Beiträge von inko_gnito

Zitat von inko_gnito

Schreiben zum Jahreswechsel
unterwegs an die Spitzenfunktionäre von 4 Verbänden

Zeit für ein erstes Resümee. Angeschrieben hatte ich die Präsidenten des DSB, des RSB und des PSSB sowie den Vorsitzenden des Fachverbandes Sportschießen Rheinhessen e.V..

Zwei Antworten liegen mir bislang vor, jeweils ohne Erlaubnis, diese im Wortlaut zu veröffentlichen. Nachstehend daher jeweils nur grobe Zusammenfassungen:

• Herr Kohlheim antwortete am 20.01.12 als Vizepräsident des DSB. U.a. würde seitens des DSB gemeinsam mit den im Forum Waffenrecht zusammengeschlossenen Verbänden alles Mögliche getan, den Schießsport in seinen vielen Facetten ehrlich und offen darzustellen. Darüber hinaus vertrete der DSB die Interessen seiner Mitglieder weiterhin gewissenhaft und sachorientiert und stehe in vollem Umfang und ohne Wenn und Aber zu allen von ihm angebotenen Schießdisziplinen .
• Herr Müller als Präsident des RSB antwortete bereits am 02.01.12. Er bat um Verständnis dafür, dass er per Mail keine Stellungnahme angeben möchte und verwies auf die Zusammenarbeit mit dem DSB.

Zunächst bin ich dankbar für die erhaltenen Antworten. Sie zeigen, dass trotz angespannter Lage und damit sicher verbundener erheblicher Arbeitsbelastung die Bedürfnisse eines einfachen Mitglieds einer individuellen Reaktion wert sind.
Erhofft hatte ich mir allerdings eine höhere Aussagekraft und insbesondere eine klare Erwiderung zu meinem Appell bezüglich eines strategischen Zusammenschlusses mit anderen Verbänden. Der Verweis auf das Forum Waffenrecht erscheint mir zu abstrakt; konkrete Planungen und Maßnahmen sind leider nicht ersichtlich. Die dezidierten Bezüge auf die eigenen Mitglieder und Disziplinen wecken in mir eher die Sorge, eine Intensivierung der Zusammenarbeit sei nicht angedacht.

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Kameraschwenk. In meinem Umfeld nehme ich wenig Aufmerksamkeit und Besorgnis angesichts der gesellschaftlichen und politischen Großwetterlage wahr. Alles scheint so weit weg zu sein, dass ein reales Bedrohungsszenario nicht ersichtlich ist. Zu deutliche Appelle meinerseits machen eher mich zum Problem als dass die angesprochene Situation als solches wahrgenommen wird. Ein Dilemma, das seine Wurzel aber nicht in einer Verbandszugehörigkeit hat.

unterwegs an die Spitzenfunktionäre von 4 Verbänden

Zitat

Zukunft des Schießsports

Sehr geehrter Herr [...], sehr geehrter Sportkamerad und Schützenbruder,

in den letzten Monaten beobachte ich verstärkte Aktivitäten, welche die Einschränkung und/oder zumindest teilweise Abschaffung des Schießsports zum Ziel haben. Nachdem absolut untaugliche Forderungen bezüglich zentraler Aufbewahrung nicht umgesetzt werden konnten, sind jetzt vermehrt Bestrebungen zu erkennen, den Schießsport durch willkürlich überhöhte Gebühren und Sondersteuern anzugreifen. Äußerungen aus diversen politischen Lagern lassen zudem massive Beschränkungen in Folge eines zukünftigen Regierungswechsels befürchten. Wegen der Nachhaltigkeit und der Ausbreitung solcher Aktivitäten mache ich mir mittlerweile sehr große Sorgen um die Zukunft unseres Sports.

