Olympia - demnächst weniger Schießsport?

  • Das Internationale Olympische Komittee hat Vorschläge für die Athletenkommission gebracht.

    Unter der Prämisse "Majorität" ("An Athletes' Commission shall be constituted, the majority of whose members shall be athletes elected by athletes participating in the Olympic Games.") sieht man, welche Sportarten zukünftig wohl präferiert werden.

    Konkludierend könnte man jetzt annehmen, daß die "olympischen Disziplinen" Schnellfeuerpistole, Luftpistole, Luftgewehr, Kleinkalibergewehr und Sportpistole wohl zukünftig durch 2 Flintenschütz(inn)en und eine Bogenschützin beim IOC vertreten werden.

    Deren Aufgaben: "Members of the Athletes’ Commission are involved in the IOC’s main commissions and working groups. The Chair of the Athletes’ Commission serves as a member of the IOC Executive Board, and the Commission makes recommendations to the IOC’s executive bodies. "

    Man kann also davon ausgehen, daß u.U. die "recommendations" zu den o.g. Disziplinen in einem Sinne ausfallen werden, der vom IOC gewünscht ist, nämlich mehr Bogen und Flinte. Die Aktivitäten des DSB in genau diesen Bereichen würden diese These unterstützen.

    Was das für die anderen Disziplinen bedeutet - jeder male es sich selbst in seinen Farben.

  • sowie ich das im DSB-Newsletter gelesen habe, waren früher keine Sportschützen im Kommitee, nun stellen sich ein Bogen- und 2 Skeetschützen zur Wahl.

    Da sehe ich keine Bedrohung sondern eine Chance für den Schießsport. Nicht alles so schwarz sehen!!

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Natürlich ist es Zielführend, dass Sportschützen/innen in wichtigen Gremien der Sport- und Politiklandschaft vertreten sind und wir mit Sitz und Stimme unsere Interessen aktiv wahrnehmen.

    Nur sind unsere Interessen sehr vielseitig. Es kommt deshalb „bei unseren Vertretern/innen“ also sehr darauf an, diesen Anspruch der Vielseitigkeit umzusetzen.

    Die Gefahr, wie sie von Michael gesehen wird, sehe ich ebenfalls. Die Initiative Ziel im Visier setzt – weil es vielleicht so einfacher ist – seinen Fokus auf das Bogenschießen. Das Kugelschießen ist dort m. E. in den Hintergrund getreten.

    Ich behaupte sogar, dass es im Bogenbereich keinen Mitgliederrückgang gibt – Im Gegenteil.

  • Ob der momentane Boom im Bogenbereich nachhaltig ist, wird sich erst noch zeigen. Wir waren in Oettingen Vorreiter im Bogensport. Wir haben bereits um 1990 eine Bogenabteilung gegründet, wobei wir im Freien auf alle Entfernungen schießen konnten und in einer eigenen Bogenhalle auf 18 Meter. Das Ganze hatte am Anfang eine große Eigendynamik entwickelt, weil es etwas völlig neues war. Von den vielen Bogenschützen sahen es aber nur wenige als "Sport" an. Die meisten nahmen es eher als Chance wahr Sonntag morgen von zu Hause wegzukommen und zum Frühschoppen zu gehen. Die wenigen, die es ernsthaft betrieben haben, hörten bis 1997/ 1998 wieder auf und stiegen wieder auf Kugeldisziplinen um.

    In anderen Vereinen mit Bogenabteilung ist bei uns in der Umgebung eine zum Teil ähnliche Entwicklung festzustellen. Von daher würde ich meinen reinen Fokus nicht auf Bogen legen.

  • @MichaelBeutel

    Kann deine Erfahrung nur bestätigen. Hatten auch schon in den 90er Jahren einen Bogenversuch gestartet mit anfangs sehr aktiven Teilnehmern, die aber immer weniger wurden. Schlussendlich löste sich die ganze Bogensparte wieder auf und der einzig verbliebene Bogenschütze schloss sich einem Nachbarverein an. (Haben bei uns im Gau ganze 3 Vereine, die Bogen schießen)
    Obwohl ich das Bogenschießen sehr schön finde und es mir auch Spaß macht (als ich es mal probierte), lässt es sich zeitlich irgendwann einfach nicht mehr mit all den anderen Disziplinen vereinbaren, denn ich will jede Disziplin ganz ordentlich schießen und dazu gehört auch eine Portion Training mit dazu!!

