Wieder eine Schießerei in der Familie - geht jetzt die Diskussion wieder los?

  • In Plochingen hat eine Frau ihren Mann mit einer Sportpistole erschossen. Beide sind Mitglieder im Schützenverein.

    Näheres dazu gibts hier.

    Das ist wieder Nahrung für die Gegner des Schießsports.

    Mein Trainingsmotto:
    Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein. (Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916)

  • Das ist wieder Nahrung für die Gegner des Schießsports.


    Ich fürchte auch. Allerdings werden berechtigte Sorgen und Bedürfnisse damit angesprochen. Auch für mich gilt - jedes durch Waffengewalt genommene oder zerstörte Leben ist eines zu viel. Nur gilt das auch für andere Lebensbereiche:

    • 79 Tote in 18 Jahren durch Sportschützen bzw. Sportwaffen [Quelle: Panorama, 2009]
    • mehr als 3.300 Tote im Jahr durch Passivrauchen [Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum, 2005]
    • 4.160 Tote im Jahr im deutschen Straßenverkehr [Quelle: Statistisches Bundesamt, 25.02.2010]


    Wir sollten nichts bagatellisieren und auch nicht so tun, als gingen uns die Sorgen und Bedürfnisse unserer Kritiker nichts an. Aber - wenn es wirklich um den Schutz von Menschenleben geht, dann gäbe es Bereiche, in denen viel größere Erfolge erzielt werden könnten. Wenn man es denn wollte und (das macht vermutlich den Unterschied) wenn es nicht nur eine 'Randgruppe' treffen würde, sondern der überwiegende Teil der Bevölkerung bereit wäre, die erforderlichen Einschränkungen hinzunehmen.

    Nur am Rande: ein Sicherungssystem hätte das tragische Ereignis wohl nicht verhindert.

    Jede Schießsport-Disziplin hat ihre Existenzberechtigung. Zusammenhalt ist wichtig - über die Grenzen von Disziplinen und Verbänden hinweg.

  • Natürlich ist jeder Mord tragisch, aber wenn die Frau ihren Mann nun mit einem Küchenmesser erstochen hätte, was würde dann als Echo kommen? Gibts dann ab sofort nur noch Brei und vorgeschnittene Nahrung, da alle Messer konfisziert werden?
    Ich sehe das Problem nicht im Besitz einer Schusswaffe, sondern im mentalen und psychischen Bereich der Frau. Wie kommt diese auf die Idee zu solch einer Gräueltat?

    Ich denke aber nicht, dass die Diskussionen so hochkochen werden wie nach einem Amoklauf, da die Schützin "nur 1 Person" und auch noch ihren Mann getötet hat (das ist doch viel zu wenig für die Medienmaschinerie - da ist ein Anschlag in Russland doch interessanter mit vielen vielen Toten) und da die Waffen ordnungsgemäß verwahrt wurden. Auch das Armatix-Sicherungssystem hätte diese Tat nicht verhindern können.

    Mich stört nur die Berichterstattung in den Medien. In dem zitierten Bericht ist die Mitgliedschaft im Schützenverein gleich wieder eine dicke Überschrift wert.
    Ich habe gestern hallo Deutschland auf ZDF gesehen und mich fürchterlich ärgern müssen, denn da kam auch der Bericht über diesen grausamen Mord und gleich wurde betont, dass bei Mitglieder im Schützenverein waren.

    Dann kam ein Bericht über "Pulver-Kurt" (der irre, der Waffennarr war und Sprengstoff zu Hause sammelte und auch mit Uniform mal durchs Dorft marschierte). Dort wurde ein Passant interviewt und der sagte ungefähr: Dass Pulver-Kurt Mitglied im Schützenverein war, wusste sie ja, aber dass er solch ein Waffennarr war, wusste sie nicht. In diesem Beitrag wurde das Schützentum und ein verrückter Militaria-Typ sehr vermischt.

    Eine klare und ehrliche Berichterstattung über den Schützensport würde viele Vorurteile aus dem Weg räumen, aber sogar die öffentlich rechtlichen Sender nehmen an der sensationsgeilen Berichterstattung mittlerweile teil.

    Mit bestem Schützengruß aus Niederbayern

    dingo

  • Ich hoffe ja, dass manche junge Sportschützen mit diesen Thema in der Schule keine Probleme bekommen. Es gibt ja in manchen Schulen Gruppen , die sich gegen das Sportschießen stellen und die jeweiligen Schützen mobben. Es gibt immer welche Gruppen, die sich gegen irgendwelche Sportarten stellen. Aber mobben muss man die Sportler dafür nicht! Ich habe das Glück, dass in meiner Schule (sowie in vielen andern auch) das Sportschießen wahrgenommen und akzeptiert wird. Dieses Jahr könnte sogar ich in den Jahresbericht reinkommen. Ich hatte ne Zeit lang Angst frei zu sagen, dass ich Sportschützin bin. Die Schützen auf der FOS, die direkt neben meiner Schule steht, mussten nach den Amoklauf von Winnenden sich im Direkorat melden, dass sie diesen Sport betreiben. Aber war dann doch nur auf der FOS.

    Eine kleine Geschichte von mir: Es gab in meiner Schule (Gymnasium) ein paar Leute, die sich nach dem Amoklauf gegen "meinen" Sport gestellt haben und mich naja... schon irgendwie gemobbt haben. Das ging dann bis dieses Jahr. Bis wir gemeinsam Sport hatten. Nachdem ich meine "Erfolge" auf der Deutschen und Bayerischen meiner Sportlehrerin mitteilte, haben sie sich irgendwie geändert. Sie wissen jetzt, dass Sportschützen auch nur Menschen sind und der Sport auch anstrengend werden kann. Freunde sind wir zwar nicht, aber wenigsten akzeptieren sie mich und das Schießen ;)

    Zum Thema Medien: So mancher Bericht im Fernsehen bringt mich manchmal schon zur Weißglut! Klar es ist wirklich nicht toll, wenn ein Mensch stirbt! Aber es ist nicht der Schießsport, der die Menschen dazu bringt jemanden umzubringen. Es ist der Mensch. Diese Diskussion fing an (meiner Meinung), nachdem bewiesen wurde die Ego-shooter, die sogenannten "Killerspiele", nicht dafür verantwortlich sind, dass jemand etwas schlimmes tut, sei es ein Amolauf oder jemanden in der familie umbringen. Die Medien und manche Menschen suchen ebenen immer einen Grund, warum wer was macht und warum etwas so ist.

    Ich denke, dass Ego-Shooter, Sportschießen, Waffenbesitz nur naja... ich sag's mal so: Der Mensch, der etwas vorhat, ist zu 95% entschlossen etwas zu tun. Die restlichen 5% sind eben dann die genannten Sachen. Der Mensch, der eben sowas vorhat, wie ein Amoklauf, muss also schon irgendwie total blöd im Hirn sein.

    Sportschießen (und die anderen Sachen) sind bildlich dargestellt der Druckpunkt, der sehr schwer eingestellt ist, aber abziehen tut der Mensch. Wenn man das so sehen darf

    LG
    Zabbbi

    PS: Hoffentlich bin ich hier nicht vom Thema abgeschweift ;)

  • Diese tragische Tat eignet sich nicht wirklich für eine erneute Kampagne. Die Tat wurde von einer Frau begangen (passt nicht zum Klischee) und war, aus welchen Gründen auch immer, ganz klar eine Beziehungstat. Der ach so beliebte Begriff mit A am Anfang und o fast am Ende kann hier auch nicht wirklich angewendet werden, ohne sich zu entlarven. Gut, hält jetzt nicht alle ab, aber trotzdem, es war nicht spektakulär genug. Selbst der schwache Versuch mit dem Hinweis auf den Schützenverein zieht hier nicht wirklich, werden doch die meisten dieser Taten mit ganz gewöhnlichen Tatmitteln wie Küchenmessern begangen.


    Die Sache mit dem Sprengstoffsammler zeigt auch wieder ganz deutlich, das der regelmäßige penetrante Ruf nach Gesetzesverschärfungen absurd ist, da man Sprengstoff noch nie auf WBK einkaufen konnte. Unser auch jetzt schon extrem restriktives und teilweise hohles Gesetz hat diesen Menschen eben nicht davon abgehalten, ein großes Lager und Arsenal anzulegen.

    Das hält aber Politiker wie den Rheinland-Pfalz Innenminister Karl Peter Bruch (SPD) nicht von solchen Aussagen ab: «Es war richtig, dass wir nach dem Amoklauf von Winnenden das Waffenrecht verschärft und die Überprüfung der Besitzer intensiviert haben».

    Wie will man denn überhaupt Personen, die nie die eine waffenrechtliche Erlaubnis beantragt haben und ihrer höchst fragwürdigen Sammelleidenschaft still und heimlich nachgehen, regelmäßig überprüfen. Weil es in unserer Gesellschaft auch kriminelle Elemente gibt, will man mal wieder die Kontrollen bei den legalen gesetzestreuen Bürgern verschärfen. Ja ne, is klar. :pinch:

    Ja klar, jeder der eine Match-Büchse besitzt, will natürlich auch immer was "Kleines" für den Hosenbund und dass so einer dann auch noch Sprengstoff hortet, liegt doch auf der Hand, oder etwa doch nicht.


    Mit bestem Schützengruß

    Frank