Nachwuchsleistungssportkonzept 2020

  • Bei mir liegt schon seit Februar das Nachwuchsleistungssportkonzept 2020 des DOSB auf dem Tisch. Mich interessiert insbesondere der Teil C 2 "Talente suchen und finden". Im Abschnitt 2.2. ist dort die Rede von sportartspezifischen Talenttests. Ich zitiere hier mal die entsprechende Passage:

    Zitat

    Jede Sportart stellt andere Anforderungen an Koordination, Kondition oder Psyche. Kinder und Jugendliche sind unterschiedlich mit Fähigkeiten und körperlichen Voraussetzungen ausgestattet. Um sagen zu können, welches Kind sich für eine bestimmte Sportart besonders eignet, ist es erforderlich, die Anforderungen dieser Sportart möglichst genau zu kennen. Es liegt in der Verantwortung der Spitzenverbände sportartspezifische Talenttests zu entwickeln und flächendeckend in den Landesfachverbänden einzuführen. Der Schwerpunkt der Tests liegt auf dem Überprüfen der Koordination, der Bewegungstechnik und der Schnelligkeit sowie relevanter Persönlichkeitseigenschaften. Die Kinder werden nicht nur einmalig, sondern mehrfach gesichtet. Die Ergebnisse der sportartspezifischen Talenttests sind über den jeweiligen Spitzenverband zu sammeln und mit wissenschaftlicher Unterstützung auszuwerten.


    In Anlage 3 des Konzepts werden dann noch Handlungsempfehlungen zur Talentsuche aufgelistet.

    Mich interessiert das Thema deswegen besonders, weil wir bei uns im Verein die Situation haben, dass wir bei der Neuaufnahme von Nachwuchsschützen eine Auswahl treffen müssen. Natürlich möchten wir gerne allen interessierten Kindern und Jugendlich ein attraktives Angebot machen. Können tun wir es aber nicht. Unsere personellen und materiellen Resourcen geben das nicht her. Ein sportartspezifischer Talenttest würde mir da durchaus weiterhelfen. So ein Test wäre IMHO auch für die Auswahl von Schützen für die F-, E- und D-Kader sehr hilfreich.

    Ich kenne aus meiner C-Trainer-Ausbildung so ein Handruhemessgerät aus grauer Vorzeit. Wird aber meines Wissens nicht für die Sichtung zum D-Kader eingesetzt. Daneben könnte man auch ein SCATT-System für die Handruhemessung einsetzen. Da liegt aber ja schon die Annahme zugrunde, dass die Handruhe tatsächlich eine Fähigkeit ist, die Testrelevanz hätte. In der B-Trainer-Ausbildung war das kein Thema. Ich habe beim DSB gefragt. Eine Antwort ist für Mitte August angedacht.

    Ich habe für unseren Gaukader Pistole einen "Athletiktest" entworfen, der die aus meiner Sicht relevanten Bereiche erfassen soll (Ist als Anhang zu diesem Beitrag eingestellt) Ich hätte auch gerne die Handruhe getestet. Mir wollte nur kein guter Test einfallen. Dieser Test dauerte mit 2 Helfern und 8 Teilnehmer 90 Minuten und erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit.

    Losgelöst von der Antwort des DSB würde ich auch gerne auf Eure Erfahrungswerte in Sachen Talentsichtung zurückgreifen. Auch zum Leistungssportkonzept im Allgemeinen wäre mir ein Austausch willkommen.

  • Hallo SKG, ich kann Dir keine PN schicken. Deswegen muss ich hier fragen, warum Du wissen willst, in welchem Verein ich tätig bin. Inwiefern spielt das eine Rolle für den von mir angeregten Erfahrungsaustausch?

  • Hallo,

    nein, keine schwere Kost. Ich gehöre zu den Menschen die nicht immer im Internet zu erreichen sind. Wollte mich nur über den Verein informieren und schauen ob wir nicht etwas von euch lernen können , denn welcher Verein hätte nicht gerne derartige "Probleme"?

