Kompensator für Freie Pistole

  • Hallo,

    aktuell beschäftigt mich das Thema Kompensator. Mir sind die vielen unterschiedlichen Konstruktionen aufgefallen. Einige sind recht filigran und leicht, während andere recht massiv wirken. Der theoretische Sinn und Zweck eines Kompensators ist mir bekannt, aber wie effektiv ist er wirklich und welche Konstruktion ist zu bevorzugen? Spontan fällt einem der Kompensator von Morini ein. Schließlich ist die CM84 die erfolgreichste FP, aber Spitzenleistungen wurden auch mit Waffen geschossen, die keinen hatten...:/

  • Hab mich im Vorfeld zur Olympiade 2004 (Athen) mit einer CM84 eines Teilnehmers intensiv damit beschäftigt.

    Ein Kompensator für Freie-Pistole bleibt Fluch und Segen. Ich würde es nicht machen.

    In punkto Design und evtl. längerer Visierlinie bedingt vielleicht ja. Aber bezüglich strömungstechnischer Wirkung nicht ! Nur bei kurzen Läufen.

    Die meist einhergehende Gewichtsveränderung durch einen nachträglich angebauten Kompensator bleibt der kritischste Punkt.

    Bei einigen Kompensatoren die nachträglich angebaut werden und angeblich abgestimmt werdenmüssen, erfolgt die Abstimmung irrtümlicherweise nicht über die perfekte Lage des Kompensators. Sondern genaugenommen über die Verschiebung der Masse.

    Wäre ich schon damals in der Lage gewesen Laufschwingungen zu messen hätte ich mich wesentlich leichter getan, den perfekten Moment der Amplitude (Je nach Munitionssorte) zu erwischen. So war es damals ein Probieren, Murksen und Verschlimmbessern. Try and error halt.

    Ohne wirklich richtigen Erfolg.

    Gruß HdR

  • Also ich habe eine Hämmerli 150 ohne Kompensator und eine Steyr FP mit Kompensator. Ich schiesse FP Auflage. Ich kann nicht sagen, das die Steyr weniger springt als die 150. Beide sind im Schussverhalten gleich (natürlich nur subjektiv betrachtet). Bei der Steyr lagert sich am Kompensatorkegel Blei an, bei viel schiessen wird das eine ganz ordentliche Schwarte. Ich weiß nicht, ob ich das ab und zu abschleifen müßte, oder ob das ohne Bedeutung ist.

    Ein Kumpel von mir schiesst freihändig eine alte TOZ mit der er dieses Jahr mit 525 Ringen dritter bei der Bayerischen geworden ist, er will keine neue FP haben. Einen Kompensator will er auch nicht.

    Schönes Wochenende!

    Gruß Onkel Peter

  • Aber bezüglich strömungstechnischer Wirkung nicht ! Nur bei kurzen Läufen.

    Das verstehe ich nicht. Im Prinzip geht es doch darum den Gasvolumenstrom durch die Bohrungen/Öffnungen im Kompensator nach oben abzuleiten. Was hat die Lauflänge damit zutun?

    Ich habe etwas interessantes gefunden:

    Quelle

    Das Foto zeigt eine MG5 der russischen Nationalmannschaft. Offenbar wurde der Kompensator/Kornträger durch einen reinen Kornträger ersetzt.

    @Herr der Ringe offenbar verfolgt man auch dort das Konzept eines verschiebbaren Massepunktes (Ableitöffnungen erkenne ich keine).

  • Das Foto zeigt eine MG5 der russischen Nationalmannschaft.

    Der Griff dürfte ein alter TOZ Griff sein, man sieht es am Volumen und am Design. Aus der Serie hab ich auch noch einen.

    Allerdings hat er keine Schraubenlöcher

    Steyr EVO/E
    Match Gun MG2E / MG5E
    Felix Team 45 ACP
    SIG 210/6 Full Race Gun, Oschatz

  • Das verstehe ich nicht. Im Prinzip geht es doch darum den Gasvolumenstrom durch die Bohrungen/Öffnungen im Kompensator nach oben abzuleiten. Was hat die Lauflänge damit zutun?

