Atmung beim Präzisionsschießen

  • Wie atmet Ihr beim Präzisionsschießen? 27

    1. Doppelatmung (16) 59%
    2. Einfachatmung (9) 33%
    3. Weder noch. (2) 7%

    Hallo!

    Gestern hatte ich beim SpoPi-Training ein Gespräch mit einem unserer besten Pistolenschützen hier im Kreis. Er wies mich auf einige Schwachpunkte meiner Schießtechnik hin. Ferner meinte er, meine Atemtechnik (Einfachatmung) sei suboptimal gegenüber der (von ihm praktizierten) Doppelatmung.

    Nun habe ich die Einfachatmung (Einatmen beim Heben des Armes, Ausatmen beim Senken bis zum Spiegel) jahrelang angewandt – und zwar bisher erfolgreich. Zudem wird sie von einigen Trainern (namentlich den russischen) empfohlen und auch von vielen Schützen erfolgreich praktiziert. Die Doppelatmung (Einatmen beim Heben des Armes, Ausatmen beim Senken bis zum oberen Scheibenrand, dann noch mal Luftholen zum Feinjustieren) erscheint mir persönlich zu komplex und mental anstrengend, weil mehr Bewegungsabschnitte und Atemzüge koordiniert werden müssen.

    Deshalb diese Umfrage: Welche Atemtechnik wendet Ihr beim Präzisionsschießen (LP, FP, SpoPi usw.) an? Und was hat Euch dazu bewogen, dieser oder jener Technik den Vorzug zu geben?

  • Hi,
    ich bin vor ca 4 Jahren auch zur Doppelatmung gewechselt. Der Grund war bei mir der, dass ich Probleme hatte in meinen Haltebereich hinein zu kommen. Immer wieder ist es mir passiert, dass ich zu tief runter bin und den Arm nicht mehr hochbekommen habe. Generell lagen meine Schüsse auch eher zu tief als zu hoch.
    Mit der Doppelatmung habe ich das Problem weg bekommen. Zur Veranschaulichung:

    Einatmen - Waffe anheben bis über die Scheibe
    Ausatmen - Waffe absenken bis knapp in den Spiegel hinein, Druckpunkt nehmen
    Einatmen - Waffe hebt sich automatisch ein wenig
    ganz leichtes Ausatmen (nicht komplett) - Waffe senkt sich automatisch in den Haltebereich - Druck am Abzug stetig erhöhen bis der Schuss sich löst

    Es ist zwar eine kleine Umstellung und braucht ein wenig Übung, vorallem am Abzug (wieviel Druck darf ich ausüben), erhöht aber meiner Meinung nach auch die Konzentration auf das Wesentliche und verhindert zusätzlich das durchreißen eines Schusses, da hier klar ist wann wieviel Druck auf den Abzug gegeben werden muss.

    Welche Atemtechnik man jetzt aber verwenden sollte hängt auch stark von der Person ab. Wer mit der Einfachatmung super zurechtkommt, sollte auch ruhig damit weiterschießen. Aber wenn diverse Fehler die immer wieder auftreten und man nicht unter Kontrolle bekommt, kann es durchaus sinnvoll sein sich diese Technik mal anzueignen.

  • ShootingRabbit hat aus meiner Sicht alles perfekt beschrieben.

    Ich habe mich vor ca. 1,5 Jahren auf Doppelatmung umgestellt und ich bin zufrieden damit. Es ging
    einfacher als ich dachte. Probier es einfach bei einem Training aus (versuch mach klug).

  • Hm,

    ich mache iwie keines von beidem... :)

    Ich atmeein und meine LP wandert durch das Ziel über die Scheibe hinaus.
    Dann atme ich aus, hierbei senkt sich die LP wiederum durch das Ziel hindurch, bis etwa Unterkante Spiegel.
    Worauf ich wieder halb einatme und so ziemlich exakt in den Halteraum komme.

    mfg
    Joker

  • Danke erstmal für Eure Antworten. :)


    Quote

    Immer wieder ist es mir passiert, dass ich zu tief runter bin und den Arm nicht mehr hochbekommen habe.


    Das kommt mir bekannt vor.

    Beim SpoPi-Schießen habe ich die Doppelatmung schon ausprobiert, aber auf dem LP-Stand komme ich damit bisher absolut nicht zurecht ...
    Ich werde wohl erst einmal wie gehabt weitermachen und dann im Urlaub an der evtl. Umstellung arbeiten.

