Hallo Freunde,
ich habe mir inzwischen die Berichterstattung im Netz in Bezug auf die Tragödie im Sauerland noch einmal etwas genauer angeschaut.
In vielen Berichten findet sich der konstruierte Hinweis auf den Schützenverein nicht oder nicht mehr. Ob da vielleicht unsere Kritik doch etwas genutzt haben könnte. Auch unsere Foren werden inzwischen aufmerksam gelesen.
Es gibt aber auch weiterhin Artikel mit der konstruierten Formulierung. Ich zitiere hier mal eine der Formulierungen, damit deutlich wird, wie suggestiv und perfide da berichtet wurde.
"Klar ist, dass sich die beiden Schüler auf einem Hügel das Leben nehmen wollten, in der Nähe ist der Schützenverein."
Ich habe inzwischen auch noch etwas weiter recherchiert. Aufhänger der ganzen Geschichte ist, dass sich in der Nähe der Stelle, wo sich das Drama abgespielt hat, eine Vogelstange befindet.
Diese Vogelstangen werden in vielen Regionen Deutschlands von den traditionellen Schützenvereinen zum meistens jährlichen Schützenfest zum traditionellen Vogel- oder Königsschießen verwendet. In der Schützenhochburg Sauerland stehen diese Vogelstangen in fast jedem Dorf oder an meist lauschigen Plätzen etwas abseits der Dörfer und Gemeinden. Er gibt feste Installierungen, welche das ganze Jahr über stehen bleiben, aber auch (teil)mobile Anlagen, die nur jeweils zum Fest errichtet werden.
Zum Abschluss daher noch einmal meine, wie ich finde, berechtigte Frage. Rechtfertigt das banale Vorhandensein einer Vogelstange, zumindest im Sauerland eine alltägliche Sache, zu einer so suggestiven Formulierung wie in der Berichterstattung?
Einen weiteren Aspekt möchte ich hier auch noch kurz anschneiden. Es ist wissenschaftlich belegt, das im Falle von Suiziden eine detaillierte und überzogene Berichterstattung zu Nachahmungseffekten führen kann und auch regelmäßig führt. Dieser Fakt ist schon sehr lange als der Werher-Effekt (nach Goethes Roman) bekannt. Selbst eine scheinbar harmlose Fernsehserie wie "Tod eines Schülers" in den Achtzigern hat in Deutschland eine Suizidwelle ausgelöst. Auch im Presse-Kodex wird deshalb in solchen Fällen Zurückhaltung gefordert und in vielen Fällen hält sich unsere Presse auch daran. Nur scheint dieser Fall wohl schon wegen der Art der (versuchten) Ausführung so spektakulär, dass wieder mal alle guten Vorsätze über Bord geworfen wurden. Und wenn man dann scheinbar den Schützen auch noch einen mitgeben kann, um so besser.
Mit bestem Schützengruß
Frank