    Am Ende eines längeren Laufes ist das Gas schon weiter expandiert und hat mehr Druck und Temperatur abgebaut. Die Gasmasse bleibt wohl konstant. Es fehlt ihr aber Energie (Enthalpie) Der Kompensator ist einfach nur eine mit Gas beaufschlagte Strömungsmaschine, die ein Enthalpiegefälle abarbeitet.

    Früher standen die Menschen einander näher. Was blieb ihnen auch übrig, so ganz ohne Feuerwaffen.

  • Am Ende eines längeren Laufes ist das Gas schon weiter expandiert und hat mehr Druck und Temperatur abgebaut.

    Ich erinnere mich noch dunkel an die Isentropengleichung.

    Allerdings ist je nach Lauflänge und Munition die Verbrennung entweder abgeschlossen oder unvollständig, wodurch natürlich der Wärmeübergang und die daraus resultierende Volumen-/Druckverkleinerung nicht vergleichbar ist.

  • Ich hatte die ISSF-Videos schon mal wegen der Griffe durchsucht.
    Finals 50m Pistol Men - ISSF Rifle&Pistol World Cup 2012, Munich

    Da stehen und PANICHPATIKUM nebeneinander. Die TOZ von ISAKOV springt m.M.n. höher als die Morini vom Thailänder => Minute 10:25.
    Die Morini (Schalter erkennbar) wurde wohl in einen TOZ-Griff eingebaut. Der Komp scheint wohl auch eine individuelles Stück zu sein
    => Minute 10:15

    ISAKOV hatte ein Jahr später auch einen Komp drauf.

  • Hab mich im Vorfeld zur Olympiade 2004 (Athen) mit einer CM84 eines Teilnehmers intensiv damit beschäftigt.

    Ein Kompensator für Freie-Pistole bleibt Fluch und Segen. Ich würde es nicht machen.

    In punkto Design und evtl. längerer Visierlinie bedingt vielleicht ja. Aber bezüglich strömungstechnischer Wirkung nicht ! Nur bei kurzen Läufen.

    Das verstehe ich nicht. Im Prinzip geht es doch darum den Gasvolumenstrom durch die Bohrungen/Öffnungen im Kompensator nach oben abzuleiten. Was hat die Lauflänge damit zutun?

    Hallo Bastian, da hab ich wohl mit einem reduzierten Blickwinkel bzw. nicht allumfassend zum Thema geschrieben.

    Richtig ist, er hat die Funktion "...den Gasvolumenstrom ..nach oben abzuleiten".

    Aber wozu? Um den Hochschlag zu mindern? Da ist doch alles viel zu spät.

    Was bewirkt ein Kompensator?

    So lange sich das Geschoß im Lauf befindet ist der Kompensator wirkungslos.

    Erst wenn das Geschoß den Lauf verlassen hat zeigt er seine Wirkung.

    Eine kleine Rückstoßdämpfung und Minderung des Hochschlags durch die Deflektorplatte bzw. Kegel.

    Seine größte Wirkung zeigt der Kompensator er indem er zum Teil nachströmende Gase vom Geschoß weg leitet.

    Die Geschoßstreuung kann merklich verringert werden. Wirkungsvoll aber nur bei kurzläufigen Pistolen, um überhaupt auf annäherungsweise vergleichbare Streukreise zu langläufigen Modellen zu kommen.

    Langläufige FP-Modelle besitzen bei richtiger Munition meist eine so hohe Eigenpräzision die es erst mal zu nutzen gilt.

    Ein Kompensator macht aufgrund der leichten Geschosse in punkto Präzision bei Luftpistolen richtig Sinn.

    Gruß HdR

  • Das Thema Kompensator lässt mich nicht los. Auf der einen Seite die fundierte Erklärung von @Herr der Ringe, warum ein Kompensator bei langen Läufen wenig bringt, auf der anderen Seite höre ich positive Berichte. Ich habe nun beschlossen es selbst auszuprobieren. no.limits hat mir einen Morini Kompensator beschafft und ich musste nun zusehen, wie das Ding an die FP60 bekommt. Problem war, dass der Hämmerli Lauf 1mm im Durchmesser kleiner ist, als der von Morini und das die Hämmerli ein Stummelkorn mit entsprechend hohem Kornträger hat. Dies galt es auszugleichen. Auf den Test am Freitag bin ich mehr als gespannt...

