Ich habe mir vor ein paar Monaten die AP20 Pro von Frankonia mit zusätzlichem Mitarbeiterrabatt gekauft, da die div. Tests nicht so schlecht ausfielen und ich als gelegentlicher Ersatzschütze und nun Stammschütze für die Pistolenmannschaft (seit 25 Jahren LG Schütze mit Schnitt 380-385) doch Mal etwas eigenes haben wollte. Auch konnte ich div. Vergleichstests zwischen LP400, FWB P40 durchführen.
Mit den Vereinspistolen erzielte ich Ergebnisse im Bereich 330 bis max. 350. Nun mit AP20 liegen die Ergebnisse zwischen 350 und etwas über 360, Maximum waren kürzlich 367.
Das folgende bezieht sich auf meine persönliche Meinung und Erfahrung und soll möglichen Interessenten vllt. bei der Kaufentscheidung helfen. Die abwertenden Kritiken kann ich jedoch nicht nachvollziehen. Die oft genannte "filigrane Bauart" kann ich persönlich bisher nicht als negativen Kritikpunkt nennen.
Kurz Vorab: Für Einsteiger, Gelegenheitsschützen, Zweitdisziplin oder als Vereinspistole kann ich die Waffe jedoch absolut empfehlen. Ein Schütze, der Jahrelang Pistolen für 1000 EUR aufwärts geschossen hat, ist weder Zielgruppe noch wird er die eine oder andere Einschränkung im Vergleich zur Oberklasse hinnehmen wollen.
Griff:
Das Highlight ist hier natürlich der von der LP400 verwendete Griff. Als Standardgriff zumindest für meine Hand der bisher beste, ohne viel Nachbessern zu müssen. Das ist allerdings je nach Anatomie sehr unterschiedlich.
Verschluss:
Sicherlich ist die Verschlussmechanik optisch filigran, jedoch m.E. viel handlicher als die der LP400 oder gar der pure Deckel der P40. Der Verschluss lässt sich so anatomisch perfekt ohne Handverdrehen/-abwinkeln öffnen. Das System hatte Walther sehr lange Zeit in sehr ähnlicher Bauart im LG200 und 300 benutzt. Jedoch musste man hier das blanke Metall anfassen, was bei nicht regelmäßigem Abwischen zu schnellem Flugrost führte. Beim Schließen ist das Einschieben des Diabolo in den Lauf etwas rauher als bei den Vergleichsmodellen. Ob das nun negativ bewertet werden kann, mag ich nicht zu urteilen. Mich stört dies zumindest nicht. EInziger Kritikpunkt ist das Spiel des Verschlussgriffes im geschlossenen Zustand. Der Griff lässt sich ca. 1mm hoch runter bewegen, bis die Mechanik den Verschluss aus dem Lauf zieht. Dies spürt man allerdings bei der Schussabgabe nicht. Man kann dies nachvollziehen, in dem Man den Griff diesen Millimeter nach dem Schließen wieder hochzieht, dann bewegt. Mechanisch daher nicht ganz sauber, in Sachen Schuss jedoch keinen Einfluss.
Kimme/Korn:
Die Kimme ist wie bei den Vorgängermodellen etwas größer als bei LP400 und Co. M.E. hat dies keinen Nachteil, auch wenn Walter mit der neuen, kleineren Kimme so wenig wie möglich die Sicht zum Ziel versperren wollte. Das ist wohl Geschmackssache. Die H/T, L/R Drehrädchen sind aus dem Walther Baukasten und daher identisch zur LP400. Das Drehkorn lässt sich in 3 unterschiedlichen Breiten nutzen, wobei das breiteste für meine langen Arme (bei 1,90 Größe) perfekt passt. Einzig bei der Kimmentiefeneinstellung muss man hier auf Anpassungsmöglichkeiten verzichten. Ob man das für den Einsatzzweck wirklich benötigt, sei dahingestellt. Mir gefällt das Zielbild sehr gut.
Kartusche:
Standard Walther LP Kartusche und daher völlig kompatibel und austauschbar. Aufgrund des geringen Preises erhält man allerdings keinen Gutschein für eine zweite Kartusche nach Ablauf der 10 Jahre.