    Rolf

  • Hallo Rolf,
    sorry mit schwere Kost meinte ich eigentlich die fehlende Resonanz auf meinen Beitrag.

    Vielleicht sollte ich das nach Deiner Rückmeldung evtl. auch die fehlende Rückmeldung in die Kategorie "Luxusproblem" einstufen.

    Den Verein findest Du unter https://meisterschuetzen.org/www.svkwh.de

    Würde mich ja interessierten, ob Du was "Lernenswertes" findest.


  • Mich interessiert das Thema deswegen besonders, weil wir bei uns im Verein die Situation haben, dass wir bei der Neuaufnahme von Nachwuchsschützen eine Auswahl treffen müssen.

    Im Prinzip geht es uns ähnlich. So langsam haben wir die Kapazitätsgrenze mit Jungschützen erreicht, die noch so einfach zu handlen sind.
    Aber ich weigere mich einfach, Leute (Kinder) wegzuschicken.
    Aus dem ganz einfachen Grund: Mein Antrieb, mich für die Ausbildung des Nachwuchses zu engagieren ist, daß a) ich selbst noch - bis ich in die Kiste steige - meine Waffeleisen noch benutzen darf (und ich habe so einige!) und b) daß meine eigenen Kinder für die Zeit nach meiner Kistenbesteigung noch bis an ihr Lebensende den gleichen Spaß mit den von uns ererbten Eisen erleben dürfen.
    Das geht nur, wenn es ausreichend Legalwaffenbesitzer auch in Zukunft geben wird. DAS ist mein Antrieb, DAS ist das Ergebnis meiner Arbeit. Daran messe ich mich und mein Engagement. Eine Entwaffnung muß für den Staat teuer, ja unbezahlbar sein. Wenn dann noch ein paar Deutsche Meister und eine Reihe Landesmeister abfallen, soll mich das nicht stören.

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Spannendes Thema. Ich werde mich mal in den Thread einlesen. Ein konstruktives Gespräch wird aber hier im Forum sich schwerlich ergeben; halten es doch die Meinungs[halb]starken hier schon für eine unsittliche Zumutung, wenn ihr Verein sich über die Luftgewehre hinaus auch nur eine (1 !) Luftpistole leisten soll. Na ja. So ist die Mentalität hier. Von (mangelnder) Einsicht in die Sinnhaftigkeit eines echten Vereinstrainers ganz zu schweigen.

  • Ob das für einen als Verein oder als Trainer relevant ist oder irgendwann wird, hängt auch stark davon ab, ob man eher Richtung Breitensport oder Leistungssport tendiert, oder aber, wie vermutlich die überwiegende Mehrheit, beides gleichermaßen fördert. Ein „Talenttest“ ist eher ein Thema für Sichtungsschießen von Gau-, Bezirks- und Landeskader.

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“


  • Hallo Lanfear,

    für mich zum Verständnis:
    Wenn es zukünftig sog. Sichtungstrainer sein sollen, die es wohl noch nicht, bzw. in ausreichender Anzahl gibt, die bei den Landessportbünden angesiedelt sein sollen, wo kommen dort die schießsportlichen Belange zur Wirkung, wenn Bewegungs-Checks zur späteren Orientierung (hin zur optimalen Sportart) im Grundschulalter stattfinden sollen?

    "Die Funktion des/r Sichtungstrainers/in im deutschen Sport soll entscheidend ausgebaut werden.
    Sportartübergreifend soll die Aufgabe bei den Landessportbünden angesiedelt sein. Sie sollen Grundsätze zur Förderung sportartübergreifender Sichtungstrainers erarbeiten. Auf der Basis eines Bewegungs-Checks im Grundschulalter werden Kinder je nach Eignungsgrad auf passende Angebote im Sportverein orientiert.

    Sportartspezifisch sollen die Spitzenverbände und ihre Untergliederungen verantwortlich ein Sichtungswesen einführen, das mit systematischen Talenttests die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen verfolgt und eine langfristig ausgerichtete Förderung ermöglicht. An diesen Zuständigkeiten orientieren sich gleichfalls die Beschäftigungsverhältnisse der Sichtungstrainer/innen.

