Saisonvorbereitung LP: Trainingsplanung

  • Hallo,

    ich bereite zur Zeit die nächste Luftpistolensaison vor. Allerdings weiß ich nicht, wie ich die drei Aspekte Technik, Kondition und Psyche gewichten soll und in welcher Reihenfolge diese "abgearbeitet" werden. Baut man zuerst eine spezifische Grundlagenausdauer auf und widmet sich dann der Technik? Falls ja, für welchen Zeitraum? Ich hab leider keine Ahnung, wie ich die einzelnen Makro- und Mikrozyklen gestalten soll und benötige Hilfe.

  • Mir fallen da ein paar Fragen zu ein.

    1. Zu wann ist der/sind die Saisonhöhepunkte gesetzt?

    2. Wie ist die individuelle Zielsetzung der einzelnen Schützen?

    3. Wie sind die Schützen selber einzuordnen? Anfänger, Fortgeschrittene, Experten?

    4. Wie ist der Technikstand der Schützen?

    5.Wie steht es um deine Kenntnisse?

  • 1. Dazu kann ich leider nichts sagen. Die Struktur der Liga ändert sich in dieser Saison, sie wird von 6 auf 8 Mannschaften erweitert, allerdings gibt es keine Hin- und Rückkämpfe mehr. Somit sind es 3 Wettkämpfe weniger und ich weiß nicht, wie sich diese verteilen. Fängt die Saison später an? Wird sie entzerrt? Komprimiert? Zur Zeit rechne ich mit einem Saisonbeginn Mitte Oktober. Als Saisonhöhepunkte würde ich den ersten Wettkampf und den Wettkampf gegen den stärksten Gegner ansehen.

    2. Wurde noch nicht erörtert, das wird erst nach der Spopi-Saison gemacht. Ich, B und D fokussieren sich wohl ausschließlich auf die LP-Saison. Bei mir kommt zusätzlich noch auf die Qualifikation zur Landesmeisterschaft dazu (Bezirksmeisterschaft findet Ende Januar/Anfang Februar statt). Schütze C wird sich wahrscheinlich ab Dezember zusätzlich noch mit der Sportpistole beschäftigen, zwecks Quali zur LM.

    3. Ich: fortgeschrittener Anfänger, etwa 360er Schnitt, 1 Jahr Schießerfahrung

    Schütze B: Fortgeschritten, 360er Schnitt, Oberligaerfahrung, 2,5 Jahre Schießerfahrung

    Schütze C: Experte, letzte Saison ein Schnitt von 360, davor von 365, höchstes Ergebnis 381, Landesligaerfahrung, 25 Jahre Schießerfahrung

    Schütze D: Anfänger, 345er Schnitt, 4 Jahre Schießerfahrung

    4. Das wird schwierig. Ich glaube, ich bin auf einem ganz guten Weg zu einer sehr sauberen Technik. Bei B und C kann ich nicht viel sagen. Von dem was ich so sehe, scheint es jedoch recht stabil zu sein. Da C bereits seit über 20 Jahren schießt ist da wohl auch nur noch wenig zu machen. Das größte Potential sehe ich bei D, der schießt seit 3 Jahren dieselben Ergebnisse, immer so 340-345, mit gelegentlichen Ausreißern nach oben und unten. Allerdings fast ohne Training. Diese Saison habe ich die Hoffnung, dass er an sich arbeiten will. Wir sind noch 6 Monate vom Saisonstart entfernt und er trainiert bereits jetzt. Zwar ohne Plan und viele 40er Programme, aber immerhin.

    5. Bezüglich was?

  • Zu deiner Gegenfrage von 5

    Kenntnisstand bezüglich Trainingsgestaltung, Umsetzung von Trainingsinhalten, „Wie erkenne ich fehler“, usw

    Und dein Schütze C, wenn er 25 Jahre auf dem Buckel hat bezüglich schießen, wie jung ist er? Hat er mit 12 angefangen wäre er jetzt noch keine 40. Da können sich in den Ablauf einige Fehler eingeschlichen haben das er jetzt „nur noch“ einen 360‘er Schnitt schießt. Ist er schon jenseits der 60, dann kann das ganze auch einfach nur altersbedingt sein.

    Gibt halt viele Faktoren zu beachten.

  • Kenntnisstand bezüglich Trainingsgestaltung, Umsetzung von Trainingsinhalten, „Wie erkenne ich fehler“, usw

    Ich beschäftige mich zum ersten Mal mit solchen Dingen und habe dementsprechend auch keine Erfahrung damit, Fehler bei anderen zu erkennen. Ich traue mir zu, die größten Schnitzer wie eine zu schnelle Arbeitsphase zu identifizieren, aber mehr auch nicht. Deshalb ist da jeder auf sich selbst gestellt, oder er sucht sich halt einen Trainer. Ab und zu ist auch ein B-Trainer da, der B und C ein bisschen betreut und mit ihnen arbeitet, mit dem komme ich persönlich aber nicht so ganz klar.

