Nun, da ich auf 25m abziele, habe ich ein paar Fragen an die FWB 900 Besitzer, und ich würdet mir sehr helfen, wenn jemand eine Antwort oder Tipp für mich hätte:
Schießt jemand von Euch Fieldtarget oder Benchrest mit einer FWB 900 auf 25m? Hat jemand damit Erfahrungen welche Präzision hierzu erwarten ist?
Kann man beim FWB 900 die V0 selber justieren um je nach Diabolo-Sorte so gut es geht an die 7,5 Joule heranzukommen? Ich hörte dass viele Matchgewehre eher um die 6-7 Joule liegen. Geht das/macht das Sinn diese zu erhöhen?
Wie konstant kann die FWB 900 die V0 halten? Welche Standardabweichung konntet Ihr feststellen? Auf 10 Meter spielt das ja weniger eine Rolle als auf 25m?
Hallo,
ich habe zwar keine FWB 900, kann aber trotzdem ein paar deiner Fragen beantworten.
Ich gehe mal etwas ins Detail, bei den gezielten Fragen.
Bei Field Target Wettkämpfen ist die FWB 900 nicht zu finden. Mir ist national und international niemand bekannt, der die FWB 900 dafür einsetzt. Für das Schießen mit einem großen Zielfernrohr ist die Konstruktion der FWB 900, mit dem freischwingenden System und dem geklemmten Lauf etwas unglücklich. Wenn du dort ein Zielfernrohr montierst, baust du über 1000 Gramm Gewicht auf ein freischwingendes System auf. Damit könnte es zu Problemen kommen. Deshalb schießt auch keiner die Walther Monotec bei Field Target. Bewährt hat sich dort ein festes System mit einem freischwingenden Lauf. Ein festes System mit einem geklemmten Lauf, kann bei wechselnden Temperaturen und der damit einhergehenden Materialausdehnung immer wieder dazu führen, dass man eine POI - Verschiebung hat also den Punkt, wo das Diabolo einschlägt.
Die V0 kann man bei der FWB 900 selber justieren. Allerdings muss man das System dann jedes mal von dem Schaft trennen, damit die Schraube zugänglich wird. Für Benchrest, auf einer festen Entfernung wäre das in Ordnung. Bei Mehrdistanz wie Field Target, wäre es schöner, wenn die V0- Schraube frei zugänglich ist. Gerade Outdoor bei wechselnden Temperaturen, wird die V0 bei warmen Temperaturen schneller und bei kalten Temperaturen langsamer werden. Das kann bis zu 10 m/s Sekunde ausmachen. Damit hat man dann Hochschüsse oder Tiefschüsse. Dann hat man irgendwann das Problem, dass die Haltepunkte auf den einzelnen Entfernungen nicht mehr passen und man nicht mehr so präzise Treffer setzen kann. Bei Benchrest, auf feste 25m kann ich das mit ein paar Klicks am ZF aber korrigieren. Die meisten 10m Pressluft- Matchgewehre sind auf etwa 170 - 172 m/s eingestellt. Damit bin ich mit einem 0,50 Gramm Flachkopf- Diabolo knapp unter 7,5 Joule und damit erreiche ich im Normalfall auf 10 Meter die engsten Streukreise. Die leichten Flachkopf- Diabolos funktionieren aber meistens nur bis etwa 20m gut. Darüber hinaus haben schwerere Rundkopf- Diabolos bessere Flugeigenschaften. Bei denen muss man dann aber mit der V0 etwas herunter gehen, damit man unter 7,5 Joule bleibt. Mehr Energie heißt aber nicht gleichzeitig bessere Präzision. Es kann durchaus sein, dass dein Gewehr mit 6,5 Joule kleinere Streukreise auf 25m erzielen kann als mit 7,5 Joule. Das muss man tatsächlich austesten, in welcher Kombination Gewehr- Diabolo- V0 das beste Ergebnis erreichen.
Eine gute Kombination schafft auf 25 Meter Streukreise von 10 - 12 mm umschlossen, bei 10 Schuss. Wiederholgenau unter 10mm Streukreis umschlossen zu kommen wird tatsächlich schwer. Das klappt dann wohl nur Indoor, mit einem eingespannten Gewehr, unter Laborbedingungen, mit sortierten Diabolos.
Die FWB 900 wird ab Werk sehr konstant sein. Es gibt aber mehrere Einflüsse auf das Ergebnis. Ziel ist es, bei 10 Schuss auf eine Maximalabweichung von unter 2 m/s zu kommen und einer Standardabweichung von unter 1m/s. Ein System was gut gewartet ist, sollte das mit sortierten Diabolos schaffen. Mit unsortierten Diabolos könnte es schwierig werden. Ich wiege meine Diabolos, die ich für einen Wettkampf benutze, mit einer Feinwaage aus. In einer Runddose Diabolos gibt es immer Gewichtsunterschiede von bis zu 0,05 Gramm. Das sind bis zu 10% von dem Diabolo- Gewicht. Hinzu kommt, das ein schwereres Diabolo mehr Wanddicke am Kelch hat und dadurch das Losbrechmoment verzögert wird und was an der Verjüngung am Laufende, dem Choke, auch noch wieder mehr Widerstand erzeugt. Dadurch fliegt ein schwereres Diabolo etwas langsamer als ein leichtes Diabolo. Das kann am Chrony schnell eine V0- Schwankung von 3 - 4 m/s bedeuten und auf einem 25m Ziel auch ein paar Millimeter hoch oder Tiefschuss. Manche waschen und ölen ihre Diabolos sogar, rollen sie aus und messen das Kopfmaß, um eine möglichst gleichmäßige Schussabgabe zu haben und damit so präzise wie möglich zu treffen. Das mache ich selber aber nicht.
Hochprofessionelle Benchrest- Schützen läppen (polieren) sogar noch ihren Lauf, polieren Schlagbolzen, glätten Federenden und betreiben noch weiteren Aufwand mit Laufgewichten, Luftabstreifer etc ., um möglichst perfekt zu treffen. Der Drall vom Lauf spielt dabei natürlich auch eine Rolle. Darauf möchte ich jetzt aber nicht weiter eingehen.
Ich selber finde die FWB 900 auch toll, finde sie aber für Benchrest oder Field Target nicht optimal geeignet. Ich glaube nicht, dass du damit dein Ergebnis mit 11mm Streukreis auf 25m verbessern kannst. Investiere dafür vielleicht etwas mehr Zeit in die optimale Vorbereitung deiner Diabolos, wenn du dich verbessern möchtest. Wenn es aber unbedingt ein neues Gewehr für Benchrest sein soll, würde ich noch ein paar Monate warten, wenn die Air Arms Modelle XTI 50 oder HFT 500 in 7,5 Joule nach Deutschland kommen sollen oder eventuell eine Steyr Challenge oder LG110 mit aussenliegender V0 in Betracht ziehen.
Mein Beitrag war jetzt etwas länger und fachlicher als geplant aber ich hoffe, dass ich dir damit ein paar Tipps und Anregungen geben konnte.
Schöne Grüße
Heiko (FT- Schütze)