Rechtshänder und linkes Auge dominant

  • Hallo zusammen,

    gestern besuchte ein 12-jähriger mit seiner Mutter unser Jugendtraining. Er hat Interesse am Schießen und hat auch schon erste Erfahrungen in einem anderen Verein mit LG und LP gemacht. Mit welchen Tiefgang ließ sich natürlich beim Erstkontakt nicht verlässlich feststellen. Gänzlich unbedarft im Umgang und mit der Sicherheit ist er jedenfalls nicht.
    Er teilte mir mit, dass er Rechtshänder sei, aber mit dem linken Auge ziele, weil das besser funktioniere. In dem anderen Verein hätte er das so gemacht. Er hat bis jetzt mit fester Auflage geschossen und wollte mir gleich zeigen wie. Als er sich hinstellte und das Gewehr hochnahm, habe ich das sofort abgebrochen - ohne die Auflagestange wäre er wohl glatt umgefallen ;( .

    Ich habe dann mal das dominante Auge bestimmt, ohne dass er wusste um was es dabei ging, es ist wirklich das linke. Ich habe ihn dann erst mal mit normaler Körperhaltung und dem rechten Auge zielend ein paar Schuss machen lassen - und siehe da, es ging gut. Allerdings weiß ich noch nicht, wie lange ...

    Ein Umlenkprisma haben wir nicht. Die Anschaffung kann ich auch nicht tätigen, zumal ich ja auch nicht absehen kann, ob der Junge bei uns bleiben wird.

    Hat jemand Erfahrung mit einer solchen Situation?

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Die Frage die sich mir hier stellt ist warum schiesst er dann nicht bei dem anderen Verein? Hier hatte er doch anscheinend alles so wie es für Ihn passte.

    Grundsätzlich kann ich sagen das es schade wäre einen Jungen Schützen zu verleiren aber andererseits lohnt sich die Anschaffung wenn der Jungeschütze dann nach zwei Jahren nicht mehr kommt. So blöd es klingen mag aber ich würde ihn erstmal mit dem Rechten Schiessen lassen.

    Wie hast du den das dominate Auge bestimmt????????

  • Der Junge lebt (jetzt?) in unserer Gemeinde. Den Kontakt zu dem anderen Verein (~55km weit weg) hat er über einen Verwandten, bei dem er wohl ab und an zu Besuch war/ist.

    Zitat

    Wie hast du den das dominate Auge bestimmt????????

    Nimm eine Cd und halte sie auf Armlänge vor Dir, so dass Du durch das Mittelloch sehen kannst - beide Augen offen. Visiere durch das Loch etwas an und bewege die Cd zügig auf Dein Gesicht zu. Das Mittelloch landet mit sehr großer Sicherheit vor Deinem dominanten Auge, mach ggf. mehrere Versuche zur Überprüfung/Absicherung. Es klappt am Besten, wenn der Prüfling nicht weiß, um was es geht. Die Cd ist substituierbar durch andere Gegenstände mit einem ähnlich großen Loch. Das Loch eines Streifenhalters ist zu groß.

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Ich habe diese „Problemfälle “ überwiegend einfach mal Links- und Rechtsanschlag ausprobieren lassen. Es zeigt sich recht schnell eine Veranlagung zu einer der beiden Varianten. Das dominante Auge kann ich aber nicht wirklich berücksichtigen.

    Gerhard Seemüller

    „Great minds discuss ideas;
    average minds discuss events;
    small minds discuss people.“

  • Bei einem Gewehrschützen hatte ich dieses Problem bis jetzt noch nicht. Rechtshänder mit dominatem linken Auge oder umgekehrt.