    Eine Frage noch: Erscheint Euch die Doppelatmung, hm, intellektuell anstrengender? Sprich: Muß man konzentrierter schießen und stärker auf die einzelnen Schritte achten als bei der Einfachatmung? Oder ist das nur eine Frage der Gewöhnung? Nicht, daß das Schießen in Streß ausartet und keine Erholung mehr bietet. ;)

  • Huhu zebo ;)

    Ich wollte hier einmal mal eben noch eine weitere Atmungstechnik in den Raum werfen und zwar die Dreifachatmung. Wie der Name schon sagt, werden bei dieser Atmung pro Schuss drei einzelne Atmungen durchgeführt.

    Im Anhang ist ein Bild, wo die einzelnen Atmungen nochmal aufgeführt sind. Ich denke mal, dass es verständlich ist, dass nur das "hoch und runter" des Armes angezeigt ist, und nicht die Bewegung "links und rechts". ;D

    Einfach gesagt stellt die Dreifachatmung nur eine Erweiterung der Doppelatmung dar. Hier wird die zweite Atmung nicht bis zum unteren Rand des Schwarzen durchgeführt, sondern um eine weitere Atmung erweitert, sobald sich die Visierung im Schwarzen des LP-Spiegels befindet.

    Gruß

    Queel

  • Erscheint Euch die Doppelatmung, hm, intellektuell anstrengender? Sprich: Muß man konzentrierter schießen und stärker auf die einzelnen Schritte achten als bei der Einfachatmung?

    Es ist generell von Vorteil, sein Augenmerk sehr stark auf jeden einzelnen Schritt zu legen. Ich bin gut damit gefahren, mir einen klar definierten Bewegungsablauf einzutrainieren. Bei jedem Schuß achte ich auf jedes Detail, das fängt vom Anheben der Pistole an und geht bis zum Nachhalten nach brechen des Schusses. Stimmt ein einzelnes Detail nicht, wird abgesetzt. Die Atmung ist nur ein Detail, bei Doppelatmung muß man sich genau so stark konzentrieren, wie bei der Einfachatmung.


    Mein Bewegungsablauf sieht so aus:
    1. Anheben der Pistole über die Scheibe, dabei einatmen, Blick auf den Handrücken
    2. Leichtes Absenken der Pistole bis kurz über den Spiegel, während des Absenkens leicht ausatmen, kurze Kontrolle, ob Korn grob mittig in der Kimme steht
    3. kurz über dem Spiegel anhalten, erneut leicht einatmen
    4. Pistole laaaangsam durch den Spiegel absenken bis in den Halteraum, Korn möglichst nicht durchsacken lassen, während des Absenkens bereits Druckpunkt nehmen, Auge auf Korn, ganz leicht ausatmen
    5. Im Halteraum anhalten, Zielbild kontrollieren und Druck auf den Abzug verstärken bis der Schuß bricht
    6. Nachhalten

  • Hm,

    ich mache iwie keines von beidem... :)

    Ich atmeein und meine LP wandert durch das Ziel über die Scheibe hinaus.
    Dann atme ich aus, hierbei senkt sich die LP wiederum durch das Ziel hindurch, bis etwa Unterkante Spiegel.
    Worauf ich wieder halb einatme und so ziemlich exakt in den Halteraum komme.

    mfg
    Joker

    Hallo Joker,

    ich bin zwar Gewehrschütze, aber ich habe bis vor kurzem den gleichen "Atemfehler" gemacht wie du. Auch ich habe zum Schluss halb eingeatmet. Aber probier mal folgendes aus: Atme voll ein und halb-dreiviertel aus. Dann fühle mal in den Körper wie ruhig du bist. Danach atme aus und halb ein. Fühle nochmal und du wirst merken, dass du beim Einatmen etwas mehr "Unruhe" im Körper hast (bei mir ist das jedenfalls sehr stark so). Seit ich meine Atmung nun umgestellt habe, schieße ich konstant einige Ringe mehr!!
    Ein Versuch in der Sommerpause wärs doch wert (ich hab mir das übrigens ins Munitionskästchen notiert, damit ich immer drandenke. Mittlerweile gehts schon automatisch)

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Eine Frage noch: Erscheint Euch die Doppelatmung, hm, intellektuell anstrengender? Sprich: Muß man konzentrierter schießen und stärker auf die einzelnen Schritte achten als bei der Einfachatmung? Oder ist das nur eine Frage der Gewöhnung? Nicht, daß das Schießen in Streß ausartet und keine Erholung mehr bietet. ;)

    Intellektuell anstrengender würde ich nicht sagen. Der Bewegungsablauf ist dadurch nur klarer strukturiert, was auch gerade anfängern zu Gute kommt. Anfangs musst du dich zwar auf viele verschiedene Faktoren konzentrieren, weil man erst neu dazulernen muss. Aber das ganze automatisiert sich mit der Zeit recht gut. Problem hierbei ist, dass sich durch die Automatisierung mit der Zeit Fehler einschleichen. Hier kann es auch helfen sich immer wieder ma bewusst zu machen wie der Gesamtvorgang auszusehen hat, bevor man diesen dann umsetzt. Außerdem sollte man besonders zu zur Saisonvorbereitung auf die Grundlagen ein besonderes Augenmerk legen.