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • dingo:

    Bei uns blieb auch genau einer übrig, der dann in einen anderen Verein gewechselt ist. Bei uns im Gau haben die letzten drei bis vier Jahr sieben Vereine mit Bogen angefangen. Wie lange diese Abteilungen aber halten werden, weiß niemand. Im Nachbargau ist ein Verein mittlerweile in zwei Teile gespalten, weil die Bogenschützen sich nicht am Wirtsbetrieb, Arbeitseinsätzen und sonstigem einbringen möchten. Sie betreiben ihren Sport ja auf der Wiese vor dem Schützenhaus und sehen daher auch nicht ein, warum sie helfen sollen den Luftdruckstand zu streichen.

    Ich halte Bogenabteilungen für eine sehr tolle Sache, wenn sie durchdacht ist. Bevor aber eine Abteilung gegründet wird, müssen gewisse Rahmenbedingungen geschaffen werden wie ausgebildete Trainer oder VÜL, die andere in die Materie einweisen können. Es darf auch kein Verein im Verein entstehen.

  • zurückzukommen auf das Thema, kann die Angst von Kuhn bzw. Wilhelm nicht nachvollziehen

    Nicht alle seine Fähigkeiten und Kräfte soll man sogleich und bei jeder Gelegenheit anwenden. - Baltasar Gracián

  • Flinte hat einen Hype - wegen der massiven (positiven) Werbung des russischen Milliardärs: dessen Clips sind einfach TOP.
    Bogen hat einen Hype- weil neu.

    Ich teile die Bedenken in der Sicht, dass Tradition anscheinend out ist - oder keine potentiellen Unterstützer hat.

    Als Waffenhändlerin und Exporter schaue ich manchmal über unseren nationalen Teich: dort ist ISSF, insbesondere Flinte und GK, ein sehr gewichtiger Teil, evtl. viel größer als wir uns dies mit unserer LG/KK-Tradition überhaupt vorstellen können.

    So konnte ich in meinen Social Net-Kontakten wesentlich mehr Infos über 300m-Freigewehr, Trap und Skeet finden als über die "reinen" DSB-Disziplinen. Das kann natürlich auch an meinen Kontakten liegen, aber vielleicht auch daran, was die internationalen Medien als publikumswirksam betrachten. Und da kommt Skeet/Trap (dynamisch) einfach besser rüber.

    BTW: Ich glaube, dass man mit "Homestories" und eingeblendeten Statistiken die statischen Disziplinen ebenfalls interessant herüber bringen könnte. Wenn x-tausend Leute sich Pokern, Billiard, Weitsprung und Eisstock-Schießen anschauen, spricht eigenlicht nichts gegen LG/KK-Matches.

  • Zitat

    Als Waffenhändlerin und Exporter schaue ich manchmal über unseren nationalen Teich:

    Hat jetzt nicht unbedingt was mit dem Startthema zu tun, man möge mir aber verzeihen.
    Aber mit dem Blick über den Teich. Habe mir letztens ein paar Videos auf youtube angesehen, zu den diesjährigen US-Meisterschaften in Camp Perry. Wenn ich mir das ansehen, sind selbst olympische Spiele eine Art "Schulveranstaltung".
    Hier ein paar Beispiele und schaut euch ruhig die anderen Videos auch an:
    Camp Perry 2011
    - YouTube

    2011 CMP Garand Match, Camp Perry, Ohio.
    - YouTube

    Camp Perry 2011 EIC Match #2
    - YouTube

    NRAblog: 2011 Mustin Trophy Match
    - YouTube

    Da könnte ich ins Schwärmen kommen. Aber da werden die Schützen auch von Seitens des US-Militärs unterstützt, im Rahmen des "civilian marksmen ship program". Schießstände zur Verfügung gestellt. Nicht wie hier, einem tausend Knüppel in den Weg geworfen.
    Bei uns ist´s ja auch gewollt, dass GK-Schießdisziplinen verschwinden. Alles zu teuer und zu "Extrem".


    Martin

    Einmal editiert, zuletzt von P.O.Ackley (22. Dezember 2011 um 17:31)