Mehrschüssige Luftpistole

  • Konkretes Beispiel: in Standardpistole schieße ich öfters in der 20-Sekunden-Serie besser als in der 150-Sekunden-Serie. Ist es nicht vielleicht sinnvoller, dann BEIDE Teile mit dem 20-Sekunden-Ablauf zu traiieren und zu schießen?

    Genau das habe ich mich auch schon gefragt!!! :D

    Ich versuche jetzt die Gründe, wegen derer ich die 20-Sekunden-Serie besser schieße, auf die Präzision zu übertragen. Diese Gründe sind meiner Meinung nach:

    • Weniger nachdenken beim Schuss
    • Körperspannung nach dem Schuss beibehalten

    Aktueller Stand: Mal klappt es, mal nicht. 8)

    Gruss, Marcos

  • Ich versuche jetzt die Gründe, wegen derer ich die 20-Sekunden-Serie besser schieße, auf die Präzision zu übertragen.

    Lanfear:
    Volle Zustimmung!

    @Carcano, Marcos:
    Wer die 20-Sekunden-Serie besser schießt als in 150 Sekunden, hat einfach noch Potential nach oben.
    Ich predige übrigens auch, daß man in der 20-Sekunden-Serie jeden einzelnen Schuß auch sauber abgeben kann (viele sind schon nach 11 Sekunden fertig und verschenken dadurch Ringe). In der 10-Sekunden-Serie sieht das etwas anders aus, insbesondere bei etwas rückstoßfreudigeren Kalibern (ich meine nicht 9Para). Z.B. BDS.

    Wer aber - nach viel Übung - jeden einzelnen Schuß sauber nach Technikleitbild aufbaut (Spannung von unten nach oben, Doppelatmung, Druckverlauf...), wird in 150 Sekunden etwas besser schießen als in 20 Sekunden.
    Bei geringerem Trainingspensum (wie auch bei mir) ist der Unterschied marginal bis negativ.

    Merke: Ein wenig trainierter Schütze erreicht oft bessere Ergebnisse mit vereinfachter Technik. Das heißt aber nicht, daß ein mehr an Technik schädlich wäre. Nur eben anstrengender und Konzentration über längere Zeit verlangend.
    Wer mit der Doppelatmung überfordert ist, den bringe ich wieder zurück auf Einfachatmung.
    Wem auch das zu kompliziert findet, der trifft den Spiegel auch, wenn er "von unten kommt".

    Es beißen sich übrigens immer zwei didaktische Grundsätze.
    Man soll ja immer vom Einfachen zum Komplizierten gehen, Schritt für Schritt.
    Auf der anderen Seite ist es schwierig und zeitaufwendig, "falsch Gelerntes" durch bessere Technik zu ersetzen.
    Wer da immer den Spagat hinbekommt, wäre ein phantastischer Trainer.

    Zurück zu den Technikelementen:
    Alle Schießsportdisziplinen, die ich kenne (abgesehen von den Wurfscheibendisziplinen) kann man aus einer eng begrenzten Menge aus Einzelelementen abbilden.
    Wen ich in BDS-Pistolendisziplinen coache, dem erkläre ich immer wieder, es so zu machen, wie beim DSB (einhändig), nur eben zweihändig. Mit ein paar kleinen Modifikationen (Anschlag) ist es nämlich genau das Selbe, nur anders.

    Jeden Tag ´ne grüne Tat: Verbieten, was ein andrer mag!

    "Das Scheibenbild zeigt zum Schützen." (DSB Sportordnung 0.4.1.1)

  • Moin,

    das Geheimnis der 20s Serie?!

    Da ich auch von diesem "Phänomen" betroffen bin machte ich mich damals auf die Suche in den heiligen Schriften des DSBs und wurde in den Apokryphen des Russen Anatolii Piddubnyi fündig:

    Was benötigen wir sonst noch für einen sicheren Schuss? Der Schütze muss wissen, wie er vor dem Schuss Muskelspannkraft erreicht, die mit der Muskelspannkraft nach dem Schuss gleich ist. Im Folgenden einige Ausbildungsmethoden:

    • Doppelte Schüsse mit einer halbautomatischen Pistole: nach dem ersten Schuss muss der Schütze seine neue Muskelspannkraft stabilisieren, dies in seinem Gedächtnis «festhalten» und darauf basierend seinen zweiten Schuss machen. Diese Methode wurde vor 35 Jahren vom Victor I. Mikhailov beim Trainieren von Grigori Kosych verwendet, aber sie wurde nie publiziert. Ich selber habe diese Methode mit großem Erfolg mehr als 30 Jahre verwendet.
    • Doppelschüsse mit Luft- und Freier Pistole: den ersten Schuss stellt man sich nur mental vor, um die Muskelspannkraft nach dem Schuss zu haben und dann erst wird wirklich geschossen.
    • Serienschießen in 20 Sekunden Intervallen mit der Standardpistole: der Erfolg dieser Art des Schießens hängt primär vom ersten Schuss ab, da der Rest automatisch folgt.
      Dieser automatische Prozess ist das Resultat des Entstehens von Muskelspannkraft beim ersten Schuss.
      Zwanzig Sekunden für 5 Schüsse ist die ideale Zeit für diese Art des Trainings, da die Intervalle zwischen den Schüssen ausreicht, Eile zu vermeiden, aber zu kurz, um zu intensiv zu zielen, das heißt, die Bedingungen sind optimal für das Entstehen eines «automatischen Pilotensystems». Zweifellos ist diese Übung der Schlüssel für alle Pistolenschützen.


    Aha und die Russen waren ja auch mal irgendwie mal erfolgreich. Über Serienschießen zum besseren Einzelschuss. Ganzer Artikel auf der "legendären" http://toz35.blogspot.de/search/label/theorie

    Klingt vernünftig und deckt sich mit eigenen Beobachtungen, also antesten.

    Für mich auch interessant:
    - Doppelte Schüsse: Vergleich 1<->2
    - 20s Standardserie <-> GK-Duell-Serie mit SpoPi (noch mehr Zeit für den ersten Schuss)

    Ins persönliche Trainingsprogramm haben es geschafft: Doppelte Schüsse. Macht auch Spaß.
    Den ganzen Abend 20s Serien, dazu bin ich zu alt. Das ist eher Konditionsprogramm und wird ab und an ans Ende einer Session gehängt.

    Der Anfänger und Hobbyschütze ist also verstärkt von diesem Phänomen betroffen (falls die Russen Recht haben).
    Hiermit out ich mich also als fortgeschrittener Anfänger :(

    Wie immer bei adaptiertem Fremdwissen: selbst probieren macht schlauer. (Öfter auch nicht!)

    Stefan

    • Serienschießen in 20 Sekunden Intervallen mit der Standardpistole: der Erfolg dieser Art des Schießens hängt primär vom ersten Schuss ab, da der Rest automatisch folgt.

    Das ist auch wesentlich beim MLP. Sitzt der erste Schuss, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass auch die restlichen vier drin sind.
    Ich habe das über längere Zeit protokolliert und das hat das bestätigt. Ist der erste Schuss mies, dann sind die anderen vier schwierig und müssen erkämpft werden.

    Mein Trainingsmotto:
    Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein. (Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916)

  • Sitzt der erste Schuss, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass auch die restlichen vier drin sind.

    Ja, darum machen wir auch "Erstschußtraining" - also im Prinzip Duell, bis das sitzt.

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  • Da hast du recht. "Reaktive Ziele" sind wesentlich spannender für Sportler und Zuschauer als reine Papierziele.
    (...)

    Warum kann man nicht einfach 2 oder gar 3 Disziplinen mit der MLP anbieten? Neben klassischer MLP auf 5 Klappscheiben in 10 Sekunden auch noch Kombinationen aus Präzision, Duell und Zeitserie(n)? (Also LP wie SpoPi, wie StaPi oder wie BDS 25m Kombi). Dann würde es sich eher lohnen, entsprechend tief in die Tasche zu greifen.

    Also neben einer Klappscheiben-Disziplin noch genau so etwas wie die DSU-Disziplin K24 ? Ich schaue mal...

  • Gibt es doch jetzt schon Mehrkampf und Standard. Finde ich nicht schlecht.

    Nur, daß eben die klassische MLP raus aus dem DM-Programm ist (was ich Anfang 2016, als ich das postete, noch nicht ahnte), kritisiere ich heute.

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  • Irgendwie hatte ich im Kopf - weiß nicht wieso - dass die Klappscheibendisziplin sogar von der ISSF gekommen wäre. Aber jetzt scheint mir, dass es ein rein deutsches Gewächs von Ende der 1990er Jahre gewesen sein soll? Weiß da jemand Verlässlicheres?

    PS: EIne kleine Website über mehrschüssige Wettkampfluftpistolen mit kritischer (!) Würdigung wäre eine schöne Sache. Man muss sich so die Informationen sehr mühsam verstreut aus vielen Webboards und Foren zusammensuchen.