    Konkrete Anforderungen an Sichtungstrainer/innen sind:
    I Kenntnisse über die motorische und psycho-soziale Entwicklung des Menschen,
    I Sportartübergreifendes Verständnis von Talentsichtung und Talententwicklung,
    I Kenntnisse über die Strukturen des deutschen Spitzensports,
    I Kenntnisse über regionales bzw. sportartspezifisches Netzwerk von Verbänden, Vereinen, Schulen undderen Mitarbeiter/innen,
    I Übungsleiter-Lizenz „Kinder und Jugendliche“,
    I Mind. B-Trainer-Lizenz „Leistungssport“ in einer Sportart.

  • Sichtungen nach sportphysiologischen und sportpsychologischen Gesichtspunkten ... das ist toll.
    Nur leider IMHO leicht an der Realität vorbei.

    Was wir brauchen, ist
    1. eine große Basis an am Schießen interessiertem Nachwuchs. (Werbung, Werbung, Werbung, Aktionen, Flüsterpropaganda... - und GELD)
    2. Trainer / Übungsleiter, die diesen Nachwuchs fördern, motivieren, bei der Stange halten und zu gewissen Leistungen bringen
    3. DANN erst kann man mit den o.g. Methoden Talente aussieben - oder einfach mit ihrer sportlichen Leistung übers Jahr (z.B. 3x eine gewisse vorgegebene Ringzahl bei bestimmten Wettbewerben erreicht --> Berufung zum entsprechenden Kader).

    Ohne Masse keine Klasse.

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)


  • I Sportartübergreifendes Verständnis von Talentsichtung und Talententwicklung,

    Was wäre jetzt wenn festgestellt wird dass der begeisterte Jungschütze für eine andere Sportart besser geeignet ist? Ich stänkere nun mal gerne.

    Das Programm ist ja nicht schlecht, mir stellt sich nur die Frage wie viele geeignete Jugendliche haben dann den Willen und die Eltern mit ausreichendem Verständnis und auch Geld um dann vielleicht noch unter Vernachlässigung von Schule und Beruf eine brotlose Sportart zu betreiben?

    Karl

  • "Ohne Masse keine Klasse."

    Das sehe ich genauso. Deshalb sehe ich auch die Notwendigkeit, das schießsporthinderliche waffenrechtliche Alter mit dem Einsatz der Lichttechnik zu umgehen. Es bliebe den Kindern damit auch mehr Zeit für die Findung der "richtigen Sportart" oder Disziplin. Dass talentierte Kinder und Jugendliche mit der einsetzenden Förderung zum Spitzensportler sich einem modernen Sklaventum unterwerfen, sollte in unserer Gesellschaft allerdings auch nicht vorkommen. Natürlich kommt es vor, wenn es dabei um Einkommen aus dem betriebenen Sport geht.

  • Natürlich kommt es vor, wenn es dabei um Einkommen aus dem betriebenen Sport geht.


    Im Schießsport ausgesprochen selten. Sozusagen die rosa-pink-gestreifte Mauritius.

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Mag sein. Nicht meine Motivation.

    Überlegen wir doch lieber gemeinsam, wie wir die Basis - den Nachwuchs - gewinnen.
    Wenn es nur mit Zielleuchten geht, dann werde ich nicht zu orthodox sein, das einzusetzen. (Ich habe mit meinem privaten Geld auch solch eine Anlage gekauft, um U12er erstmal zufrieden stellen zu können, bevor sie entweder 12 werden oder eine Ausnahmegenehmigung vorliegt)
    Jede Idee ist willkommen. Hauptsache, wir gewinnen viele neue (Sport-)Schützen, die dem Sport auch treu bleiben.
    Egal, in welcher Ausprägung und egal in welchem Dachverband.

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Hauptsache, wir gewinnen viele neue (Sport-)Schützen, die dem Sport auch treu bleiben. Egal, in welcher Ausprägung und egal in welchem Dachverband.