    Aber ich kann und will natürlich niemanden zum Training zwingen. Ich trainiere dann eben meine Einheiten und lade jeden dazu ein, mitzumachen. Letzes mal haben wir ein 60-Schuss-Programm abgearbeitet, das Mal davor ein Trainingsspiel. Die Resonanz auf die von mir vorgeschlagenen Dinge ist gut, da vorher wirklich jeder sein Ding für sich durchgezogen hat und sich das "Training" auf das Schießen von 40-Schuss-Programmen reduziert hat, ohne explizites Arbeiten an Technik, Kondition oder Psyche. Ich denke, dieses Vorgehen kennt man vom Großteil der aktiven Schützen.

    Und dein Schütze C, wenn er 25 Jahre auf dem Buckel hat bezüglich schießen, wie jung ist er? Hat er mit 12 angefangen wäre er jetzt noch keine 40. Da können sich in den Ablauf einige Fehler eingeschlichen haben das er jetzt „nur noch“ einen 360‘er Schnitt schießt. Ist er schon jenseits der 60, dann kann das ganze auch einfach nur altersbedingt sein.

    Gibt halt viele Faktoren zu beachten.

    Ich weiß gar nicht genau, wie alt er ist. Ich glaube aber 47. Sein Problem war in der letzten Saison die Wettkampfbelastung und die Psyche. Er hat sowohl bei uns geschossen und ab Mitte der Runde zusätzlich noch in der Oberliga bei einem anderen Verein. Somit blieb nicht viel Zeit für das Training. Weiterhin ist/war er sehr ergebnisfixiert und war mit seinen Augen und Gedanken ständig beim Gegner oder beim überübernächsten Schuss oder beim noch möglichen Ergebnis und hat sich nicht auf das Hier und Jetzt konzentriert, sondern hat gerechnet. Vor 3 Wochen oder so habe ich eine Präsentation über Sportpsychologie gehalten und genau diese Dinge angesprochen. Bei den letzten beiden Trainingseinheiten hat er dann auch selbst gesagt, dass er sich mittlerweile viel besser auf sich selbst fokussieren und das drumherum ausblenden kann. Und die erreichten Ergebnisse und Trefferbilder geben ihm recht.

  • Jetzt muss dein Schütze C das nur in den Wettkampf rüberholen.

    Gibt es andere Trainer in der nähe die du fragen kannst oder besser bei denen du zuschauen kannst?

    Und auch wenn du ihn nicht magst, stell dich zu dem Trainer B der ab und an da ist und schau einfach zu was er macht, das hilft.

  • Jetzt muss dein Schütze C das nur in den Wettkampf rüberholen.

    Gibt es andere Trainer in der nähe die du fragen kannst oder besser bei denen du zuschauen kannst?

    Und auch wenn du ihn nicht magst, stell dich zu dem Trainer B der ab und an da ist und schau einfach zu was er macht, das hilft.

    Mir geht es auch weniger um die einzelnen Trainingseinheiten sondern viel mehr um die Gewichtung zu verschiedenen Zeitpunkten der Vorbereitung. In erster Linie natürlich für mich. Ich kenne mich mittlerweile gut genug und hatte auch einige Trainingseinheiten zusammen mit sehr guten Trainern dass ich weiß, wo meine technischen Schwächen liegen und an was ich arbeiten muss, um den nächsten Schritt zu machen. Allerdings fehlt mir das Wissen, das in einen größeren Kontext (3,5 Monate Saisonvorbereitung) einzuordnen.

    Deshalb wäre ich für eine Art Leitfaden oder Beispiel dankbar, wie so eine Saisonvorbereitung abläuft, womit man anfängt, welche Umfänge man zu welchem Zeitpunkt abarbeitet, worauf man wann den Fokus legt, wie man eine Trainingswoche gestaltet, Pausentage, Trockentraining etc.pp.

    Ob und wie ich dieses Wissen dann auf die restlichen 3 Schützen übertrage, erfolgt dann im Anschluss.

  • Wenn du entsprechend Trainer zur Hand hast, laß dir von denen mal Trainingspläne für dich geben.

    Könnten für LP möglicherweise so aussehen: (allgemein gehalten)

    1. Variante

    Die nächsten 6-7 Wochen 150 - 200 Schuss pro Trainingsabend, davon 30-50 Schuss konzentriert auf ein bestimmtes Technik-Element verwenden, die restlichen Schüsse konzentriert arbeiten. Pro Technik-Element zwei Abende mindestens, besser drei bis vier, verwenden, das es sich festigt, erst danach auf ein neues Element konzentrieren.

    Dann reduziert du die nächsten 4-5 Wochen deine Schusszahlen auf 100-120 Schuss, intensiviert dafür den Technikanteil um das ganze zu festigen.

    2-3 Wochen vor der Wettkampfsaison reduziert du deine Schusszahlen auf 80-100 Schuss den Abend und lässt ein wenig Wettkampffeeling mit einfließen.