Abzugszüngel:
Der LP400 Abzug lässt sich auf der AP20 ebenfalls anbringen (manche Shops verkaufen die Waffe gleich mit diesen montiert) und ursprünglich ging ich davon aus, dass ich diese ca. 25 EUR investieren werden. Nach nun 3 Monaten muss ich allerdings zugeben, verzichte ich tatsächlich darauf, da die Höhenverstellbarkeit hier stufenlos möglich ist, was beim LP400 nur in 3 oder 4 Rasten einstellbar ist. Einziger Vorteil des LP400 Züngels ist die Drehbarkeit um die horizontale Achse. Allerdings möchte ich dies gar nicht, da man hierbei schneller seitliche Abzugsfehler generiert, da man immer etwas seitlich drückt. Hier muss ich zugeben ist einfach wirklich einfach
Abzugsgewicht/Trainingsabzug:
Wer möglichst wenig Abstand von Vorzug zum Abzugsgewicht haben möchte, wird mit der AP20 nicht 100% glücklich, wobei das wirklich schon Kritik auf hohem Niveau ist. Mein Abzugsgewicht liegt nun bei 520g und das Vorzugsgewicht bei etwas über 400g. Als Gewehrschütze, mit ca. 30g Abzugsgewicht ist man einfach andere Kräfte gewöhnt. Mit der LP400 lässt sich jedoch noch ein geringerer, fließender Übergang einstellen. Bei der AP20 bin ich nun beim absoluten Minimum angekommen, eine halbe Umdrehung weiter und sie löst nicht mehr aus. Die meisten Schützen werden aber sowieso von dieser Grenze weiter entfernt sein wollen als ich; als Vereinspistole sowieso empfehlenswert. Der fehlende Trainingsabzug mag den einen oder anderen stören. Ich habe diesen weder bei Gewehr, noch bei Pistole jemals benutzt, von daher war mir das völlig egal.
Lauf/Laufmantel:
Ja was soll ich sagen. Plastik ist billig und die Farben sind für Schüler vllt. der Hit, bei der AP20 in Ordnung, aber für die Pro hätte man hier wirklich ein Alurohr spendieren können. Das war das erste, was ich meiner spendiert habe. Ebenso sind Carbonrohre möglich. Durch das Alurohr, konnte ich mir jedoch gleich das Laufgewicht sparen, denn mir war sie vorn minimal zu leicht. Die ca. 20g Unterschied vom Plastik zum Alurohr passen nun (für mich) optimal. Achtung beim Alurohr: ohne Aufbohren oder Ausschleifen ist ein Standardrohr nicht passend.
Gewicht:
mit 985g (inkl. Alumantel) liegt sie im absoluten Normgewicht wie LP400 oder LP10. Wie ich oft gelesen habe "wegen dem Gewicht besonders für Jugendliche und ältere Schützen besonders geeignet", trifft wohl nur auf die NON-Pro Version zu. Diese hat ca. 870g und liegt dann im Bereich der LP400 Carbon (ebenfalls 870g).
Schuss/Schussbild:
Beim Auslösen des Schusses merkt man allerdings dann tatsächlich den Unterschied, ob man eine 700 EUR oder 1200 EUR Waffe in der Hand hält. Die LP400 hat einen deutlich geringeren Rückstoß, was dem natürlich deutlich besseren Absorber zuzurechnen ist. Ich würde sagen, der Rückstoß der AP20 verhält sich wie bei Waffen von vor ca. 15 Jahren. Nichts desto trotz fallen die Blattl beim perfekten Abzug genauso, wie bei einer LP400. Nur das Gefühl ist anders. Ein Verreissen durch den höheren Rückstoß konnte ich nicht verzeichnen. Das Schussbild selbst wurde ja bereits in einer Zeitschrift exakt vermessen und hier liegt die Streuung einen knappen mm über der LP400. Bei Ergebnissen von 380+ würde mich das vmtl. stören, allerings für die o.g. Zielgruppen und mich momentan mehr als ausreichend.
Fazit:
Für die Zielgruppe mit Preis/Leistung absolut empfehlenswert. Wer für das gleiche Geld eine gute Gebrauchte erwerben möchte, der kann das sicherlich tun...aber zum einen erstmal finden und zum anderen vergleich man hier dann wieder Äpfel mit Birnen. Für eine neue Waffe unter 800 EUR absolut sein Geld wert. Für die Optik hätte Walther noch einen Alu oder Carbonlaufmantel montieren können, dann wäre das PRO auch gänzlich sein Pro wert. Der Kunststoffgriff beim Verschluss ist praktisch, jedoch bin ich eher der Holztyp und habe das daher noch geändert. Also bitte nicht auf den Fotos beirren lassen