Digitalisierung im Verband / Nutzung der Vereinsapp vom DOSB

  • Ich mache mir ja seit geraumer Zeit Gedanken, wie man als Verein/Verband die Informationen/Termine/Neuigkeiten an seine Mitglieder bekommt. Dabei ist mir jetzt die Vereinsapp aufgefallen, die vom DOSB gefördert wird.

    Wir versuchen ja schon seit Monaten, den Verband zu modernisieren und digitalisieren. Neue Homepage, Facebook, Instagram, wir wollen in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Ich denke nur so können wir auch wieder an neue Mitglieder in den Vereinen kommen.

    Ich sehe ja die aktuellen Herausforderungen. Ein kleiner, leider sehr alter Verband, wo auch nicht jedes Mitglied eine Mailadresse hat, um zum Beispiel die aktuellen Präsidiumsinformationen zu erhalten oder sich über die verschiedenen Themen im Schießsport zu informieren. Gerade die älteren sind dann vielleicht doch nicht mehr so affin mit dem Internet, dass man sich da durch die Verbandshomepage klickt, um sich seine Informationen rauszusuchen.

    Allerdings rennen ja auch unsere ältesten mit einem Smartphone rum, so dass ich es eigentlich ziemlich naheliegend finde, so was mal zu probieren.

    Wir starten das jetzt im Schützenverband Berlin-Brandenburg e.V. als Pilotprojekt. Ich halte das für ein ziemlich spannendes Thema und wenn man dann ggf. in einem weiteren Schritt über die Authentifizierung der Mitglieder Termine für die Meisterschaften direkt als Nachricht versenden oder den Wettkampfpass in einer digitalen Form zur Verfügung stellen kann, dann sehe ich da viele Mehrwerte.

    Jetzt stellt sich mir die Frage ob man es schaffen kann, diese App als zentrales Tool für die Kommunikation zwischen Verband und Mitgliedern zu installieren.

    Würdet ihr sowas nutzen oder kennt ihr vielleicht sogar Vereine, die mit dieser App arbeiten? Wenn Ihr da zufällig Erfahrugswerte habt, dann freue ich mich über Euer Feedback!

  • Erfahrungswerte hab ich keine, aber zwei Gedanken zum Konzept:

    Wichtig wäre mir zum einen, dass die Verwendung eines Smartphones nicht zur zwingenden Voraussetzung für die sportliche Arbeit im Verein/Verband wird. Will sagen: alles, was angeboten wird, sollte immer auch auf mindestens einem anderen Weg - ohne Smartphone - möglich sein. Es rennen zwar heute alle Altersstufen mit den Dingern herum, aber eben nicht alle Leute - mit einer Alleinstellung kann ich auch Menschen abhängen. Ich selbst muss das Smartphone beruflich schon genug nutzen, da sind mir meine analogen Sportarten und Hobbies sehr angenehme Abwechslung.

    Zum anderen die App selbst. Es ist immerhin kein Freebie, die Vereine/Verbände finanzieren den Aufwand für Hosting, Pflege und Weiterentwicklung mit. Das ist auch nur fair. Allerdings bekundet der Anbieter, dass er Tracking einsetzt, was ich weniger begrüße. Bei Durchsicht der Webseite fiel mir auf, dass er nicht offenlegt, welche Trackingmechanismen er genau verwendet - so viel Transparenz sollte sein. Ist ein Tracking das Betriebssystem oder datengierige Drittanbieter wie Google und Fratzenbuch und die Gewinnung von Trackingdaten durch andere Apps ausgeschlossen? Hier fehlt die vollständige Offenlegung, am liebsten wäre mir bei einem solchen Projekt die Verwendung von Open Source-Software und die Offenlegung allen Trackings - oder noch besser der bewusste Verzicht auf jegliches Tracking. Vereinsarbeit hat viel mit Kindern und Jugend zu tun, und die sollten mindestens im Sport gegen Tracking geschützt werden.

    Und da lande ich am Schluss wieder beim Smartphone selbst: Die allermeisten Smartphone-Betriebssysteme betreiben herstellerseitiges Tracking, weshalb ich Smartphones als ein primäres Kommunikationsmittel in meiner Freizeitgestaltung nicht besonders gerne sehe.

    Keep calm

    and don‘t feed

    the Troll

  • Lange nicht jeder, der ein Smartphone hat, nutzt es auch smart. Viele, gerade ältere, haben vielleicht gerade mal Whatsapp installiert, damit sie Bilder vom Enkel bekommen. Und selbst meine Tochter will längst nicht alles über das Ding organisieren. In meinem Verein würde es keiner nutzen. Bei einem digitalen Wettkampfpass in einer App hinterlegt (so gut wie die Idee ist) wäre ich wahrscheinlich ziemlich alleine bei der Bezirksmeisterschaft. Es war schon nicht einfach, die RWK Ergebnisse online zu melden. Und es ist noch eine App, die einen mit Nachrichten nervt, die man im Zweifelsfall einfach ungelesen wegklickt.

    Gerade die älteren sind dann vielleicht doch nicht mehr so affin mit dem Internet, dass man sich da durch die Verbandshomepage klickt, um sich seine Informationen rauszusuchen.

    Genau die werden mit einer App auch nicht klar kommen.

    Es wird natürlich in verschiedenen Vereinen sehr unterschiedlich ausfallen. In meinem Zweitverein ist jetzt schon vieles digital organisiert. Da sind fast ausschließlich leistungsorientierte Mitglieder und die Mannschaften werden über ein digitales Terminbuch organisiert. Das ist aber sicher nicht die Regel. In 10 Jahren wird das vielleicht anders sein.

  • Wenn auf Vereinsseiten der Vermerk aktualisiert 2016, Links auf tolle Kontaktseiten von 2018 und der Veranstaltungskalender von 2017 die jüngsten Beiträge sind, braucht so ein Verein sicher noch eine App. Auch diese Vereine gibt es heute noch oder genauer wieder.

    Braucht ein Mitglied als Breitensportler unbedingt eine Anbindung zum Dachverband oder reicht nicht der Verein als Ansprechpartner?

    In welchen Verein werden mehr als die Pflichtexemplare der Verbandszeitung abonniert?

    Irgendwie klingt die Beschreibung nach der eierlegenden Wollmilchsau die höchstens der Präsident der amtierenden Präsidenten braucht.

    Eben ein Schweizer Taschenmesser oder für die progressiveren das Multitool, ein Notbehelf aber kein richtiges Werkzeug.