Die von den Gegnern des Schießsports vorgetragenen Argumente haben zum Teil einen wahren und nachvollziehbaren Kern - leider gab es auch bedauerliche und aufs Schärfste zu verurteilende Vorfälle mit Sportwaffen. Völlig verkannt wird aber die statistisch nicht im Geringsten signifikante Deliktrelevanz von Sportwaffen. Im Gegenteil – die Argumentation ist vornehmlich ideologisch geprägt. Sie vermittelt Nichteingeweihten den Eindruck, der Schießsport und die Sportschützen seien eine latente Gefahr für die innere Sicherheit. Sie vermittelt ferner den Eindruck, die Einschränkung bzw. das Verbot einzelner Waffengattungen, Disziplinen oder gar des kompletten Sports könnten die innere Sicherheit nachhaltig erhöhen. Diese Indoktrination wirkt auf das Erscheinungsbild aller Sportschützen in mittlerweile unerträglicher Weise ein. Die Wahrnehmung und Bewertung im Kreis der Sportschützen ist allerdings völlig inhomogen. Manche halten es nicht für schlimm, manche halten sich nicht für betroffen und manche meinen, es ließe sich eh nichts mehr ausrichten. Ich selbst halte es zwischenzeitlich für schlimm, bin betroffen und hoffe, dass wir gemeinsam doch noch etwas ausrichten können. Aus diesem Grund habe ich als ‚einfacher’ Sportschütze dieses Schreiben verfasst.

Bevor ich zu meiner Bitte an Sie komme, möchte ich ein paar Worte zu mir sagen. Ich bin [zensiert] und aktiver Sportschütze in einem Landesverband des Deutschen Schützenbundes (aktuell Rheinischer Schützenbund e.V. 1872, demnächst Pfälzischer Sportschützenbund e.V.). Meinen Erstkontakt zum Schießsport hatte ich als Jugendlicher; während des Studiums und der ersten Berufsjahre hatte ich den Sport zunächst aufgegeben. Nach dem Wiedereinstieg Mitte 30 habe ich erneut und nachhaltig Spaß an diesem Sport gefunden. Wesentliche Ziele sind für mich der Erhalt und die Steigerung der eigenen Leistungsfähigkeit sowie das Vermitteln von Kenntnissen und Fähigkeiten an Sportkameraden und potentielle Neu- und Wiedereinsteiger. Als aus- und fortgebildeter Trainer – u.a. mehrere Jahre in der Jugendarbeit tätig – möchte ich den Sport und dessen gesellschaftliche Bedeutung erhalten und fördern. Ich selbst schieße i.d.R. „nur“ mit Luftdruckwaffen, spreche mich aber ausdrücklich für den Erhalt des Sports in all seinen Facetten aus.

Eine Abwertung oder Abschaffung von Disziplinen und/oder Waffengattungen schwächt den Sport in Gänze und schadet uns allen. Ich bitte Sie daher eindringlich, den stetig wachsenden Diffamierungen des Schießsports proaktiv, aufs Entschiedenste und nachhaltig entgegen zu wirken. Lassen Sie in Ihrer Rolle als Verbandsvertreter nicht zu, dass wir Sportschützen durch willkürliche Einteilung in Gruppen leichter angreifbar werden, sondern setzen Sie sich bitte für alle Disziplinen und Waffengattungen ein. Suchen Sie bitte den Dialog und den strategischen Zusammenschluss mit anderen Verbänden, um die Wirkung nach außen zu erhöhen. Haben Sie bitte den Mut, durch umgehendes und aktives Verhalten politischen Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit zur Einsicht zu verhelfen, dass die Einschränkung oder gar Abschaffung unseres Sports - letztlich also die dauerhafte Einschränkung von Freiheit und Eigentum der betroffenen Sportschützen - beispielsweise Amokläufe nie verhindern kann.

Evtl. wird Ihnen dieses Schreiben im alten Jahr nicht mehr zugehen. Gleichwohl war es mir wichtig, diese Zeilen noch vor dem Jahreswechsel auf den Weg zu bringen. Für Ihre bisherige Arbeit im Schießsport bedanke ich mich herzlich. Ich wünsche Ihnen einen guten Übergang in das Jahr 2012 sowie die Kraft und Entschlossenheit, im Interesse aller Sportschützen im Sinne der vorstehenden Zeilen zu handeln.

Sofern Sie auf dieses Schreiben antworten, teilen Sie mir bitte mit, ob Ihre Antwort veröffentlicht werden darf.

Mit freundlichem Schützengruß

[zensiert]

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