    Bei Pistolenschützen ist das dann etwas einfacher, auch wenn es denn beim Stehen etwas komisch ausschaut.
    Der Schütze zielt einfach mit dem dominaten Auge und nimmt die Pistole in die normale Hand.
    Er kann dann zwar nicht die im Lehrbuch angedachte Körper und Fußstellung einnehmen aber auch diese Schützen können top Ergebnisse erreichen

  • Ich mach das selber so, seitdem ich festgestellt habe, dass das linke Auge nicht nur führend ist, sondern auch auf die entscheidende Entfernung von 100 cm (Abstand Auge - Korn) das Bessere! Man muss halt die ganze Stellung umbauen, bis man wieder eine saubere Nullstellung aufgebaut hat.
    Ein berühmtes Beispiel ist der italienische LuPi Olympiasieger Roberto di Donna, der auch so schiessst. Foto ist beigefügt.
    Also lass den Jungen einfach so schiessen, zumindest mit der Luftpistole, achtet aber darauf dass er ansonsten einen sauberen äußeren Anschlag entwickelt.

    Schützengruß aus Landsberg

    Alex

  • Hallöchen,

    bin durch Zufall hier hin geraten. Habe ein ähnliches Problem. Mit beiden offenen Augen kann ich weder LuPi noch Lg schießen. Die Schüsse gehen überall hin nur nicht da wo sie sollen. Das linek Augenlid bekomme ich nicht zugeniffen. Seitdem benutze ich für selbiges eine Abdeckung rsp eine Brille wo das linke Auge "zu" ist. Was mir beim Gewehr aufgefallen ist: Obwohl ich Rechtshänder bin, nehme ich ein Gewehr (wenn man mir es gibt) so, als wenn ich ein Linkshänder wäre - also mit links schießen würde. Mit GK-Pistolen isses kein wirkliches Problem, weil ich das rechte Aug zukneife und die Waffe nach links "rüberziehe".

    Kann man, durch irgendwelche "Übungen" beidäugig schießen - und treffen - oder das linke Augenlid zukneifen???

    vlg Joachim

  • Was Geronimo schon im aller Kürze schrieb ist, dass man sich mit dem zukneiffen des Auges selbst Probleme macht. Es gibt soviele Dinge auf die man sich konzentrieren muss, warum da noch etwas hinzufügen? Besser ist es, das nichtzielende Auge mit einer vorschriftsmäßigen (!) transparenten Blende abzudecken. Diese kann, muss aber nicht, an einer Schießbrille angebracht sein. Meines Erachtens ist es vorteilhaft, wenn es eine halbwegs feste Konstruktion ist, die ein Schießen unter immer gleichen Bedingungen ermöglicht.
    Wir stecken viel Geld in gute Waffen, da sollte man an der Ausrüstung und der Munition nicht sparen.

    Zum Thema beidhändiges Schießen - das ist meines Erachtens zu einem großen Teil Übungssache. Ich bin Rechtshänder, konnt wegen einer Sehnenscheidenentzündung aber fast ein Jahr nicht mit rechts schießen. Ich habe mir sofort einen Linksgriff besorgt und begonnen mit Links zu trainieren. Nach einigen Wochen lagen die Ergebnisse "mit links" um die 340, zu dieser Zeit schoss ich sonst mit rechts um die 350. Wohlgemerkt, ich bin definitiv ein Rechtshänder! Es gibt Geschichten aus der LuPi Bundesliga von einem Schützen, der (ohne Griffänderung) im Wettkampf schon mal die letzten 5 Schuss mit links machte... und damit genausogut schoß wie mit rechts.

    In diesem Sinne, probiere es einfach mal selbst aus!

    Grüße aus Landsberg

    Alex

  • Nimm eine Cd und halte sie auf Armlänge vor Dir, so dass Du durch das Mittelloch sehen kannst - beide Augen offen. Visiere durch das Loch etwas an und bewege die Cd zügig auf Dein Gesicht zu. Das Mittelloch landet mit sehr großer Sicherheit vor Deinem dominanten Auge, mach ggf. mehrere Versuche zur Überprüfung/Absicherung. Es klappt am Besten, wenn der Prüfling nicht weiß, um was es geht. Die Cd ist substituierbar durch andere Gegenstände mit einem ähnlich großen Loch. Das Loch eines Streifenhalters ist zu groß.


