Wie viele Trainer haben wir im Schießsport?

  • Im Sächsischen Schützenbund werden jährlich ca. 20 neue Trainer C Breitensport Gewehr/Pistole ausgebildet.
    Dazu kommen noch Flinten- und Bogentrainer.

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    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Trainer gibt es vermutlich genug, nur wenn ich mir anschaue wie viel davon an der Basis ankommt, da habe ich meine Zweifel. Wenn ich mir anschaue wie das in den kleinen und kleineren Vereinen abläuft, da habe ich so meine Zweifel von gezieltem Training zu sprechen. Dort ist es so, das viele ohne Anleitung alleine trainieren. Der Autodidakt ist halt gefragt.

    Ich selbst habe ja auch schon hier im Forum fragen zum Training gestellt, da ich im Verein keinen habe.

  • Wenn ich mir anschaue wie das in den kleinen und kleineren Vereinen abläuft, da habe ich so meine Zweifel von gezieltem Training zu sprechen. Dort ist es so, dass viele ohne Anleitung alleine trainieren.

    Die meisten trainieren nicht, die üben.

  • Das kommt halt darauf an mit welcher Einstellung man an einer Ausbildung teilnimmt,
    ..nur um für den Verein die Punkte einzufahren, oder wirklich an der Basis Arbeiten wollen !!!!
    Ich jedenfalls freu mich das Wissen weitergeben zu dürfen :)

  • Ich will eigentlich schon seit einigen Wochen in diesem Thread noch etwas antworten, hab es aber kompositorisch bisher nicht hingekriegt. Inspiriert zu der Betrachtung hat mich eigentlich Lanfear, und zwar gerade, und das ist gar kein Paradoxon, mit seinem vielen positiven Beispielen... aber eines nach dem anderen.

    Dass es um die Trainersituation im deutschen Sport allgemein schlecht steht, ist bekannt, und zwar sowdhl im Amateur- wie im (Hoch)leistungssport, nur in je verschiedener Art schlecht. Aus diesem Grund hat ja der DOSV jetzt (mit lächerlich wenig Mitteln) seine "Traineroffensive" gestartet; näheres nachzulesen auf dessen Website.

    Auch im Schießsport steht es schlecht.
    - Angemessene Entlohnung von Trainern? Selbst dort, wo das Konzept überhaupt verstanden wird, ist zumeist Kopfschütteln die Antwort. Dafür fehlt völlig das Bewusstsein und die Verbandskultur,
    - Umgekehrt ist es für einen Verein, der nicht mehr damit auskommt, dass ein einziger Freiwilliger in Personalunion Sportwart, Jugendleiter, Trainer und Kinderbehütungs- und -bespaßungsbeauftragter sein soll (so wie es vielfach der Fall ist), und der eigentlich neuen und weiteren <18-Nachwuchs abweisen müsste (aber nicht will; siehe dazu Lanfear und Califax), gar nicht so leicht, eine qualifizierte weitere Trainerin überhaupt zu finden.
    - Und andererseits gilt für die große Mehrzahl aller "Schützenvereine" (mindestens 80 %, würde ich sagen), dass sie nicht einmal die Mindeststufe, nämlich einen ausgebildeten Vereinstrainer oder Übungsleiter haben, wie es bei jedem Turn- und Leichtathletikverein selbstverständlich ist.

    Warum nicht? Und mit dieser Frage sind wir schon mitten am Problem. Die wenigen Ausnahmen sind nämlich oft Fälle, in denen eine sehr engagierte Familie gewissermaßen in eigener Regie Ämter besetzt, So war das z.B. mit den Blaschkas beim ESV Weil am Rhein, längere Zeot hindurch, Und so kann man es auch z.B. hier sehen:
    http://www.svkwh.de/maximilian-pet…endbasislizenz/

    Das strukturelle Problem hat der Schreiber des Berichts dort klar angesprochen (nur nicht als solches etikettiert). Das Problem ist, dass der DSB (nicht etwa der DOSB) es den Interessierten ausgesprochen schwer und unbequem macht und abschreckend hohe Hürden errichtet. Damit Leute und Freiwilige möglichst abgeschreckt werden. Noch einmal: das liegt *nicht* am Rahmenplan des DOSB als Vorgabe. Der lässt nämlich sehr wohl Spielräume und Anpassungsmöglichkeiten an die Bedürfnisse der jeweiligen einzelnen Sportart und des Fachverbandes. Der DSB hat sie nur nicht genützt.

    Zurück zu dem obigen Bericht. Ich zitiere den auch hier im Forum vertretenen Autor:

    Hürdenlauf vom schlimmsten, in der Tat. Liest sich abschreckend. Kein Wunder, dass da nur wenige Lust haben, das auf sich zu nehmen. In Klein-Welzheim geht es wohl, weil die familiäre Struktur das unterstützt und die beiden Jugendlichen entsprechend motviert. Aber woanders? Bei reinen Einzelkämpfern? Frankreich ist uns da weit, weit voraus.

    Carcano

  • Hallo zusammen,

    wenn ich mir den 13. Sportbericht der Bundesregierung ansehe, sieht es mit dem Vorhandensein von Trainern/innen und der finanziellen Ausstattung doch gar nicht so schlecht aus.

    "Die Förderung der Beschäftigung von Trainerinnen und Trainern genießt eine besondere Priorität."
    Ende 2013 wurden rd 290 hauptberufliche Bundestrainerinnen und -Trainer und rd. 300 Bundestrainerinnen und Trainer auf Honorarbasis beschäftigt.