    Carcano

  • Irgendwie hatte ich im Kopf - weiß nicht wieso - dass die Klappscheibendisziplin sogar von der ISSF gekommen wäre. Aber jetzt scheint mir, dass es ein rein deutsches Gewächs von Ende der 1990er Jahre gewesen sein soll? Weiß da jemand Verlässlicheres?

    Wenn ich mich richtig erinnere, dann wurde diese Disziplin vom DSB wie du richtig sagst Mitte der 1990er als Nachwuchsdisziplin für den Schnellfeuernachwuchs in Deutschland eingeführt.

    Zitat: Entstehung mehrschüssige LP Klappscheibe

    Von einer Spar-Idee zur eigenständigen Disziplin und einer hervorragenden Trainingsmöglichkeit.

    Um 1980 begann in Bayern die Idee der Mehrschüssigen Luftpistole als günstige Trainingsmöglichkeit für die Olympische Schnellfeuerpistole.

    Ca. um 1985 kamen dann die ersten Prototypen auf den Markt.

    1991 wurde die Disziplin Mehrschüssige Luftpistole offiziell geboren. Der Bayerische Sportschützenbund führte sie auf seinen Meisterschaften durch.

    Ab 1995 wurde die Disziplin dann bis zu den Deutschen Meisterschaften ausgetragen.

    Das ganze wurde aber auch im ISSF-Regelwerk verankert, ich kann mich aber nicht erinnern, da mal bei Junioren-EM oder gar -WM etwas von gehört zu haben.

    In der Folge haben auch einige internationale Verbände da mitgezogen, wohl aber nicht nur wegen des Schnellfeuernachwuchses sondern wegen der Attraktivität. Neben Schweizern und Österreichern weiß ich, dass der internationale Behindertensportverband diese Disziplin ebenfalls einige Zeit im Programm hatte (und theoretisch auch noch hat) (P5), jedoch mittlerweile lieber die 5-schüssige Standard-LP schießt. Die "Dynamik" ist für viele dieser Sportler nur schwer zu trainieren, da ihnen oft passende Stände fehlen. Das gilt für das Duellschießen bei P3 genauso wie dieses Klappscheibenschießen.

    Im ISSF-Regelwerk sind beide Disziplinen noch enthalten ISSF-Regeln 5-schüssige LP, interessanterweise aber nicht die neue DSB-Disziplin LP5/Mehrkampf. Da geht der DSB mal wieder eigene Wege. Muss ja nicht verkehrt sein, aber ein bisschen Kontinuität ist auch nicht schlecht, zumal es für die Kids immer interessant ist, WENN denn mal eine Anlage da ist.

  • Erst einmal herzlichen Dank für die Antwort ! Ich hatte schon versucht, im ISSF-Regelwerk nachzuschauen, hatte dort aber erst einmal nichts finden können - deshalb freue ich mich über die Hilfe. Erfreulich, dass die Disziplin mit Klappscheiben zumindest noch international existiert.

    Den Landesverbänden im DSB bleibt es jetzt ja unbenommen, sie ungeachtet der Sportordnungsänderung weiterzuführen, und zwar über die Liste B. Dann kann man auch gleich die Nummer beibehalten.

    Carcano

  • UInd jetzt weiß ich auch, woran es lag. Ich hatte das allgemeine Rulebook der ISSF durchforstet - da steht es aber nicht drin. Man muss vielmehr nachschauen in dem separaten, ausgelagerten (!) Teil "Sports for All".

    Und dieser enthält dann die drei Unterteile (Disziplinen) 10m Five-Shot Air Pistol, Target Sprint, Supported Rest Shooting. Muss man erst einmal drauf kommen...
    http://www.issf-sports.org/theissf/rules/sports_for_all.ashx

    Jett müsste man die mediengerechte Disziplin mit den 5 Klappscheiben (es gibt auch, wie Schmidtchen erwähnten, die "Standard" genannte Papiervariante mit Ringezählerei, 5 Schuss in 10 Sekunden auf 1 Papierscheibe) noch noch in die YOG (Olympische Jugendspiele) hineinbekommen. Die Zuschauerzahlen bei Biathlon zeigen ja, dass Fernsehinteresse vorhanden ist; denn zu 90 % wird das Schießen gestreamt und nicht der Langlauf mit der Waffe auf dem Rücken.

    Nochmal danke,

    Carcano

    4 Mal editiert, zuletzt von Carcano (14. Dezember 2017 um 10:42)