  • Eine Frage noch: Erscheint Euch die Doppelatmung, hm, intellektuell anstrengender? Sprich: Muß man konzentrierter schießen und stärker auf die einzelnen Schritte achten als bei der Einfachatmung? Oder ist das nur eine Frage der Gewöhnung? Nicht, daß das Schießen in Streß ausartet und keine Erholung mehr bietet.


    Bei jeder Umstellung ist das erste empfinden anderst, das kommt aus meiner Sicht durch das neue. Da man sich auf das neue ganz bewußt
    konzentriert ist das empfinden das es schwerer ist. In den Beiträgen vorher wurde aus meiner Sicht alles gesagt.

    Ich habe meine Umstellung wie folgt durchgeführt:
    - Ich bin den neuen Ablauf gedanklich mehrfach durchgegangen.
    - Dann habe ich den neuen Ablauf bewußt und sehr konzentriert ausgeführt.
    - Bei jeder Unstimmigkeit habe ich den Ablauf abgebrochen und von neuem begonnen.
    - Nach 2-3 Trainingseinheiten hatte ich das Gefühl das der neue Ablauf besser ist.
    - Bei diesen Trainingseinhaiten haben mich die Treffer auf der Scheibe nicht wirklich interessiert, ich wollte ja den neuen Ablauf erlernen.

    Nach diesen Trainingeinheiten habe ich mir meine Scheiben angeschaut und eine leichte Verbesserung festgestellt. Ich schätze nach ca. 6 Wochen habe ich mich auf ca. 10 Ringen mehr eingependelt. Ingesamt hat mir die Umstellung ca. 20 Ringe gebracht (vorher ca. 340 heute liege ich im Bereich über 360). Zur Zeit kämpfe ich damit das ich endlich die 370 Marke knacke. Jeder hat halt seine eigenen Ziele.

    Bei aller Diskussion bedenke, du musst für dich den optimalen Ablauf finden.

    Viel Spass und erfolg.

  • Hallo,

    derzeit bin ich beim Einüben der neuen Atemtechnik. Ich mache es ebenso wie von Karlchen beschrieben:

    Es gibt allerdings noch eine zweite Variante, die sich u.a. im MEC-Lehrbuch findet. Sonach wird mit angehaltener Luft abgezogen und erst nach der Schußabgabe ausgeatmet. Praktiziert jemand von Euch diese Technik? ?(


  • Es gibt allerdings noch eine zweite Variante, die sich u.a. im MEC-Lehrbuch findet. Sonach wird mit angehaltener Luft abgezogen und erst nach der Schußabgabe ausgeatmet. Praktiziert jemand von Euch diese Technik? ?(

    Ich, und so ist es meiner Erfahrung nach auch richtig.

    Gruß
    Michael

  • Es gibt wie häufig unterschiedliche Auffassungen über die 'richtige' Methode. Nach meinen Beobachtungen wird überwiegend gelehrt, im (normal) ausgeatmetem Zustand auszulösen. Hintergrund ist - wie beim Präzisions-Gewehrschießen - dass im normal ausgeatmeten Zustand das Spannungsniveau minimal ist. 'normal ausgeatmet' bedeutet ein Rest-Luftvolumen von 20-30% in der Lunge, mithin keine Press-Ausatmung! Mit mehr Luft in der Lunge neigt der Körper häufig zu einem leichten Vibrieren.

    Aus der Feder eines Pistolentrainers, dem i.d.R. nicht gerade Unkenntnis bescheinigt wird:

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Danke für Eure Antworten! :) Mittlerweile habe ich mich an die Doppelatmung gewöhnt, allerdings in dem von frank17 bezeichneten Sinn. Das hat mir auch ein befreundeter Schütze so gezeigt. Ich bin einfach nicht fähig, mit gefüllten Lungen sauber abzuziehen.

  • Dank lanfaer wende ich mittlerweile auch die Doppelatmung an.
    Halte aber bei der eigentlichen Schussabgabe dann kurz den Atem an.

    Ich versuche aber in der Zeit, in der ich die Waffe in Anschlag bringe, so normal wie möglich zu atmen, sodaß auch durchaus eine dreifachatmung zustande kommen kann.