Bewußt auf Schärfe achten speziell beim Pistolenkorn

  • Hallo zusammen,

    Es stimmt der flache Spruch "Du wirst so alt wie keine Kuh und lernst doch immer noch dazu"

    Da ich viele Gewehr und auch Pistolendisziplinen schiesse, schleichen sich immer mal wieder Fehler ein, z:b. wenn ich über längere Zeit nur eine Disziplin stark bevorzugt geschossen habe.

    außerdem lassen (leider) die Augen jenseits der 50 langsam aber stetig nach. Man kann vieles mit einer Schiessbrille oder einer Irisblende

    ausgleichen, aber das Grundübel ist da. Insbesondere bei allen Disziplinen bei denen kein Ringkorn geschossen wird. Egal ob KW oder LW.

    Nach längerem Feuerwaffenschiessen , hatte ich mich mal wieder intensiv mit meiner alten FWB 65 beschäftigt und ich muß sagen, was ein

    GK Revolver verzeiht, das verzeihen diese alten LP´s mit Rücklaufsystem und Kolben nicht. Das ganze ist sehr mit der freien Pistole

    (Königsdisziplin Pistole KK auf 50m) zu vergleichen.

    Ein zwei Trainingseinheiten kam ich nicht an meine alten Durchschnittsergebnisse heran und hatte Probleme mit dem Scharfsehen.

    Dann hab ich nochmal im uralten Trainingsbuch für Pistole nachgelesen. Dort hieß es zum Schärfekompromiss:

    Das Korn ist bewußt Scharf zu sehen (Auf das Korn schärfemäßig konzentrieren). Dann ist das Kimmenblatt automatisch einigermaßen Scharf.

    Das Ziel wird dabei zwar etwas unscharf, aber bei richtig eingeschossener Waffe (Spiegel exakt aufgesetzt) ist das unerheblich.

    Gelesen, getan und zack waren die alten Ergebnisse im Schnitt 250/300 (Ich weiß das können viele besser) wieder da.

    Das probier ich jetzt mal konzentriert bei den anderen Pistolendisziplinen, denn da ließen die Ergebnisse auch infolge unscharfen Sehens (wie ich dachte ) nach.

    Vielleicht ists ein alter Hut, aber ich wollte Euch den Tipp nicht vorenthalten. Früher hatte ich wohl so einen großen Tiefenschärfebereich, das das auch so wohl klappte.

    Vielleicht bringt das dem einen oder Anderen auch den AHA Effekt wie bei mir.

    Beim UHR haben wir zwar den Kolbelhalsdiopter, aber auch das Perl oder Balkenkorn. Da will ich mich auch mal aufs Korn schärfemäßig konzentrieren. Vielleicht bringts da auch was. Die Hohenlage muß dann auf die Mun natürlich exakt eingeschossen sein. Sont bringts das wahrscheinlich nicht, weil etwas höher halten, erfordert Schärfekonzentration auf das Ziel.

    Gut Schuß mit kalten und mit heißen Gasen wünscht allzeit

    Major Tom

  • Früher hatte ich wohl so einen großen Tiefenschärfebereich, das das auch so wohl klappte.


    Das ist eine Möglichkeit. Eine andere ist, dass das Auge permanent versucht, abwechelnd auf beide Entfernungen einzustellen. Das Gehirn bastelt daraus unbewusst ein Gesamtbild. Der permanente Wechsel stellt natürlich eine unheimliche Belastung dar (Muskelarbeit im Auge), welche zur (Über-)Anstrengung und Ermüdung führt. In jungen Jahren steckt man das noch halbwegs wegs. Mit zunehmendem Alter und wachsender Akkommodationsschwäche geht das dann irgend wann nicht mehr. [Wurde so im Pistolenseminar vermittelt.]

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Hallo Frank,

    ja, das kanns auch sein, aber selbst da scheint es zu helfen, wenn man bewußt den Focus aufs Korn nimmt und den Tipp wollte ich einfach auch anderen geben.

    Es kann auch sein, das ich nicht wie früher jede Waffe exakt auf ihre Mun eingeschossen habe, wie früher wo ich immer nur eine schoss.

    Dabei muß man dann etwas tief halten oder etwas hoch je nachdem wie die ersten fünf Schuß Spiegel aufgesetzt lagen. Dazu muß man dann auch das Ziel scharf sehen, mit den Folgen für die Schärfe des Kornes. Natürlich läßts Auge auch nach und ermüdet leichter.

    Merke ich auch nach längerer Visierung mit dem Ringkorn (Auf einmal ists Korn und das Schwarze oval statt rund.

    Schätze das geht anderen auch so.

    Schöne Grüße

    Major Tom

  • Moin moin,

    ich ertappe mich auch immer wieder dabei wie nach der zweiten oder dritten
    Serie mein Fokus vom Korn weg Richtung Scheibe wandert,
    das spiegelt sich dann auch im Streukreis wieder.
    Wenn ich mich dann wieder auf das Korn konzentriere passt alles wieder.
    Also immer schön den ähh... das Korn im Auge behalten. ;)

    Gruß Nico

    Die 6 is nich von mir...ehrlich !

  • Korn scharf, Scheibe unscharf. Das ist das Mantra des Pistolentrainers.
    Die Einhaltung des Kornscharf-Prinzips ist unumgänglich für gute Präsizionsergebnisse. Ich erkläre meinen Nachwuchsschützen immer wieder, dass die Fehler sich in der folgende Reihenfolge am stärksten auf das Ergebnis auswirken:

    • Visierungsfehler
    • Abzugsfehler
    • Halteraumfehler

    Zu den Visierungsfehlern in diesem Sinne zählenfür mich alle Varianten bei denen das Korn nicht an der richtigen Stelle in der Kimme positioniert ist.Solche Fehler sieht man aber nur gut, wenn man auf das Korn fokussiert. Sonst ist eine Kontrolle der Visierung nur ungenau möglich. Wer auf die Scheibe schaut, der sieht zwar die Visierung noch, aber das was dort noch gut aussieht, führt dann häufig zu den unerklärlichen Treffern ins Weiße. Es fehlt einfach die exakte Kontrollmöglichkeit, ob das Korn wirklich da steht, wo es sein soll, wenn ich die Scheibe und nicht das Korn scharf sehe.

    Mir ist das Scharfstellen auf das Korn mit meiner normalen Brille von Anfang an schwer gefallen und mit der Zeit wurde es immer schwieriger. Seit ich eine Schießbrille habe, ist das ganze wesentlicher einfacher. Aber auch die jeweiligen Lichtverhältnisse auf dem Schießstand und die Tagesform tragen erheblich zu der Frage bei, ob man das Korn in der Visierung scharf sehen kann.
    Generell gilt wohl:
    1. Je älter der Schütze desto schwerer das Fokussieren des Korns.
    2. Brillenträgern mit Fernbrillen fällt das Fokussieren des Korns schwerer als Nichtbrillenträgern.

    Visierfehler des Schützen kann man als Trainer nicht so einfach erkennen. Ich versuche im ersten Schritt oft eine Abkommensanalyse, um Visierfehler zu erkennen. Dazu sollten die Schützen aber schon etwas fortgeschrittener sein. Anfänger sind - wie ich an mir selbst erfahren habe - hoffnungslos überfordert, wenn sie unmittelbar nach Schußabgabe in der Nachzielphase ansagen sollen, wo der Schuss hingegangen ist. Die Abkommensanalyse ermöglich ein Vergleich zwischen der Ansage des Schützen und dem tatsächlichen Treffer. Erhebliche Abweichungen in alle Richtungen können bei ansagesicheren Schützen ein Hinweis auf ein unscharfe Visierung sein.
    Eine andere Möglichkeit wäre eine Analyse mit einem Scattsystem vorzunehmen. Das geht auch mit Schützen, die nicht ansagen können, da ich sehe, wo der Schütze hinzielt, während er glaubt im Halteraum zu schwanken.

    Also noch viel Spaß beim Pistolentraining.

  • Hallo Zusammen,

    danke für die sehr aufschlussreichen Antworten. Das bestätigt absolut meine Beobachtungen und läßt darüber hinaus noch einen interessante weitere Schlüsse zu.

    Da der Haltepunkt wegen der individuellen Verhältnisse bei gleicher Mun. von Person zu Person variieren kann (beim Balkenkorn mehr, bei der Diopter-Lochkornvisierung weniger) ist das eigene individuell genaustens eingeschossene Gerät unabdingbar. Dazu gehört dann auch immer die gleiche Munition möglichst gleichbleibender Qualität, die ebenfalls auf dieses spezielle Gerät passt. Das gilt vom Diabolo über die .22lfb bis hin zu .44 Mag.

    Wird (Warum auch immer) mit Vereinsgerät geschossen, an dem natürlich auch jeder rumstellt,

    dann ist die übliche Methodik mind. fünf Schuß mit Haltepunkt Spiegel aufgesetzt. Dann heist es optisch mitteln und den Haltepunkt verlagern um möglichst zentrisch zu treffen. Letzteres läßt sich aber dann nicht mehr mit der Methode Fokus aufs Korn realisieren. Schon ist der Visierfehler da. außerdem wird die genaue Bestimmung des nötigen Haltepunktes oft schwierig.

    Alles Sachen, die der erfahrene Schütze weis, deren Ursachen man sich aber durchaus immer wieder mal bewust machen sollte.

    Schöne Grüße

    Major Tom

  • Das Ziel wird dabei zwar etwas unscharf, aber bei richtig eingeschossener Waffe (Spiegel exakt aufgesetzt) ist das unerheblich.


    Entschuldigt bitte, daß ich diesen Beitrag wieder aufwärme, aber ich habe nach längerer Zeit mal wieder im Forum mitgelesen.

    Das mit dem Spiegel exakt aufzusetzen, das versuche ich meinen Schützlingen im Training immer auszutreiben. Da das Korn scharf gesehen wird und der Spiegel eher unscharf ist, verschwimmen das Ziel und das schwarze Korn gerne ineinander. Man merkt nicht, ob man nicht schon ein wenig das Korn im Spiegel hält. Dadurch entstehen gerne Hochschüsse. Ich predige im Training immer ein gewisses Kontrollweiß und bin damit gut gefahren.

  • Ich predige im Training immer ein gewisses Kontrollweiß und bin damit gut gefahren.

    Das ist meines Wissens auch die aktuelle Lehrmeinung und aus den von Karlchen genannten Gründen empfehle ich das auch. Schützen, deren Schießausbildung schon länger her ist, empfehlen immer noch Spiegel aufsitzend beim Präzisionsschießen. Das war wohl früher die Lehrmeinung.

  • Ja, so habe ich das vor 20 Jahren bei uns im Verein auch noch gelernt, genau unten am Spiegel anhalten. Ich habe mir dann aber mangels Trainer mal in der Bücherei ein wenig Pistolenliteratur geholt, da stand das mit dem Kontrollweiß auch schon drin.

    Die Lehrmeinung ändert sich aber mit der Zeit immer wieder mal. So wurde bis vor ca. 3-4 Jahren der extrem steile Anschlag propagiert. Mittlerweile ist sogar Jan-Erik Aeply wieder davon abgekommen und empfiehlt nun den leicht geöffneten Anschlag. :thumbup: