Es ist ein nicht ganz seltenes Thema, und ist auch in amerikanischen Foren schon des Öfteren in der Vergangenheit diskutiert worden. Auch in der Literatur wird es immer wieder erwähnt, zumeist aber nur auf dem Level von Gerüchten und privaten Meinungen, bzw. des bei Waffen so häufigen "einer schreibt vom anderen ab".
Und zwar geht es um die Mündungsform und Mündungsausarbeitung von Lang- und Kurzwaffen (Gewehren, Pistolen und Revolvern). Die Frage bezieht sich allgemein sowohl auf Militärwaffen, als auch auf Jagdwaffen, als auch auf Sportwaffen. Innerhalb unseres Forums hier sind freilich vor allem Sportwaffen im Fokus.
Bekanntlich ist die Form und die Unbeschädigtheit der Mündung von hoher Bedeutung für die Präzision der Waffe. Selbst eine verhältnismäßig kleine, kaum sichtbare Beeinträchtigungen der Mündung kann sowohl die Trefferlage als auch die Trefferbildgröße entscheidend beeinflussen. Daher wird häufig empfohlen, die Mündung einer älteren, "gut gebrauchten" Waffe etwas "nacharbeiten“ lassen.
Bei militärischen Waffen war es eine nicht seltene Praxis (die auch heute fortgesetzt wird, aber in anderer Form und Technik, nämlich durch Mündungsfeuerdämpfer), das allerletzte Laufsegment an der Mündung gegenzubohren, also auszubohren. Und zwar nicht etwa nur bei beschädigten Waffen oder bei Waffen, deren Mündung durch dauerndes "Putzen“ (hier ist der schlimme Ausdruck endlich einmal berechtigt) einseitig ausgescheuert und erweitert worden war, zumal durch Reinigungsketten und Reinigungsschnüren, wie sie von sehr vielen Unkundigen und Unbelehrbaren heute wieder verwendet werden (Stichwort Bore Snake), sondern am Ende von vornherein schon bei der Lauffertigung solcher Waffen.
Typisch war dies für französische Gewehre 36/51, für russische und auch einige wenige finnische Waffen, und ab ca. 1944 auch für deutsche Waffen. Ein derartiges Ausbohren schützte von vornherein den Geschoßabgang vor Beschädigungen, weil die eigentliche Mündung dann ja zurückgesetzt im Waffeninneren lag.
Im sportlichen Bereich gibt es verschiedene Arten der Mündungsausgestaltung. Recht häufig sind plane, also gerade Laufenden, bei denen lediglich der Übergang zu den Zügen und Feldern minimal angefast ist. Die Fase ist mit bloßem Auge dann oft kaum sichtbar, mag aber 45° betragen. Bei Revolvern und bei Großkaliberpistolen häufig ist eine ballige Mündungsform, ebenso bei älteren Militärgewehren. Bei zivilen Gewehren nicht selten verwendet wird eine 11-Grad-Ansenkung des Mündungsbereichs, die ihrerseits auch mit einer kleinen Fase kombiniert sein kann.
Mich würden nun die Erfahrungen insbesondere von Benchrestschützen, und auch die speziellen Erfahrungen des Herrn der Ringe mit solchen Mündungsausgestaltungen interessieren. Zum einen habe ich eine KK-Waffe, die selbst eine Mündungsnacharbeitung vertragen könnte. Ich glaube, dass deren Mündung minimal erweitert oder angestoßen ist, sodass eine minimale Nachsenkung des gesamten Laufendes (vielleicht um 1/3 bis 1/2 mm) und eine neue Anfasung des Übergangs zur Laufseele die Präzision deutlich verbessern könnten. Und zum anderen reizt mich natürlich auch die allgemeine Frage als solche.
Eure konkreten Erfahrungen mit Nacharbeiten von Mündungen würden mich daher sehr interessieren und ich wäre für jeden Input dankbar.
Beste Grüße,
Carcano