufbahn eine sehr schöne Zeit. Wir hatte viel Spaß waren aufgeräumt und haben Selbsthändigkeit und Disziplin gelernt. Heute werden die Prinzipien und Verfahrensweisen in der ehemaligen DDR gerne belächelt oder sogar verteufelt. Wenn ich mir anschaue was heute so mit unserer Jugend abgeht, komme ich aus dem LÄCHELN gar nicht mehr raus und der TEUFEL würde sich in der Hölle umdrehen.