    Die Idee ist zwar hier nicht gern gesehen, aber ich persönlich halte eine Fokussierung auf Neumitglieder im Erwachsenenalter von 25 bis 40 Jahren für die Existenzsicherung der Vereine für effizienter.

    Axel

  • Hallo AxelA,

    du sprichst dabei wahrscheinlich aus eigener Erfahrung durch Mitgliedschaften in "Nicht-DSB-Vereinen". Es stimmt m. E. auch. Dort wachsen die Mitgliederzahlen ohne besondere Aktionen.

    Hier auch schon oft angesprochen: Die Menschen, die den Weg zum BDS, DSU, BDMP ..... finden, können mit einer Mitgliedschaft dort ihre individuellen Bedürfnisse nach Schießsport befriedigen und bezahlen, welche sie im DSB nicht oder nur eingeschränkt erfüllt bekommen.

    Der Nachteil dieser Verbände ist halt nur, dass sie in der praktischen Umsetzung der Nachwuchsarbeit wenig bis nichts erkennen lassen. Wenn jetzt gleich wieder alte, und bekannte Diskussionen "GK gegen den Rest der Sportschützen" ausbrechen sollten: Bitte einen eigenen Thread einrichten: Erfolge der NICHT-DSB-VEREINE in der sportlichen Nachwuchsarbeit.


    Kurz:
    Um jemand für eine Mitgliedschaft in einem Sportschützenverein gewinnen zu können muss dem Interessierten ein Angebot gegenüberstehen, deren Annahme ihm einen Mehrwert verspricht, grundsätzlich seine Erwartungen und Bedürfnisse erfüllt.

  • Es geht um die Existenzgrundlage der Vereine nicht um die einer übergeordneten Organisation. Lediglich Satzungstechnische Probleme (DSB) kosten die Vereine unnötiges Geld, wenn sie sich mehreren Verbänden anschließen. Die personellen und monetären Ressourcen eines Vereines sollten halt so effizient wie möglich zur Sicherung der Vereinszukunft eingesetzt werden Leider ist die Anzahl der möglichen konzeptionellen Lösungsversuche begrenzt und es stehen oft nicht genügend Ressourcen zur Verfügung, um Konsequent zweigleisig zu fahren. Den bereits überalternden Vereinsvorständen fällt es leider oft nicht leicht zu erkennen, dass sie ein totes Pferd reiten.

    Axel

  • "Ohne Masse keine Klasse."

    Natürlich habe ich bei meinem Basisverein erstmal nur Masse aus der man vielleicht mal ein Talent herausfiltern kann, aber wenn ich mich als Talentförderer sehen will könnte ich einem Großteil der Jugendlichen bei Feststellung der Nichteignung eine andere Sportart empfehlen.

    Zitat


    Das sehe ich genauso. Deshalb sehe ich auch die Notwendigkeit, das schießsporthinderliche waffenrechtliche Alter mit dem Einsatz der Lichttechnik zu umgehen. Es bliebe den Kindern damit auch mehr Zeit für die Findung der "richtigen Sportart" oder Disziplin.


    Tatsache ist aber auch dass in Ländern mit liberalerem Waffenrecht die Situation im Jugendbereich kaum besser ist. Warum eigentlich hier die Aufregung um eine Vorverlegung des Einstiegsalters wenn man sowieso sinnvoller erst eine Altersgruppe von deutlich über 20 werben will?

    Zitat


    Dass talentierte Kinder und Jugendliche mit der einsetzenden Förderung zum Spitzensportler sich einem modernen Sklaventum unterwerfen, sollte in unserer Gesellschaft allerdings auch nicht vorkommen. Natürlich kommt es vor, wenn es dabei um Einkommen aus dem betriebenen Sport geht.

    Abgesehen davon dass auch in den lukrativen Sportarten die Mehrzahl der Kinder nie ins finanzielle Plus kommen müssen sich auch in sehr vielen reinen Amateursportarten die künftigen Spitzensportler nicht kindgerechten Vorbereitung unterwerfen.

    Karl