    Die Schusszahlen hältst du dann bis nach der Saison, nach der Saison machst du etwas Pause und steigst dann mit 60-70 Schuss pro Abend wieder ein bis es dann wieder zur Saisonvorbereitung geht und das ganze von vorne startest.

    Variante 2:

    Über das Jahr hinweg machst du 80-100 Schuss den Abend, monatlich konzentrierst du dich auf ein Technik-Element. Vor der Saison geht es dann an die Wettkampfvorbereitung. Nach der Saison geht es dann wieder von vorne los.

  • Ein solch komplexes Thema kann man einfach nicht pauschal beantworten.

    Ich würde mir in der nächst größeren Stadt einen Katalog der Volkshochschule besorgen,

    dort findet man Adressen von arbeitssuchenden Fachleuten aller Art,

    wie Psychologen, Lebensberatern, Mentoren, Coachern usw...

    Ist zwar nicht ganz billig, aber diese Leute nehmen sich meistens die erforderliche Zeit.

  • Vielen Dank, das hilft mir weiter. Dann habe ich eine grobe Richtlinie, nach der ich mich richten kann.


    Gibt es eigentlich Fachliteratur, die sich mit Trainingsplanung und Belastungssteuerung im Schießsport beschäftigt?

  • Zum psychologischen Thema gibt es das Buch vom Mec. Wenn du Interesse hast, ich würde meins verkaufen.

  • falls Mikki nicht interessiert sein sollte: ich bin es.

    Hallo Uwe,

    mikki hatte sich per PN gemeldet und ich habe ihm das Buch "Psyche des Schusses" angeboten. Ich habe ihm aber auch geschrieben, dass es bessere Bücher gibt. Das Buch von Reinkemeier ist OK. Für mich persönlich ist es wieder zu überfrachtet und etwas chaotisch. Wirklich empfehlen kann ich das Buch "Psychotraining für Sportler" von John Syer. Das Buch ist zwar nicht speziell für den Schießsport, was mMn wurscht ist. Denn es ist egal ob man Tennisspieler, Fußballer, Radfahrer oder Schütze ist; die Mechanismen, die dich bei Wettkämpfen hemmen sind dieselben. Dieses Büchlein gibt einem wirklich brauchbare einfache Tipps an die Hand, die man gut umsetzen kann. Und gebraucht ist es für zum Teil 3€ zu bekommen.

  • Hallo Bastian,

    (...) Wirklich empfehlen kann ich das Buch "Psychotraining für Sportler" von John Syer. Das Buch ist zwar nicht speziell für den Schießsport, was mMn wurscht ist. Denn es ist egal ob man Tennisspieler, Fußballer, Radfahrer oder Schütze ist; die Mechanismen, die dich bei Wettkämpfen hemmen sind dieselben. Dieses Büchlein gibt einem wirklich brauchbare einfache Tipps an die Hand, die man gut umsetzen kann. Und gebraucht ist es für zum Teil 3€ zu bekommen.

    danke für die Präzisierung.

    Der Syer liegt bereits auf meinem Zu-Lesen-Stapel, wandert durch Deinen Hinweis jetzt nach ganz oben...

    Grüße: Uwe

  • Welche Version eigentlich? Scheint zwei zu geben.

    ISBN 349918565x: "John Syer: Teamgeist - Psychotraining für Sportler", Cover: Matthäus & Völler, angeblich von 1991

    ISBN 3499186144: "John Syer, Christopher Conolly: Psychotraining für Sportler", Cover: Navratilova, angeblich (je nach Quelle) von 1987 oder 1998

    Vermutlich unterschiedliche Auflagen, aber unklar welche die neuere oder bessere ist. Was sagen Eure Impressi?

  • Hallo Parallax,

    Welche Version eigentlich? Scheint zwei zu geben.

    ISBN 349918565x: "John Syer: Teamgeist - Psychotraining für Sportler", Cover: Matthäus & Völler, angeblich von 1991

    ISBN 3499186144: "John Syer, Christopher Conolly: Psychotraining für Sportler", Cover: Navratilova, angeblich (je nach Quelle) von 1987 oder 1998

    Vermutlich unterschiedliche Auflagen, aber unklar welche die neuere oder bessere ist. Was sagen Eure Impressi?

    habe die 1988er Ausgabe Syer/Conolly. Gibts gebraucht ab 2,50 EUR.

    Wen´s interessiert: der Plural von Impressum lautet im deutschen "Impressen", im lateinischen hingegen "impressa". [besserwisser_off]

    Grüße: Uwe

  • habe die 1988er Ausgabe Syer/Conolly

    Dann ist das wohl in der Tat wohl die "Urversion" von 1987/88 und die Angabe 1998 war eine Fehlangabe (+10). @Bastian ist das die die Du auch empfiehlst?

    Ich frage da ich es bei (IT-)Fachliteratur schon mehr als einmal erlebt habe, daß überarbeitete Ausgaben schlechter als ältere waren und ich deshalb "sensibilisiert" dafür bin und lieber sicher gehe das man von der gleichen Ausgabe redet... :)