  • "Die Förderung der Beschäftigung von Trainerinnen und Trainern genießt eine besondere Priorität."
    ...und Trainer auf Honorarbasis beschäftigt.

    Meine Gute und ich bieten pro Woche insgesamt 5 Doppelstunden (je ca. 1,5 Zeitstunden) Training an: Anfänger Luftpistole, Fortgeschrittene Luftpistole, Extratraining DSB Landeskader Luftpistole, Extratraining DSB Spopi (Kader/interessierte Fortgeschrittene) und fakultativ BDS KK Lang+Kurz (Standardprogramm, Fallscheibe, Speed) - neben bzw. nach unserer Brotarbeit.
    Dafür sehen wir nicht mal eine einzige Kopeke.
    Wir müssen total bekloppt sein, aber dafür haben wir in unserem kleinen Verein 4 Landeskader im Nachwuchsbereich (D und E).

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  • Ich bin sehr froh, dass unsere beiden Nachwuchsschützen die Trainerausbildung begonnen haben und beide hoffentlich erfolgreich im kommenden Jahr abschließen werden. Zum Glück gab es keine Diskussionen mit dem Verband, ob die beiden wegen ihrer fehlenden Volljährigkeit überhaupt teilnehmen dürfen. In Hessen muss die Jugendbasislizenz als Vorstufenqualifikation absolviert werden. Erst wenn die die beiden volljährig sind, werden sie die Lizenzen (Jugendbasislizenz, Schießsportleiter und C-Trainer) ausgehändigt bekommen.

    Der zeitliche Aufwand ist für zwei Kaderschützen, die Beide in der Oberstufe am Gymnasium sind, erheblich:

    • 1 WE (Sa+So) Erste Hilfe
    • 1 WE (Sa+So) Sachkunde (gut ok, ist auch für den eigenen Waffenerwerb sinnvoll)
    • 1 WE (Sa+So) Jugendbasislizenz
    • 1 langes WE (Fr-So) Schießsportleiter
    • 1 Woche (Mo-Fr) Trainer C Grundlagen (1. Woche nach den Weihnachtsferien - Nur mit Ausnahmegehmigung der Schule)
    • 2 lange WE (Fr-So) Trainer Fachteil Luftpistole

    Das nötigt mir schon eine Menge Respekt ab. Die Kosten darf man dabei ebenfalls nicht außer Acht lassen. An reinen Lehrgangsgebühren kostet die Ausbildung rund 800 EUR. Dank einer erfolgreichen Bewerbung für ein Trainerstipendium seitens der Sportjugend Hessen, der Unterstützung des Schützengaus und des Vereins müssen die beiden Jugendlichen wenigstens diese Kosten nicht tragen.

    Hut ab vor Califax, der sich 10 TE pro Woche ohne Honorierung gibt. Das ist aber nicht zukunftsträchtig. Was passiert aber, wenn Califax die Motivation abhanden kommt oder er aus gesundheitlichen/beruflichen Gründen kürzer treten muss. Ist bei uns ganz ähnlich. Unsere zarten Erfolge hängen bei uns im Prinzip von 2 Personen ab. Wenn die beiden in den Sack hauen, dann fängt das "Sterben" wieder an.

    Deshalb steht bei uns ganz oben auf der Agenda die Schaffung von Vereinsstrukturen, die diese Abhängigkeit auflösen. Wer will den schon Nachfolger im Vorstand werden, wenn damit neben der reinen Vorstandstätigkeit auch noch das Jugend- und Erwachsenentraining samt Wettkampfbetreuung dran hängt. Deswegen ist der erste Schritt das Herauslösen der Trainer und Betreuertätigkeit. Das muss aber auch ansatzweise angemessen honoriert werden.

    Wir müssen also eine Kultur schaffen, in der es wie anderen Vereinen und Sportarten auch, völlig normal ist, dass Trainer honoriert werden. Warum soll ein ehemaliger Landeskaderschütze mit ggf. Trainerausbildung nicht bei uns die Jugend 1,2 oder 3 trainieren, um sich was dazu zu verdienen. Soll ich ihn etwa an der Tankstelle oder in der Gastronomie arbeiten lassen? Nein, diese Kandidaten müssen das bei uns als Trainer können.
    Ich mach mal eine Beispielkalkulation auf:
    Ich setze für einen C-Trainer für eine TE (45 Minuten) 7 EUR an. Bei 2x Training die Woche mit je 2 TE für unsere Jugendabteilung sind das bei einem Zuschuss von 1,50 EUR pro TE und im Mittel 8 Teilnehmern im Training 11 EUR pro TN im Monat. Derzeit nehmen wir 3 EUR pro Monat Mitgliedsbeitrag, die nicht mal die Wettkampfstartgebühren tragen. Wir müssten also 14 EUR pro Monat nehmen, damit wir die Kosten halbwegs decken könnten. Dazu kommen für die Jugendschützen, die Kosten für die Munition und die Waffen, wenn keine eigenen vorhanden sind.

    Damit wären wir über dem Niveau der örtlichen Sportvereine, aber noch deutlich unter dem Niveau der Musikschule. Und machen wir uns nichts vor: 7 EUR pro TE sind an der unteren Grenze. Das ist gerade der Mindestlohn, wenn man Vor- und Nachbereitung weglässt. Mittelfristig möchte ich wenigstens zu einem Satz von 15 EUR pro TE kommen.

  • Lanfear: Ja, das wäre wünschenswert.

    BTW: Die 10 ÜE stemmen wir zu zweit, meine Frau und ich.

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