  • Das Thema Kompensator lässt mich nicht los. Auf der einen Seite die fundierte Erklärung von @Herr der Ringe, warum ein Kompensator bei langen Läufen wenig bringt, auf der anderen Seite höre ich positive Berichte. Ich habe nun beschlossen es selbst auszuprobieren. no.limits hat mir einen Morini Kompensator beschafft und ich musste nun zusehen, wie das Ding an die FP60 bekommt. Problem war, dass der Hämmerli Lauf 1mm im Durchmesser kleiner ist, als der von Morini und das die Hämmerli ein Stummelkorn mit entsprechend hohem Kornträger hat. Dies galt es auszugleichen. Auf den Test am Freitag bin ich mehr als gespannt...

    Ich hatte ein ähnliches Proplem bei meiner Hämmerli 152. Ein Irosa Ti 600 Kompensator für eine Morini paste nicht. Der Lauf meiner Hämmerli hat vorne 13 mm, der Irosa Kompensator Innendurchmesser 15 mm. Also ein Adapter muß her. Zu kaufen Habe ich nichts gefunden. Die vorläufige Lösung aus einem 15 mm Kupferheizungsrohr.das Rohr hat einen Ausendurchmesser von 15 mm ist 1 mm dick also innen 13 mm, past.Zur besseren montage habe ich den Adapter noch längs mit der säge duchgeschnitten so lässt er sich leichter auf den Lauf schieben. Die Firma Irosa baute diesen Kompensator für verschiedene Freie Pistolen . Für die unterschiedlichen Laufdurchmesser gab es Adapter. Das Korn das beim Kauf des Kompensators dabei war mußte ich auf meine Visierung anpassen.

  • Das Thema Kompensator lässt mich nicht los.

    (...) auf der anderen Seite höre ich positive Berichte.

    (...) Auf den Test am Freitag bin ich mehr als gespannt...

    Das alte Schützenthema: "Wenn Du glaubst, es hilft, dann hilft es."

    Wenn man den Kompensator nicht als getrennten Bauteil am Laufende anbringt sondern wie bei z.B. Glock als Teil des Laufes ausführt, wird der Hochschlag tatsächlich gemildert, falls das Gas großteils nach oben abgeleitet wird und falls genug Gas mit hohem Druck vorhanden ist.

    https://gungamers.wordpress.com/2015/10/01/the…-ported-barrel/

    In dem Beitrag sieht man ein hübsches Foto mit den aufsteigenden Feuersäulen beim Abschuss.

    Seltsamerweise habe ich solche Bohrungen auch bei meiner FWB LP 40. Dort sind sie weit vor dem Laufende angebracht und sollen den Lauf unten halten. Du könntest ja besonders mutig sein und Dir so was in deinen FP- Lauf einerodierten lassen. Das gäbe Stammtischthemen ohne Ende.

    Früher standen die Menschen einander näher. Was blieb ihnen auch übrig, so ganz ohne Feuerwaffen.

  • Die vorläufige Lösung aus einem 15 mm Kupferheizungsrohr.

    Hallo Quattro,

    das selbe gibt es in V2A, beim örtlichen Istallateuer, in seinem Schrottkübel. Vorwiegend von Mannesmann.

    grüße no.limits

    Steyr EVO/E
    Match Gun MG2E / MG5E
    Felix Team 45 ACP
    SIG 210/6 Full Race Gun, Oschatz

  • Hallo Quattro,

    das selbe gibt es in V2A, beim örtlichen Istallateuer, in seinem Schrottkübel. Vorwiegend von Mannesmann.

    grüße no.limits

    V2a ist doch ein Edelstahl. Da ist mir das Risiko der Kontaktkorosion zu groß. Edle Metalle (V2A) vertragen sich nicht mit, ich sag mal unedlen Metallen. Der Lauf besteht aus Stahl, der Kompensator aus einer ich glaub Alulegierung und dann V2A sind dann 3 verschiedene Metalle. Da soll die Feuchtigkeit in der Luft ausreichen das eine Korrosion(Kontaktkorosion) entsteht.

