Abzugsproblem

  • Hallo zusammen,

    ich hoffe, ihr könnt mir bei meinem kleinen Problem helfen.

    Und zwar, habe ich das Problem, dass bei mir der Schuss fast immer viel zu schnell bricht und ich eigentlich nie sauber im Halteraum stehe. Sobald ich ein "halbswegs" brauchbares Zielbild habe, bricht bei mir der Schuss. Dies führt dazu, dass viel zu viel Dynamik im Ablauf ist. Dieser Ablauf lässt sich im Training noch irgendwie kontrollieren, im Wettkampf ist sowas aber tödlich.

    Von daher, kennt ihr Übungen / Trainingsmethoden, um den Punkt zu adressieren?

    Noch kurz zum Hintergrund:

    Vor über 20 Jahren war ich ein recht guter Schnellfeuerschütze, dessen Karriere durch das Kaliber-Wechsel beendet wurde. In den Jahren danach hab ich dann kein konsequentes Training mehr gemacht und wurde, mangels Haltelkraft, ein sehr dynamischer LP-Schütze. Seit Herbst letzten Jahres habe ich aber wieder mit etwas ernsthaftem Training angefangen und dabei die Technik auf Doppelatmung umgestellt. Das oben genannte Problem tritt jetzt beim Übergang vom 1. in den 2. Halteraum auf.

    Vielen Grüße

    Walther LP500E
    Pardini SP RF / HP
    Hämmerli 150

  • Das schnelle "Vollstrecken" am Abzug bei Erreichen des Halteraums kenne ich auch bei anderen Schnellfeuerschützen. Entscheidend für die Zeit, die zwischen Erreichen Halteraum und Auslösen des Schusses liegt, ist nach meiner Erfahrung die Fähigkeit, die Visierung zuverlässig abschätzen zu können. Wenn es passt, darf der Restdruck erhöht werden, bis der Schuss fällt. Wie lange das dauert, hängt auch von den individuellen Fähigkeiten des Schützen ab. Wer gut antiziperen kann, dass er im Halteraum passend ankommt, kann sicherlich noch etwas schneller die Restdruckverstärkung einleiten. Bei Nichtschnellfeuerschützen sollte die Zeit im Halteraum nicht unter 1s liegen. Je besser die Annäherungsqualität, desto weniger Zeit brauche ich für die Visierkontrolle und Restdruckverstärkung.


    Trainingsmethodisch geht es nach meinem Dafürhalten eher unspektakulär zu. Die Schützen mit denen ich arbeite und die zu schnell auslösen, haben oft keine Vorstellung wie schnell sie in Wirklichkeit sind. Da fühlt sich selbst eine Zehntelsekunde mehr Stehzeit im Halteraum nach einer Ewigkeit an. Als Trainer kann ich meist ganz gut sehen, wie lange jemand im Halteraum steht, bevor der Schuss fällt. Ist aber anstrengend und mit wird mit zunehmend langsamerer Annäherung schwieriger.

    Ich würde das Thema daher mit Scattunterstützung erarbeiten. Da kann man anhand der Zielwegs die Stehzeit im Halteraum und die Annäherungsgeschwindigkeit gut erkennen. Die Rückmeldung über Scatt erfolgt visuell und kann auch zeitlich gut bestimmt werden.
    So kann man sich eine zeitlich Anpassung des Schussrhythmus gut erarbeiten.

    In einem zweiten Schritt gilt es dann den individuell optimalen Schussrhythmus zu erschließen. Wie oben ausgeführt, glaube ich dass das bei den Sportler unterschiedlich ausgeprägt ist. Langsamkeit um der Langsamkeit willen, bringt nichts. Ich brauche das Timing bei dem ich meine Fähigkeiten optimal ausspielen kann.

    Ich würde bei Doppelatmung bleiben. Erste Automatisierungseffekte würde ich nach ca. 1.000 Schuss Training erwarten.

  • In den Jahren danach hab ich dann kein konsequentes Training mehr gemacht und wurde, mangels Haltelkraft, ein sehr dynamischer LP-Schütze. Seit Herbst letzten Jahres habe ich aber wieder mit etwas ernsthaftem Training angefangen und dabei die Technik auf Doppelatmung umgestellt. Das oben genannte Problem tritt jetzt beim Übergang vom 1. in den 2. Halteraum auf.

    Also den Methoden und Vorschlägen von Lanfear kann ich grundsätzlich nur zustimmen. Er geht nach der reinen Lehre vor.

    Man kann das aber auch anders angehen. Das Problem mit der fehlenden Haltekraft haben (nach meiner Erfahrung) die große Masse der Hobbyschützen. Mir ging es mit meinen Jungschützen so und ich mußte einsehen, daß ich das bis zu den Meisterschaften nicht würde beheben können. Wahrscheinlich hätte es ein Trainingspensum gebraucht, das ich nie hätte durchsetzen können. Die Menschen haben ein Leben neben dem Schießsport, also muß der Sport in ihr Lebensmodell passen. Also habe ich ihnen beigebracht, von unten in den Halteraum zu fahren und so abzuziehen. Sie konnten ihre Schüsse relativ schnell lösen und waren wesentlich weniger ermüdet als ihre Mitbewerber. Und das Rezept hat grandios funktioniert für die zwei.

    Mein Gedanke an Dich: Wenn Du die schnelle Schußauslösung aus jahrelanger Gewohnheit mitbringst, überlege doch, daraus eine Tugend zu machen, statt Dir einen zweistufigen Ablauf aufzuzwingen, der vielleicht nie wirklich "sitzen" wird. Und wenn dann im Wettkampf das neu erlernte Können mit den alten Gewohnheiten kämpft, wirst Du ebenfalls Ringe verlieren. Das Muskelgedächtnis ist etwas sehr langfristiges. Die Umgewöhnung nach 1.000 Schuß kann sehr weit gehen. Aber sie wird noch nicht so vollständig sein, daß im Wettkampf nicht doch die alten Gewohnheiten durchschlagen können.

    Früher standen die Menschen einander näher. Was blieb ihnen auch übrig, so ganz ohne Feuerwaffen.

    It’s nice to be a Preiss.
    It’s higher to be a Bayer.
    And it's a Gottesgab to be a Schwab.
    But the highest you ever werden kann, is to be an Austrian!

  • Meine Idee wäre der Versuch das finale Visierbild über Kimme & Korn erst etwas später aufzubauen, also beim Absenken noch mit dem Blick auf dem Handrücken und erst gegen Ende des Absenkens den Fokus aufs Korn bringen. Vermute der Finger wird erst krumm, wenn Du auch ein sauberes Visierbild vor dem Auge hast.

  • Hallo zusammen,

    danke euch erstmal für eure hilfreichen Antworten.

    Lanfear Ja, ich hab am Wochenende mir das "Problem" mal mit einem Scatt angeschaut. Am Anfang hat der grüne Zielweg hat nur ab und zu mal das Schwarze berührt. Vorallem auch der Abstand zwischen dem Halteraum und dem Schuß war erschreckend groß.

    Gegen Ende des Trainings lief es dann schon etwas besser. Da habe ich versucht mal ganz bewusst im zweiten Halteraum zu stehen und auf 3 zu zählen. Das ist mir zwar nicht immer gelungen, aber ein paar Schuß waren dabei, bei denen ich schon ganz zufrieden war.

    Auch beim gestrigen Training auf dem Stand lief es vom Ablauf her schon bedeutend besser. Das Schußbild war sehr zentral, mit ein paar Ausreisern, die aber vom Abzug kamen. Die meiste Zeit bin ich ca. 1 Sekunde im 2. Halteraum gewesen, bevor der Schuß kam. Vielleicht bei 3 von 100 Schuß kam der Schuß bevor ich wirklich im 2. Halteraum ankam.

    Werde auch jeden Fall in den nächsten Tage noch die ein oder andere Trainingseinheit mit Scatt einplanen.


    CoolMint Ich hab auch schon wieder überlegt wieder auf die alte Technik zurückzugehen. Bin aber nicht bereit dazu... Aber ja, wenn es dumm läuft, dann verfalle ich in den statischen Disziplinen auf den Landesmeisterschaften wieder zurück. Aber das sehen wir dann. Noch bin ich zuversichtlich.

    hobbes_am_stand Gute Idee! Habe ich probiert! Hat leider nicht funktioniert. Zumindest noch nicht. Das Problem hierbei war, dass sobald ich eine scharfe Visierung und halbwegs passendes Zielbild hatte, der Schuß kam. Und zwar ganz gewaltig. Mit Ausreisern bis zu 7 rechts hoch. Das macht dann auch keinen Spaß... :)

    Walther LP500E
    Pardini SP RF / HP
    Hämmerli 150

  • Man kann das aber auch anders angehen. Das Problem mit der fehlenden Haltekraft haben (nach meiner Erfahrung) die große Masse der Hobbyschützen. Mir ging es mit meinen Jungschützen so und ich mußte einsehen, daß ich das bis zu den Meisterschaften nicht würde beheben können. Wahrscheinlich hätte es ein Trainingspensum gebraucht, das ich nie hätte durchsetzen können. Die Menschen haben ein Leben neben dem Schießsport, also muß der Sport in ihr Lebensmodell passen.

    Wir brauchen offensichtlich auch hier noch eine Aufgelegt Disziplin!

    Warum soll sich jemand Kosten aufladen, an Meisterschaften teilnehmen wenn er sich nicht ernsthaft damit beschäftigen will.

    Sorry, aber etwas suboptimales wieder abzugewöhnen macht mehr Arbeit als es gleich ordentlich zu lernen.