Anschütz 1813, Schüsse wandern seitlich aus

  • Hallo!

    Ich war gestern zum Munitionstest für mein KK-Gewehr. Dabei habe ich festgestellt, dass die Schussgruppen im Laufe des Tests immer weiter nach links gewandert sind. Die erste Gruppe war noch 15mm vom Rand entfernt, dann wurde das immer weniger, und die letzten beiden lagen mit den äußersten Treffern schon auf dem Rand. Das bedeutet, es gab eine Trefferverschiebung von 15mm bei 130 Schuss.

    Da fiel mir ein, dass meine ersten Schüsse im Training oder Wettkampf immer rechts liegen. Das ist natürlich jetzt verständlich.

    Heute habe ich im Training mal darauf geachtet. Nach ca. 120 Schuss hatte ich im Lauf der Zeit den Diopter eine komplette Umdrehung weitergedreht, um die allmähliche Auswanderung der Schüsse nach links zu korrigieren.

    Das Ganze scheint natürlich mit der Erwärmung des Laufs zusammenzuhängen – aber was kann ich tun? Das System ist mit 5,5 Nm angezogen, der Lauf ist frei. Ist dieses Phänomen jemandem bekannt?

    Gruß

    Rainer

  • Da wirst Du einen Wunderlauf haben. Es gibt 3 Möglichkeiten. Nr 1 könnte der Schaft und die Bettung sein. Ungleichmäßige Verhältnisse die sich mit der Schussbelastung verändern durch reibungswärme oder eine schiefe Bettung. Nr 2 das System selber. Toleranzen und Reibungswärme...... Nr. 3 der Lauf selber. Viele Läufe benötigen 2 bis 5 Schuss um... Warm... Zu werden. Bedeutet dass durch die ersten Schüsse Eigenspannungen aus dem Fertigungsprozess gelöst werden. In wenigen Fällen können Schmiede oder Gussfehler vorliegen die sich mit zunehmender Schussbelastung erst zeigen oder entwickeln. Hierbei gibt es Ungleichmäßige Strukturen im Stahlgefüge wie holzverwachsungen in Holzstäben. Feuchte oder Wärme lassen dann die Stäbe krumm werden. Beim Lauf halt die ständigen Druckwechsel.

    Im Prinzip kannst du nur ein Paar Versuche fahren und verifizieren ob es systemhülse, schaft oder Lauf sind. Mir sind vereinzelt gewehre bekannt für die keine Munition gefunden werden konnte weil ab einer gewissen Anzahl von Schüssen sich das Schussbild teilweise unkontrolliert geöffnet hatte. Du könntest eventuell das System bei Anschütz überprüfen lassen oder einem Büchsenmacher der sich für seinen Beruf auch interessiert..... Viel Spaß.... Matze

  • Hmmmm, das hört sich nicht gut an. Vor allem fällt mir auf, dass beim Munitionstest eine mittelpreisige Munition die gleich zu Anfang getestet wurde, am besten abgeschnitten hat. Die hochpreisigen, die zum Schluß kamen (Eley, Center-X, usw) habe ich meistens nach zwei Schuss schon abgebrochen, weil die schon zu weit auseinander lagen. Kann natürlich auch Zufall sein.

  • Hallo Reiner,

    Treffpunktverlagerungen zwischen verschieden Munitionsfabrikaten, selbst zwischen verschiedenen Losen, sind durchaus möglich, auch in der von Dir angegebenen Größenordnung. Nur tritt dabei aber keine systematische Wanderung in eine bestimmte Richtung auf.

    Ich würde fast vermuten, der Schaft - oder eher weniger das System - ist während des Tests in der Einspannung 'gewandert' und hat dadurch diese Treffpunktwanderung verursacht.

    Wie wurde denn die Waffe (oder das System) eingespannt? Kann man möglicherweise am Schaft Spuren erkennen?


    Mit bestem Schützengruß

    Murmelchen

  • Dass sich der Treffpunkt bei unterschiedlicher Munition verlagern kann, ist klar – aber nicht permanent in die gleiche Richtung.

    Die Waffe wurde am Hinter- und am Vorderschaft eingespannt. Gut, vielleicht hat der Mitarbeiter sie nicht gut genug fixiert.... ist möglich. Aber warum habe ich beim Training und beim Wettkampf den gleichen Effekt? Also, dass ich im Verlauf des Schießens immer wieder Korrekturen wegen Linksschuss vornehmen muss. Wie gesagt, heute hatte ich bis zum Trainingsende eine Umdrehung am Diopter gemacht. Das bedeutet, meine letzten Schüsse lagen ca. 20mm weiter links als die ersten.

    Gruß

    Rainer

  • Hallo Reiner,

    wenn deine Beobachtungen im Training und Wettkampf zutreffen und reproduzierbar sind, dann scheidet meine Vermutung mit der Einspannung im Test natürlich aus. Ich hatte deinem Hinweis mit dem Training zuerst nicht genug Bedeutung beigemessen, denn unser Köpfchen spielt uns ja bekanntlich gerade auch bei solchen Dingen auch schon mal gerne einen Streich. Und da Du von einem Munitionstest sprachst ...

    So würde ich allerdings auch ein thermisches Problem vermuten. Normal ist so ein Verhalten allerdings nicht, nicht bei dem Kaliber und bei den dicken und in der Regel auch recht guten Läufen. Ich kenne das so jedenfalls nicht, was aber auch wiederum nichts heißt.


    Ich würde jedenfalls mal versuchen, beim nächsten Schießen so systematisch wie möglich vorzugehen, das heißt, konstante langsame Schussabgabe, so 1 Schuss pro Minute, dabei Schloss nach dem Schuss bis zum nächsten Ladevorgang geschlossen halten, damit der Lauf nicht unregelmäßig durch den Kamineffekt auskühlen kann.

    Anderer Tipp: Schieb doch mal so einen VFG-Propfen durch den Lauf und achte dabei auf irgendwelche Unregelmäßigkeiten. Wenn Du damit bisher nur wenig Erfahrung hast, kannst den Vorgang auch mal bei einem anderen Lauf, falls verfügbar, zum Vergleich wiederholen. Ist natürlich auch kein Grarant, aber doch einen Versuch wert.


    Mit bestem Schützengruß

    Murmelchen