    Habs ausprobiert un dlande immer beim linken Auge schiesse aber mit dem rechten - schon immer deshalb mussich Geronimo hier recht
    geben

    Das dominante Auge kann ich aber nicht wirklich berücksichtigen.

    Denke das es nur Trainings bzw gewohnheitsache ist

  • Ich kenne es so, dass man nicht zwangsläufig mit dem dominanten Auge zielen muss, wenn man aber das nicht-dominante bevorzugt, zwingend eine Blende verwenden muss.

    Bei mir ist das rechte dominant und ich schieße LP mit diesem und beide Augen offen ohne Blende. Das Bild des linken Auges kann das Gehirn dabei irgendwie ausblenden, beim dominanten Auge ginge dies nicht.

    Viele Grüße aus dem Herzen Niedersachsens

  • Schon mal vielen Dank für die vielen Rückmeldungen. Ja, mit der LuPi wäre das fürwahr etwas einfacher. Ich werde vermutlich ab Freitag sehen, ob und wie ich resp. mein Schützling mit dem Gewehranschlag klar kommen.

    Zum Thema 'Blenden' möchte ich noch ergänzen:
    Vom Zukneifen eines Auge ist abzuraten. Zum einen handelt man sich dabei eine überflüssige Muskelanspannung ein, zum anderen kann das Gehirn mit den verschiedenen Eingangssignalen nicht gut umgehen. Ein Auge liefert die Information 'hell', das andere zumindest zeitweise 'dunkel'. Folge ist ein permanentes unbewusstes Nachregeln der Pupillen - eine vermeidbare Anstrengung. Aus diesem Grund ist also eine Blende angesagt und zwar eine helle.

    Das nicht zielende Auge sollte dabei nicht vollständig abgeblendet werden, weil binokulares (mit beiden Augen) Sehen eine wesentliche Grundlage für das Arbeiten des Gleichgewichtssinns ist. Eine senkrecht (an Schießbrille oder am Stirnband) angebrachte schmale Blende ist daher die beste Wahl. Diese verhindert nur die direkte Sicht auf das Ziel, lässt aber durch Sichtbarkeit des Umfelds genügend räumliche Informationen entstehen, so dass der Gleichgewichtssinn noch ausreichend arbeitet.

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Also bei meiner Freundin war das rechte Auge dominant. Sie war aber Linkshänderin. Also hat sie von Anfang an rechts geschossen. Warum stellst du den Jungen nicht einfach links hin. Ich bin überzeugt davon, es ist egal ob man nun links- oder rechtshänder ist. Entscheidend ist einzig und allein wie man es lernt.

  • So ganz verkehrt ist das nicht, was der Benmaster da vorschlägt. Der wohl besonders in Bayern noch sehr bekannte Johann Riederer (Der Bund München) ist nach meinen Kenntnissen Rechtshändler. Da er aber seit deiner Jugend auf dem rechten Auge nur über eine sehr eingeschränkte Sehstärke verfügt, hat er seinen Anschlag auf Links umgestellt. Und wie bekannt, war er ja damit bis hin zu Olympia sehr erfolgreich.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank

  • Ich würde lieber nicht umlernen lassen, sondern wenn möglich einen Umlenkdiopter verwenden.

    Ich hab da nämlich selbst eine ähnliche Erfahrung gemacht: Ich bin Linkshänder und spiele Schlagzeug. Meine ersten 2 Monate ließ mich mein Lehrer normal rechts spielen, bis ich ihm sagte, dass ich Linkshänder bin. Er baute gleich das Schlagzeug um und ich lernte in dieser Stunde mehr als in den 2 Monaten davor. Es macht also schon Sinn, einen Linkshänder links und einen Rechtshänder rechts schießen zu lassen!!

    Aber wenns keinen anderen Weg gibt, muss man halt umstellen.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo