Fragen bzgl. Gewehr liegend frei

  • Vor Kurzem konnte ich zu einem Spottpreis eine Bleiker CISM (300m Standardgewehr) erwerben. Ich schiesse zwar schon seit Jahren 300m, jedoch bisher nur Ordonnanz, was in der Schweiz meist ab Zweibein geschossen wird und in Sachen Zubehör und Einstellungsmöglichkeiten relativ eng begrenzt ist. Mit dem liegend freihändigen Anschlag, einstellbaren Schäften usw. hatte ich dem entsprechend bis jetzt wenig zu tun.

    Gibt es dahingehend irgendwelche empfehlenswerten Ressourcen (Bücher, Podcasts, was auch immer)?

    Ich habe das wichtigste Zubehör zusammen (Schiessjacke, Handschuh, Riemen) und wir haben im Verein auch einige Schützen mit entsprechender Erfahrung, aber ganz unvorbereitet will ich jetzt auch nicht aufkreuzen - und mir ohne Anleitung im Trockentraining irgendeinen Mist anzutrainieren, sehe ich auch nicht als besonders zielführend an.

  • Hallo Königstiger,

    Ich kann diesbezüglich das Buch von H. Reinkemeier/Bühlmann empfehlen

    dem stimme ich zu, ist für jeden Gewehrschützen empfehlenswert.

    Im Prinzip ist es das gleiche Schießen wie auf 50m mit dem KK, es "scheppert" halt nur etwas mehr.

    Ausrichtung, Anschlag, Schießtechnik ist dasselbe. Umwelteinflüsse wirken sich wesentlich stärker auf 300m aus.

    Das Zielbild (Sicht) ist viel früher gestört, Sonne, Wind, Regen od. Temperatur (Mirage) wirken hier viel stärker.

    Meist wird in der Schweiz das Kaliber 7,5x55 geschossen, sehr präzise hat aber einen richtigen Bums.

    Ich habe vor 20 Jahren noch einen Tanner Stutzen geschossen und habe z.B. die 60 Schuß liegend zum Schluß nicht mehr als angenehm empfunden.

    VG JAG

  • Das ist richtig, das Gewehr ist im Kaliber 7.5x55mm, welches der 7.62x51mm NATO sehr ähnlich ist (11.3g / 174 grain Projektil, V0 ca. 780 m/s aus einem 65cm-Lauf, Mündungsenergie etwas über 3400J).

    Mit der Schiessjacke und der Gummi-Schaftkappe geht das aber ganz gut, die Karabiner mit ihrer Stahlkappe und dem geringeren Eigengewicht sind wesentlich unangenehmer.

  • Hallo Samson

    Ich schiesse selbst seit vielen Jahren auf 300m mit dem Standardgewehr und seit 2 Jahren mit der freien Waffe (ebenfalls Bleiker).

    Die Liegendstellung ist identisch wie im KK Bereich. Hierzu findet man viele Informationen im Netz.

    Grosskaliber benötigt eine feste Stellung mit viel Zug (nahe an der Schmerzgrenze) und ein beherztes Zugreifen mit der Abzugshand.

    Der Rückstoss der GP11 ist, bei richtiger Stellung, überhaupt kein Problem. Es ist weitgehend eine Kopfsache. Mentales Training hilft sehr gegen Reissen und Stossen.

    Ich empfehle weiter intensives Trockentraining. Die Hand am Handstop wird am Anfang bereits nach 10-20 Schuss Schmerzen verursachen. Das ist normal und geht mit der Zeit fast weg (OK nach 60 Schuss liegend tut meine Hand immer noch weh).

    Mit der Zeit wirst du die 10er links und rechts ansagen können. Dies macht deutlich mehr Spass als mit den Stgw57 wo vieles dem Zufall überlassen ist (ausser man hat einen Matchlauf).

    Viele Grüsse

    Andy

  • Schmerzen hatte ich bisher eigentlich keine im Anschlag - die ersten beiden Trainingssessionen ist mir nach ein paar Minuten im Anschlag einfach die Hand eingeschlafen. Eventuell ein versteckter Vorteil vom Hobby (Kickboxen).

    Bis jetzt waren es aber auch erst 2x30 Schuss (die erste Runde für's Waffe einstellen, die zweite Runde gab's auf die Scheibe A10 insgesamt 264/300).

    Im Moment habe ich zumindest subjektiv das Problem, dass ich die richtige Lage auf der Führhand noch suche: liegt sie links auf dem Daumenballen, liegt sie zwar stabil, verkantet aber extrem - liegt sie weiter rechts über dem Kleinfingerballen, liegt sie zwar schön gerade, ich habe aber merklich mehr Haltungsarbeit im Handgelenk, was man ja eigentlich vermeiden sollte. Da muss ich wohl einfach noch etwas ausprobieren, bis ich eine für mich passende Lage finde.

    Gruss Patrick

  • Schmerzen sowie eine eingeschlafene Hand lassen sich beim Liegendschießen leider nicht ganz vermeiden. Ein guter Handschuh, ein nicht zu großer Handstop und viel Training helfen aber das ganze erträglich zu machen.

    Extreme verkantung solltest du besser vermeiden.

  • Wie gesagt, Schmerzen hatte ich keine (vielleicht mache ich es auch falsch :/ ).

    Handstops habe ich zwei dazu bekommen, den Grossen und den Kleinen von AHG. Muss mal schauen, ob der Kleine bequemer ist, bisher habe ich einfach den Grossen drauf gelassen, weil er vormontiert war. Bringen die anatomisch geformten Modelle (Beispiel) einen Vorteil?

  • Ein Handstopp sollte im Durchmesser nicht zu groß sein da er sonst die Hand sehr weit aufspreizt (ok, hängt natürlich von der Handgröße ab). Den kleinen würde ich nicht nehmen da dieser sehr flach und somit der Riemen noch mehr auf die Hand drückt.

    Der Markt gibt heute eine vielzahl an mehrfach verstellbaren Handstops her. Alle Verstellmöglichkeiten haben in erster Linie das Ziel, den Druckschmerz erträglicher zu machen.

    Für deine ersten "Gehversuche" im liegendschießen kannst Du ruhig erstmal den jetzigen verwenden.

    Aber hör auf damit jetzt schon Ringe zu zählen, das ist am Anfang total unwichtig.

    Wichtig ist daß sich ein Gefühl für den Anschlag entwickelt um diesen sicher reproduzierbar einzunehmen, lerne Schüsse bzw. Treffer (egal wo diese liegen) zu analysieren warum, weshalb, wieso diese eben dort liegen..., und was man für eine Korrektur tun muss.

    Mit der Zeit bilden sich dann irgendwo auf der Scheibe liegende Treffergruppen die immer kleiner und kleiner werden die dann mit der Visiereinstellung in die Scheibenmitte gebracht werden.

  • 300 Meter ohne solide Grundtechnik ist schlicht Geldverschwendung. Und liegend schießen lernen ohne Trainer, der sich auskennt, ein endlos wirkender Versuch. Eigentlich geht es da schon mit der richtigen Korrektur des Brillenglases los. Deine Ausrüstung muss auf wichtige Maße hin untersucht werden. Als da wären Handschuh, ruhig dick aber fest. Sauer hätte da einen Liegendhandschuh im Angebot. Thule ginge auch, neigt aber bei intensivem Gebrauch zur Ermüdung des Materials. Jacke, obersten Knopf schließen und eine zweite Person zieht die Jacke von hinten etwas hoch bis unten Anschlag an den Achseln. Eine gut sitzende Jacke wandert nur um 5 cm. Alles andere ist zu viel und gibt Stau im Nacken. Mindestens. Und was die Unterbekleidung angeht, hier dürfen es ruhig 2 Schichten sein. Sauer hat da ein Longsleeve und eine Strickjacke mit Polster. Im Sommer schön warm. Aber nimmt eine Menge Druck auf. Schieß Hose braucht liegend nicht. Und alles andere ist Trainerwissen, was richtig angewendet werden sollte. Geht nicht im Trockenkurs und schon gar nicht ohne 2 Finger Test und Sprungbeobachtung. Wenn ich mich selbst kontrollieren will, stelle ich eine Kamera auf. Nur weiß ich ziemlich genau was ich suche und welche Korrekturen ich durchprobieren muss. Meine DOSB Trainer B Lizenz habe ich bei Helmut Hoffmann in Pforzheim in 2015 gemacht. Davor wusste ich schon einiges, danach deutlich mehr. Ja, es gibt theoretische Konzepte wie in den Büchern beispielsweise vom BSSB Mario Gonsierowksi mit vielen Übungsteilen. Nur braucht es halt jemand anderen der Ziele, Aktion und Maßnahmen mit dem oder der aktiven Schützen oder Schützen bespricht. Ich würde hier lieber von Coach und Trainee sprechen. Ferncoaching betreibe ich allerdings nur in definierten Ausnahmen.