Mein (sein) schönster Sieg! Eine Geschichte, die das Leben schreibt

  • Hallo Meisterschützen,

    hat eigentlich nur bedingt was mit dem Sportschießen zu tun, aber im Endeffekt doch alles.

    Im zarten Alter von 12 Jahren hatte ich einen Freund, auf dessen Grundstück wir mit einem alten "Spatzengewehr" (Luftdruck) auf die Wäscheklammern seiner Mutter schossen - dies bekam mein Vater mit und ging mit mir schnurstracks in den Schützenverein. Sein O-Ton damals: entweder richtig (im Verein) oder gar nicht.
    Er selbst hatte vorher mit Sportschießen nichts am Hut. Da ich aber damit anfing, hat er auch gleich mitgemacht. Wir haben uns dann immer Gegenseitig mit den Ergebnissen hochgeschaukelt - innerhalb eines Jahres waren wir beide auf einem Mitte 370er Schnitt. Ein weiteres Jahr später auf Mitte 380. Leider (oder vielleicht ganz gut so) hatten wir keinerlei Trainer im Verein (oder vielmehr nur Pistolentrainer). So haben wir uns das Schießen über Bücherwälzen, Abschauen bei anderen Schützen und viel ausprobieren - im Prinzip autodidaktisch - selbst beigebracht.

    Das ist nun fast 25 Jahre her.
    Ich bin seither immer beim Schießen geblieben. Mein Vater hingegen war igendwann mit Arbeit so zeitlich eingespannt, dass keine Zeit mehr für Schießen übrigblieb. 16-Stunden-Tage wurden zur Normalität, zwei gescheiterte Ehen und viel zu viel Alkohol machten meinen Vater im Laufe der Jahre dann immer mehr zum "Wrack". Nach endlosen Gesprächen mit der Familie, die ihn nie in der ganzen Zeit fallengelassen hat, (selbst meine Mutter und seine zweite Frau stehen immer noch voll hinter ihm!) hat er dann vor einiger Zeit eingesehen, dass es ohne professionelle Hilfe nicht mehr weitergeht. Er hat dann einer Entziehungskur zugestimmt und diese auch voll durchgzogen. Nun ist er seit einger Zeit trocken und hat sein Leben wieder im Griff.

    Heute nun war für mich ein besonderer Tag - ich hatte heute Nachmittag frei und fragte ihn (wie so oft in den letzten Jahren) spontan, ob er mit mir zusammen - wie in den guten, alten Zeiten - ins Training gehen würde. Und er hat "Ja" gesagt!
    Ich dachte, ich falle vom Glauben ab. Schnell sein altes Anschütz 2001 mit Winzeler Schaft und elektronischem Abzug hergerichtet (steht bei mir im Waffenschrank), ihn abgeholt und ab gings auf den Stand.

    Es war einfach unglaublich. Das erste Mal seit über 15 Jahren wieder neben dem eigenen Vater zu stehen (dem ich schießsporttechnisch sowieso alles und im Leben so viel zu verdanken habe) und zu trainieren wie früher - mir liefen die Tränen herunter. Und meinem Vater hat es auch gefallen. Natürlich alles wieder fast neu für Ihn, aber für seine zittrige Hand und ewig kein Gewehr mehr im Anschlag gehabt war es kein schlechter Einstieg. ( kein Schuß schlechter als eine 6...)
    Und in den knapp zwei Stunden haben ich mit ihm gefachsimpelt wie ich es in den letzten fünf Jahren zusammen nicht getan habe.
    Jetzt will er sich eine neue Schießjacke zulegen und eventuell gar wieder mit dem KK-Liegendschießen anfangen...

    Ich bin total happy!

    Gruß Asterix

    LP Steyr 10e

    in memoriam:
    LG Steyr 110 connect Version tuned by MEC/Centra/TEC HRO
    KK Anschütz 1913 tuned by s.o.

    Rekorde:
    LP: 367

    in memoriam:
    LG: 395/591
    ZF: 281
    100m: 292
    EM: 589
    3x40: 1141
    3x20: 563