    Ich hab schon ein Adapter aus einem Präzisionrohr nahtlos E235 aus Stahl in Arbeit.

  • Beste Lösung ist mMn ein Kunststoff. ZB ein PA6. Ich habe mir zB eine geschlitzt Hülse aus Kunststoff als Adapter gebastelt.

  • V2a ist doch ein Edelstahl. Da ist mir das Risiko der Kontaktkorosion zu groß. Edle Metalle (V2A) vertragen sich nicht mit, ich sag mal unedlen Metallen. Der Lauf besteht aus Stahl, der Kompensator aus einer ich glaub Alulegierung und dann V2A sind dann 3 verschiedene Metalle. Da soll die Feuchtigkeit in der Luft ausreichen das eine Korrosion(Kontaktkorosion) entsteht.

    Ich hab schon ein Adapter aus einem Präzisionrohr nahtlos E235 aus Stahl in Arbeit.

    Also elektrochemische Korrosion ist um so stärker, je weiter die Metalle in der Spannungsreihe auseinanderliegen. Kupfer und Stahl sind schon schlimm. Kupfer und Alu noch schlimmer. Die Frage ist, ob man davon ausgeht, daß im Spalt ein Elektrolyt vorhanden ist. Wenn die Teile leicht geölt montiert wurden, hätte ich da bei einer Sportwaffe nicht sehr viel Angst.

    Edelstahl ist eigentlich ein Material, das sehr schnell oberflächliche Oxide bildet. Er entsteht dabei aber kein brauner Rost, weil das im Edelstahl einlegierte Chrom zuerst korrodiert und eine durchsichtige chemisch beständige und dichte Oxidhaut bildet. Bei kleinen Schäden schließt sich diese Oxidschicht wieder.

    Edelstahl (eigentlich technisch richtiger "rostträger Stahl") beginnt aber selbst zu rosten, wenn er in Kontakt mit Eisenrost und Elektrolyt kommt. Dabei wird die schützenden Chromoxidschicht zerstört und kann sich nicht dauerhaft neu bilden. Der Stahl darunter rostet dann völlig ungeschützt und löst sich dadurch auf, daß sich in seinem Inneren zwischen den Legierungselementen Eisen, Chrom und Nickel Spannungen aufbauen, die den Stahl von innen zerlegen. Darum muß rostträger Stahl normalerweise poliert und geätzt werden, damit eine glatte Oberfläche vorhanden ist, die vollständig durch Chromoxid geschützt wird.

    Dieser kleine Ausflug in die Materialkunde sei. mir bitte verziehen.

    Früher standen die Menschen einander näher. Was blieb ihnen auch übrig, so ganz ohne Feuerwaffen.

  • sind dann 3 verschiedene Metalle

    das ist mit Kupfer auch gegeben, ich als Laie wäre davon ausgegangen das Kupfer in der Mitte schlimmer ist als Edelstahl. Kupfer bildet sehr schnell diesen grünspan.

    Die selbe Dimension 15X1 gibt es übrigens auch als sogenanntes C-Stahl Rohr ist mit einem besonderen Verfahren verzinkt. Es könnte auch sein das es 15X1 für Ermedo gibt, das wäre dann normaler Stahl.

    no.limits

    Steyr EVO/E
    Match Gun MG2E / MG5E
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    SIG 210/6 Full Race Gun, Oschatz

  • Was bewirkt ein Kompensator?

    So lange sich das Geschoß im Lauf befindet ist der Kompensator wirkungslos.

    Erst wenn das Geschoß den Lauf verlassen hat zeigt er seine Wirkung.


    Gruß HdR

    Ich hab da mal ein Gedanke. Was ist mit der Luft die das Geschoß vor sich herschiebt. Diese Luft verteilt sich doch auch am Kompensator oder was meinst du hat diese Luft keine Auswirkung?